Im Interview: Markus Krieg, Außendiensttechnik Parkett bei Uzin

"08/15-Geschichten sind nicht mein Ding"


Wenn es bei der Parkettverlegung kniffelig wird, ist Markus Krieg ein gefragter Mann. Der Uzin-Außendiensttechniker berät Kunden im Objektbereich. Als Parkettlegermeister kennt er die Belange des Gewerks aus dem Effeff und hat in 28 Jahren bei den Ulmern viel gesehen. Parkett Magazin sprach mit ihm über den Wandel im Handwerk generell und über besondere Baustellen im Speziellen.

Herr Krieg, Sie haben das Handwerk von der Pike auf gelernt. Wie hat es sich über die Jahrzehnte verändert?

Markus Krieg: Damals war Parkettlegen noch eine Kunst. Stabparkett mit dem Hammer in die Nut und Feder einzutreiben, kommt ja heute kaum noch vor. Durch die verarbeiterfreundlich hergestellten Mehrschichtprodukte mit Klick-Verbindung ist es mehr Montage als Verlegeleistung geworden. Deshalb geht es auch für Verlegebetriebe immer mehr um die Beratung, sprich, die Gesamtgestaltung muss passen.

Beratung ist auch Ihr Geschäft - was sind typische Fälle, wo geben Sie Hilfestellung?

Die 0815-Geschichten sind nicht so mein Ding, ich werde bei anspruchsvollen Projekten hinzugezogen - im gehobenen Wohnbau, wo die Ansprüche der Kunden immer höher werden. Da manche der Wohnungen heute 300 oder 400 m2 Grundfläche haben, werden beispielsweise vermehrt Konstruktionen mit Großformatdielen gewählt - auch als Sonderanfertigung in individuellen Abmessungen. Außerdem wollen die Kunden keine Fugen mehr. Solche Dinge muss man im Systemaufbau im Vorfeld berücksichtigen.

Welche Probleme begegnen Ihnen auf der Baustelle?

Ich mache die Vorabberatung: Welcher Unterboden, welche Estrichart, welcher Estrichaufbau, welche Spachtelung ist geeignet - eben das Gesamtangebot, das zum Verlegen benötigt wird. Damit sind im Grunde alle Probleme im Vorfeld gelöst. Wenn ich im Nachhinein hinzugezogen werde, dann ist etwas schiefgelaufen. Entweder sind Fehler auf der Baustelle passiert oder es geht um die Sanierung von Parkettschäden im Bestand.

In der Branche sind Deckschichtablösungen ein
heikles Thema.. Welche Erfahrung machen Sie damit?

Deckschichtablösungen sind im Objektbereich großteils in der Masse zu suchen, bei günstigen Mehrschichtprodukten unbekannter Herkunft. Im hochpreisigen Segment bzw. im Privatbereich treten diese Schäden nicht auf.

Grundsätzlich müssten Planer für den Bodenbereich etwas mehr Geld in die Hand nehmen. Die Immobilienpreise gehen nach oben, aber für Verlegeleistungen wird nicht mehr ausgegeben als vor 15 Jahren. Wenn die Preise stagnieren, wird an der einen oder anderen Stelle schon mal gespart - an der Untergrundvorbereitung, der Verklebung oder der Verlegequalität. Dann wird auch mal die Grundierung weggelassen, nur um ein paar Euro zu sparen. Auch weil einige Anbieter sagen, ihr Kleber funktioniert auch ohne Grundierung.

Das sehen Sie anders?

Bei Uzin verfechten wir seit Jahren, dass unter Parkettklebstoff generell eine Grundierung eingesetzt werden sollte. Die Grundierung verfestigt den Estrich und schützt vor unerkannten Restfeuchtigkeitsnestern. Zudem verzögert sie den Feuchtigkeitsaustausch der noch restfeuchten Estrichmasse und der trockenen Holzmasse. Das ist für den Parkettleger ein wesentlicher Sicherheitsfaktor. Wenn der Bauträger hier spart, nimmt er dem Fachbetrieb letztlich die Kompetenz. Letztlich muss die Industrie das Handwerk schützen, indem die Produktsysteme eine hohe Endsicherheit gewährleisten.

Welches Beratungsprojekt fanden
Sie besonders spektakulär?

Ein Highlight für mich war die diesen Sommer eröffnete neue Gipfelgastronomie auf der Zugspitze - die höchste Baustelle Deutschlands. Zeitgleich mit der neuen Seilbahn wurde das Restaurant auf dem Plateau errichtet. Dabei wurden auf 1.000 m2-Bodenfläche Massivdielen auf Fußbodenheizung verlegt. Die Höhen- und Luftfeuchtigkeitsverhältnisse in knapp 3.000 Meter Seehöhe gepaart mit der extrem starken Frequenz - in das Restaurant kommen täglich um die 1.000 Besucher - waren eine besondere Herausforderung für alle Projekt-Beteiligten.

Was gab es speziell zu beachten?

Zunächst einmal funktionieren in solcher Umgebung keine mehrschichtigen Konstruktionen, sondern nur Massivholz. Dann muss die Holzfeuchte im Vorfeld mit dem Parkettlieferanten abgestimmt werden, damit sich das Material für das Klima in knapp 3.000 Meter Höhe eignet. Aufgrund der extrem starken Frequenz waren zudem Fugen zu vermeiden. Es geht nicht, dass Personen stolpern, weil irgendwo eine Wartungsfuge ist - so etwas gibt es dort nicht, dort gelten andere Gesetze.

Welche Baustelle beeindruckte aufgrund ihrer Fläche?

Beim Umbau der Erlebniswelt Experimenta in Heilbronn wurden vor kurzem Fischgrät-Holzpflasterböden auf einer Fläche von 8.000 m2 verlegt. Das kommt nicht jeden Tag vor und war für den Verlegebetrieb eine schöne Herausforderung. Der Neubau des Museums ist noch nicht abgeschlossen; die Eröffnung im Frühjahr 2019 geplant.

Welches Projekt bot im Privatbereich ungewöhnliches?

Gerade waren wir in die Sanierung eines über 400 Jahre altes Schwarzwaldhaus in unbezahlbarer Lage involviert. Der historische Fachwerkbau wird bereits seit mehreren Jahren privat umgebaut. Der Parkettleger kam auf mich zu, weil er für das Obergeschoss eine Lösung für eine leichte Massivparkett-Konstruktion benötigte. Als Gesamtprogramm-Anbieter beginnen wir in der Denkweise ja grundsätzlich von unten nach oben, sprich beim Estrich - in diesem Fall war es wichtig, die Statik zu überdenken. Ein Leicht-Estrichsystem war die richtige Lösung.
Das Gespräch führte Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 06/18 (Wirtschaft)