Im Interview: Frank Pielot

"Den Kunden klarmachen, dass es Langlebigkeit nur mit ordentlichem Untergrund gibt"


Für Frank Pielot, Obermeister der Innung Parkett und Fußbodentechnik Hamburg und Sachverständiger für das Parkettleger-Handwerk, gehören Baubetreuung und Beratung sowie Gutachtenerstellungen zum Tagesgeschäft. Parkett Magazin befragte ihn zu verschiedenen Aspekten der Untergrundvorbereitung.


Parkett Magazin: Wie bestimmen Sie in Ihrem Betrieb die Belegreife eines Estrichs?
Frank Pielot: Vorkontrolle mit einem Denzel-Messgerät und dann CM-Messung.

Gehen wir mal davon aus, dass der Estrich belegreif ist, sollte der Parkettleger in jedem Fall grundieren und spachteln?
Wenn der Estrich nicht perfekt eben ist, sollte immer grundiert und gespachtelt werden. Der Boden liegt einfach viel besser, und es entstehen keine größeren Hohllagen.

Was halten Sie von Gewebebahnen, die alternativ auf den Estrich geklebt werden?
Gewebebahnen, die später das Rausreißen erleichtern, sind sehr sinnvoll. Leider wollen viele Kunden dafür kein Geld ausgeben. Als Begründung hört man den Spruch: Nach mir interessiert mich nicht mehr, was mit dem Boden geschieht. Tatsächlich sind Gewebebahnen zur Entlastung des Untergrundes und um die Scherkräfte aufzunehmen sehr zu empfehlen. Diese Böden liegen auch insgesamt viel ruhiger.

Wenn ein Belag schwimmend verlegt werden soll, nehmen Sie dann grundsätzlich eine Unterlegbahn?
Ja immer, wobei ich in meinem Betrieb nur im Ausnahmefall schwimmend verlege.

Ersetzt eine Unterlegbahn ihrer Erfahrung nach eine Spachtelung?
Wenn es um Unebenheiten geht, bringt eine Unterlegbahn nur sehr wenig. An einer Spachtelung kommt man dann nur sehr selten vorbei.

Mit welchen Herausforderungen wird der Handwerker bei der Untergrundvorbereitung immer wieder konfrontiert?

Das sind vor allem die Themenkomplexe labile Schichten, alte Klebstoffe, unebene Untergründe und Feuchtigkeit.

Welchen Umfang, schätzen Sie, nimmt die Untergrundvorbereitung sowohl zeitlich wie kostenbezogen ein?
Das hängt stark von der Fläche und dem Parkettpreis ab. Prozentual kann man das kaum erfassen. Als grober Hinweis sind mit Fräsen und Spachteln pro Quadratmeter mindestens 24 EUR plus Umsatzsteuer fällig.

Es soll Parkettleger geben, die eine vorbereitende Leistung gar nicht gesondert berechnen. Ist der Wettbewerbsdruck so hoch? Haben Sie davon in Ihrer Innung gehört?
Nein, das ist mir nicht bekannt. Aber wenn jemand Geld über hat, darf er sich gerne bei mir melden.

Sind Endkunden erstaunt, wenn sie von notwendigen Untergrundvorbereitungen hören, weil sie diesen Arbeitsschritt nicht erwartet haben?
Na ja, da wir das bereits in der Beratungsphase ansprechen, ist das für unsere Kunden dann klar. In anderen Fällen mögen manche vielleicht erstaunt sein über das Verhältnis von Vorarbeiten zu Hauptarbeiten. Die Höhe der Summe kann auch dort erschrecken, wo es im Vergleich Kollegen gibt, die meinen, keine Untergrundvorbereitung zu brauchen. Wir finden leider auch in Hamburg immer wieder Firmen, die auf alte Untergründe kleben oder behaupten, dass sie den Höhenausgleich mittels Kleber schaffen. Da kann ich nur lachen.

Wie kann der Handwerker seinem Auftraggeber die Notwendigkeit der Untergrundvorbereitung so vermitteln, dass die Arbeit auch bezahlt wird?
Da kann man leicht verständliche Vergleiche aufzählen. Baue ich mein Haus ohne Gründung auf moorigen Untergrund? Schneide ich mit einem Cuttermesser mein Autoreifenprofil nach? Klebe ich meine Tapete ohne Putz auf den Stein? Generell muss man den Kunden klarmachen, dass es eine Langlebigkeit ihres Fußbodens nur mit einem ordentlichen Untergrund gibt.

Das Gespräch führte Henrik Stoldt
aus Parkett Magazin 06/18 (Wirtschaft)