Unilin BVBA Division Flooring

Unilin bringt LVT und Laminat in ein Vertriebskonzept


Mit LVT und Rigid-Designbelägen aus eigener Herstellung hat Unilin auf dem deutschen Markt Fuß gefasst. Jetzt werden sie mit dem angestammten Laminatsortiment in einem neuen -Kollektions- und Vertriebskonzept zusammengefasst. Die gemeinsame Klammer: Wasserfestigkeit.

Als Teil des US-amerikanischen Boden-belagskonzerns Mohawk gehört Unilin mit einer Produktionsmenge von rund 60 Mio. m2/Jahr zu den großen Laminatbodenherstellern der Welt. Das belgische Unternehmen ist mit seinen technisch ausgereiften und qualitativ hochwertigen Laminat-böden unter den Marken Quick Step und Balterio (Handel) sowie Pergo (Objekt) rund um den Globus erfolgreich.

In Deutschland habe man es viele Jahre nicht geschafft, durchschlagenden Erfolg zu haben - weder mit Laminatboden noch mit dem später hinzugenommen Parkettsortiment -, sagt Geschäftsführer Paul De Cock. Gegen die Stärke der altein-gesessenen deutschen Markenhersteller in diesem Sortiment fruchtete keine Strategie. Der angestrebte Markteinstieg in das mittlere bis obere Preissegment blieb den Flamen bisher verwehrt.

Im Sommer 2018 scheint diese Durststrecke endgültig vorbei. Wolfgang Schüller, Anfang 2014 zu Unilin geholt und heute Vertriebsverantwortlicher für Deutschland und Österreich, führt mittlerweile eine Außendienstmannschaft von neun Mitarbeitern. Angefangen hatte er mit zwei Reisenden. Das hätte Unilin vor vier Jahren wohl niemand zugetraut.

Der Erfolg hat zwei wesentliche Gründe. Der erste Grund für den erstmaligen durchschlagende Erfolg von Unilin in Deutschland und Österreich liegt in der neuen selektiven Vertriebsstrategie begründet. "Wir fokussieren mit unseren selbst produzierten LVT auf den Großhandel als Partner". Zu nennen sind hier beispielsweise ZEG (Zentraleinkauf Holz und Kunststoff), Holzring und Copa.

Der zweite und maßgebliche Grund: Das für rund 45 Mio. EUR errichtete und 2014 angelaufene eigene Werk für PVC-Designbeläge am Firmenstandort in Wielsbeke produziert LVT zum Klicken und zur vollflächigen Verklebung, die funktionieren. "Zwar waren wir damals etwas spät dran und der LVT-Markt schon in weiten Teilen gut besetzt", gibt Schüller selbst-kritisch zu. Die Produkte seien aber maßs-tabiler, mit einer besseren Verriegelungstechnik sowie einer robusteren und pflegeleichteren Oberfläche ausgestattet als die Designbeläge manch eines Wettbewerbers, schätzt der 41-Jährige ein. Die Flamen führen das auf die Doppelbandpressen-Technologie zurück, mit der die Beläge vom Band laufen.

"Mit unserem Rigid-Designbelag haben wir jetzt ein perfektes Timing", findet Vertriebsleiter Schüller. Bereits seit rund dreieinhalb Jahren, also Anfang 2015 als das neue Werk gerade einmal zwölf Monate klassische LVT produzierte, beschäftigten sich die 37 Ingenieure, Designer und Allrounder der Forschungs- und Entwcklungsabteilung bereits mit einer eigenen Rigid-Konstruktion. Denn auch Unilin hatte schnell festgestellt, dass klassische PVC-Klickbeläge - durch und durch aus PVC - auf unebenen Untergründen und bei starken Temperaturschwankungen technische Probleme mit Durchtelegrafieren, der Maßstabilität und der Stabilität der Klickverbindung bekommen. Für den Einsatz unter diesen Bedingungen musste also eine weitere Designbelagsvariante her.

Unilin stellte seine Rigid-Ausführung erstmals auf der Domotex 2018 vor. Das Produkt setzt sich aus insgesamt neun Schichten zusammen. Basis ist ein weicher, aufgeschäumter PVC-Kern zwischen zwei starren Schichten, die aus miteinander verbackenen PVC- und Glasfaserschichten bestehen. Unilin will mit diesem kombinierten Aufbau die Vorteile des starren Trägers - Robustheit, Dimensions-stabilität sowie leichte Installation ohne Untergrund-vorbereitung auch auf unebenen Untergründen und ohne Akklimatisierung - mit den Vorzügen von klassischen Dryback-LVT in einem Produkt verbinden: Elastizität, Gehkomfort und gute Akustik. Aus-gestattet ist die Neuheit sowohl auf der Längs- als auch auf der Stirnseite der Dielen mit der bewährten Uniclic-Verriegelung. Die Aufbauhöhe des Rigid-Designbelag beträgt lediglich 5 mm.

"Viele Hersteller von Rigid-Designbelägen verwenden entweder eine homogene Grundschicht oder ein Verbundmaterial aus Holz und Kunststoff, auch Wood Plastic Composite genannt, um den Dielen die gewünschte Steifigkeit zu verleihen", erklärt Laurent Meersse-man, Leiter Forschung und Entwicklung bei Unilin. Die einheitliche starre Grundschicht wirke sich aber negativ auf die Akustik aus. Das Gehen auf diesen Böden werde von einem lästiges Klackern begleitet. "Bei WPC wiederum ist der Boden anfällig für Eindrücke und Dellen, beispielsweise durch Stöckelschuhe oder Stuhlbeine."

Die Flamen verfügen mit der neuen Ridig--Konstruktion heute über drei Designbelagsprodukte aus eigener Fertigung: Drybacks zur vollflächigen Verklebung, Voll-PVC mit Multifit-Klicksystem und eben die Rigid-Variante. Unilin kann damit alle Einsatzzwecke abdecken. Die drei Varianten sind zudem dekorgleich erhältlich. Die komplette Rigid-Range führt Unilin ab September 2018 lagerhaltig. Sie trägt unter Quick-Step den Namen Balance. Im Pergo-Vertrieb heißt das Produkt Classic Plank.

Während der Markt für Designbeläge zur voll-flächigen Verklebung weitestgehend mit Lieferanten besetzt ist, schauen sich Händler und Verarbeiter von Designbelägen zum Klicken noch nach neuen Anbietern um. Auf diesem Feld agiert Unilin seit einigen Jahren erfolgreich. Schüller und seine Mannschaft erzielen heute dementsprechend rund drei Viertel ihrer Umsätze in Deutschland und Österreich mit Belägen, die mit einem Verriegelungssystem schwimmend verlegt werden - hauptsächlich Design-beläge, aber auch Laminat. Gleichzeitig näheren sich Laminat und Klick-LVT in manchen Vertriebssegmenten preislich an. Im Tagesgeschäft stellt sich gleichzeitig immer häufiger die Frage: Wann empfiehlt sich die Installation von Laminat und wann ist es ratsam, Klick-LVT oder Rigid--Designbelag zu verlegen?

Unilin hat deswegen ein neues Vertriebs- und Kollektions-konzept entwickelt. Es umfasst unter der inhaltlichen Klammer "wasserfest" nicht nur Vollvinyl-Klick und Rigid-LVT, sondern auch die Laminatboden-Kollektionen Impressive und Sensation. Unter der Handels-marke Quick-Step heißt das System Hydroseal, im Objektvertrieb unter Pergo nennt Unilin es Aquasafe.

Während die beiden Klickkollektionen aus PVC grundsätzlich wasserfest sind, gibt Unilin auch Impressive und Sensation für die Verlegung in allen Feuchträumen frei - auch in Bad und Küche. Die Flamen erreichen das mit einer neuen Produktionstechnik. Die wasserempfindlichen Fase wird nicht mehr gefräst, sondern gepresst. Auch ist die wasserabweisende Beschichtung des Laminats verbessert worden. Das Multifit-Klicksystem mit Vorspannung stellt einen zusätzlichen Schutz gegen Wasser dar.

Unilin vollzieht mit dem neuen Ansatz den Schulter-schluss zwischen seinem angestammten Laminatsortiment und den Produkten des relativ neuen Bereichs Designbeläge. Die Hoffnung ist, dass sich beide Produktgattungen im Vertrieb ergänzen und befruchten. "Wir decken mit diesem breiten Konzept viele Anwendungen im Markt ab", erklärt Schüller.

Neben dem Hauptargument "wasserfest", welches für alle drei Produkte gilt, stellt Unilin die jeweiligen Vorteile in einer Übersicht (siehe Schaubild links) klar heraus. Wer beispielsweise auf einem Altbelag oder einem unebenen Untergrund einen neuen Boden verlegen möchte, dem empfiehlt Unilin seine Rigid-Variante. Kunden, denen Kratzfestigkeit und Eindrucksstabilität am wichtigsten sind, raten die Flamen, Laminatboden zu wählen. Weitere Entscheidungskriterien: PVC- bzw. Phthalatfreiheit, frei von Weichmachern, geeignet für den Neubau, gute Akustik, gehelastisch.

Das neue Konzept wird erst einmal ausschließlich in Deutschland und Österreich ausgerollt. Bei Erfolg sollen weitere europäische Länder folgen. | jochen.lange@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 09/18 (Wirtschaft)