Interview mit Nils Gagzow und Christian Polstermüller
"Wir wollen und werden in Ballungszentren wachsen"
Die Geschäftsführung von Wego Systembaustoffe setzt intern auf Kommunikation, Transparenz und möchte die positiven Botschaften gerne auch nach außen tragen. Der Hanauer Multispezialist für Boden, Trockenbau und Technische Isolierung investiert aktuell in ein moderneres Erscheinungsbild. Parallel setzt das Unternehmen auf die Ausweitung und Stärkung seines Niederlassungsnetzes. Besonders Ballungszentren und Großstädte stehen im Fokus, wie Nils Gagzow, Geschäftsführer Vertrieb, und Christian Polstermüller, Leiter Einkauf, im Interview mit FussbodenTechnik berichten.
FussbodenTechnik: Es hat bei Wego Systembaustoffe personelle Veränderungen gegeben. Wie sieht die aktuelle Geschäftsführung aus?
Nils Gagzow: Wir haben drei Geschäftsführer bei Wego. Christian Horn ist seit Juli 2017 Vorsitzender der Geschäftsführung. Er kommt von der Wego-Muttergesellschaft SIG und wird in den dortigen Vorstand auch planmäßig wieder zurückkehren. Sein Nachfolger ist bereits gefunden und wird im Herbst 2018 seine neue Aufgabe antreten. Christian Horn hat Wego in dieser Zeit stark verändert und modernisiert. Daneben ist Jessica Schwarz als Geschäftsführerin für Finanzen und IT seit zwei Jahren im Unternehmen und ich bin 2018 zum Geschäftsführer Vertrieb bestellt worden.
FT: Was hat sich im vergangenen Jahr bei Wego verändert?
Gagzow: Die Geschäftsführung macht viele Dinge nun transparent und diskutiert sie offen. Wir haben für unsere Betriebsabläufe einen Drei-Jahres-Plan verabschiedet. Bei allem steht die Kommunikation und Transparenz im Mittelpunkt. Christian Horn hat die Karten auf den Tisch gelegt und gefragt: Wo stehen wir? Wo wollen wir hin? Was ist euer Beitrag? Damit alle Mitarbeiter immer auf dem Laufenden sind, haben wir unsere interne Kommunikation deutlich verstärkt. Auf diese Weise kommen die Informationen auch in der Fläche an.
Christian Polstermüller: Es ist wichtig, dass alle Mitarbeiter unsere Ziele kennen, damit alle an einem Strang ziehen. Es gibt heute ein gestärktes Miteinander, das sich auf einem guten Niveau befindet. Wir haben viele Mitarbeiter - darunter neue und langjährige, junge und erfahrene, die von innen eine große Motivation mitbringen, etwas zu bewegen, zu verändern und erfolgreich zu sein. Das ist etwas, dass Wego momentan frisch und modern erscheinen lässt. Wir arbeiten daran, diese Wirkung auch nach außen zu transportieren.
FT: Was sind aktuell die vorrangigen Ziele von Wego? Und welches sind die langfristigen?
Gagzow: Wir hatten 2017 ein erfolgreiches Jahr mit positiven Geschäftszahlen. Wir erhielten dadurch Rückenwind und genießen das Vertrauen unseres Mutterkonzerns. In diesem Jahr ist uns besonders wichtig, dass wir profitabel wachsen, indem wir am deutschen Marktwachstum teilhaben. Wir stellen in diesem Jahr fest, dass der Markt sehr gut ist - das gilt sowohl für die Verarbeiter als auch für die Industriepartner. In der Bodensparte sind wir die vergangenen Jahre kontinuierlich um rund 5 % gewachsen. Unsere britische Muttergesellschaft SIG ist froh, dass Deutschland so gut abschneidet. In Großbritannien gab es aufgrund des Winters einen schwächeren Start.
Intern haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, unsere Zusammenarbeit an den Standorten zu modernisieren. Bislang organisiert jeder Standort Disposition, Lagerhaltung und Einkauf in Eigenregie. Wir arbeiten daran, das zu optimieren. Wir wollen Abläufe bündeln, Prozesse vereinfachen und in der Disposition enger zusammenzuarbeiten. Außerdem werden wir uns in Ballungszentren deutlich verstärken. Wir sehen beispielsweise Potenzial im Ruhrgebiet. Aus diesem Grund bauen wir an dem VTI-Standort in Köln gerade das Estrichsortiment auf. Ein weiteres Beispiel ist der Großraum München, wo wir in diesem Jahr in Eching einen großen Standort mit VTI und Wego eröffnet haben. Die Investitionen werden gezielt in Fuhrpark, Manpower und in Gebäude getätigt.
FT: Gilt das auch für die Bodenstandorte?
Gagzow: Das gilt im Speziellen auch für die Bodenstandorte. Das Paradebeispiel ist unser besonders erfolgreicher Bodenstandort Abstatt. Eine Voraussetzung, wenn man sich professionell mit Boden beschäftigen will, ist die Investition in Logistik. Wir sind bei der Logistik auf der Suche nach Partnern, die Gebiete mit uns gemeinsam entwickeln.
Polstermüller: Wir sind heute mit dem Bodensegment an 20 Standorten vertreten. Es gibt in jedem Bundesland Standorte und wir werden diese sukzessive ausbauen. Wir sehen zudem eine steigende Nachfrage am Markt nach Dünnestrichen, Spachtel- und Ausgleichsmassen sowie gebundenen Schüttungen. Dieser Entwicklung werden wir uns nicht entziehen - im Gegenteil, als Spezialist ist es unsere vorrangige Aufgabe, Profikunden mit neuen, innovativen Lösungen zu versorgen.
FT: Wego hat vor Jahren die Bezeichnung "Multi-Spezialist" eingeführt. Wie sieht es damit aus?
Gagzow: Langfristig wollen wir uns das Thema ,Multispezialist’ wieder stärker auf die Fahne schreiben, das spielt auch für unsere Marke "Technische Isolierung (VTI)" eine wichtige Rolle. Wir verfügen über ein starkes Netzwerk mit mehr als 60 Standorten. Alleine dadurch, dass wir alle Standorte wechselseitig mit Wego- und VTI-Produkten ergänzen, sind wir breiter aufgestellt und werden organisch wachsen. Unsere bereits vollzogenen Veränderungen basieren darauf, dass wir in den Wego-Standorten auch eine Kompetenz für die Technische Isolierung verfügen. Wir werden das für jeden Standort analysieren und die Entwicklung ausbauen.
FT: Ihre Strategie der Verzahnung von Wego und VTI bringt den Vorteil einen gestärkten Netzwerkes. Gibt es auch Argumente, die dagegen sprechen, wie vielleicht unterschiedliche Zielgruppen?
Gagzow: Die unterschiedlichen Zielgruppen erweisen sich nicht als Hindernis. Wir sehen das bereits an unseren 17 Mischstandorten (Wego/VTI). Natürlich braucht ein Techniker bei der Technischen Isolierung keinen Hochkran, sondern eine Laderampe und eine große Sortimentsbreite und -tiefe. Das müssen wir genauso gewährleisten wie einen guten Vertrieb. Wir wollen besonders kleine und mittlere Kunden für uns gewinnen. Unser Ziel ist es, Kunden in der Fläche und möglichst nah zu bedienen. Wir wollen nicht Hunderte von Kilometern fahren, sondern unser bestehendes Standortnetz nutzen. Wir sind auch unterwegs in ländlichen Standorten, wo wir eine starke Kundenbindung pflegen. Es zeigt sich bereits jetzt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Polstermüller: Wir haben im Geschäftsfeld Boden etwas ganz Ähnliches gemacht. Unsere jährliche Bodentagung fand in diesem Jahr in Abstatt statt. Dort haben sich unsere Bodenexperten mit Industriepartnern ausgetauscht. Es war eine sehr positive Veranstaltung. Man kann sagen, es gab einen besonderen Spirit und einen echten Umbruch, der zu mehr Zusammenhalt geführt hat.
FT: Herr Polstermüller, Ihnen ist die neu zusammengesetzte Marketingabteilung unterstellt. Hat es dort auch personelle Veränderungen gegeben?
Polstermüller: Wir haben unsere Marketingabteilung komplett neu aufgestellt. Geleitet wird unser Marketing von Christina Ehmer, die über große Baustofferfahrung verfügt. Uns war es wichtig, Einkauf, Category Management, Kommunikation und Marketing besser zu verzahnen, damit alle an einem Strang ziehen. Die fünf Kollegen der Marketingabteilung sitzen alle in Hanau und profitieren von der örtlichen Nähe zueinander. Das Marketing wird sich intensiv mit unserem Corporate Design und unserer Corporate Identity beschäftigen. Wir wollen deutlich moderner auftreten und eine klare Message Richtung Kunden senden. Dafür ist beispielsweise auch ein einheitlicher und dauerhafter Claim notwendig. Wir brauchen neues, frisches Denken, neue Wege und Ziele.
FT: Wego ist mit Eigenmarken sehr erfolgreich.
Wie ist dabei der aktuelle Stand?
Polstermüller: Wego war mit der Entwicklung von Eigenmarken immer ein Vorreiter. Die Eigenmarkenprodukte werden stetig weiterentwickelt und das Sortiment wird ausgebaut werden. Wir haben in Hanau im Zentraleinkauf testweise Regale für den POS aufgebaut und alle Eigenmarken darin platziert. Auf den ersten Blick konnte man sofort erkennen, dass wir zwar ein Komplettsortiment anbieten, aber es keinen einheitlichen Auftritt gibt. Daran arbeiten wir jetzt mit Hochdruck. Parallel zur Weiterentwicklung des Sortiments und der Verpackung wird es auch begleitende und verkaufsunterstützende Medien geben.
FT: Wie profitieren die Wego-Kunden von den neuen Marketingmitarbeitern?
Polstermüller: Wego kommuniziert nicht nur neue Produkte und Aktionen, sondern informiert auch über neue Normen, wie das gerade bei der aktualisierten Abdichtungsnorm geschehen ist. Wir wollen, dass die Kunden mit unseren Produkten immer auf der sicheren Seite sind. Aus diesem Grund haben wir eine Broschüre mit allen Produkten und den dazugehörigen Normen zusammengestellt.
FT: Wie hat sich der Webshop von Wego entwickelt?
Gagzow: Natürlich stand es für uns außer Frage, dass wir einen Webshop brauchen. Wir haben Großkunden, die komplett auf die Bestellung über unseren Webshop umgestellt haben. Das schafft auf der anderen Seite Kapazitäten bei unserem Außendienst, der neue Kunden betreuen kann. Außerdem hat der Webshop in der Abwicklung auch prozesstechnische Vorteile. Es gibt bei uns Kunden, die bekommen ihre Rechnung ausschließlich digital. Das Thema Digitalisierung nimmt in der Branche insgesamt deutlich an Geschwindigkeit auf und wir wollen hier vorne mit dabei sein.
Polstermüller: Es ist ja keine neue Erkenntnis, dass momentan alle in Richtung Digitalisierung investieren. Unser Webshop hat auf jeden Fall seine Daseinsberechtigung und verzeichnet Zuwächse. Bei aller Euphorie für Digitalisierung dürfen wir aber nicht vergessen, dass das Geschäft immer noch zwischen Menschen gemacht wird. Wir haben zahlreiche Mitarbeiter im Unternehmen, die viel Know-how und persönliche Kundenbindung einbringen. Das darf man bei dem Hype um die Digitalisierung nicht vergessen.
aus
FussbodenTechnik 06/18
(Wirtschaft)