Agrob Buchtal: Dry-Tile macht keramische Fliese für Bodenleger interessant
Fliese mit Korkrücken trocken verlegen
Innovative Bodenleger, Maler und Fliesenleger gesucht - so könnte der Aufruf des keramischen Fliesenherstellers Agrob Buchtal lauten. Mit dem Spezial-Produkt Dry-Tile kommt eine keramische Fliese auf den Markt, die keinen Fliesenkleber benötigt. Die besondere System-Konstruktion mit Korkrücken und Spezialfugenmasse ist interessant für Objekte mit kurzen Austauschintervallen oder wenn es besonders schnell gehen muss. Als Basis im wahrsten Sinne des Wortes ist lediglich ein gespachtelter und tragfähiger Untergrund erforderlich.
Warum brauchen wir eine keramische Fliese, die nicht wie eine solche zu verlegen ist? Die Antwort darauf ist einfach: Dry-Tile ist ein Spezialprodukt mit einem Zusatznutzen, das die bisherige keramische Fliese nicht ersetzen, sondern ergänzen soll. Die Neuheit ist immer dann interessant, wenn die Verlegung schnell gehen muss, oder wenn im Objekt besonders kurze Austauschintervalle gewünscht sind. Agrob Buchtal hat als prädestinierte Anwendungsgebiete unter anderem Ladengeschäfte in Einkaufszentren ausgemacht, deren Belegung nach Auskunft eines Hamburger Betreibers im Schnitt alle 2,3 Jahre wechselt, wie Key-Account-Manager Dietmar Schliemann berichtete. Wenn sich Kunden in der Vergangenheit beklagten, einem neuen Fliesentrend nur mit großem Aufwand folgen zu können, soll die Entscheidung für einen keramischen Bodenbelag jetzt einfacher fallen, weil die nicht verklebten Dry-Tile-Fliesen unkompliziert rückbaubar sind.
Im Einzelhandel, in Hotels oder der Gastronomie sei der Faktor Zeit ein besonders wichtiger: Jeder Tag, an dem ein Objekt früher fertig wird, bedeutet weniger Verdienstausfall. Da Dry-Tile rund achtmal schneller als herkömmliche keramische Fliesen zu verlegen ist, kann der Bauherr von dem Zeitgewinn profitieren - das gilt für repräsentative und funktionale Flächen gleichermaßen. Testflächen in den Lägern großer Handelsketten belegen die Tauglichkeit von Dry-Tile auch in der Praxis.
Erstmals tauchte das Keramik-Produkt in einer Ur-Form im Jahre 2012 beim Objekt-Forum von FussbodenTechnik im Kölner Maternushaus auf, wo sie von dem Bodenbelagserfinder Karl-Heinz Scholz vorgestellt wurde. "Es gab natürlich eine Lernkurve bei der ,Kultivierung’ der einzelnen Systemkomponenten - jetzt ist die Zeit reif dafür", begründete Werner Ziegelmeier vom Marketing-Team Agrob Buchtal die sorgfältige langjährige Vorlaufphase. Tatsächlich nutzte die damalige Ur-Form eine Moosgummischnur zur Vermeidung einer sogenannten Drei-Flankenhaftung und als "Abstandshalter" für einen gleichmäßigen Fugenabstand. Heute übernimmt diese wichtige Funktion der leicht überstehende Korkrücken.
System aus Keramik,
Kork und Spezialfugenmasse
Die heutige Dry-Tile-Fliese ist ein Gemeinschaftsprojekt von Agrob Buchtal (keramischer Part, Marktbetreuung und Anwendungsberatung) mit dem technischen Systempartner Trison. Letzterer steht für den Korkrücken, die Spezial-Fugenmasse und das handwerkliche Know-how. Der überstehende Korkrücken sorgt für eine genau definierte Fuge, wenn man die keramischen Fliesen auf einen absolut ebenflächigen Untergrund einfach aneinanderstößt. Der aus Korkgranulat dauerhaft aufgesinterte Rücken mit einer wohlaustarierten Schichtdicke von 2,5 mm hat gleich mehrere Vorzüge: Er unterstützt die Steifigkeit, ermöglicht das gewollte "Ansaugen" (quasi als Fixierhilfe) an den Untergrund und reduziert den Trittschall. Auch die Fugenmasse ist High-Tech: Es handelt sich um eine mineralisch-zementäre Spezialfugenmasse mit besonderen Komponenten und Additiven, die sowohl für feste Flankenhaftung als auch für eine gewisse Elastizität der einzelnen Fliesenelemente untereinander sorgt, sodass sich eine homogene Gesamtfläche ergibt, so der Hersteller. Per Hand lässt sich die Fugenverbindung selbst mutwillig nicht trennen, wie FussbodenTechnik an einem Muster im wahrsten Sinn des Wortes "eigenhändig" testen durfte.
Neben dem Korkrücken ist natürlich die keramische Fliese elementarer Bestandteil von Dry-Tile. Angeboten werden die Formate 30 x 60, 60 x 60 und 60 x 120 cm in diversen Designs sowie in den Dicken 10,5 und 15 mm für besonders gewichtsbelastete Bereiche. Ab der vergleichsweise geringen Menge von 300 m
2 sind weitere Kollektionen aus dem umfassenden Agrob-Buchtal-Sortiment als Dry-Tile-Version erhältlich, sodass neben der Technik auch die Ästhetik stimmt.
Dry-Tile ist in erster Linie für den Objekteinsatz, sprich für öffentliche Flächen konzipiert. Agrob Buchtal orientiert sich an dem Merkblatt des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB) für mechanisch hochbelastete keramische Beläge: Mit der Dicke von 10,5 mm ist Dry-Tile geeignet für die Belastungsgruppe 2. Bei 15 mm Dicke sogar für die Belastungsgruppe 3 bis 4. "Wir haben als Extremtest einen Gabelstapler mit einer 1,5 t schweren Palette mit abrupten Stopps und Beschleunigungen über eine DryTile-Fläche fahren lassen, ohne dass diese beeinträchtigt wurde", berichtete Ziegelmeier.
Neue Handwerker-Zielgruppen
Die Idee hinter Dry-Tile ist, dass Bodenleger, Maler, Objekteure etc. erstmals die Möglichkeit haben, eine keramische Fliese in ihr Portfolio aufzunehmen. Bei der herkömmlichen Verlegung wird ein Fliesenkleber eingesetzt, der bei Dry-Tile komplett entfällt. Einzige Voraussetzung bei der Verlegung ist die Herstellung einer planebenen Fläche - und das kann jeder Bodenleger, Maler oder Objekteur. Diese Fachhandwerker können sich somit erstmals ein lukratives Zusatzgeschäft mit keramischen Bodenbelägen bei einem überschaubaren Investitonsaufwand sichern", begründete Ziegelmeier eine mögliche betriebswirtschaftliche Motivation.
Tatsächlich gibt es bereits innovative Fliesenleger, die ebenfalls erkannt haben, dass es für Dry-Tile geeignete Anwendungen gibt. An den bisherigen eintägigen Schulungen, die Agrob Buchtal in seinen Werken in Alfter-Witterschlick (bei Bonn) und im bayerischen Schwarzenfeld (ca. 170 km nördlich von München) seit dem 1. Quartal 2018 durchführt, nehmen bis dato logischerweise in erster Linie Fliesenleger teil. Für dieses Gewerk ist die Bearbeitung von Fliesen natürlich tägliches Brot. Nun kommt das Thema absolut ebenflächiger Untergrund (Stichmaß 2 mm auf einer Länge von 2 m) dazu - bei Bodenlegern und Malern ist die Situation genau umgekehrt. Auf Grund dieser Konstellation bzw. um tadellose End-Ergebnisse zu gewährleisten, legt Agrob Buchtal großen Wert darauf, dass Dry-Tile ausschließlich von Fachhandwerkern (Bodenleger, Maler, Objekteure oder Fliesenleger) verbaut wird, die vorher die erwähnte Schulung absolviert haben. Die Teilnehmer erhalten ein entsprechendes Zertifikat und werden auf www.trison-drytile.de ausgewiesen. Auf dieser Website finden sich auch sämtliche Details zu diesen Zertifizierungsschulungen inklusive Anmelde-Möglichkeit.
Für die neuen Handwerker-Zielgruppen ist sicherlich auch interessant, welche Werkzeuge benötigt werden. Für die Bearbeitung der Fliesen ist lediglich Folgendes erforderlich: Eine herkömmliche Fliesenschneidmaschine mit Brechvorrichtung (je nach Ausführung ca. 150 bis 250 EUR) und ggf. für eventuell erforderliche Ausklinkungen Flex bzw. Winkelschleifer - somit Werkzeuge, die sowieso bereits vorhanden sein dürften. Für Verfugung und anschließende Reinigung erhält jeder Teilnehmer der erwähnten Schulungen kostenlos eine Erstausstattung. Diese besteht aus einem Profi-Fugbrett mit säurebeständiger Hartgummifläche und einem stabilen Spezialeimer mit integrierten Abstreifrollen für den ebenfalls enthaltenen Viskoseschwamm.
FussbodenTechnik wird die weitere Marktentwicklung von Dry-Tile begleiten.
aus
FussbodenTechnik 04/18
(Sortiment)