Nachgefragt bei Christoph Bawart
"Jeder positioniert sich erfolgreich in seiner Nische"
Österreich ist eine der großen Parkettnationen Europas, sowohl was die Produktion als auch den Pro-Kopf-Verbrauch betrifft. Aber auch die heimischen Hersteller bleiben nicht von der Konkurrenz durch andere Bodenbeläge und billiger Importware verschont. Parkett Magazin sprach mit Christoph Bawart, Sprecher der österreichischen Parkettindustrie, über die aktuelle Situation in der Alpenrepublik.
Parkett Magazin: Herr Bawart, die meisten Ihrer Kollegenbetriebe haben sich durchaus positiv über 2017 geäußert, sowohl was ihre Entwicklung als auch die des Marktes betrifft. Wie beurteilt der Verband der Österreichischen Parkettindustrie das abgelaufene Geschäftsjahr?
Christoph Bawart: Wir sind in Österreich zufrieden und gehen von einer kleinen Steigerung gegenüber 2016 aus. Derzeit liegen noch keine verlässlichen Zahlen vor, deshalb sind wir auf Schätzungen angewiesen.
Verfolgt man die Zahlen der FEP (Föderation der Europäischen Parkettindustrie) für Österreich in den letzten Jahren, zeigt sich seit dem Tiefstand 2009 eine stetige Steigerung der Produktion auf jetzt 9,4 Mio. m
2. Der Parkettverbrauch sackte 2014 ab und zeigt seitdem wieder leichten Auftrieb bis auf 6,4 Mio. m
2 2017. Würden Sie das unterstreichen?
Bawart: Ja, nach der Wirtschaftskrise 2008, ausgelöst durch das Platzen einer Immobilienpreis-Blase mit einhergehender Finanzkrise und Bankenkrise, auf die später Staatsschuldenkrisen bis zum Teil Staatskrisen, wie in Griechenland folgten, hat sich die Konjunktur positiverweise erholt. Es gab zusätzlich auch einige Investitionen der Mitglieder. Den Verbrauch würde ich nicht zurückgehend, sondern vielmehr als konstant sehen.
Massivparkett hat in Österreich noch einen deutlich höheren Stellenwert als zum Beispiel in Deutschland. Auch hier möchte ich die FEP wieder zitieren, die den Massivparkett-Anteil auf 20% beziffert. Welchen Trend sehen Sie hierzulande?
Bawart: In Österreich wird traditionell Massivparkett verwendet. Ob der Anteil wirklich so hoch ist, kann diskutiert werden. Vielleicht werden auch mitunter Landhausdielen darunter subsumiert.
Und bei den Holzarten? Ist eine Alternative zur allgegenwärtigen Eiche-Landhausdiele denkbar oder sichtbar?
Bawart: Alternativen müssen immer denkbar bleiben. Die Kunden suchen derzeit aber hauptsächlich Eiche.
In Deutschland ist 2017 die Produktion gesunken, dafür sind Import und Export gestiegen. Wie verhält sich das in Österreich?
Bawart: Der Import hat sich auch bei uns verstärkt. Aus allen möglichen Ländern gelangen große Mengen nach Österreich; vor allem aus Fernost kommt ein großes Volumen im unteren Preissegment. Grundsätzlich sind wir stolz auf unsere hohe Eigenversorgungsquote.
Viele österreichische Parketthersteller investieren gerade massiv - Admonter, Scheucher, Tilo und Weitzer zum Beispiel. Aber der österreichische Markt wird nicht neue Kapazitäten in siebenstelliger Höhe aufnehmen können...
Bawart: Wie heißt es so schön bei uns: Ein bisschen Etwas geht immer noch. Die zusätzlichen Mengen werden hauptsächlich in den Export gehen.
Inwieweit spüren die österreichischen Parketthersteller die Konkurrenz durch Designbeläge?
Bawart: Das Auffallende ist, dass viele dieser Designböden eine Holzoptik haben - und teilweise sehr gut imitieren, insbesondere Parkett. Das bedeutet im Prinzip, dass Parkett sehr gefragt ist. Da aber mitunter die Unterscheidbarkeit sehr schwierig ist, geht diese Konkurrenz sicher zu Lasen des Parketts. Hart umkämpft sind etwa der Objektbereich, aber auch Hotels und der Wohnungsbau.
Wollen Sie von Verbandsseite aus (Marketing-)Maßnahmen dagegen ergreifen?
Bawart: Unser Parkett ist das Original - das kommunizieren wir auch alle. Konkrete Marketingmaßnahmen pro Parkett sind derzeit nicht geplant. Dazu sind wir innerhalb des Verbandes zu unterschiedlich aufgestellt.
Dafür machen wir sehr viel - und sind uns dort auch sehr einig - in den Bereichen Normung und Forschung. In den letzten Jahren waren wir hier sehr aktiv, daraus hat sich viel Positives für die gesamte Branche ergeben.
Das jüngste Projekt läuft wieder in Zusammenarbeit mit Holzforschung Österreich und dem IHD in Dresden sowie dem VDP. Unter der Bezeichnung "Surf-Parquet" wird seit November 2017 an strukturierten Oberflächen für Holzböden mit optimierter Resistenz gegenüber chemischen Einflüssen geforscht. Ziel ist zum einen die Entwicklung neuartiger, strukturierter Oberflächenbeschichtungen für Parkett, zum anderen die Verbesserung von Beständigkeit, Optik und Haptik strukturierter Holzdeckschichten. Außerdem sollen Erkenntnisse zu Renovierbarkeit von strukturiertem Parkett gewonnen werden.
Wie sehen die Perspektiven für die österreichische Parkettindustrie angesichts der positiven Impulse aus der Gesamt- und Bauwirtschaft aus?
Bawart: Grundsätzlich positiv, wenn auch hart umkämpft.
Zum Abschluss: Was ist die besondere Stärke der österreichischen Parkettindustrie, sozusagen ihr USP?
Bawart: Zu unseren USPs zählen aus meiner Sicht eine lange Tradition der Erzeugung, Wissen, Erfahrung und Kompetenz. Wir haben auch eine große Bandbreite an Unternehmen. Viele kleine und mittelgroße Betriebe haben sich auf bestimmte Produkte spezialisiert, die ihre Stärke sind. Jeder positioniert sich erfolgreich in seiner Nische.
Der österreichische Markt in Zahlen
Österreich
Fläche: 83.871 km
2Einwohner: 8,9 Mio.
BIP: 368,9 Mio. EUR (2017)
BIP/pro Kopf: 41.877 EUR (2017)
Österreichische Bauproduktion: 35,4 Mrd. EUR (+ 1,6 % real, Schätzung für 2018)
2017 registrierte Österreich das höchste Wirtschaftswachstum seit sechs Jahren. Auch 2018 bleibt die Konjunktur dynamisch, wobei das robuste internationale Umfeld der exportorientierten Industrie zugute kommt.
Forst- und Holzwirtschaft
Österreich ist eins der waldreichsten Länder Europas. 40 % der Fläche werden forstwirtschaftlich genutzt. Die Holzindustrie ist einer der größten Arbeitgeber mit einem Umsatz von knapp 7,9 Mrd. EUR (2017), davon 5,7 Mrd. EUR im Export. Traditionelle Exportmärkte sind Deutschland und Italien. Unter den zehn größten Unternehmen der Holzindustrie sind zwei, die auch im Bodenbelagsbereich aktiv sind: Die Egger-Gruppe (Platz 1) und Kaindl (Platz 8).
Parkettmarkt
Österreich ist nach Polen und Schweden - und vor Deutschland - der drittgrößte Parkettproduzent unter den FEP-Ländern und nach Deutschland, Frankreich und Schweden der viertgrößte Verbraucher.
Parkettproduktion 2017: 9,4 Mio. m
2 (+ 1,9 %),
laut FEP-Schätzung
Parkettverbrauch 2017: 6,4 Mio. m
2 (+ 2 %),
laut FEP-Schätzung
Pro-Kopf-Verbrauch 2017: 0,74 m
2 (Nr. 2 unter den FEP-
Ländern). FEP-Schnitt: 0,18 m
2Parkettarten anteilig: Mehrschichtparkett 78 %, Massiv-parkett 20 %, andere 2 %
Außenhandel mit Parkett
Außenhandelsbilanz Parkett*
(in 1.000 EUR)
ImportExportBilanz
201685.519218.435132.916
201784.238214.635130.397
*Quelle Statistik Austria, 2017 geschätzt
Parkett aus Österreich war in Deutschland (Anteil 64,8 %, +26,6%) besonders gefragt. Ein großer Absatzmarkt ist auch die Schweiz mit 9,1 %, allerdings mit Einbußen von 7,6% gegenüber dem Vorjahr.
Deutschland war mit einem Anteil von 38,8 % (-15,5%) auch das wichtigste Importland für Parkett, vor China (14,4 %, +11,8 %), Polen (8,5 %, +36,5 %), Litauen (7,9 %, - 16,6 %) und Kroatien (6,7 %, +51,4 %).
Österreichischer Parkettverband
Die Österreichische Parkettindustrie
Schwarzenbergplatz 4, A-1037 Wien
Tel.: +43 1 71 22 601
www.parkett.co.at,
office@parkett.co.at
Sprecher: Christoph Bawart
Koordination: Dieter Lechner
Mitglieder:
Admonter Holzindustrie, Bawart Parkett, Fischer-Parkett, Holz-Wenisch, Karl Amashaufer, Mafi Naturholzboden, Meyer Parkett, Parador Parkettwerke, Reinlein Holz & Parkett, Scheucher Holzindustrie, Stöckl, Tilo, Trapa, Weitzer Parkett
aus
Parkett Magazin 05/18
(Wirtschaft)