Guido Schulte zur Übernahme von Hain

"Kurzfristiger Aktionismus liegt uns fern"


Im April überraschte Meisterwerke die Branche mit der Übernahme von Hain Natur-Böden. Das Familienunternehmen stellt sich damit breiter auf und erhält Zugang zu ergänzenden Produkten und neuen Zielgruppen. Parkett Magazin fragte Guido Schulte, geschäftsführender Gesellschafter Meisterwerke, nach Details der Akquisition.

Parkett Magazin: Bislang schien die Unternehmensstrategie der Meisterwerke auf ein Wachstum aus eigener Kraft konzentriert. Jetzt expandieren Sie durch eine Akquisition. Was hat Sie dazu veranlasst?

Guido Schulte: Wenn sich gute Gelegenheiten ergeben, sollten diese ergriffen werden. Bei der Firma Hain kamen wir zu dem Entschluss, dass es sich um eine gute Gelegenheit handelt.

Haben Sie aktiv nach einem passenden Übernahmekandidaten gesucht oder wurde Ihnen Hain angeboten? Wann haben Sie die ersten Gespräche geführt?

Mein Vater Johannes Schulte und Richard Hain kennen sich schon sehr lange persönlich. Da ergeben sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten immer mal wieder Gespräche, aus denen sich dann später etwas entwickelt. Letztendlich hat der Prozess insgesamt ungefähr ein Jahr gedauert.

Beim Erwerb von Parkettproduktionen spielt heute häufig der Zugang zu Rohstoffen eine Rolle. Hain betreibt ein eigenes Sägewerk in der Slowakei - war das ein Argument für Sie? Was sprach noch für die Übernahme?

Es gab verschiedene Punkte, die für die Übernahme sprachen: Zunächst hat die Firma Hain als echte Parkettmanufaktur einen guten Ruf und wird für ihre hochwertigen Parkett-Produkte seit Jahren geschätzt. Wichtig war für uns, dass es keine Überschneidungen mit heutigen Produkten der Meisterwerke gibt und die Vertriebskanäle zudem völlig unterschiedlich sind. Eine Produktionsstätte in der Slowakei mit Zugang zu Rohstoffen war bei diesen Überlegungen natürlich auch ein Argument, aber bei weitem nicht das einzige.

Der VDP hat gerade verkündet, dass die Parkettproduktion in Deutschland rückläufig ist, Export und Import nähmen hingegen zu, Deutschland entwickele sich zur Handelsdrehscheibe. Welchen Sinn macht es vor diesem Hintergrund, in ein deutsches Parkettwerk zu investieren?

Die Betrachtung der Zahlen zeigt, das große Parkettmengen zunehmend in anderen europäischen Ländern oder in China gefertigt werden, die Verbraucher aber zunehmend authentische, individuelle, hochwertige Parkettprodukte nachfragen. Gerade das kann die Kombination der Marken Meister und Hain bieten und in Zukunft dank der drei Produktionsstätten sicher noch optimierter als heute.

Hain hat rund 300.000 m2 Landhausdielen-Kapazität, wo liegt Meisterwerke?

Die Kapazitäten der Meisterwerke bei dreischichtigen Parkettprodukten betragen cirka 2 Mio m2. Die Kapazität der Firma Hain liegt sogar bei mehr als 300.000 m2.

In Ihrer Pressemitteilung zum Kauf von Hain hieß es, dass die Unternehmen weiterhin eigenständig geführt werden sollen. Wie wird das konkret organisiert? Bleiben Susanne und Richard Hain Geschäftsführer? Wie wird Hain künftig firmieren?

Die Firma Hain hat ein funktionierendes Führungsteam mit Susanne Hain als Geschäftsführerin an der Spitze. Das möchten wir auch so fortführen. Das Unternehmen wird auch zukünftig als Hain firmieren. Aus Altersgründen wird sich Richard Hain in den nächsten Wochen aus der aktiven Geschäftsführung zurückziehen.

Die Unternehmensphilosophien, Sortimente und Vertriebsstrategien von Meisterwerke und Hain sind unterschiedlich. Wie wollen Sie diese zusammenbringen?

Die Produkte der Marken Hain und Meister werden weiterhin unterschiedlich sein, das gilt auch für die grundsätzlichen Vertriebsstrategien. Trotzdem sehen wir ein gutes Potenzial für die Meisterwerke, sich breiter für die Zukunft aufzustellen mit Synergien für die zukünftigen Produkte und Märkte.

Wo und wie können Sie konkret voneinander profitieren?

Bei den Meisterwerken können wir all den Service und Dienstleistungen für die Firma Hain bieten, der bislang einem solch kleinen Manufakturbetrieb verschlossen blieb. Für beide Unternehmen können zudem auch Lücken im Produktprogramm geschlossen werden.

Gibt es Investitionsbedarf in Rott am Inn und/oder im Sägewerk in der Slowakei?

Bei den Meisterwerken sind wir schon immer bestrebt, mit modernsten Anlagen und optimaler Technik zu produzieren. Insofern sehen wir natürlich auch Investitionsbedarf in den Werken der Firma Hain. Wie genau das aussieht und wie umfangreich das sein wird, werden wir erst in den nächsten Monaten definieren und dann detailliert planen. Kurzfristiger Aktionismus liegt uns hier fern.

Welche sind die ersten Maßnahmen bei Ihrer neuen Tochtergesellschaft?

Da die Firma Hain als Manufaktur mit ihrem vorhandenen Sortiment gut aufgestellt ist, planen wir die ersten Schritte im administrativen Bereich. Die langfristigen Ziele werden aktuell mit den Führungsteams beider Unternehmen entwickelt.
Was kann der Markt, was können die Kunden 2019 von der neu formierten Gruppe erwarten?

Da wollen wir noch nicht zu viel verraten und halten es mit unseren neuen bayerischen Kollegen: "Schaun mer mal....!"

Das Interview führte Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 04/18 (Wirtschaft)