Domotex Turkey 2018, Gaziantep

Der Blick geht nach Westen


Ursprünglich als Regionalmesse für die Türkei und den Nahen Osten gedacht, erhält die Domotex Turkey immer mehr internationalen Zulauf. Das will man weiter unterstützen; eine dritte Messehalle ist in Planung. Dem Verdrängungswettbewerb begegnen die Maschinenweber mit höherwertigen Entwicklungen, Naturmaterialien und Handfinishing. Auch bedruckte Teppiche sind zunehmend ein Thema. | von Ekrem Arslan

Ursprünglich als Regionalmesse für die Türkei und den Nahen Osten gedacht, erhält die Domotex Turkey immer mehr internationalen Zulauf. Das will man weiter unterstützen; eine dritte Messehalle ist in Planung. Dem Verdrängungswettbewerb begegnen die Maschinenweber mit höherwertigen Entwicklungen, Naturmaterialien und Handfinishing. Auch bedruckte Teppiche sind zunehmend ein Thema.

Die Türkei will verstärkt zum Messeland werden und ihre diesbezüglichen Aktivitäten weiter ausbauen. Das berichtete Alexander Kühnel, General Manager der Domotex Turkey. "Eine Messe ist mehr als nur eine Messe. Denn Messen haben gleichzeitig Einfluss auf das Image eines Landes und die jeweilige Stadt." Die Domotex Gaziantep gehört sicher zu den größten türkischen Veranstaltungen im Einrichtungssektor, und sie platzt derzeit aus allen Nähten: "Wir brauchen eine dritte Halle", betont Kühnel, und diese wird auch schon konkret geplant. Optimal wäre es, wenn weitere Messen aus anderen Branchen sich für Gaziantep entscheiden würden, meint Kühnel: Gemeinsam könnte man die Infrastruktur weiter ausbauen - was von einigen Ausstellern explizit gewünscht wurde -, und der Standort würde noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken.

Besucherplus von 30 %

Dass es in den beiden Hallen der Domotex Turkey langsam eng wird, war Ende April deutlich zu erkennen: Über 200 größtenteils türkische, aber auch internationale Anbieter stellten hier aus, hauptsächlich Maschinenweber. Und fast 12.000 Besucher aus 89 Ländern kamen dafür nach Südost-Anatolien - rund 30 % mehr als im Vorjahr. Gleichzeitig ist der Maschinenwebmarkt stark umkämpft. Neben der Türkei sind auch Belgien, der Iran und Ägypten potente Größen. Umso wichtiger ist es für die Domotex Turkey, internationalen Besuchern und Anbietern ihre Befürchtungen um die Sicherheit bei der Teilnahme an der türkischen Messe zu nehmen. "Hier besteht nämlich kein Grund zur Sorge", so Jülide Akgül Eke von Covtex Feizy.

Bei vielen Gazianteper Maschinenwebern können Messebesucher im Umfeld der Veranstaltung übrigens direkt vorbeischauen, schließlich sitzen die meisten davon "gleich nebenan". Zu diesem Zweck haben diese Aussteller Zubringerdienste von der Messe zu den Schauräumen eingerichtet und geben sich auf der Messe eher "bedeckt" - um die Gefahr, kopiert zu werden, auf ein Minimum zu beschränken. Insgesamt ist die Nähe zum eigenen Unternehmensstandort ein großer Vorteil für die Gazianteper Aussteller, gleichzeitig aber ein Handicap für die anderen.

Domotex Turkey
wird immer internationaler

Ursprünglich war die Domotex Turkey im Kern für Fachbesucher aus der Türkei und dem Nahen Osten gedacht; tatsächlich verzeichnete die Messe dieses Jahr zahlreiche Besucher aus Europa, den USA, China und Japan, erneut mehr als in den Vorjahren. Und da der türkische Markt inzwischen gut gesättigt ist, richtet sich der Blick der Produzenten immer stärker in Richtung Ausland. Im Jahr 2017 waren die USA der größte Abnehmer türkischer Teppiche (463 Mio. USD, +40 %), gefolgt von Saudi-Arabien (313 Mio. USD), Irak (183 Mio. USD) und Deutschland (115 Mio. USD).

"Wer in Europa erfolgreich sein will, braucht ein großes Lager und eine starke Logistik", erklärt Cihat Klnboz, Verkaufsleiter von Kartal/Sanat/Elexus. "Hier entwickelt sich die Teppichmode sehr schnell weiter. Da müssen wir mithalten." Außerdem eine zunehmend wichtige Größe: der E-Commerce.

Bessere Anbindung gewünscht

Laut Eray Kahkeciolu von Mafy Carpet täte der Messe in Gaziantep etwas mehr Werbung gut, gerade imHinblick auf die internationalen Besucher, - und eine bessere Fluganbindung. Aber die Messeorganisatoren sind dran am Thema Internationalität: Bereits im letzten Jahr wurde das Buyer Mission Program speziell für internationale Einkäufer eingeführt, das die Einkäufer direkt in den Kontakt mit Anbietern der von ihnen gesuchten Produkte bringen soll. Dieses Jahr hatten sich Teilnehmer aus Russland, Bulgarien, Kanada und Kirgisistan angemeldet - und den Organisatoren zufolge waren alle zufrieden und haben Verträge mit türkischen Unternehmen abgeschlossen.

Bemängelt wurde auch die zeitliche Überschneidung mit der Heimtextilienmesse Evteks in Istanbul: "Die Einkäufer mussten sich auf zwei Messen aufteilen, insofern haben sich weniger Einkäufer in Gaziantep umgesehen", bemerkte Erdogan Peker von Boyteks.

Naturfasern, Handfinishing
und Druckteppiche

Und sonst? Haben die Anbieter in Gaziantep augenscheinlich verstärkt in ihre Messepräsentationen investiert - in teils größere, teils aufwendigere Stände. Und immer mehr Anbieter gehen dabei gerade nicht den Weg in Richtung "billig, billiger, am billigsten", sondern verbessern die Wertigkeit, etwa durch Naturfasern oder durch ein Handfinishing. Oder aber durch technische Zusatznutzen, wie selbstreinigende oder kühlende Eigenschaften. Auf diesem Gebiet ist gerade Boyteks sehr aktiv und kündigt "tierfreundliche Teppiche" an. Ansonsten habe man "Teppiche im Vintage-Look" nach wie vor gut verkauft. Auch der bedruckte Teppich ist weiterhin auf dem Vormarsch; die Techniken werden hier immer ausgefeilter.

"Darüber hinaus ist vor allem das Marketing wichtig", betont Cemel Turan, Brand Manager von Kaplan Kardeler / Empera. "Wenn das stimmt und man entsprechend eine Marke aufgebaut hat, kann man auch höhere Preise verlangen."•
aus Carpet Magazin 03/18 (Wirtschaft)