Interview des Monats: Kleine Wolke, Bremen
"Wir stehen unseren Kunden als Category Manager beratend zur Seite"
Vor 50 Jahren sah es in Deutschlands Bädern noch deutlich anders aus als heute - von Wohlfühloase keine Spur, stattdessen ein funktioneller, häufig gekachelter Raum. Doch dann kam die Kleine Wolke auf den Markt, und mit den neuartigen Badteppichen zogen Markengedanke und Komfort ins Bad ein. Haustex besuchte das Unternehmen aus Anlass des Jubiläums und unterhielt sich mit Geschäftsführer Michael Grimbo und der Produktmanagerin Ines Döring über die Entwicklung der Marke und die aktuelle Entwicklung im Handel.
Haustex: Kaum jemand weiß, dass das Unternehmen Kleine Wolke einem Unternehmen entspringt, das ehemals Taue für die Schifffahrt produziert hat.
Michael Grimbo: Das stimmt, wir blicken auf eine insgesamt 225-jährige Firmentradition zurück. Wir haben uns von einem ehemaligen Tauwerkfabrikanten zu einem Badausstatter im weitesten Sinne entwickelt und können daher von einer extrem innovativen Entwicklung sprechen. Es ist ein weiter Schritt vom dicken Tampen für Ozeandampfer hin zu Artikeln wie Badteppiche, WC-Sitze, Zahnputzbecher und Duschvorhängen.
Haustex: Was verbindet die beiden Produktgruppen miteinander beziehungsweise wie wandelt sich eine Tauwerkfabrik zu einem Hersteller eher fluffiger Produkte fürs Bad?
Ines Döring: Das Ursprungsmaterial der Taue war damals Sisal und Manilahanf. Durch Krieg und Inflation wurde das Unternehmen hart getroffen und man überlegte sich, was man sonst aus Sisal herstellen könnte und verfiel auf Sisalteppiche für Küche und Flur. Daraus ist schließlich die Badteppich-Herstellung entstanden. Das Sortiment fürs Bad wurde dann immer weiter ausgebaut.
Grimbo: Die Idee, fürs Bad etwas Weicheres herzustellen, kam von den beiden damaligen Geschäftsführern Heinrich Wellmann und Günther Brinkmann. Der Wunsch, den Komfort für die Füße auch ins Bad zu tragen, war letztlich die eigentliche Idee. So entstand die Marke Kleine Wolke.
Haustex: Ein schöner, sympathischer Name.
Grimbo: Er entstand während eines Fluges eines Geschäftsführers zu Kunden, nachdem die Entscheidung für die neuen Produkte gefallen war, aber noch kein passender Name dafür stand. Als er aus dem Fenster blickte, fiel sein Auge auf die Wolken, für ihn ein gutes Symbol für die Weichheit der neuen Artikel. Daraus wurde der Name Kleine Wolke abgeleitet. Damit war erst einmal der Markenname geboren, aus dem später dann auch der Firmenname wurde, denn mit Tauwerken hatten wir kurz danach nichts mehr zu tun.
Haustex: War die Idee der flauschigen Badteppiche gleich von Erfolg gekrönt?
Grimbo: Ja, das kann man so sagen. Es handelte sich um eine echte Innovation, die von den Verbrauchern sofort und gerne angenommen wurde. Anfangs war das Produkt noch so neu, dass der Handel nicht wusste, wo die Badteppiche platziert werden sollten. So hingen sie im Warenhaus anfangs im Haushaltsbereich beispielsweise neben den Bratpfannen.
Haustex: War der Badteppich von Kleine Wolke wirklich eine Innovation?
Grimbo: Man redet heute häufig von Innovationen, die tatsächlich nur eine Weiterentwicklung eines vorhandenen Produktes sind. Aber die Produkte von Kleine Wolke waren tatsächlich eine Innovation, denn so etwas gab es vorher nicht. Ich vermute, dass man damals andere Artikel zweckentfremdet hat, die dann im Bad lagen. Aber einen klassischen Badteppich mit einer Rückenbeschichtung und in den passenden Maßen hat es zuvor nicht gegeben. Von daher war es also eine Innovation.
Haustex: Wie sahen Deutschlands Bäder vor der Kleinen Wolke überhaupt aus?
Döring: Früher war das Bad ein zweckgebundener, häufig schlecht geheizter Raum, in dem man die Morgentoilette betrieb und einmal in der Woche badete, häufig alle im gleichen Wasser. Man möchte sich das nicht wirklich vorstellen. Nach der Verrichtung ging man wieder raus. Gemütlich war es dort wahrhaftig nicht.
Haustex: Also hat Kleine Wolke als erstes Unternehmen die Gemütlichkeit ins Bad gebracht?
Döring: Ja, und das Wohlgefühl.
Grimbo: Das kann man so sagen. Ganz alleine hätten wir das sicherlich nicht geschafft. Weitere Unternehmen aus anderen Branchen sind dann auch auf diesen Trend eingestiegen und haben ebenfalls zur Aufwertung des Bads beigetragen. Das fängt bei der schönen Badarmatur an und hört bei der weißen Keramik nicht auf. Wenn in der Branche gemeinschaftlich ein Trend erkannt wird, unterstützt das natürlich jeden. Womit ich nicht sagen möchte, dass es schon in den 80er Jahren vorzügliche, behagliche Badezimmer gab. Dieser Trend zur Wohlfühloase hat sich maßgeblich erst in den letzten rund zehn, zwölf Jahren so richtig durchgesetzt.
Haustex: Die Klassiker waren früher neben dem Badteppich die Toilettenumrandung und der Deckelbezug. Das letzte gibt es heute vermutlich nicht mehr so stark, oder?
Grimbo: Die Deckelbezüge gibt es durchaus noch und wir verkaufen davon immer noch eine erkleckliche Anzahl, fast 100.000 Stück im Jahr. Ein Artikel, der aus unserem Sortiment nicht wegzudenken ist, auch wenn der Trend rückläufig ist. Das Produktspektrum von Kleine Wolke umfasst heute Badteppiche, Duschvorhänge und -stangen, Sicherheitseinlagen für Dusche und Badewanne, Bettwäsche, Frottierwaren, Kosmetikspiegel, WC-Sitze und Accessoires. Es gibt wohl kein anderes Unternehmen, das sich dem Thema Bad so in der Breite angenommen hat.
Haustex: Als "Erfinder" des Badteppichs hatte Kleine Wolke zu Beginn eine sehr starke Marktstellung. Allerdings wurde der Markt wahrscheinlich mit dem Eintritt weiterer, auch preislich günstigerer Anbieter immer härter umkämpft.
Grimbo: Das ist so. Lange Zeit war der Name Kleine Wolke ein Überbegriff für Badteppiche, so wie Tempo es auch heute noch für Papiertaschentücher ist. Wir sind aber bei allen Veränderungen die einzig verbliebene starke Endverbraucher-Marke. Es gibt inzwischen reichlich Wettbewerb, selbst wenn der eine oder andere zwischenzeitliche Anbieter schon wieder vom Markt verschwunden ist. Aber es gibt nicht zuletzt die Eigenmarken des Handels und andere Konzerne, die versuchen, den Trend zum Bad für sich zu nutzen, wie etwa Tchibo oder die Discounter, die entsprechende Artikel ein-, zweimal im Jahr in ihr Sortiment einphasen. Bei der Frage, wer einem zum Thema Badteppiche einfällt, dürfte den Verbrauchern dennoch Kleine Wolke als erstes einfallen.
Haustex: Wie hoch ist die Markenbekanntheit von Kleine Wolke?
Grimbo: Die letzte Marktuntersuchung dazu liegt etwa 15 bis 20 Jahre zurück. Solch eine Umfrage ist sehr kostspielig und der Erkenntniswert steht dazu in keinem angemessenen Verhältnis. Daher sind die Zahlen relativ alt. Damals jedenfalls lag die gestützte Bekanntheit bei 65 Prozent und die ungestützte bei 48 Prozent, ein wirklich guter Wert. Am Ende reden wir hier schließlich über ein Nischenprodukt. Wie es aktuell aussieht, können wir nicht belegen, haben aber durch Erfahrungswerte eine ziemlich gute Einschätzung. In der Generation unter 30 Jahren eher etwas nachlassend, aber darüber nach wie vor sehr bekannt.
Haustex: Wie ist die Marke Kleine Wolke im Markt für Badausstattung preislich positioniert?
Grimbo: Wir sehen uns als die A-Marke für Handel und Verbraucher. Dazu gehört eine relativ breite Distribution, aber auch ein breites und tiefes Sortiment, um gewisse Käuferschichten überhaupt ansprechen zu können. Wir sind also eher Mainstream, was Produktportfolio und Preislagen betrifft. Man kann bei uns auch einen günstigen Teppich in der passenden Qualität bekommen, keinen billigen.
Haustex: Welche Materialien verarbeiten Sie?
Döring: Acryl ist momentan das Hauptmaterial, danach folgen, in der Reihenfolge, Polyester, das in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen hat und Baumwolle sowie verschiedene Mischungen wie Baumwolle/Viskose oder Baumwolle/Polyester.
Haustex: Gibt es in der Kollektion preislich unterschiedlich gestaffelte Programme?
Grimbo: Für den klassischen Badteppich 60x100 Zentimeter können wir alles liefern - vom niedrigen zweistelligen Verkaufspreis bis zum ganz aufwändig gestalteten Teppich für knapp 100 Euro. Das Hauptgewicht liegt allerdings bei 49 bis 59 Euro. Wir unterscheiden im Wesentlichen zwei Kollektionstypen: die Consumer-Kollektion für den Baumarkt und die Classic-Kollektion als Fachhandelskollektion, etwa für Möbelhandel, Fachhändler und Raumausstatter. Mit kleinen Überschneidungen unterscheiden sie sich in Qualität und Preislagen.
Haustex: Gibt es auch unterschiedliche Dessinierungen?
Döring: Im Baumarkt-Bereich arbeiten wir zumeist mit umschlagschnellen Basissortimenten in einfacheren, grafischen Dessins in klassischeren Farben. Trendige, emotionale Artikel platzieren wir dann oftmals über die Freiflächen. In der Fachhandelskollektion sind wir eindeutig modischer aufgestellt, mit aufwändigeren Dessins, bis hin zu ganz fein gewebten Teppichen in aktuellen Trendfarben.
Haustex: Wie erkennen Sie diese Trends?
Döring: Indem wir sehr viel unterwegs sind und Trendmessen wie zum Beispiel die Maison & Objet besuchen. Fachzeitschriften und Internet analysieren wir sowieso. Zusätzlich werden Filialbesuche in ausgewählten Trendstores unternommen.
Grimbo: Innovation ist bei diesem eingeführten Produkt schwierig. Wir erreichen eine Differenzierung zum Wettbewerb über das Konzept, die Dessins und den Modegrad. Dies gelingt uns über eine eigene Design-Handschrift, über harmonisch aufeinander abgestimmte Designs und Farben über alle Produktgruppen hinweg und über eine attraktive Inszenierung als Stilwelt,
Haustex: Wie gehen Sie da vor?
Döring: Wir nehmen Trendfarben und schaffen mit ihr eine Welt, in der wir versuchen, alle Produktkategorien abzubilden, die unser Haus anbietet. Sei es der Badteppich, ein Duschvorhang oder ein Seifenspender. Diese Warenwelt kann der Handel über Warenträger, die wir zur Verfügung stellen, einfach inszenieren. Es handelt sich um eine Art geschmackliche Vorselektion für den Kunden.
Tatsächlich gelingt es uns immer gut, den Trend zu erkennen und in unsere Produkte umzusetzen. Wir machen es dem Konsumenten leichter und entbinden ihn ein wenig von der Aufgabe, sich mühsam im Markt darüber zu informieren, welche Artikel zu seinem Stil passen. Das ist für ihn durch uns schon alles arrangiert. Unser USP, unser Differenzierungsmerkmal ist, dass wir versuchen, dem Endverbraucher eine Lösung anzubieten, während andere Anbieter eher über Einzelartikel und Preis gehen.
Haustex: Gibt es weitere Anbieter, die so ein breites Sortiment fürs Bad anbieten wie Sie?
Grimbo: Es kommt auf die Kategorie an. Im Badteppich-Bereich wahrscheinlich nicht, da sind wir die unumstrittene Nummer eins. Unser Katalog erhält jedes Jahr mehr Seiten. Da gibt es wenige, die eine ähnliche Anzahl von Produkten haben. Aber wenn wir in die einzelnen Kategorien einsteigen, etwa die Duschvorhänge, kann es durchaus sein, dass auch Wettbewerber mehr Artikel führen als wir. Aber in der Abstimmung zueinander sind wir tatsächlich einzigartig.
Haustex: Honoriert der Handel Ihr Konzept?
Grimbo: Das tut er. Der Handel überlegt sich sehr genau, wie eine Fläche optimal bewirtschaftet werden kann. Letztlich geht es um die Frage der Flächenproduktivität und wie viel Fläche stelle ich als Händler einem Lieferanten zur Verfügung? Heute wird nach Kennziffern in den Märkten operiert: Lagebestand, Umschlagshäufigkeit, Kapitalbindung etc. Häufig findet man den Preiseinstieg, die Eigenmarke und die A-Marke, die sich gegenseitig ergänzen.
Unser Vorteil bei diesen Überlegungen: Wir können alles aus einer Hand bewirtschaften, indem wir einem Kunden auch die Eigenmarke fabrizieren. Es gibt bereits große Kunden, mit denen wir Eigenmarken-Konzepte umsetzen. Wir sind in der Lage, dieses Sortiment gut zu organisieren, attraktiv zu inszenieren, jedes Jahr modisch wieder neu aufzustellen.
Gleichfalls haben wir aber auch die Größe, die Möglichkeit und den Willen, durchaus attraktive Eigenmarken exklusiv mit dem Kunden zu entwickeln. Wir stehen unseren Kunden im Prinzip als Category Manager beratend zur Seite, denn nicht immer haben wir es auf der anderen Seite mit Spezialisten für jede einzelne Kategorie zu tun. Ideen und Ratschläge für die Flächenbewirtschaftung werden dann gerne entgegengenommen.
Haustex: Wann bringen Sie die neue Kollektion heraus?
Grimbo: Im Oktober veröffentlichen wir die neue Kollektion des kommenden Jahres. Wenn die dunkle Jahreszeit beginnt und das Thema Cocooning wieder stärker wird. Beim Jahresumsatz haben wir einen Suppenteller-Verlauf: Am Beginn eines Jahres und zum Ende hin ist der Umsatz stärker als in der Zeit dazwischen. Allerdings ist die saisonale Ausprägung nicht mehr so extrem wie noch vor zehn Jahren. Dafür gibt es zu viele Impulse in allen Kanälen im Markt, die das Thema höher als in der Vergangenheit halten.
Haustex: Hat Kleine Wolke Produkte im Sortiment, die sich als Dauerbrenner erwiesen haben?
Döring: Solche Artikel haben wir eigentlich in jeder Kategorie. Es gibt in unserem Sortiment sehr funktional ausgerichtete Produkte wie eine Duschfederstange zum Aufhängen eines Duschvorhangs. Die kann man nicht schön gestalten, ist aber trotzdem ein Dauerbrenner. Und dann gibt es sehr emotional ansprechende Artikel, die sich zu Lieblingen der Verbraucher entwickelt haben. Beispielsweise Badteppich Havanna, einen Baumwoll-Wendeteppich schon seit mindestens 20 Jahren im Programm. Mit 99 Euro ein hochpreisiges Produkt, das die Kunden aber immer wieder haben möchten. Ein anderer Artikel ist Relax, ein Acryl-Badteppich, den bieten wir in 23 Farben und neun Größen, also in einer sehr großen Variantenvielfalt. Diesen Artikel bekommt man auch im Wunschmaß.
Haustex: Sie produzieren den in jeder Größe?
Döring: Im Prinzip ja, soweit es die Technik erlaubt. Wenn jemand einen Teppich passend in sein Badezimmer einfügen möchte, können wir das in der Regel in den gewünschten Maßen liefern.
Grimbo: Der Trend zur Individualisierung von Produkten nimmt zu. Wir haben das Programm schon seit vielen Jahren und weiten es nun aus in verschiedene Artikel im Bereich Badteppich, wo man neben dem Maß auch die Grundform und auch die Farbe bestimmen kann. Und wer richtig kreativ ist, kann seinen Badteppich sogar komplett selbst entwickeln und auf einer Schablone entwerfen. Also ein Unikat. Den Teppich produzieren wir exklusiv in einer europäischen Fertigung. Die Lieferzeit dafür beträgt maximal vier Wochen. Meist sind wir noch ein Stück schneller.
Haustex: Kleine Wolke hat als Erfinder des flauschigen Badteppichs zahlreiche Mitbewerber kommen und auch einige wieder gehen sehen. Wie ist es dem Unternehmen gelungen, sich gegen auch preisorientierte Anbieter erfolgreich am Markt zu behaupten?
Grimbo: Die Gründe haben wir im Gespräch immer mal wieder berührt. Natürlich ist es das gute Niveau an Markenbekanntheit, also die Sympathie und das Vertrauen zur Marke. Man schreibt uns Kompetenz und Qualität zu. Der andere Grund ist, dass wir mit unserer Kollektion eine eigenständige Aussage treffen können. Das ist unserer eigenen Designabteilung zu verdanken, weil dort immer den neuesten Trends nachgearbeitet wird, was andere nicht so konsequent machen. Drittens haben wir einen guten Außendienst vor Ort. Es gibt Mitbewerber, die in der Hinsicht mehr auf Sparflamme fahren.
Haustex: Wie umfassend ist der Vertrieb?
Grimbo: Wir haben neun Außendienst-Mitarbeiter, vier Key-Account-Mitarbeiter und einen Vertriebsleiter. Wir sind dadurch auf der Key-Account-Ebene an den relativ wenigen großen Konzernen sehr nah dran. Auf der anderen Seite arbeiten wir in den einzelnen Häusern sehr stark nach, wo der Außendienst regelmäßig vor Ort ist und überprüft, ob die Flächen gut austariert sind.
Haustex: Ist so etwas gewünscht?
Grimbo: Es gibt Konzerne, die diesen Service aus internen Gründen rigoros ablehnen. Aber die Mehrheit ist immer noch sehr dankbar, dass es einen Außendienst gibt, der die Sortimente pflegt, die Neuheiten vorstellt und die eine oder andere Frage beantworten kann.
Zu guter Letzt ist die vor zwei Jahren erfolgte Umstellung unserer Denkweise ein Erfolgsfaktor. Wir haben früher nicht so intensiv in Themenwelten gedacht. Jeder hatte eher seine Kategorie entwickelt und dann haben wir das so im Katalog abgebildet. Heute gehen wir bei der Kollektionserstellung vom POS aus und überlegen, wie wir die Warenträger im Handel effektiv mit der richtigen, aufeinander abgestimmten Ware bestücken könnten. Zuvor haben wir Trends identifiziert, die das Design in neue Produkte übersetzt. Dabei stellen wir uns verschiedene Fragen: Wovon brauchen wir wieviele Artikel? Welche Farbfamilien passen zusammen? Welche Farbgebungen müssen es sein? Der Wandel vom Kategoriegedanken hin zu einer aufeinander abgestimmten Farbwelt ist noch ziemlich neu bei uns. Und davon bringen wir im Jahr mehrere neu auf den Markt.
Haustex: Sie liefern neben der Ware auch die passende Möblierung dazu?
Grimbo: Grundsätzlich ja, differenziert nach den Absatzkanälen. Im Baumarkt-Bereich gibt es die klassischen Tego-Rückwände. Dort liefern wir nur die speziellen Warenträger für die Badteppiche. Für die Freifläche greifen wir auf ein gut durchdachtes Warenträger-System zurück. Dem Fachhandel stellen wir ein hochwertiges, sehr variables modulares Warenträgersystem zur Verfügung, das wir gemeinsam mit einem Ladenbauer entwickelt haben. Es ist so konzipiert, dass man dort alle Warengruppen attraktiv unterbringen kann. Dieses System ist die Voraussetzung, dass unsere Warenwelt optimal dekoriert werden kann.
Haustex: Was kostet dieses modulare System?
Grimbo: Uns kostet es natürlich die Herstellungskosten, den Handel die Bereitschaft, unserem Sortiment eine entsprechende Fläche zur Verfügung zu stellen. Wir vereinbaren gemeinsame Laufzeiten, damit wir die Gewissheit haben, dass wir die Fläche auch über eine bestimmte Zeit bewirtschaften dürfen und über den Warenumschlag auch wieder etwas für die Möblierung zurückkommt.
Haustex: Was kann der Handel pro Quadratmeter und Jahr mit Kleine Wolke umsetzen?
Grimbo: Das hängt natürlich von den Vertriebskanälen ab, aber gute 3.000 Euro sind pro Quadratmeter Warenträger denkbar. Das ist ein guter Durchschnitt. Wir meinen damit nicht die komplette Ausstellungsfläche inklusive Laufwege. In großen Warenhäusern bewirtschaften wir Ausstellungsflächen bis zu 80 Quadratmeter.
Darüber hinaus hängt es auch davon ab, wie stark frequentiert das Haus ist, in dem die Produkte angeboten werden. Es gibt natürlich Unterschiede zwischen einem Möbler auf dem Land und einem hochfrequentierten Warenhaus in der Innenstadt. Und es gibt Unterschiede zwischen den Kategorien. Mit unseren Duschrollos können Sie zum Beispiel Quadratmeterumsätze von weit über 10.000 Euro erzielen.
Haustex: Seit einigen Jahren führt Kleine Wolke aber auch Bettwäsche. Ein gänzlich anderer Bereich als die Badausstattung.
Grimbo: Richtig. Seit 2007 führen wir auch diese Artikelgruppe, ein total anderer Bereich als unser angestammtes Geschäft. Bad und Schlafzimmer sind zwei unterschiedliche Wohnräume, mit unterschiedlichen Ansprechpartnern im Handel. Und die Sortimente werden meist auch unterschiedlich platziert.
Haustex: Warum dann das zusätzliche Sortiment Bettwäsche?
Grimbo: Es gibt einen pragmatischen Grund und einige weitere Gründe, die bei näherer Betrachtung absolut sinnvoll sind. Der pragmatische Grund ist, dass mein Vorgänger im Amt aus dem Bereich Bettwäsche kam und das Thema in das Unternehmen eingebracht hat.
Obendrein hat Bettwäsche einen stärkeren Umschlag als Badaccessoires, eine höhere Drehung und wird sehr gerne als Frequenzbringer in Werbeaktionen untergebracht. Wenn ein Kunde einen Badteppich dreimal im Jahr in der Werbung hat, bringt er Bettwäsche vielleicht zwölfmal im Jahr. Durch die Bettwäsche haben wir somit eine Möglichkeit, unseren Markennamen regelmäßig unters Volk zu bringen. Schließlich wollen wir auch in 50 Jahren noch von einer hohen Markenbekanntheit profitieren. Der zweite Vorteil der Bettwäsche liegt darin, unsere Designkompetenz unseren Kunden ein Stück weit stärker demonstrieren zu können.
Haustex: Ist die Bettwäsche also nur schmückendes Beiwerk und ein Marketing-Instrument?
Grimbo: Auf keinen Fall. Der Umsatzanteil der Bettwäsche am Gesamtumsatz liegt bei etwa acht Prozent. Das ist eine nicht zu vernachlässigende Größe. Außerdem kommt noch ein anständiger Deckungsbeitrag dabei heraus. Da die Bettwäsche häufig als Frequenzbringer mit eingesetzt wird, gelingt uns mitunter darüber auch der Eintritt der anderen Kategorien, der anderen Sortimentsbereiche von Kleine Wolke bei Kunden.
Haustex: Bei welchen Kunden liegt die Bettwäsche? Sind es die gleichen wie für die Badserien?
Grimbo: Im Großen und Ganzen ja. Wir haben auch ein paar vereinzelte Bettenfachhändler, aber die gibt es leider auch nicht mehr wie Sand am Meer. Mit der Bettwäsche sind wir darüber hinaus im klassischen Versandbereich vertreten, aber auch im Kanal online wird unsere Bettwäsche vermarktet.
Haustex: Wo liegen die Verkaufspreise Ihrer Bettwäsche?
Grimbo: Wir besetzen eher eine Nische und wollen uns nicht mit den großen Bettwäsche-Marken messen. Wir haben entschieden, das wir ein kleineres, überschaubares Sortiment benötigen, in der Preislage von 49,99 Euro bei Mako-Satin. Wir versuchen uns ganz klar über die Design-Handschrift zu differenzieren und sind überzeugt, dass eine Kleine Wolke Bettwäsche eine respektable Berechtigung am Markt besitzt. Hin und wieder, gerade für Versender, entwerfen wir eine Bettwäsche, die optisch zu den Bad-Artikeln passt - etwa ein Papagei, der sowohl auf der Bettwäsche als auch auf Duschvorhängen oder auch auf Artikeln anderer Kategorien zusehen ist, mitunter auf solchen, die wir selber nicht anbieten, aber der Kunde in seinem Sortiment führt und als Ergänzungen bei der Bettwäsche benötigt. Im stationären Geschäft funktionieren die Artikel nicht, weil sie nicht zusammen platziert werden. Im Katalog bzw. online ist das leichter möglich.
Haustex: In diesem Jahr hat Kleine Wolke zum zweiten Mal auf der ABK Open ausgestellt. Welche Rolle spielt diese vergleichsweise kleine Messe für Sie?
Grimbo: Wir stellen grundsätzlich auf der Heimtextil und der Ambiente in Frankfurt aus, außerdem besuchen wir zahlreiche Hausmessen von Verbänden und Baumärkten. Seit zwei Jahren dürfen wir uns auch auf der ABK-Messe präsentieren. Wir mussten lange dafür kämpfen, dass wir dort auch auftreten dürfen. Sie ist ein enormer Erfolg für uns. Nicht nur, dass wir neue Listungen erreichen konnten, bietet uns die Messe auch eine ganz tolle Plattform, uns den Kunden als ganzes Unternehmen zu präsentieren. Dorthin kommen ja nicht nur die Bettwäsche-Einkäufer sondern alles, was Rang und Namen hat. Und erneut haben wir dort eine Gelegenheit, mit unseren Kunden zu sprechen.
Haustex: Der Bettenfachhandel ist permanent auf der Suche nach Artikeln, mit denen er Frequenz im Laden schaffen und Zusatzumsätze generieren kann. Hat Kleine Wolke diesen Händler auf dem Schirm?
Grimbo: Ein Raumausstatter oder ein Bettenfachgeschäft oder ein Geschenkartikel-Laden -eine durchaus interessante, aber leider durch das Fachhandelssterben kleiner werdende Zielgruppe. Die Herausforderung ist für uns, eine gewisse Betreuungsintensität vor Ort dahinter zu setzen. Deshalb wickeln wir vieles mit dieser Klientel eher telefonisch und über Kataloge ab.
Haustex: Was haben Sie zum Jubiläum für Ihre Kunden als Sonderaktion veröffentlicht?
Grimbo: Mit Beginn der letzten Heimtextil haben wir all unseren Kunden ein Aktionsprogramm vorgestellt. Aus unserem kompletten Produktspektrum haben wir attraktive Verkaufsaktionen zusammengestellt: vom Badteppich über Seifenspender bis hin zu Frottierwaren. Das Ganze haben wir in einem Katalog zusammengefasst. Auf der Fläche wurde es durch ein Verkaufsförderungsprogramm unterstützt, mit Displays, Aufstellern, Gewinnspielen und und und. Im Prinzip ein Rundum-Sorglos-Programm. Das Programm hat uns einen Riesenerfolg gebracht, weil draußen sowieso ständig nach Aktionen gesucht wird. Vor dem Hintergrund der 50 Jahre war das dann ein schönes Thema, das man ein bisschen schöner und breiter kommunizieren kann als einfach nur wieder irgendein Sonderangebot. Das hat im Handel und bei den Kunden gut funktioniert, sodass wir unsere Planzahlen sogar noch übertreffen konnten.
Haustex: Macht das nicht Lust, dieses Thema im Prinzip weiterzuspielen?
Grimbo: Ja klar. Wir haben durch die Jubiläums-Aktion erkannt, dass es sinnvoll ist, eine gewisse Artikelzusammenstellung mit einer Vermarktungsstrategie zu verbinden. Anders als in den Jahren zuvor, als wir vorwiegend Badteppiche mit Prozenten angeboten haben. Wir wollen die künftigen Aktionen mit einer gewissen Wertigkeit hinterlegen und darauf aufmerksam machen, dass Kleine Wolke so viel mehr ist als nur Badteppiche. 50 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir inzwischen mit anderen Produkten. Dieses Promotion-Programm werden wir zur Heimtextil im Januar vorstellen, neben einigen interessanten Neuigkeiten.
Haustex: Dort werden Sie eine neue Halle beziehen.
Grimbo: Richtig, wir ziehen von der 11 in die 12. Den Umzug nehmen wir zum Anlass, uns nach rund zehn Jahren einen neuen Stand zuzulegen. Darüber hinaus haben wir eine Zusammenarbeit mit der Bremer Hochschule für Künste gestartet und einen Design-Wettbewerb zum Thema Badkultur der Zukunft ausgelobt. Die jungen Menschen sollen sich einmal ohne betriebliche Scheuklappen darüber Gedanken machen, wohin der Trend gehen könnte. Die Gewinner werden auf der Messe ihre Entwicklungen zeigen. Schließlich haben wir uns Gedanken über Markenstrategie, neue Zielgruppen und zusätzliche Produkte gemacht. Auch das Ergebnis wird in Frankfurt zu sehen sein. Es ist unsere Aufgabe, dem Handel immer neue Chancen zu liefern um sich weiterzuentwickeln. Wir freuen uns schon sehr auf den neuen Auftritt in Halle 12.
Haustex: Wie hat sich das Unternehmen in den letzten fünf Jahren entwickelt?
Grimbo: Vor fünf Jahren waren wir beim Umsatz noch etwas stärker. Weil dort eine grundsätzlich andere Mentalität herrschte, im Haus wie auch im Handel: Masse macht die Musik. Je mehr, je lieber, auch viel preisgetrieben, bis zu ganzen Container-Geschäften. Hier hat insgesamt - auch durch zunehmende Transparenz in den wesentlichen Kennzahlen - ein Umdenken eingesetzt. In diesem Zusammenhang haben wir auf die Entwicklung von Stil- und Themenwelten in marktgerechten kompletten Konzepten gesetzt. Dadurch hat sich das Niveau der Artikel nach oben entwickelt.
Heute denken wir weniger umsatzgetrieben und wollen unseren Verbrauchern schöne Lösungen anbieten. Heute macht es einfach Spaß, in den Handel zu gehen und unsere toll inszenierte Warenwelt auf der Fläche zu erleben. Jetzt werden wir vom Handel und den Verbrauchern ganz anders wahrgenommen. Das macht sich auch im Umsatz bemerkbar, denn in diesem Jahr werden wir ihn trotz der schwierigen Situation im Handel wieder steigern können.
Kleine Wolke - in Kürze
Kleine Wolke Textilgesellschaft mbH & Co. KG
Fritz-Tecklenborg-Straße 3
28759 Bremen
Tel.: 0421/6261-0
Fax: 0421/6261-392
Internet:
www.kleinewolke.comE-Mail:info@kleinewolke.com
Das Unternehmen gehört seit 2010 der Lübecker Possehl Unternehmensgruppe und wird dort im Geschäftsbereich Mittelstandsbeteiligungen geführt.
Geschäftsführer: Michael Grimbo
Produkte: Badteppiche, Duschvorhänge- und stangen, Sicherheitseinlagen, Bettwäsche, Frottierwaren, WC-Sitze und Accessoires
Mitarbeiterzahl: rund 120
aus
Haustex 10/18
(Wirtschaft)