Carpet XL on the road in Belgien
Belgische Teppich-Spezialitäten: Jedem seine Nische
Ein kleines Land mit großer Teppich-Kompetenz und Abnehmern auf der ganzen Welt: Belgien hat Platz für zahlreiche Anbieter, nicht nur aus dem Maschinenwebbereich. Das Nebeneinander funktioniert - was beweist, wie vielschichtig das Angebot ist. Und dass jeder weiß, was er am besten kann ...
Balta Home mit Papilio: Bezahlbares Design und junges Wohnen
Der große Maschinenweber Balta Home ist in Belgien gleich mit zwei Teppichproduktions-Standorten vertreten und bietet verkäufliches Design, das gleichzeitig bezahlbar ist. Darunter supersofte Teppiche mit subtilen Strukturen und Mustern (am Standort Avelgem) und Indoor-Outdoor-Flachgewebe (am Standort Sint-Baafs-Vijve). In der Farb- und Designentwicklung ist der Anbieter stark und setzt dieses Jahr vor allem auf sehr helle, dezente und raffinierte Töne nach dem Motto "New Naturals". Besonders aktiv ist Balta auch in Sachen Forschung und Entwicklung: So entstand die Single-Material-Kollektion "New Generation". Sie besteht aus 100 % Polypropylen oder 100 % Polyester und ist daher voll recyclingfähig, außerdem Waschmaschinen- und Trockner-tauglich. Die flauschig-weichen und gleichzeitig flach aufliegenden Teppiche lassen sich leicht falten (sogar zusammenknüllen) und dadurch besonders unkompliziert transportieren oder in die Wäschetrommel stopfen. "Das gilt es natürlich im Einzelhandel zu kommunizieren", betont Jan Bonte, Sales Director Balta Home. Zur Verkaufsförderung hat Balta gut sichtbare Waschbarkeits-Label und einen Produktfilm für den POS entwickelt, der alle Vorteile der Teppiche herausstellt.
Erst kürzlich ist Balta sogar noch weiter gewachsen: Im Juni ging die Marke Papilio in die Hände von Balta Home über. Papilio ist bekannt für handgefertigte Teppiche mit dem Schwerpunkt "junges Wohnen".
Ragolle: Flexibel
und zuverlässig lieferfähig
Qualitativ höherwertige Maschinenweb-Teppiche jenseits der Einstiegspreislagen und -qualitäten stehen bei Ragolle auf dem Programm. Neben Polypropylen, Polyester und Viskose fertigt man auch Teppiche aus reiner Schurwolle. Zusätzlich zur hohen Qualität bietet Ragolle vor allem Flexibilität. "Als inhabergeführtes Unternehmen und durch unsere gezielte Spezialisierung können wir schnell und flexibel reagieren und entsprechend liefern", betont Deutschland- und Österreich-Verkaufsleiter Rainer Plett. Die Zahl der Ragolle-Qualitäten wird bewusst überschaubar gehalten, dafür ist die Designauswahl in den Kollektionen umso größer. Farben kann der Anbieter flexibel austauschen und damit ein außergewöhnlich breites Spektrum anbieten. Sehr viel verspricht man sich auch vom neuen Wunschmaßprogramm für Teppiche und Läufer. Und die zugehörigen Produktfotos und Raumbilder sind schnell bei den Ragolle-Kunden in rund 70 Ländern.
Apropos Schnelligkeit: Mit Blick auf die große Orderphase für das Herbstgeschäft hat Ragolle auch seinen großen Kollektionswechsel nach vorn gezogen: Von nun an werden rund 70 % der Neuheiten bereits im Juli dem Handel vorgestellt; Ergänzungen folgen zur Domotex im Januar. Nicht zuletzt wurde das Designteam mit Blick auf die Zukunft auf 13 junge Mitarbeiter aufgestockt; die Leitung hat Ragolle-Tochter Annemie Verhelst inne.
Louis de Poortere:
Die Chenille-Flachweb-Spezialisten
In Sachen abgepasste Teppiche setzt Louis de Poortere weiter auf sein Markenzeichen: Baumwoll-Chenille-Garn, das der Anbieter zu harmonischen Wohnteppichen verarbeitet. Die Kollektionen Romo und Villa Nova (entstanden in Kooperation mit der britischen Romo-Gruppe) wurden dem Markt bereits vorgestellt und sollen nun weltweit verbreitet werden. Die aktuelle LdP-Kollektion "The Antiquarian" mit flachgewebten Transitional Desings steht in den Startlöchern. Bisher hat Louis de Poortere das Chenille-Garn mit Wolle kombiniert. In Zukunft will man auch andere Mischungen ausprobieren - man ist sich sicher, dass Chenille "der größte noch offene Markt" sei. Jährlich zwei neue Kollektionen darf man von dem Team um Geschäftsführer Christof Vermeersch erwarten.
Äußerst ernst nimmt das Team von Louis de Poortere auch das Urheberrecht seiner Designs; mit Unterlassungsklagen gegen Unternehmen, die mit Kopien arbeiten, waren die Maschinenweber bereits mehrfach erfolgreich.
Oostro Carpets: Outdoor-Pionier mit eigener Marke erfolgreich
Indoor-Outdoor-Flachgewebe sind die Spezialität des Anbieters Oostro Carpets in Oostrozebeke. "Wir sind ein kleines Familienunternehmen und gleichzeitig einer der Pioniere in Sachen Indoor-Outdoor", erklärt General Manager Christophe Harinck. Das Produkt steht bereits seit über 17 Jahren auf dem Programm; inzwischen produziert Oostro monatlich etwa 150.000 m
2. Ganz neu sind hier flachgewebte Teppiche aus Wolle. Als kleineres Unternehmen ist Oostro überdurchschnittlich wendig und flexibel, kann beispielsweise auch sehr geringe Mengen in Wunschfarben und -designs produzieren (ab 200m
2). Die verwendeten Garne entwickelt Oostro gemeinsam mit dem Faserproduzenten. Dabei besteht die Herausforderung darin, die richtige Melierung zu finden, die dem späteren Teppich eine lebendige Optik gibt, ohne zu unruhig zu wirken. Neben den PP-Outdoor-Flachgeweben hat der Hersteller auch eine Kollektion hochwertiger Woll-Flachgewebe entwickelt.Der größte Markt sind zurzeit die USA, nach Deutschland bestehen bereits erste Kontakte. Als Hauptzielgruppen hat Oostro den gehobenen Einzelhandel im Visier: "Wir produzieren keine Massenware, sondern qualitativ hochwertige Produkte".
Das gilt auch für die Marke Roolf, die Harenck vor gut einem Jahr ins Leben gerufen hat. Roolf ("Floor" rückwärts geschrieben) steht für Indoor-Outdoor-Poufs, Sessel und kleine Sofas aus Indoor-Outdoor-Flachgeweben. Die Sitzgelegenheiten passen optisch perfekt zu den Teppichen von Oostro und sehen draußen wie drinnen schön aus, sollen jeder Witterung standhalten und können dazu noch schwimmen, sodass man sie auch im Pool nutzen kann. Und weil sie nicht viel wiegen, lassen sie sich je nach Bedarf von drinnen nach draußen und wieder nach drinnen tragen. Durch verstärkte Öffentlichkeitsarbeit will man Roolf weiter pushen und als Marke etablieren. Das Programm wird vor Ort in Oostrozebeke aus Indoor-Outdoor-Geweben von Oostro konfektioniert und mithilfe einer eigenen Anlage befüllt; dazu passende Tische sind bereits in Planung.
Verbatex: Maschinenweb-Teppiche aus Naturmaterialien
Das kleine Familienunternehmen Verbatex ist ein "Wandler zwischen den Welten": Mit ihren hochwertigen maschinengewebten Teppichen sprechen die Geschwister Isabelle und Frank Verbauwhede auch Einzelhändler an, die sich eigentlich ganz dem handgefertigten Teppich verschrieben haben.
Bei den insgesamt eher zurückhaltenden grafischen Designs stehen vor allem Strukturen und sanfte Farbspiele im Mittelpunkt: In der Kollektion Lana kombiniert Verbatex den matten, flachen Schurwollfond mit schimmerndem Viskoseflor; bei Lustrous sorgen Viskose und Schrumpfgarn für plastische Effekte in den fein gezeichneten Mustern. Beige- und Grautöne prägen das Verbatex-Spektrum; in naher Zukunft soll allerdings mehr Farbe ins Spiel kommen und verstärkt pudrig-pastellige Akzente setzen. Derzeit entwickeln die kreativen Kortrijker Flachgewebe mit Wolle und Chenille.
JoV: Handarbeit nach Maß
aus eigener Produktion
"Noch größer, noch höher, noch stärker, noch mehr Umsätze" lautet das Ziel vieler Unternehmen. Bei Jov wiederum will man so bleiben, wie man ist: ein Familienunternehmen, das sich auf ein sehr hochwertiges Nischenprodukt spezialisiert hat - den in Europa gefertigten handgewebten und handgetufteten Teppich nach Maß. Das Motto: (Fast) alles ist möglich. Rund 11.000 m
2 pro Jahr werden im eigenen Werk in Portugal produziert; damit wendet man sich gezielt an den gehobenen Einrichtungshandel in Europa, den USA und Australien. Die Designs entstehen zu 90 % bei JoV in Belgien, das Team arbeitet aber auch mit externen Designern zusammen.
Zu den Highlights im Sortiment gehören ein sehr dicht getufteter, schwerer Teppich aus reinem Mohairgarn (5 kg pro m
2) oder ein zweifarbiges Flachgewebe aus reiner Schurwolle mit ungewöhnlicher Wabenstruktur. Auch Leinengarn wird für Handtuft-Teppiche verarbeitet, pur oder gemischt mit anderen Materialien. Besonders beliebt sind laut Geschäftsführer Jo Vandenbussche hochwertige Teppiche aus Tencel/Lyocell mit seidigem Griff und Glanz - Materialien, die im Gegensatz zu herkömmlicher Viskose sehr pflegeleicht seien.
Die Trends:
Helle Töne und Struktur
In Sachen Farben ist man sich in Belgien weitgehend einig: Beige ist für den europäischen Markt immer noch hochaktuell, allerdings nicht in seiner Reinform, sondern etwas abgewandelt als Beigegrau oder Beigeblau. Als "New Naturals" bezeichnet Balta die neuen naturnahen Töne, die noch mal eine Spur heller sind als die der letzten Saison. Für optische Bewegung auf dem Teppich sorgen melierte Garne oder dezente Spielfarben wie Hellblau, Rosé und Lavendel. Und/oder die Bewegung entsteht durch Strukturen, etwa durch die Kombination von Pile und Loop, von glatt und frisee, von hoch und tief. Sogenannte "Non-Designs" erinnern an Betonoberflächen oder Schreibeffekte auf Teppichboden.
Insgesamt geht der Trend bei den Maschinenwebteppichen laut Jan Bonte von Balta hin zu flacherem Floor; höherflorige Teppiche müssten vor allem weich sein. Bei den Materialien hat Polypropylen nach wie vor deutlich die Nase vorn, gleichzeitig rückt Polyester immer stärker in den Vordergrund. Bei Ragolle spielt auch Viskose eine große Rolle, besonders in Japan und den USA sind die Teppiche mit dem sanften Glanz beliebt.•
aus
Carpet Magazin 04/18
(Wirtschaft)