Windmöller GmbH

"Bio-PU" von Windmöller heißt jetzt Ecuran

Windmöller sieht sein "Bio-PU" als eigenständiges, leistungsfähiges Produkt an. Es soll unter dem Namen "Ecuran" zu einer neuen Produktkategorie bei elastischen Bodenbelägen ausgebaut werden. Erste Industriepartner sind gefunden.

Bodenbelagshersteller Windmöller hat sich innerhalb der vergangenen Jahrzehnte mit Laminatbelägen und seit Mitte der 2000er-Jahre auch mit PVC-Design- und Multilayerbelägen zum Klicken einen Namen gemacht. Das Unternehmen verfügt mittlerweile über ein weiteres Sortimentsstandbein: Dämm- und Akustikunterlagen sowie Bodenbeläge aus "Bio-Polyurethan", auch "Bio-PU" genannt.

Unternehmensgründer und Produktentwickler Ulrich Windmöller beschäftigt sich bereits lange mit dem Werkstoff Polyurethan. Für sich entdeckt hat er ihn Mitte der 1990er-Jahre. Seitdem ist er von den Eigenschaften und Möglichkeiten des Werkstoffs begeistert und hat ihn stetig weiterentwickelt.

Entdeckt wurde der Kunststoff 1937 (siehe Kasten Seite 26). Windmöller ist es gelungen, die üblicherweise genutzten petrochemischen Polyole in der Polyurethanrezeptur durch natürliche Pflanzenöle zu ersetzen. So besteht das Windmöller-PU zu fast 90 % aus nachwachsenden und natürlichen Rohstoffen - neben den Pflanzenölen wird es mit mineralischen Komponenten wie Kreide als Füllstoff hergestellt. Windmöller bezeichnet sein Polyurethan deswegen als "bio" bzw. "Bioboden"

Ulrich Windmöller startete 2000 mit PU-Unterlagen für Laminatbeläge, um Tritt- und Gehschall zu reduzieren. 2004 folgte die erste Generation von PU-Bodenbelägen unter dem Namen Purline auf der Domotex; 2011 die zweite. Heute produziert das Unternehmen am Standort Detmold mehr als 30 Mio. m2 Dämm- und Akustikunterlagen, Akustiksysteme sowie Bodenbeläge aus "Bio-Polyurethan".

Während Laminat in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit deutlichen Absatzeinbußen zu kämpfen hat und PVC-Design- sowie Multilayerböden anhaltend Erfolg haben, stoßen die Windmöller-Produkte aus PU laut Unternehmen auf große und stetig wachsende Nachfrage.

Das sind auf der einen Seite Akustiksysteme, also Dämm-, Akustik- und Verlegeunterlagen oder Kaschierungen für Laminat, Parkett, Design- und PU-Böden, textile Beläge, keramische Fliesen sowie weitere Produkte für die Schallisolierung. Hierzu gehören auch Systeme zur klebstofffreien Looselay-Verlegung sowie 5 mm dünne PU-Klickträger für die schwimmende Verlegung von Böden.

Auf der anderen Seite sind das die "Bioböden". Von der 30 Mio. m2 großen Gesamtmenge an PU-Produkten hält Windmöller in Detmold für Bodenbeläge aus PU eine Produktionskapazität von rund 6 Mio. m2 bereit. Sie ist derzeit noch nicht komplett ausgelastet.

Bei den "Bioböden" macht das PU je nach Produktvariante eine 1,5 bis 4 mm starke Basisschicht aus. Auf diese werden PU-Deckschicht, Dekorpapier und eine Glasfaserarmierung aufgebracht. Die modulare Produktvariante verfügt im Gegensatz zur 2m breiten Bahnenware über eine weitere Glasfaserarmierung für die zusätzliche Stabilisierung.

Der PU-Bodenbelag von Windmöller ist eingestuft in die Nutzungsklassen 23/32/34/43 und somit verschleißfest und belastbar. Schwere Lasten hinterlassen aufgrund der natürlichen Elastizität von Polyurethan nach Herstellerangaben keine dauerhaften Spuren. Rückstellverhalten und Dimensionsstabilität liegen bei nahezu 100 %. Gleichzeitig sind die "Bioböden" fußwarm, schonen die Gelenke, sind rutschhemmend, antimikrobiell, antistatisch und geeignet für die Verlegung auf Fußbodenheizung. Das PU von Windmöller enthält weder Weichmacher noch Chlor oder Lösungsmittel und ist laut Hersteller geruchsneutral und emissionsfrei. Es ist unter anderem mit dem Blauen Engel und dem Greenguard-Signet ausgezeichnet.

Ob als Purline-Bodenbelag oder Bestandteil anderer Beläge oder Produkte - das "Bio-PU" aus dem Hause Windmöller ist derart stark nachgefragt, dass das Werk in Detmold an seine Kapazitätsgrenzen gestoßen ist und Ende 2017 eine zweite Anlage in Betrieb genommen wurde. "Wir erwarten, dass die bereits hohe Nachfrage nach unseren PU-Anwendungen regelrecht explodieren wird", schätzt Ralf Eisermann ein, Geschäftsführer Produktion und Technik bei Windmöller.

"Unser Bio-PU, das weltweit einzigartig ist und auf das wir ein Patent haben, hat das Potenzial zur eigenen Bodenkategorie innerhalb der elastischen Bodenbeläge", konkretisiert der geschäftsführende Hauptgesellschafter Matthias Windmöller die großen Pläne, die die Verantwortlichen mit dem Material haben. Man kann sich in Detmold und Augustdorf sogar vorstellen, dass der Belag innerhalb der kommenden zehn Jahre die Nummer 2 beim Absatz aller elastischen Bodenbelagsarten in Europa wird - klar hinter PVC, aber vor Linoleum- und Kautschukbelägen.

Das ist ein ambitioniertes Ziel. "Um es zu erreichen, vermarkten wir unser Bio-PU seit Anfang des Jahres als Hochleistungsverbundwerkstoff unter dem Namen Ecuran", erklärt Matthias Windmöller. Ecuran soll anderen Herstellern im Industriegeschäft für die eigene Herstellung als Fertig- oder Halbfertigprodukt zur Verfügung gestellt werden. Eine solche Partnerschaft besteht in Deutschland mit Meisterwerke. Mit Shaw, dem weltweit zweitgrößten Bodenbelagshersteller, wurde eine Kooperation in den USA eingegangen. Das Land soll zudem bald zum größten Exportmarkt für Windmöller werden.

Diese und zukünftige Industriepartner, die Interesse an Ecuran haben, müssen in einer Zusammenarbeit mit Windmöller Bedingungen erfüllen. Die beiden wichtigsten: Ecuran darf nicht zusammen mit PVC in einem Produkt beziehungsweise einer Anwendung enthalten sein. Und die Partner müssen das Ecuran-Logo immer mit verwenden. "Wir stellen damit sicher, dass Ecuran mit Nachhaltigkeit verbunden wird. Die Kollektiv-Markierung soll dazu dienen, dass Ecuran als Gattungsbegriff bekannt und etabliert wird", skizziert Matthias Windmöller die Vorgehensweise.

Dass Ecuran nicht zusammen mit PVC verarbeitet wird, ist Windmöller wichtig. Man werde durch diese Vorgabe zwar jetzt auf Umsatz verzichten müssen. Mittel- und langfristig erhoffen sich die Verantwortlichen von dieser strikten Vertriebspolitik aber Vorteile. "Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt sowohl im Inland als auch in sehr wichtigen, großen Exportmärkten an Bedeutung", schätzt Matthias Windmöller ein. Um die Marke Ecuran von Anfang an erfolgreich zu positionieren, müsse man glaubwürdig agieren. | jochen.lange@snfachpresse.de
aus BTH Heimtex 10/18 (Wirtschaft)