Fachhandelsumfrage Tapete 2018 Teil 2

Marburger Tapetenfabrik ist am sympathischsten


Die Marburger Tapetenfabrik hat sich im Kundenbarometer nach vorn gekämpft. Der im Fachhandel sympathischste Anbieter von Tapeten landet zusammen mit Gebr. Rasch auf Platz eins, dicht gefolgt von A.S. Création.

Das Ergebnis im Kriterium Sympathiewert dürfte in der Tapetenbranche für Verblüffung sorgen. Wechselten sich in den vergangenen Jahren die Hersteller Gebr. Rasch und A.S. Création als sympathischste Lieferanten ab, heimst 2018 die Marburger Tapetenfabrik die größten Sympathien im Fachhandel und bei den Raumausstattern ein. Das ist das Ergebnis des exklusiven Kundenbarometers, das das Hamburger Marktforschungsinstitut United Research im Auftrag von BTH Heimtex durchführte. Im Ranking nach Durchschnittsnoten über 13 Kriterien hinweg führt die Kreativschmiede aus Kirchhain gemeinsam mit Rasch, dicht gefolgt von Marktführer A.S. Création.

Ansporn für die Zukunft

Der Handel bedankt sich bei den Tapetenherstellern auch in diesem Jahr wieder mit guten Bewertungen und zeigt damit, dass er mit seinen Lieferanten recht zufrieden ist. Trotz anhaltender Nachfragerückgänge bewegen sich die vergebenen Noten mit 1,43 bis 3,20 auf Vorjahresniveau. Große Anerkennung finden vor allem Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit, während im Marketing allgemein noch Nachholbedarf gesehen wird. Das Kundenbarometer zeigt auf, wo leichte Verbesserungen möglich sind. Gerade in Zeiten rückläufiger Tapetenverkäufe ist es existenziell wichtig, den Abnehmern Qualität und Service auf höchstem Niveau zu garantieren. Mögen die diesjährigen Ergebnisse als Ansporn dienen.

Die Marburger Tapetenfabrik von Inhaber Ullrich Eitel scheint schon jetzt fast alles richtig zu machen. Der in diesem Jahr sympathischste Tapetenanbieter liegt in insgesamt vier Kriterien vorn und damit um zwei mehr als im Vorjahr. Außer dem Sympathiewert sind es die Produktqualität, die Lieferzuverlässigkeit und die Innovationskraft, die sicherlich dem technikaffinen Eitel und dem kreativen Designchef Dieter Langer zu verdanken ist.

Über alle Kriterien hinweg teilen sich die Kirchhainer den ersten Platz mit der Tapetenfabrik Gebr. Rasch. Beide erhielten die Gesamtnote 1,97. Während die Marburger gegenüber dem Vorjahr vom dritten auf den ersten Platz vorrückten, kletterte Rasch vom zweiten auf den ersten Rang, der 2017 von A.S. Création belegt wurde. Auch das Bramscher Familienunternehmen unter Führung der Cousins Dr. Frederik Rasch und Dario Rasch siegte in vier Kategorien: Lieferschnelligkeit, Marketing, Zukunftsperspektiven und Markenstärke.

Ein wenig Federn lassen musste das börsennotierte Unternehmen A.S. Création. Der deutsche Marktführer folgt den beiden Siegern zwar dicht auf den Fersen, musste mit der Durchschnittsnote 2,0 dennoch vom ersten auf den dritten Platz wechseln. Auch den Titel "sympathischstes Unternehmen" gaben die Gummersbacher an die Marburger Tapetenfabrik ab.

Überraschung aus Essen

Mit einer Überraschung wartet das Kundenbarometer für die Essener Tapeten Import-Gesellschaft von Christian Schmitz auf. Sie hat nach Ansicht der Befragten die beste Vertriebspolitik und einen Top-Außendienst. Der Breisacher Hersteller Erismann glänzt mit seinem Preis-Leistungs-Verhältnis und seiner Reklamationsbearbeitung.

Auch wenn unter den Top 3 jedes Jahr ein wenig Bewegung stattfindet, führt diese Gruppe doch stetig das Kundenbarometer an. Das bedeutet aber keineswegs, dass die übrigen bewerteten Unternehmen im Fachhandel und bei den Raumausstattern geringer geschätzt werden. Beim Blick auf die Noten fällt auf, dass sie kaum schlechter sind als bei der Marburger Tapetenfabrik, Rasch und A.S. Création. Es gibt nur minimale Abstände bei den Durchschnittsnoten, die von 1,97 bis 2,43 reichen und damit sehr nah beieinander liegen. Unterschiede gibt es im Detail. Und hier gilt es, ggf. Maßnahmen zu ergreifen, um Fachhandel und Raumausstattern noch besser zu gefallen.

Die bewerteten Firmen in alphabetischer Reihenfolge:

A.S. Création ist Marktführer in Deutschland. Der Tapetenhersteller aus Gummersbach bringt jedes Jahr zahlreiche neue Kollektionen auf den Markt. Mit seinem jüngsten Projekt will das börsennotierte Unternehmen die gesunkene Nachfrage nach Tapeten wieder ankurbeln. Begleitend zur Markteinführung der Karte Neue Bude 2.0 hat es eine umfangreiche Endverbraucherkampagne gestartet. Überraschenderweise schlagen diese Bemühungen noch nicht in den Bewertungen durch den Fachhandel durch.

Mit der Gesamtnote 2,00 (Vorjahr: 1,89) nimmt A.S. Création aktuell den dritten Platz ein nach Rang eins im vergangenen Jahr, gehört damit aber weiterhin gemeinsam mit Rasch und der Marburger Tapetenfabrik zu den Top 3 der Branche. Stärker als der Wettbewerb ist A.S. Création nach wie vor im Kriterium Innendienst. Dafür gab es die Bestnote. Auch Markenstärke, Produktinnovationen und Marketing kommen bei den Befragten an, die das Unternehmen zudem sympathisch finden (2. Platz). Schwächen zeigen sich dagegen wie im Vorjahr in der Vertriebspolitik. Und auch der Außendienst lässt sich verbessern.

Insgesamt ist das 1974 von Franz-Jürgen Schneider gegründete Unternehmen mit seiner kreativen Führungsmannschaft ein verlässlicher Partner für den Handel, der von A.S. Création nicht nur am Point of Sale unterstützt wird, sondern auch durch die Endverbraucherkampagne und die Tapeten-Akademie.

Erismann ist ein solide arbeitendes Familienunternehmen, das 1838 in Breisach gegründet wurde. Es wird von den beiden Geschäftsführern Maximilian Bercher und Martin Slotty geführt.

Der Tapetenhersteller besetzt wie im vergangenen Jahr mit der Note 2,10 den fünften Platz. Er führt die Kriterien Preis-Leistungs-Verhältnis und Reklamationsbearbeitung an. Aber nicht nur dafür wird Erismann geschätzt: Der Hersteller landet auch in der übergeordneten Kategorie Mensch, die sich aus der Qualität des Innen- und Außendienstes zusammensetzt, ganz vorn. Diese persönliche Beziehung stellt einen wichtigen Erfolgsfaktor dar und beschert dem Unternehmen knapp hinter der Marburger Tapetenfabrik und A.S. Création den dritten Platz beim Sympathiewert.

Ansonsten hält sich Erismann überwiegend stabil in der mittleren Position. Lediglich die Markenstärke lässt sich verbessern und der Fachhandel würde sich über mehr Innovationen freuen.

Die Essener Tapeten Import-Gesellschaft und die Schmitz Tapeten Import-Gesellschaft mit ihrer Marke Smita sind zwei mittelständische Verlage, die in zweiter Generation von Christian Schmitz geführt werden. Sie sind im gehobenen Fachhandel mit ausgewählten Kollektionen vertreten, mit denen sich Schmitz vom Wettbewerb differenziert. Dazu bietet er seinen Abnehmern umfangreichen Service. Weiter ist Christian Schmitz mit der Marke Tescoha auch im Objektbereich tätig.

Für seine Essener Tapeten Import-Gesellschaft erhielt er zwei Bestnoten in den Kriterien Vertriebspolitik und Qualität Außendienst. In der aus Qualität Innen- und Außendienst zusammengefassten Kategorie Mensch teilt sich Essener den ersten Platz mit Erismann. Aber auch die Produktqualität und Lieferzuverlässigkeit wird hoch bewertet. Die Fachhändler quittieren die Leistungen des Verlags insgesamt mit einer 2,24. Gleich darauf folgt Smita mit der Note 2,43.

Die Kollektion von Essener und Smita sind fester Bestandteil im Fachhandel. Sie überzeugen durch Hochwertigkeit und Ausgefallenheit.

Die Marburger Tapetenfabrik darf die Sektkorken knallen lassen. Sie ist nicht nur der sympathischste Tapetenanbieter, sondern führt mit der Note 1,97 gemeinsam mit Platzhirsch Rasch auch das Gesamtranking an. Im vergangenen Jahr war das 1845 gegründete Familienunternehmen von Inhaber Ullrich Eitel noch auf dem dritten Rang gelandet.

Beim Sympathiewert liegt die Kreativschmiede knapp mit der Note 1,92 vor A S. Création. Auch die Produktinnovationen des Unternehmens, das Kollektionen mit zahlreichen Designern wie Ulf Moritz, Luigi Colani und Harald Glööckler auf den Markt gebracht hat, wird im Fachhandel hoch gelobt. Die Note 1,96 in diesem Kriterium zeigt auf, dass der an Technik interessierte Eitel und sein Atelierchef Dieter Langer kreativ arbeiten und am laufenden Band technische Neuerungen sowie ausgefallene Designs präsentieren.

Weitere Bestbewertungen gab es für die Produktqualität und die Lieferzuverlässigkeit. Die Marburger Tapetenfabrik führt damit insgesamt vier von 13 Leistungskriterien an. Besonders stark ist der Tapetenhersteller in den übergeordneten Bereichen Service und Produkt, was die aggregierten Ergebnisse dokumentieren.

Lob zollen die Raumausstatter und Fachhändler zudem der Vertriebspolitik, der Lieferschnelligkeit und dem Außendienst. Auf dieser Basis sehen sie in einem schwierigen Marktumfeld gute Zukunftschancen für das Unternehmen. Es könnte aber augenscheinlich noch an seiner Marke ein wenig feilen.

P+S International wurde 1897 in Gummersbach gegründet. Der Tapetenhersteller sorgte in den vergangenen Jahren für Furore, weil er zunächst mit dem Musiker und Casting-Show-Juror Dieter Bohlen Kollektionen erarbeitete und anschließend mit dem Modedesigner Guido Maria Kretschmer. Zwar leiden derzeit alle Anbieter von Wandbelägen unter Rückgängen, aber womöglich hat P+S mit seinen aus Funk und Fernsehen bekannten Testimonials dazu beigetragen, dass diese nicht noch stärker ausfielen.

Das Unternehmen unter Leitung von Geschäftsführer Vertrieb Dietmar Everding ist aufgrund der unbefriedigenden Entwicklung in der Branche in schweres Fahrwasser geraten und musste Insolvenz in Eigenverantwortung anmelden. Everding ist aber sicher, dass eine Lösung in greifbarer Nähe ist.

Vom Fachhandel erhielt P+S immerhin die gute Note 2,20 und liegt damit nur knapp hinter den Herstellern mit der größeren Marktdurchdringung in diesem Vertriebsweg. Geschätzt werden vor allem Lieferzuverlässikgeit und Innendienst. Verbesserungsmöglichkeiten bestehen nach Sicht der Befragten insbesondere in der Vertriebspolitik.

Gebr. Rasch ist nach der Durchschnittsnote über alle Kriterien hinweg gemeinsam mit der Marburger Tapetenfabrik Sieger des Kundenbarometers mit der Note 1,97. Das Familienunternehmen aus Branche, das von den Cousins Dr. Frederik Rasch und Dario Rasch geführt wird, liegt auch nach Anzahl der Erstplatzierungen gleichauf mit der Konkurrenz aus Kirchhain: Rasch erhielt vier Bestnoten.

Die Markenbekanntheit ist ein großes Pfund des Unternehmens. In diesem Kriterium steht es wie in den Vorjahren eindeutig an der Spitze. Auch das Marketing wird von den Fachhändlern hoch gelobt, hinzu kommt die Lieferschnelligkeit. Alles in allem ist das Grund genug für die Befragten, Rasch beste Zukunftsperspektiven einzuräumen. Bei den aggregierten Ergebnissen punktet der Hersteller bei Image und Management.

Weniger zufrieden sind Raumausstatter und Fachhändler allerdings mit der Vertriebspolitik, die die Sortimentsstruktur in die drei Segmente Rasch Taste, Style und Ecomotion aufteilt. In diesem Kriterium erreichte Rasch nur den sechsten Platz, wenngleich die Note 2,31 immer noch als "gut" gilt.

Auch die Bramscher bauen immer wieder mal auf Prominenz. Während sie mit Barbara Becker bereits die sechste Kollektion auf dem Markt haben, starteten sie jüngst auch die Zusammenarbeit mit Barbara Schöneberger. Außerdem legte Rasch gemeinsam mit der Farbenmarke Sikkens von Akzo Nobel eine neue Bauhaus-Kollektion für das Objekt auf.

Rasch Textil ist die Tochter der Tapetenfabrik Gebr. Rasch in Bramsche. Ihre Spezialität sind hochwertige Tapeten, insbesondere Wandbeläge aus Stoff. Damit hebt sich der Lieferant deutlich vom Wettbewerb ab. Dabei zeichnet sich Geschäftsführer Joachim Stock durch Engagement und Ideenreichtum aus.

Die Tapeten von Rasch Textil sind gern gesehen im Fachhandel. Immerhin vergaben die Befragten mit der Note 2,09 den vierten Platz hinter den drei Großen Marburger, Rasch und A.S. Création. Vor allem die Qualität der hochwertigen Produkte belohnen die Händler im entsprechenden Kriterium mit dem zweiten Platz. Auch die Markenstärke wird anerkannt; hier profitiert die Tochter von der Mutter.

Aber es gibt natürlich nicht nur Lob. Der Außendienst schneidet vergleichsweise schlecht ab. Luft nach oben gibt es auch bei Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit.
| cornelia.kuesel@snfachpresse.de

Steigt die Nachfrage nach Digitaldrucktapeten?
Fototapeten liegen im Trend, weil sie der zunehmenden Individualisierung im Wohnbereich, aber auch im Objekt entgegenkommen. Fast jeder deutsche Tapetenhersteller bietet deshalb Digitaldrucktapeten an. Schließlich lässt sich mit Hilfe dieses technischen Druckverfahrens fast jedes beliebige Muster realisieren und als Tapete an die Wand bringen. Zeigt sich diese Entwicklung auch verstärkt bei Raumausstattern und Fachhändlern? Lediglich 23,03 % der im Kundenbarometer Befragten beantworten diese Frage mit "Ja". Die große Mehrheit von 76,97 % stellt dagegen keine größere Nachfrage nach Digitaldrucktapeten fest.

Damit ist die klassisch gedruckte Tapete weiterhin das wichtigste Produkt im deutschen Fachhandel. Für Hersteller sollte es das Ergebnis Ansporn sein, auch in Zukunft hochwertige Ware und neue Dessins für verschiedene Wohnstile zu entwickeln.

BTH Heimtex Fachhandelsbarometer - Panel und Methodik
Das BTH Heimtex/United Research-Kundenbarometer wird in zwei Etappen durchgeführt: In der ersten wird abgefragt, bei welchen Anbietern der Fachhandel ordert, woraus sich der Verbreitungsgrad der einzelnen Lieferanten ergibt. Diese Befragung erfolgt gestützt, aber offen. Die Befragten können zusätzliche Bezugsquellen zu den von BTH Heimtex vorgegebenen nennen.

Im zweiten Schritt bewerten die Händler detailliert einzelne Anbieter mit (Schul-)Noten: 1 für sehr gut, 2 für gut, 3 für mittel bzw. normal, 4 für ausreichend, 5 für mangelhaft bis schlecht. Für jedes Unternehmen werden dabei 13 Benchmarks abgefragt, darunter objektiv messbare, aber auch subjektiv empfundene.

150 Fachhändler wurden im September 2018 befragt: klassischer Facheinzelhandel, Handwerksbetriebe mit Ladengeschäft und entsprechenden Handelsaktivitäten sowie Fachmärkte in ganz Deutschland, regional verteilt im Norden und Süden, Osten und Westen. Nicht in diese Befragung eingeschlossen sind Filialisten, der Großhandel und Kooperationszentralen sowie Großflächenanbieter wie Discounter oder C+C- Betriebe.
aus BTH Heimtex 12/18 (Wirtschaft)