FN Neuhofer: Ambitionierte Investitionsvorhaben in Zell am Moos

"Alles muss mitwachsen"


Überdurchschnittliches Wachstum prägt das Geschäft von FN Neuhofer. Zuletzt legte der Umsatz um 15 % auf 55 Mio. EUR zu. Um den Erfolg langfristig zu sichern, hat das Familienunternehmen für den groß angelegten Ausbau des Standorts in Zell am Moos jetzt das größte Investitionspaket seiner Geschichte aufgelegt.

Im Haslau-Tal graben sich die Baggerschaufeln emsig in die grüne Wiese: FN Neuhofer hat benachbartes Land hinzugekauft und lässt den Grund für den Bau einer neuen Halle vorbereiten. Wieder einmal, denn die kontinuierliche Erweiterung des Firmenareals ist für den oberösterreichischen Leistenproduzenten längst Dauerzustand. "Wenn wir wie aktuell um die 15 % jährlich wachsen, dann ist das eine Herausforderung für die gesamte Organisation - nicht nur die Produktion, auch das ganze Drumherum, die Logistik etc., alles muss mitwachsen", betont Geschäftsführer Franz Neuhofer jun. Aktuell belaufen sich die möglichen Ummantelungs- und Hobelanlagenkapazitäten in Zell am Moos auf 165 Mio. lfm jährlich, Tendenz steigend. Insbesondere der Massivholzbereich wachse derzeit sehr stark und berge zudem noch Automatisierungspotenzial, denn die bislang teilautomatisierte Fertigung wird künftig vollautomatisiert erfolgen - von der Beschickung bis zur Abstapelung der fertigen Produkte mit Hilfe moderner Roboter.

Für FN Neuhofer ist das nichts Neues. In den letzten fünf Jahren floss bereits ein Großteil der Investitionen, insgesamt waren es 13,9 Mio. EUR, in die Automatisierung und Verkettung bestehender Anlagen für die Fertigung folierter Leistenprodukte sowie deren Verpackung. Insgesamt neun Roboter verrichten bereits ihren Dienst. "Die effiziente Integration der Maschinen untereinander wird immer wichtiger", weiß Neuhofer, der das seit 368 Jahren bestehende Familienunternehmen in zehnter Generation führt.

Das jetzt geschnürte Investitionspaket beläuft sich auf insgesamt 35 Mio. EUR. "Das ist die größte Investition unserer Unternehmensgeschichte", konstatiert Neuhofer, "wir werden das Geld in den nächsten acht Jahren in vier Teilschritten investieren - und, das ist uns wichtig, größtenteils aus dem eigenen Cash-Flow finanzieren." Auf einer Fläche von rund 24.000 m2 ist in Modulbauweise alle ein bis zwei Jahre der Bau eines neuen Hallenschiffs geplant. Neben dem Ausbau der verschiedenen Leistenproduktionen beinhaltet das Konzept auch mehrgeschossige Gebäude mit neuen Büroräumlichkeiten sowie ein vollautomatisiertes Logistikzentrum inklusive Hochregallager. In einem späteren Ausbauschritt sollen die Neubauten schließlich mit den bestehenden Produktionshallen zusammengeführt werden.

Neue Märkte und Vertriebskanäle im Visier

Überdurchschnittliches Wachstum spiegelt auch die Bilanz des Unternehmens wider. 2017 stieg der Umsatz um 15,1 % auf 55 Mio. EUR (2016: 47,7 Mio. EUR). "Im heurigen Jahr, das können wir schon sagen, werden wir wieder zweistellig zulegen", prognostiziert Franz Neuhofer. "Am stärksten wachsen wir mit bestehenden Kunden, von denen wir sukzessive weitere Sortimentspakete bekommen". Bei großen Baumarkt-Gruppen ginge es auch immer um Vertrauensaufbau. Erst vor rund zehn Jahren hatte das Familienunternehmen parallel zum bestehenden Industriekundengeschäft in großem Stil mit der Belieferung von Baumärkten begonnen, inzwischen macht diese Vertriebsschiene den Bärenanteil des Gesamtgeschäfts aus.

"Wir haben in Deutschland in den Baumärkten mittlerweile einen sehr großen Marktanteil, in Frankreich ist der Marktanteil sogar noch größer, sodass wir eine gewisse Sättigung erreicht haben und verstärkt neue Märkte fokussieren", sagt der Geschäftsführer. "Wir haben erste Großaufträge nach Japan bekommen, ebenso von einer großen Baumarkt-Gruppe in Südamerika - mit Kolumbien, Argentinien, Peru, Brasilien und Chile sind das an die 400 Märkte. Hier wachsen wir weiter."

Doch auch das Industriekundensegment wachse zurzeit überproportional - dank boomender Designbodenbeläge. Darüber hinaus etabliert der Leistenproduzent aktuell eine weitere Vertriebsschiene: Eine neu aufgebaute Vertriebsmannschaft bearbeitet seit Mai 2018 in Deutschland, Österreich und der Schweiz explizit den Holzfachhandel mit digital bedruckten Platten. "Um Abhängigkeiten so gut es geht einzudämmen, setzen wir auf vier Säulen: Industrie, Baumärkte, Großhandel und Holzfachhandel", betont der Geschäftsführer.

Logistischen Herausforderungen
mit Effizienz begegnen

Eine zunehmend größere Rolle spielt in diesem Szenario der Online-Handel bzw. der Direktversand von Online-bestellter Ware für Baumärkte. Um den unter anderem damit verbundenen erhöhten Anforderungen an eine leistungsstarke Logistik zu begegnen, setzt man in Zell am Moos auf Effizienz: Kurze Lieferzeiten durch hohe Umschlaghäufigkeiten und Dreischichtbetrieb sind gefordert. Pro Tag rollen cirka 35 verladene LKW vom Firmengelände. Franz Neuhofer: "Wir liefern europaweit innerhalb von drei bis sieben Tagen. Im Online-Handel haben wir genau 24 Stunden: Die Aufträge kommen bis 22 Uhr rein, ab 4 Uhr früh wird die Ware kommissioniert und ist dann bis 12 Uhr Mittags im LKW." In Deutschland und Österreich seien Online-Bestellungen somit binnen 48 Stunden beim Kunden.

Das Sortiment des Leistenspezialisten ist mittlerweile auf stolze 22.000 Artikel angewachsen. Neben einer mittlerweile schier unermesslichen Dekorvielfalt und weiteren Variantenergänzungen forciert Neuhofer gezielt innovative Neuentwicklungen. Jüngste Beispiele sind etwa der zu Jahresbeginn eingeführte Leistenverbinder, der transportfreundliche Produktlängen ermöglicht, oder neue wasserfeste Sockelleistenprodukte für die Verlegung von Designbelägen. Noch in der Testphase ist zudem das neue Angebot individuell digital bedruckter Platten (siehe auch Produktneuheiten 2018 auf der Folgeseite).

Konsequenter Ausbau der Digitaldruck-Kompetenz

Überhaupt ist der Digitaldruck für das Familienunternehmen zu einem besonderen Steckenpferd geworden. Als einer der ersten Leistenhersteller war man in Zell am Moos in die flexible digitale Produktion eingestiegen und baut seither die Kompetenz in diesem zukunftsträchtigen, aber auch entwicklungsintensiven Feld mit großem Engagement weiter aus. Franz Neuhofer: "Wir sind überzeugt, dass der Digitaldruck weiter voranschreiten wird. Wir sehen, dass die Kunden weiter auf kleinere Losgrößen setzen und die Dekorvielfalt der Vinylböden kontinuierlich ansteigt. Allein im März haben wir über 2.000 Dekore ausgemustert". Das Geschäft mit digital bedruckten Produkten wachse aktuell um rund 30 %. Speziell PVC- und PS-Träger ummantelte Produkte für wasserfeste Designbeläge würden stark nachgefragt.

Erst kürzlich nahm eine zweite Digitaldruckanlage mit 330 mm Produktionsbreite den Betrieb auf. Zeitgleich wurde ein neuer Ausmusterungsraum eingerichtet, der für professionelles Farbmanagement die Normlicht-Bedingungen erfüllt. Dekorgleich zum Boden können somit Dekore für Sockelleisten, Bodenprofile, Eckenstäbchen oder Türrahmenleisten hergestellt werden. Hohe Ausgabeauflösungen (1.260 dpi) sorgen für eine detailgetreue Wiedergabequalität; optional sind verschiedene Lack-Finishings möglich. "Die neue Digitaldruckanlage ist erfolgreich angelaufen", versichert Franz Neuhofer, "außerdem haben wir nun auch das Update der älteren Anlage mit neuester Tinten- und Druckkopftechnologie in Betrieb genommen". Bessere Druckqualität und mehr Breite (270 mm) sind das Resultat: "In Summe können wir auf beiden Anlagen jetzt über 4 Mio. m2 digital drucken - und das ist in Leisten schon eine ordentliche Menge." | Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 05/18 (Wirtschaft)