schafft Basis für weiteres Wachstum

Startschuss für neues Parkettwerk in Durdevac


Kaum anderthalb Jahre nach dem Erwerb von der Haas-Gruppe hat die Bauwerk Boen Group im Mai ihr Parkettwerk im kroatischen Durdevac in Betrieb genommen. Das 25 Mio. EUR-Projekt soll mit modernster maschineller Ausstattung und Rohstoffzugang die Basis für weitere Expansion bilden und den Anspruch der Gruppe auf eine Spitzenposition in der europäischen Parkettindustrie unterstreichen.

Ein lauter Knall ließ die Zuschauer zusammenzucken. Klaus Brammertz, CEO der Bauwerk Boen-Group, feuerte auf der Festung Stari Grad im kroatischen Durdevac die Kanone ab, die ein wesentlicher Bestandteil der lokalen Legende vom Picok (=Hahn) ist, in der sich die Stadtbewohner im 16. Jahrhundert mit einer List vor den belagernden Osmanen retteten. Der Schuss repräsentierte zugleich den Startschuss für das neue, integrierte Parkettwerk der schweizerisch-norwegischen Gruppe.

"Auf dem Weg zu Europas
wertvollstem Parketthersteller"

Ende 2016 hatte Bauwerk Boen von der Haas-Gruppe deren Sägewerk und Parkettfertigung in Durdevac übernommen und rund 25 Mio. EUR in den Auf- und Ausbau des Betriebes investiert. Die vorhandenen Hallen wurden zum Teil renoviert, saniert, umgenutzt und ergänzt, die Infrastruktur erneuert, der Maschinenpark auf den neuesten Stand gebracht. Das Unternehmen will sich damit strategisch für die Zukunft aufstellen und die nachhaltige und verlässliche Lieferung und Weiterverarbeitung des begehrten Eichenholzes sichern. Klaus Brammertz bekräftigte bei der feierlichen Einweihung den Anspruch des Parkettkonzerns auf die Branchenspitze: "Die Eröffnung ist ein wichtiger Schritt für die Bauwerk Boen Group auf dem Weg, Europas wertvollster Parketthersteller zu werden, basierend auf Nachhaltigkeit, free Cash flow und Ertrag."

Unter den rund 100 geladenen Gästen waren nicht nur Vertreter der Anlagenbauer, Presse und lokale Honoratioren, sondern auch Verwaltungsratspräsident Dominik Sauter und -mitglied Bjørn H. Rasmussen als Vertreter der Eigentümer ESG Beteiligungen und Johan G. Olsen. Der kroatische Vizepräsident Predrag tromar zersägte mit Sauter einen Eichenstamm als Ersatz für das Durchschneiden des Eröffnungsbandes. Anfangs noch etwas unharmonisch, fanden sie schließlich zu einem gemeinsamen Rhythmus, - Symbol für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Sichtlich beeindruckt von dem Projekt zeigten sich Stefan Estermann, der Schweizer Botschafter in Kroatien und seine norwegische Kollegin Astrid Versto. Beide Diplomaten sprachen sich für mehr gemeinsame Vorhaben ihrer Länder mit Kroatien aus.

Nahe an den Rohstoffquellen

Die Forst- und Holzwirtschaft hat in dem südosteuropäischen Land eine lange Tradition - und ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Kroatien ist reich an Laubwäldern, Anteil ca. 85 % - und an slawonischer Eiche, die vor allem im pannonischen Becken wächst. 800.000 m3 Eichenholz werden jährlich geerntet, mehr als in Deutschland. Aufgrund der vorteilhaften Umweltbedingungen wachsen die Bäume nicht nur schnell, sondern auch gleichmäßig und in hochwertiger Qualität. Ihr Holz ist hell, die Struktur gleichmäßig, die Maserung harmonisch.

Durdevac, ca. eine Autostunde von Zagreb entfernt an der ungarischen Grenze gelegen, befindet sich inmitten großer Eichenvorkommen. Der nahegelegene Forst Repa, über 4.200 ha groß, ist eine typisch pannonische Gegend. Die Eichen können schon mit 80 bis 85 Jahren geschlagen werden und werden entsprechend nachgepflanzt. Bereits seit 25 Jahren sind kroatische Wälder FSC-zertifiziert.

An die 90 % der Wälder sind in staatlicher Hand. Das Rundholz soll möglichst im eigenen Land bleiben und dort verarbeitet werden. Daher teilt der Staatsforst den nachfolgenden Wirtschaftsstufen Kontingente zu, die sich am jeweils letztjährigen Produktionsvolumen und der Fertigungstiefe bzw. Wertschöpfung vor Ort bemessen. Da das Bauwerk Boen-Werk im letzten Jahr noch nicht voll funktionsfähig war, deckt die Holz-Bezugsquote für 2018 nicht den Bedarf ab und es muss Rohmaterial zugekauft werden.

Reichlich Raum für weiteren Ausbau

Das betriebseigene Sägewerk verfügt über eine Kapazität von 25.000 m3. Aktuell werden im Zweischicht-Betrieb täglich 250 Stämme verarbeitet, das sind etwa 100 m3. Wichtig sei eine ausreichende Trocknung, betont Christian Koch, CPO Südeuropa, bei der Führung durch das Gelände. Er hat zusammen mit Igor Benakovic den Auf- und Ausbau des Werkes in Rekordzeit gestemmt. Das Rohmaterial wird auf dem Holzplatz getrocknet, gelagert auf Stahlstützen, damit es bei Bedarf vor der sengenden kroatischen Sonne geschützt werden kann. "Die Sonnenintensität ist hier 30 % höher als in der Schweiz." Oder in einer der 40 Trockenkammern mit jeweils 130 m3 Kapazität, gesamt 5.000 m3. "Bei einem Wert von 700 bis 900 EUR pro m3 kann man sich ausrechnen, was hier lagert."

Die nachfolgenden Produktionsschritte verteilen sich auf insgesamt acht Hallen. In einer werden beispielsweise Kleinformate für Zwei- und Dreistab-Decklagen gefertigt, in einer weiteren die Decklamellen für Großformate. Diese werden nicht nur vor Ort weiterverarbeitet, sondern auch an die Schwesterwerke St. Margreten und Kiekaviskes geliefert. In einer dritten Halle ist ein Pufferlager untergebracht, in dem Decklamellen und trockenes Rohmaterial vorgehalten werden. Seit Mai läuft in Durdevac Dreischichtparkett mit 5G-Klickverbindung vom Band. Die Bürkle-Presse wurde schon im April dreischichtig gefahren, nicht nur für den Eigenbedarf, sie entlastet auch die stark beanspruchte Produktion in Litauen - und es ist noch Platz für eine zweite Linie. In der Halle für Oberflächenbearbeitung wurden die größten baulichen Veränderungen vorgenommen; hier befand sich früher der Plattenzuschnitt. Jetzt steht dort eine 120 m lange Lackstraße. Anlagen zum Bürsten und Ölen sollen folgen. Und auch hier ist noch genügend Raum für einen eventuellen Ausbau der Kapazitäten vorhanden... | Claudia Weidt
aus Parkett Magazin 04/18 (Wirtschaft)