IVC:

Wenn Teppichfliese – dann richtig


Bisher stark auf den Handel mit PVC-Bodenbelägen ausgerichtet, geht IVC jetzt seinen Weg im Projektgeschäft: Vertriebsstrukturen werden etabliert und das neue Teppichfliesenwerk produziert die ersten marktfähigen Produkte.

Im belgischen Mouscron (Niederländisch: Moeskroen) läuft seit dem Frühjahr ein neues Werk für textile Bodenbeläge. Das ist für das Land nichts Besonderes, sind in Belgien doch einige der größten Bodenbelagshersteller Europas beheimatet. Das Besondere an diesem Werk ist, dass es ein Teppichfliesenwerk ist und dass es nicht von einem der großen Hersteller mit langer Textiltradition in Betrieb genommen wurde, sondern von der International Vinyl Company, besser bekannt unter der Abkürzung IVC.

Das von Filip Balcan im Jahr 1997 gegründete Unternehmen war bisher auf Bodenbeläge aus PVC spezialisiert. Das Rückgrat bilden CV und heterogene PVC-Bahnenware, hinzu kommen LVT. An acht Produktionsstandorten in Europa und den USA produziert IVC jährlich 120 Mio. m2 PVC-Bodenbeläge.

Die IVC-Gruppe, die seit 2015 Teil des weltweit größten Bodenbelagsherstellers Mohawk ist, setzt heute rund 900 Mio. EUR um. Und weil das Unternehmen diese beachtliche Summe ausschließlich - und von Jahr zu Jahr mit rasanten Zuwachsraten - mit dem Verkauf von PVC-Belägen erwirtschaftet, ist es umso beachtlicher, dass IVC bzw. Mohawk jetzt rund 23 Mio. EUR in ein State of the Art-Teppichfliesenwerk mit einer Endkapazität von 11 Mio. m2 investiert.
Das Ziel ist klar: IVC positioniert sich als Anbieter von modularen Bodenbelägen, die in der Verlegung und im Design kombiniert werden und in immer mehr Marktsegmenten eingesetzt werden können. Gleichzeitig soll die Teppichfliese für die Dachmarke IVC die Tür zum Objektgeschäft aufstoßen. Dort sind die Flamen bisher unterrepräsentiert.

Im ersten Schritt wird das Bürosegment in den Fokus genommen. Das Unternehmen hat deswegen mit Commercial Business D/A/CH eine neue Vertriebsabteilung eröffnet und deren Verantwortung im Oktober vergangenen Jahres in die Hände von Uwe Leupold gelegt.

Die Belgier haben sich für den 56-Jährigen entschieden, weil er sich in den rund 15 Jahren, in denen er in der Bodenbelagsbranche tätig ist, ein Netzwerk im Objektgeschäft aufgebaut hat. Gleichzeitig kann Leupold, der u.a. für Armstrong DLW und Gerflor Mipolam tätig war, gut mit dem Großhandel und weiß die Bedürfnisse beider Kundengruppen miteinander zu verzahnen. Das ist wichtig für IVC, weil sich das Unternehmen auch für die Zukunft Großhandelstreue auf die Fahnen schreibt.

Nach einem drei Viertel Jahr hat Leupold erste Vertriebsstrukturen für IVC im Objektgeschäft geschaffen. In Deutschland stellen jetzt zwei fest angestellte Berater das Unternehmen und seine Produkte Architekten, Planern und Objekteuren vor. In Österreich und der Schweiz sind zwei Handelsvertreter unterwegs.

"Die ersten Gespräche laufen gut. Die Reaktionen sind positiv. Die Entscheider und Verarbeiter erkennen das Potenzial, was IVC - auch als Teil des Mohawk-Konzerns - bei Produkten und im Service bieten kann", sagt Leupold, der sich beim Besuch von BTHHeimtex in Avelgem erstmals zu seiner neuen Tätigkeit äußert. IVC stattet bereits erste Objekte aus. Im Großhandel verzeichnet das Unternehmen ebenfalls einen ersten Erfolg: Die Copa hat Teppichfliesen von IVC in die neue Objekt-Kollektion aufgenommen, die seit September in einer Auflage von 2.500 bis 3.000 Exemplaren in den Markt geht.

Für Leupold hat sich auch gezeigt, dass sein neuer Arbeitgeber wirklich bereit ist, in den neuen Marktzugang die Zeit zu investieren, die nötig ist, um im Objektvertrieb nachhaltig Fuß zu fassen. Denn Projekte haben längere Vorlauf- und Realisierungszyklen als das klassische Handelsgeschäft, in dem IVC bisher hauptsächlich gearbeitet hat.

Und: IVC unterstreicht seinen Anspruch, sich ernsthaft im Objektgeschäft zu etablieren, mit dem Bau des neuen Teppichfliesenwerks. Die Anlage wurde in den Hallen eines ehemaligen Laminatwerks von Schwesterunternehmen Unilin errichtet. IVC bildet dort den kompletten Produktionsprozess ab mit Tufting, Beschichtung, Schneiden, Konfektionierung, Verpackung und Lagerung. Die Garne kommen von Mohawk. Der Produktionsprozess ist damit - über Kontinente hinweg - vertikal voll integriert, was Flexibilität und Kostenvorteile mit sich bringt.

Die Techniker von Mohawk und IVC haben die Ausstattung sowie den Ablauf der Produktion auf eine flexible Herstellung ausgelegt. Getuftet wird derzeit auf vier Anlagen. Zwei produzieren in 4 m Breite und werden über Kettbäume bestückt. Die Linien drei und vier stellen 2 m breite Bahnen her; die Garnzuführung erfolgt hier über Spulengatter. Dieses Set-up verspricht Flexibiliät, weil kleine Losgrößen möglich sind und eine Umrüstung auf andere Produkte schnell erfolgen kann. Olivier Bossuyt, IVC-Vertriebsdirektor D/A/CH, bezeichnet die EDV-geführte Produktion vor diesem Hintergrund auch als prozesstechnisch außergewöhnlich.

Genauer in die Karten gucken lassen möchte sich das Unternehmen aber nicht. Nur so viel: IVC kann auf der Anlage Sonderproduktionen schon ab geringen Mindestmengen fahren. Kundenindividuelle Dessinierungen können im Light Lab, dem modernen Entwicklungszentrum von Mohawk in den USA, innerhalb von vier Tagen als Muster entwickelt werden. Branchenkenner sagen, dass der Herstellungsprozess des neuen Werks der derzeit weltweit effektivste für Teppichfliesen sei.

IVC bietet jetzt schon ein Sortiment mit 270 Positionen. Die Kollektion Earth to Sky ist in ihrer Designsprache inspiriert von der Natur und deren vielfältigem Spiel aus Licht und Schatten, organischen Farben und heterogenen Mustern. Die Fliesen und Planken in den Formaten 61 x 61, 30,5 x 91,5 sowie 50 x 50 und 25 x 75 cm kommen derzeit natürlich noch nicht alle aus Mouscron. Ein Teil wird fix und fertig aus Teppichfliesenwerken von Mohawk in den USA geliefert. Andere Produkte werden als getuftete Mutterrollen über den Atlantik verschifft und in Belgien endgefertigt. Die restlichen Qualitäten produziert IVC in Eigenregie. Alle Produkte können mit Hilfe der so genannten Flexlok Klebe-Pads ohne zusätzlichen Klebstoff lose verlegt werden.

Produziert werden die Teppichfliesen aus spinndüsen-gefärbten Polyamid 6-Garn: Ein Muss für heutige Teppichfliesen im Bürosegment. In Mouscron wird eine Bitumen-Beschichtungsanlage betrieben. Ein Polyolefin-Variante kann IVC über die Mohawk-Anlagen in den USA ebenfalls anbieten. | jochen.lange@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 09/18 (Wirtschaft)