Interface Deutschland GmbH
"Die Überzeugungsarbeit von Interface zahlt sich jetzt aus"
Der Umsatz von Interface wird 2018 im dritten Jahr in Folge zweistellig wachsen. Die Krefelder profitieren von ihrer jahrelangen Aufbauarbeit für Teppichfliese und stellen auf der Büro-Fachmesse Orgatec drei neue Kollektionen vor - darunter zwei neue LVT-Serien.
BTH Heimtex: Interface stellt wieder auf der Orgatec, der Weltleitmesse für Bürowelten, im Oktober in Köln aus. In diesem Segment machen Sie den aller größten Teil Ihrer Umsätze. Was werden Ihre zentralen Themen sein?
Alexander Friesen: Wir bringen Anfang Oktober drei neue Kollektionen auf den Markt - zwei LVT- und eine Teppichfliesen-Serie. Alle drei zeigen wir in Köln. Die Messe ist für uns generell immer ein Highlight. Wir treffen viele Endkunden, Bauherren, Projektsteuerer und Architekten.
Im Zusammenhang mit dem generellen Motto der diesjährigen Orgatec "Culture@Work" wird unser Auftritt das Thema "Positive Raumgestaltung" aus Sicht von Interface haben. Wir werden auf dem Messestand einen Raum abbilden, den jeder Besucher vor Ort mitgestalten kann. Mehr werde ich noch nicht verraten. Wir wollen es spannend machen.
BTH Heimtex: Wie geht es Interface in Deutschland wirtschaftlich?
Friesen: Wir sind sehr zufrieden mit unserer Entwicklung. Wir hatten noch nie einen so guten Januar. Und ein Sommerloch, wie wir es von früher kennen, hat es auch nicht gegeben. Der Umsatz wird 2018 zweistellig wachsen, weil die Auftragslage sehr gut ist. Das haben wir schon in 2016 und 2017 geschafft. In den vergangenen drei Jahren haben sich die Erlöse verdoppelt. Deutschland, Österreich und Schweiz zählen für Interface mittlerweile zu den wichtigsten Regionen in Europa.
Gleichzeitig haben wir unsere Außendienstmannschaft auf mehr als 20 Mitarbeiter erweitert. Wir merken, dass der Markt für uns immer noch großes Potenzial hat, weil die Fliese mittlerweile eine gute Akzeptanz im Markt hat, und weil es wirtschaftlich in Deutschland insgesamt gut läuft. Wir haben deswegen seit September unsere Vertriebsorganisation verändert und bearbeiten den Markt nicht mehr über die beiden Regionen Nord und Süd, sondern zusätzlich über die Region Mitte. Jede Region wird perspektivisch von bis zu zehn Beratern betreut; zusätzlich stocken wir den Innendienst in Krefeld auf. Damit erhöhen wir unsere Marktpräsenz und sind noch dichter an Kunden und Projekten dran.
BTH Heimtex: Büro und Verwaltung ist Ihr Kernmarkt. In welchen Segmenten sehen Sie außerdem gute Wachstumsbedingungen für Interface?
Friesen: Neben dem Büromarkt sehen wir Hospitality als interessantes Segment an. In beiden Bereichen wollen wir wachsen. Einerseits weil wir dort schon lange präsent sind. Andererseits ergeben sich immer wieder Gelegenheiten, unsere Stärken gegenüber den Wettbewerbern herauszustellen und Projekte am Ende zu gewinnen.
Wir profitieren jetzt mehr und mehr von unserer Überzeugungs- und Aufbauarbeit der vergangenen Jahre. Die Entscheider kommen jetzt auf uns zu und geben Nachbestellungen auf. Oder wenn sich ein Bauherr wie beispielsweise ein großer deutscher Arbeitgeber vor kurzem in vier Referenzen anschaut, wie Büros heutzutage aussehen können, liegen in drei davon Teppichfliesen von Interface. Es tritt jetzt das ein, worauf wir immer hingearbeitet haben.
BTH Heimtex: Die Zahl der Anbieter von modularen textilen Belägen und damit ihrer Wettbewerber ist auf mittlerweile etwa 25 gestiegen. Wie reagieren Sie auf diese veränderte Situation im Markt?
Friesen: Wir verfolgen das und nehmen natürlich Veränderungen wahr. In unserer Arbeit konzentrieren wir uns aber auf das Projekt und die Projektbeteiligten; so wie wir das schon immer gemacht haben - und das erfolgreich.
Die wirtschaftliche Situation in der Baubranche in Deutschland ist gut. Davon profitiert die Teppichfliese im Objektgeschäft allgemein. Und deswegen wachsen auch andere Hersteller. Wir haben es immer begrüßt, wenn es mehr Mitstreiter gibt, die eine hochwertige und funktionierende Teppichfliese nach vorne bringen.
BTH Heimtex: Seit einem Jahr vertreibt Interface als bisheriger Spezialist für Teppichfliesen auch klassische PVC-Designbeläge zur losen Verlegung. Können Sie schon eine Zwischenbilanz dieser Sortimentsdiversifizierung ziehen?
Friesen: Die erste Bilanz ist positiv. Die Akzeptanz ist da, weil das System Teppichfliese und LVT über die Looselay-Verlegung und die Designwelten funktioniert. Das gibt Sicherheit. Und für unseren Kunden hat die Sortimentserweiterung den großen Vorteil, dass er sich einen Ansprechpartner und eine Schnittstelle spart, weil er über zwei Bodenbelagsarten nur noch mit einem Ansprechpartner, mit uns, sprechen muss und alles aus einer Hand bekommt. Mittlerweile kommen wir aber auch schon über LVT an Projekte.
BTH Heimtex: Hat sich Ihre Vorgehensweise im Vertrieb geändert und Sie gehen jetzt auch mit LVT in die Ausschreibungsarbeit?
Friesen: Unser Fokus bleibt die Teppichfliese. Wir werden von Architekten und Endkunden angesprochen, weil man sich viele Jahre kennt und mittlerweile im Markt bekannt ist, dass wir jetzt eben auch Hartbeläge beispielsweise für eine Kantine oder Teeküche haben. Das sind genau die Synergieeffekte, die wir uns versprochen haben. Wir hätten aber nicht gedacht, dass es sich so schnell so gut entwickelt. Vor allem die Bodenleger sind zufrieden, weil sie auch bei einer kombinierten Verlegung genauso arbeiten können wie vorher, als sie nur Teppichfliese installiert haben.
BTH Heimtex: Ist die Hinzunahme von LVT der wachsenden Konkurrenz in ihrem angestammten Produktbereich Teppichfliese geschuldet?
Friesen: Wie bereits gesagt, haben wir in der Vergangenheit den Bedarf bei unseren Kunden gesehen und haben uns auch in der Lage gesehen, ihn effizient zu decken. In dieser Annahme sehen wir uns nach einem Jahr bestätigt.
BTH Heimtex: Wie hoch ist der Anteil der LVT am Umsatz von Interface in Deutschland?
Friesen: Er wird für 2018 wohl schon bei 5 % liegen. Der Sortimentsbereich Designbeläge wird bei uns 2019 prozentual im Vergleich zum Vorjahr am stärksten wachsen.
BTH Heimtex: Neben LVT werden bald auch Kautschukbodenbeläge zum Sortiment von Interface gehören. Ihr Unternehmen hat Anfang August die Übernahme des deutschen Weltmarktführers Nora Systems verkündet. Können Sie schon etwas zu den Plänen und der zukünftigen Zusammenarbeit sagen?
Friesen: Es gibt Pläne, die jetzt nach und nach umgesetzt werden. Sie werden von Verantwortlichen wie unserem CEO Jay D. Gould ausgearbeitet, die mit solchen Dingen Erfahrung haben. So viel kann ich sagen: 2018 bleibt alles wie es ist. Dazu gehört auch, dass die Marke Nora bestehen bleibt. Unserer Meinung nach wird das Zusammengehen beider Unternehmen für unsere Kunden einen Mehrwert bedeuten und für uns viele Synergieeffekte. In Deutschland sprechen wir schon miteinander, tauschen uns aus und loten Möglichkeiten der Zusammenarbeit in den Segmenten aus. Es gibt viele gute Ansätze. Beide Teams freuen sich auf die gemeinsame Zukunft.
BTH Heimtex: Beide Sortimentserweiterungen - LVT mehr, Kautschukböden weniger - laufen aber der Mission Zero von Interface entgegen, dem Ziel, bis 2020 ein CO-neutral wirtschaftendes Unternehmen zu sein. Bei der Herstellung von Linoleum- oder anderer elastischer PVC-freier Beläge - beispielsweise aus Polyurethan - wird kein CO emittiert bzw. weniger als bei Kautschukböden und PVC-Designbelägen. Könnte das ein Problem werden, weil Interface in der Öffentlichkeitsarbeit und im Vertrieb ja stark das Thema Nachhaltigkeit adressiert?
Friesen: Auf den ersten Blick könnte man diesen Eindruck haben. Das Thema Nachhaltigkeit wurde bei der Akquisition aber selbstverständlich mitgedacht. Kautschukbödenbeläge sind PVC-frei. Das muss an dieser Stelle noch einmal betont werden. Das passt zu unserer Nachhaltigkeitsstrategie und der Mission Zero. Wir haben in den letzten 20 Jahren viel Erfahrung mit diesen Dingen gesammelt und werden uns den gesamten Produktionsprozess und Produktlebensszyklus von Kautschukböden anschauen. Man kann am Ende nicht alle Emissionen verhindern. Deshalb wird ab sofort unser gesamtes Sortiment an Teppichfliesen und LVT durch entsprechende CO-Kompensationsmaßnahmen klimaneutral angeboten. Damit gleichen wir den CO-Fußabruck unserer Kunden aus.
Wir bleiben auch nach der Übernahme von Nora Systems und der Sortimentserweiterung durch LVT ein führendes Unternehmen in Sachen Nachhaltigkeit. Das hat einmal mehr die weltweite "Sustainability Leaders"-Umfrage 2018 von Globe Scan und Sustain Ability ergeben. In der Umfrage wurde Interface als einziges Unternehmen in 21 aufeinander folgenden Jahren genannt und befindet sich seit 1998 in deren Top 4. Wir haben laut der aktuellen "Eco Metrics"-Untersuchung die Treibhausgase des Unternehmens seit 1996 um schätzungsweise 96 % gesenkt.
BTH Heimtex: Bleibt es denn bei den LVT aus PVC?
Friesen: Wir arbeiten konkret daran, Designbeläge nachhaltig anzubieten. Es ist aber zum jetzigen Zeitpunkt zu früh, Konkretes dazu zu sagen.
BTH Heimtex: Zum Ende unseres Gesprächs springen wir kurz in den Bereich Großhandelsvertrieb. Wie entwickelt sich die Präsenz von Interface im dreistufigen Vertrieb in Deutschland? Sie haben überregional Partnerschaften mit der Mega und Jordan geschlossen.
Friesen: Wir sind sehr zufrieden mit der Entwicklung bei der Mega. Unser Ziel ist es ja, das kleine Projektgeschäft auszubauen und breiter in den Markt zu kommen. Unsere Großhandelskollektionen laufen bis 2019. Wir werden Bilanz ziehen und Menge und Art der Projekte analysieren, die mit unseren Belägen gewonnen wurden. Dann schauen wir weiter.
Das Gespräch führte Jochen Lange. | jochen.lange@snfachpresse.de
aus
BTH Heimtex 10/18
(Wirtschaft)