FEP: Interview mit der Verbandsspitze
"Parkett ist der Rolls Royce unter den Bodenbelägen"
Die FEP vertritt in Brüssel die Interessen der europäischen Parkettindustrie. Die Bedeutung des Verbandes ist größer denn je: Angesichts der zunehmenden Regularien, Verordnungen und Richtlinien gilt es, Grenzen und Hindernisse abzubauen, die eine gesunde Entwicklung der Anschlussunternehmen behindern. Parkett Magazin sprach mit dem FEP-Präsidenten Lars Gunnar Andersen, Geschäftsführerin Isabelle Brose und ihrem Vorgänger Endre Varga über den europäischen Markt und seine Herausforderungen.
Parkett Magazin: Herr Varga, Sie haben als FEP-Geschäftsführer viel bewegt und hinterlassen ein wohlbestelltes Haus. Was sehen Sie als größte Erfolge an?
Endre Varga: Es ist uns gelungen, die FEP zu einer starken, respektierten und einflussreichen europäischen Organisation im Herzen Europas zu machen, die die Interessen ihrer Mitglieder vielfältigsten Fragen erfolgreich und effizient vertritt. Zudem haben wir die FEP für assoziierte Mitglieder geöffnet, um dem Verband mehr Einfluss, Renommee und Gewicht zu verleihen. Das hat uns zugleich auch mehr finanzielle Möglichkeiten für verschiedene Projekte und Instrumente eröffnet: Die drei Studien über die Erwartungen und das Verhalten der europäischen Verbraucher. Die "Real Wood"-Kampagne. Die Erhebung der Marktzahlen. Den Newsletter. Davon profitieren alle. Ich bin überzeugt, dass uns all diese Aktivitäten auch durch die schwierigen Zeiten getragen und dafür gesorgt haben, dass der Marktanteil von Parkett stabil ist.
Die schwierigen Zeiten scheinen jetzt vorbei zu sein. Zumindest lässt das die zart positive Entwicklung des europäischen Parkettmarktes seit zwei Jahren hoffen...
Lars Gunnar Andersen: Ja, nach einigen herausfordernden Jahren entwickelt sich der Parkettverbrauch seit 2016 wieder positiv. Aber dieser Anstieg muss sich noch bestätigen und konsolidieren. Die ersten Monate des laufenden Jahres deuten auf eine Fortsetzung der moderat positiven Tendenz hin, mit ein paar Ausnahmen. Wir vertrauen darauf, dass sich der europäische Parkettmarkt langsam, aber stetig verbessern wird.
Worauf führen Sie die derzeitige Marktschwäche in Deutschland zurück?
Andersen: Unserer Meinung nach gibt es mehrere Gründe: der verhaltene Wohnungsbau, der Mangel an Handwerkern, der zur Verlagerung von Projekten führt und natürlich die Konkurrenz durch Designbeläge. Wir sind auch vorsichtig, was die Erwartungen für die Zukunft angeht, da Prognosen von einer Stagnation bei der Sanierung ausgehen. Die Sanierung, die laut Euroconstruct rund 55 % des deutschen Baumarktes ausmacht, ist seit einem Jahrzehnt auf hohem Niveau. Dadurch hat sich der Sanierungsbedarf deutlich reduziert. Und noch weitere Faktoren deuten auf eine Abkühlung im Bereich der Renovierung hin. Der Neubau kann aber nicht kompensieren, weil dort Flächen fehlen.
Und was erwarten Sie für den europäischen Parkettmarkt?
Andersen: Dass sich der Parkettabsatz langsam verbessert. Dennoch wird sich Parkett kurzfristig wohl nicht über einen Marktanteil von 5 bis 7 % hinaus entwickeln. Obgleich der Verbraucher sich Parkett wünscht, wie alle drei Studien belegen, die im Auftrag der FEP durchgeführt wurden.
Man kann es ja auch positiv sehen: Parkett hält seit Jahren einen stabilen Anteil am Bodenbelagsmarkt. Das wäre im Übrigen nicht ohne die Initiativen möglich gewesen, die wir in den letzten Jahren ergriffen haben, wie die "Real Wood"-Kampagne. Wir sind der "Rolls Royce" unter den Bodenbelägen. In dieser Position ist es sehr schwierig, einen Marktanteil signifikant zu erhöhen. Erschwerend hinzu kommen die großen Herausforderungen, vor denen die europäische Parkettindustrie steht in Bezug auf Wettbewerb, Verordnungen, Handelshemmnissen und der Verfügbarkeit von Rohstoffen.
Die Eiche-Knappheit gibt Grund zur Besorgnis. Das Thema scheint sich nicht zu entspannen, sondern im Gegenteil noch mehr zuzuspitzen...
Andersen: Der Eiche-Mangel lässt sich nicht wegdiskutieren. Das spiegelt sich in der Verfügbarkeit und der Entwicklung der Kosten für Eichenholz als Primärrohstoff wider. Eiche macht nicht nur bei Parkett weit über 80 % des verwendeten Holzes aus, sondern ist auch für andere Produkte wie Möbel stark gefragt und dadurch noch weniger verfügbar. Wenn weniger Eiche verfügbar ist und sie teurer wird, wirkt sich das natürlich auf die Rentabilität der Parkettindustrie aus.
Dann gehen auch noch große Mengen europäischer Eiche nach China - trotz der von einigen EU-Mitgliedsstaaten eingeleiteten Maßnahmen. Zugleich wird die Holzbeschaffung in Osteuropa durch Verbote behindert. Die FEP fordert daher auch auf der Holzbeschaffungsstufe die Einhaltung eines freien, aber gleichzeitig fairen Handelsprinzips.
Kroatien hat kürzlich sein im Juni 2017 erlassenes Exportverbot für Eiche-Rundholz aufgehoben. Bringt das nicht Entlastung?
Isabelle Brose: Das ist in der Tat eine positive Entwicklung, und wir freuen uns, dass unsere diesbezüglichen Maßnahmen am Ende erfolgreich waren. Wir müssen jedoch weiterhin wachsam bleiben vor einseitigen Maßnahmen von Mitgliedstaaten auf Kosten unseres Binnenmarktes, einem der Grundpfeiler der Europäischen Union.
Varga: Es gibt auch andere Lösungen für das Eiche-Problem, zum Beispiel alternative Holzarten. Wir haben uns gefragt, warum wir zum Beispiel nicht mehr Esche oder Buche verkaufen. Weil wir sie nicht aktiv vermarkten. Ich glaube, wir müssen die Strategie ändern. Anstatt nur auf die Nachfrage des Verbrauchers nach einem Produkt, sprich Eiche, zu reagieren, müssen wir ihm nahe bringen, dass es viel mehr als Eiche gibt, nämlich ein riesiges Spektrum an Parkett-Optionen.
Im Sinne einer besseren Ressourcennutzung der Eiche wird wieder die Diskussion um dünnere Decklagen entfacht. Könnten weniger als 2,5 mm nun doch ein Weg sein?
Andersen: Für den FEP-Vorstand ist das kein Thema und keine Lösung. Vielmehr müssen wir den Missbrauch des Begriffs Parketts weiterhin bekämpfen. 2,5 mm sind und bleiben das Minimum für eine Deckschicht aus Massivholz für ein vollwertiges Parkett-Produkt. Vergessen wir nicht, dass dies auch in der europäischen Norm EN 13756 klar zum Ausdruck kommt und dass sich alle daran halten sollten.
Stichwort China. Mit der Einführung von Strafzöllen auf importierte Parkettböden und andere Beläge hat der US-Präsident einem Handelskrieg zwischen den USA und China Tor und Tür geöffnet. Zum 24. September wurden 10 % erhoben, ab 1. Januar 2019 sollen die Strafzölle auf 25 % erhöht werden. Es liegt nahe, dass die Chinesen dann nach Europa ausweichen. Wie wappnet sich die europäische Parkettindustrie dagegen?
Andersen: Ich möchte nochmals auf das Prinzip eines freien, aber gleichzeitig fairen Handels hinweisen, das wir bereits vor einem Jahrzehnt bei einem wichtigen bilateralen Treffen in Shanghai vorgestellt haben. Der EU-Markt ist ein offener Markt, aber unsere Industrie fordert kontinuierlich Maßnahmen, um sicherzustellen, dass Parkettprodukte, die auf den europäischen Markt kommen, dieselben Sicherheits-, Qualitäts- und Nachhaltigkeitskriterien erfüllen wie die EU-Produktionen.
Wir sind offen für Wettbewerb und müssen uns diesbezüglich keine Sorgen machen, denn unsere Produkte erfüllen alle erdenklichen Qualitäts- und Umweltanforderungen. Aber Handel ist ein "Spiel", das fair gespielt werden sollte, und jede Abweichung von den festgelegten Regeln sollte sanktioniert werden. Die FEP verfolgt die Entwicklungen auf den globalen Weltmärkten aufmerksam, um schädliche Auswirkungen möglicher Produkt-Dumpings zu verhindern.
Frau Brose, Sie haben auf der diesjährigen FEP-Tagung noch auf eine weitere Herausforderung hingewiesen; ich nenne es mal verkürzt das schlechte Image von Parkett in der europäischen Politik...
Brose: Ich habe auf der FEP-Tagung über das Image von Holz im Allgemeinen und nicht speziell in Bezug auf Parkett gesprochen - in diesem Kontext ist es richtig: Holz wird regelrecht stigmatisiert. Holzprodukte müssen kontinuierlich ihre Unbedenklichkeit unter Beweis stellen. Die europäischen Behörden müssen endlich erkennen, dass Holz ein unerreicht nachhaltiger, ökologischer, gesunder Werkstoff ist, der im Einklang mit den Grundsätzen der Ressourceneffizienz und der Kreislaufwirtschaft steht. Holz kann wiederverwendet, wiederverwertet und am Ende der Kaskadennutzung zur Energierückgewinnung verbrannt werden. Auch ist die Parkettproduktion viel weniger energieintensiv als die Herstellung anderer Produkte.
Die FEP will und muss weiter gegen diese Stigmatisierung vorgehen und die Anerkennung von Parkettböden als nachhaltigster Bodenlösung fördern.
Und es gibt noch viel mehr in Brüssel für die FEP zu tun. Das Geschäft im Binnenmarkt wird erschwert, weil zu viele Mitgliedsstaaten eigene Regeln einführen, die Handelshemmnisse innerhalb der EU schaffen. Und das Prinzip "Freihandel, aber fairer Handel", dass Lars Gunnar Andersen bereits erwähnt hat, sollte auch auf externen Märkten gewährleistet sein - insbesondere vor dem Hintergrund des zunehmenden Protektionismus.
Bleiben wir beim Image von Parkett. Ihre Studien haben ergeben, dass der Verbraucher Parkett will. Warum kauft er dann nicht das Original, sondern die Kopie? Wie kann man ihn davon abbringen?
Varga: Das ist ein großes Paradoxon; ein Grund ist, dass die Imitationen teilweise tatsächlich so gut gemacht sind, dass sie aus einer gewissen Distanz nicht vom Original zu unterscheiden sind. Ein anderer könnte, in bestimmten Anwendungen, der Preis sein. Ich glaube, dass wir unsere Kommunikation verbessern und unsere Argumentation anders aufbauen müssen, weniger technisch, mehr emotional. Wir haben mit Parkett das bestmögliche Produkt: von Haus aus nachhaltig, gesund, nachwachsend, ökologisch, langlebig, hochwertig, modern, authentisch. Es sieht schön aus, fühlt sich gut an und verbessert die Lebensqualität. Diese Qualitäten müssen wir transportieren. Auch das Verkaufspersonal muss in diese Richtung trainiert werden. Da gibt es einen großen Nachholbedarf.
Andersen: Unser "5-2-7"-Projekt zielt geht genau in diese Richtung. Ziel ist, die bereits für die "Real Wood"-Kampagne entwickelten Botschaften via Social Media noch effizienter an den Endverbraucher zu kommunizieren. Der erste "Smartblog" in Englisch wurde 2017 gestartet, ein deutscher ist inzwischen auch online. Als weiteren Schritt lancieren wir eine Studie, die ermitteln soll, an welchem Punkt sich der Verbraucher während des Kaufprozesses gegen Parkett entscheidet, damit wir genau dort ansetzen können.
Angesichts all dieser Herausforderungen, die es zu meistern gilt, ist es von größter Bedeutung, dass die europäischen Parketthersteller keine Kräfte im Wettbewerb untereinander verschleißen, sondern gemeinsam an einem Strang ziehen. Denn nur zusammen sind wir stark.
aus
Parkett Magazin 06/18
(Wirtschaft)