Egger: Nachgefragt bei Michael Gerbl
"Das Einkaufsverhalten hat sich drastisch verändert"
Auch wenn das Geläuf für Laminatböden in Westeuropa derzeit härter wird, fühlt sich Egger mit seinen ergänzenden Kork- und Designböden sowie der internationalen Ausrichtung gut aufgestellt. Als eine seiner Stärken sieht der Holzwerkstoffriese, dass die Bedürfnisse der (End-)Kunden genau analysiert und berücksichtigt werden. Parkett Magazin sprach darüber mit Michael Gerbl, Leiter Marketing und Produktmanagement.
Parkett Magazin: Wie beurteilen Sie die aktuelle Situation für Laminatböden in Österreich, wie hat sich der Markt entwickelt?
Michael Gerbl: Der Bedarf an Laminatböden entwickelt sich in den letzten Jahren in Österreich stetig zurück. Er liegt aber immer noch auf einem guten Niveau mit cirka 0,6 m
2 pro Einwohner und ist somit ein stark etabliertes und nachgefragtes Produkt. Vor allem gegenüber Designbelägen hat der Laminatboden in Österreich verloren.
Welche Rolle spielt der österreichische Markt für Egger, wie hat sich das Unternehmen dort positioniert?
Da wir in Deutschland (Wismar) ein Produktionswerk haben, betrachten wir den DACH-Raum und somit auch Österreich als unseren Heimmarkt mit hohem Fokus auf die Marktbearbeitung. Wir arbeiten seit vielen Jahren mit unseren Vertriebspartnern in den Vertriebskanälen Bodengroßhandel, Holzhandel, Baustoffhandel und Baumarkt zusammen und sind mit unserer Positionierung sehr zufrieden.
Welche Vertriebsstrategie fährt Egger in Österreich, welche sind die (wichtigsten) Zielgruppen?
Wie auch in anderen Ländern versuchen wir die Egger-Laminatböden über alle möglichen Vertriebskanäle den Endverbrauchern zugänglich zu machen. Daher haben wir auch in Österreich Vertriebspartner in den Bereichen Bodengroßhandel, Holzhandel, Baustoffhandel und Baumarkt.
Welche Trends beobachten Sie auf dem österreichischen Bodenbelagsmarkt im Allgemeinen und bei Laminat im Besonderen?
Die Beliebtheit von Holzböden und Böden in Holzoptik ist in Österreich extrem stark ausgeprägt und übertrifft damit alle anderen Bodenbelagsarten. Dies sehen wir dann auch bei Laminatböden in Holzoptiken, die besonders authentisch wirken, beispielsweise durch umlaufende Fasen, Synchronporen oder alternative Dimensionen wie Langdiele und Fischgrätmuster.
Haben die österreichischen (End-)Kunden spezifische Ansprüche? Wenn ja, welche?
Holzböden bzw. Böden in Holzoptiken sind extrem gefragt. Österreich ist auch ein stark ausgeprägtes DIY-Land, und somit ist es von Vorteil, wenn die Böden einfach und sicher selber zu verlegen sind.
Wie entwickeln sich die Produktlinien Comfort-Böden und Design-Böden? Welche Rolle spielen sie inzwischen im Sortiment?
Wir sehen neben Laminatboden mit unserem Comfort-Boden - leise, warm, weich - und Design-Boden - wasserabweisend, robust, umweltfreundlich - sehr gute Möglichkeiten, um dem Endverbraucher immer die für ihn passende Lösung anbieten zu können. Seit der Vorstellung unserer neuen Kollektionen im Herbst 2017 sind wir mit der Umsatzentwicklung zwar zufrieden, aber noch nicht dort, wo wir uns diese beiden Bodengattungen vorstellen. In unserer Vermarktungsstrategie sind sie aber neben Laminatböden nicht mehr wegzudenken und ein fixer Bestandteil im Sortiment.
In welchem Maß sind digital gedruckte Dekore inzwischen in Ihren Kollektionen angekommen?
Seit 2012 arbeiten wir bereits mit Digitaldruckdekoren im Bereich Möbel und Innenausbau. Im Fußbodenbereich haben wir nun mit der Bodengattung Comfort-Boden seit Herbst 2017 zwei Kollektionen, die zu 100 % mit Digitaldruckdekoren hergestellt werden. Wir sehen dabei eine Vielzahl von Vorteilen für unseren Produktionsprozess gepaart mit einem schöneren und besseren Produkt für den Endverbraucher. Daher werden wir diesen Bereich in Zukunft auch stetig weiter ausbauen.
Wie verändert sich vor dem Hintergrund der digitalen Transformation und veränderten Käuferverhaltens die Vermarktungsstrategie?
Das Einkaufsverhalten der Verbraucher hat sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert. Wir haben darauf reagiert, indem wir uns digital noch besser aufgestellt haben, um unsere Vertriebspartner bei ihren E-Commerce Aktivitäten bestmöglich zu unterstützen. Bezüglich Daten, Logistik, Prozess und Transparenz verfügen wir über eigene Mitarbeiter im Vertrieb, die sich auf das Thema E-Commerce spezialisieren, um der Bedeutung Rechnung zu tragen.
Welche Perspektiven sehen Sie für Laminat - und welche für Egger?
Laminatboden ist eine etablierte Fußbodenkategorie, die nicht verschwinden wird. Aktuell befinden wir uns aber in einer Situation, in der in Westeuropa ein Rückgang zu verzeichnen ist und in Osteuropa weiterhin ein Wachstum vorherrscht. Wir sind für diese Herausforderung strategisch gut aufgestellt mit unseren zwei Produktionsstandorten in Wismar in Deutschland und Gagarin in Russland. Hochwertige Laminatböden, wie der für Feuchträume geeignete Egger Aqua +Boden, sind gefragt, und genau da sehen wir auch unsere Kernkompetenz. Als Sortimentserweiterungen, abgerundet mit Egger Design- und Egger Comfort-Böden stellen wir für jede Anforderung den perfekten Boden zur Verfügung.
Egger
Egger-Grupppe
Egger Holzwerkstoffe GmbH
Weiberndorf 20,
A-6380 St. Johann in Tirol
Tel.: +43 50 600 10638
www.egger.com
Vorstand: Thomas Leissing (Sprecher, Finanzen/Verwaltung/Logistik), Ulrich Bühler (Vertrieb/Marketing), Walter Schiegl (Produktion/Technik)
Umsatz 2017/18 (30. April):
2,68 Mrd. EUR
Mitarbeiter: 9.229
Divisionen: Fussboden (Laminat-, Kork- und Designböden), Holzbau (OSB-, Span-, Holzfaserplatten, Schnittholz), Möbel/Innenausbau (Plattenwerkstoffe, Schichtstoffe, Möbelfertigteile, Fensterbänke, Akustikplatten)
Egger Division Fussboden
Umsatz 2016/18 (30. April): 344 Mio. EUR
Divisionsleitung: Erich Macala (Technik & Produktion), Ralf Lorber (Finanzen & Verwaltung), Adrian Loinger (Vertrieb & Marketing), Moritz Rieber (Logistik)
Verkaufsleitung DE/AUS
(Handel & DIY): Kai Plass
Leitung Marketing und
Produktmanagement: Michael Gerbl
Werke: Wismar (D), Gagarin (R)
Kunden: Holzhandel, Bodenbelagsgroßhandel, DIY
aus
Parkett Magazin 05/18
(Wirtschaft)