Invista

Neue Fasertechnologie macht Teppichboden besser

Mit der neuen Polyamid 6.6-Faser Antron Lumena DNA schafft es Invista erstmals, einen Schmutzschutz fest in eine solution-dyed Faser einzubinden. Das soll Teppichböden länger schön aussehen lassen.

Faserhersteller Invista hat eine neue Generation Teppichbodenfasern entwickelt. Das Unternehmen hat sich vorgenommen, mit der Polyamid 6.6-Weiterentwicklung "Antron Lumena DNA" die Schwachstelle weitestgehend auszuschalten, die Kunden und Nutzer weltweit am häufigsten an Teppichböden bemängeln: die Schmutz- und Fleckenanfälligkeit.

Schmutz, Flecken und Laufstraßen machen alle textilen Bodenbelägen früher oder später für ihre Nutzer unansehnlich und unattraktiv. Denn niemand will auf einem verdreckten und hässlichen Teppichboden leben, ihn in seinem Büro, im Hotelzimmer oder Zuhause haben und ihn früher ersetzen als eigentlich nötig wäre, sagt Stephan Hanke, Leiter Marketing und Vertrieb Flooring EMEA bei Invista. Doch Flecken und Laufstraßen sind entscheidende Gründe dafür, warum sich Menschen sowohl im Wohnbereich als auch im Objekt seit Jahren immer seltener für Teppichböden entscheiden.

Sie wenden sich ab und substituieren textile Beläge mit anderen; das sind derzeit häufig glatte Beläge. Und das, obwohl Teppichboden so viele Vorteile und positive Eigenschaften hat, die sich viele Menschen wünschen: Weichheit und Gemütlichkeit, Ästhetik und Eleganz, eine wesentlich bessere Akustik als alle anderen Bodenbeläge - vor allem glatte Beläge - sowie Trittsicherheit, Staubbindung, Allergiker-freundlich und und und. Doch der Tausendsassa Teppichboden liegt derzeit einfach nicht im Trend - vor allem nicht Zuhause.

Drei Jahre Entwicklungsarbeit

Invista versucht mit Antron Lumena DNA eine Trendumkehr einzuleiten. In rund dreijähriger Forschungs- und Entwicklungsarbeit hat es das US-amerikanische Unternehmen mit Tochtergesellschaft in Hattersheim bei Frankfurt/Main geschafft, erstmals einen so genannten Schmutzschutz direkt in die spinndüsengefärbte Teppichbodenfaser einzubinden.

Die bisherige Option der Schmutzschutz-Ausrüstung nutzen Kunden von Invista wie beispielsweise die Condor Gruppe in ihrem "Stainmaster"-Programm. Mit Stainmaster kommt in den USA nach eigenen Angaben die Teppichbodenmarke Nr.1 im Wohnbereich aus dem Hause Invista. Diese Schmutzschutz-Ausrüstung wird in einem separaten Produktionsschritt während oder nach der Herstellung durch Sprühen oder Schäumen auf den Flor aufgetragen.

Mit der Polyamid 6.6-Faser Antron Lumena DNA entfällt für die Industrie nicht nur dieses oftmals aufwendige Verfahren. Denn Invista gibt das Additiv, welches am Ende für den neuen Schmutzschutz sorgt, bereits bei der Extrusion der Spinnmasse zu, so wie das beispielsweise auch bei Farbpigmenten geschieht. Das Additiv diffundiert in einer chemischen Reaktion in die Oberfläche der Faser. "Es ist damit fest in die Faser eingebunden und kann bis zum Ende der Lebensdauer so gut wie nicht mehr durch Nutzung oder Reinigung etwa mit heißem Wasser entfernt oder zerstört werden", stellt Produktentwicklerin Heike Schmidt das Besondere der Neuheit heraus. "Wir bleiben mit diesem Zusatznutzen, den so nur wir bieten können, unserer Philosophie treu, das Bestmögliche aus jedem Teppichboden herauszuholen", sagt Hanke.

Vorteile von Polyamid 6.6

Invista konzentriert sich in seinem Teppichboden-Geschäft ausschließlich auf Herstellung und Vertrieb von Polyamid 6.6-Fasern unter der Marke Antron. Nach Angaben des Unternehmens haben diese grundsätzlich einige wesentliche Vorzüge gegenüber den auf dem deutschen und europäischen Markt in textilen Bodenbelägen mehrheitlich verwendetem Fasertyp Polyamid 6: Antron-Fasern von Invista seien generell schmutzabweisender, strapazierfähiger, formstabiler und langlebiger, weil sie in ihrer Molekularstruktur gefestigter sind als Polyamid 6-Fasern, beschreibt Schmidt.

Der Grund: Durch mehr, regelmäßigere und festere Nylonverbindungen sowie einer optimalen Ausrichtung der Molekülketten habe Polyamid 6.6 eine dichtere und festere Struktur als Polyamid 6. Auf dieser geschlosseneren Oberfläche der Fasern blieben Schmutzpartikel weniger haften und Schmutz dringe bei Belastung nicht so tief ein wie bei Polyamid 6, wirbt Invista. "Wenn Sie darübersaugen, wird der Schmutz deswegen auch leichter abgenommen", veranschaulicht Schmidt.

Außerdem reagierten Teppichböden aus Antron unempfindlicher gegenüber Druckstellen, der Flor habe ein höheres Wiederherstellungsvermögen, richte sich also schneller wieder auf. Zudem zeige Antron Polyamid 6.6-Material eine geringere Durchlässigkeit. Deswegen dauere es länger, bis Flecken entstehen und es bliebe mehr Zeit, um kleine Missgeschicke im Alltag zu beseitigen, beispielsweise mit verschütteten Flüssigkeiten. "Der Nutzen für unsere Kunden ist, dass Teppichböden mit allen unseren Antron Polyamid 6.6.-Fasern länger schön aussehen und ihre Form behalten können", fasst Hanke zusammen.

Der Fasertyp Antron Lumena, der Vorgänger von Lumena DNA, den es in seiner Art bereits seit vier Jahrzehnten in Europa gibt - seit rund zehn Jahren unter diesem Markennamen - geht über diese Basiseigenschaften von Polyamid 6.6 hinaus. Antron Lumena ist eine so genannte Hohlfaser und verfügt über spezielle Faserquerschnitte. Man kann sie sich wie ein quadratisches Stromkabel mit runden Ecken und vier Adern im Inneren vorstellen, die allerdings leer sind und Hohlräume bilden - daher der Name.

Die Form erhöht noch einmal die Widerstandsfähigkeit gegen Schmutz. Und sie macht den Schmutz laut Invista "weniger sichtbar": Die Hohlräume brechen und streuen das Licht, so dass Schmutz und Flecken weniger auffallen. Gleichzeitig gibt die spezielle Oberfläche den Schmutz bei der Reinigung, wie oben beschrieben, leichter frei. Damit könne man auch den Reinigungszyklus strecken, was wiederum Kosten spare.

Zum Patent angemeldet

Stephan Hanke, Heike Schmidt und das gesamte Invista-Team sind besonders stolz, dass sie 2019 mit Antron Lumena DNA ihren Kunden eine Faser im Segment Polyamid 6.6 vorstellen können, die zusätzlich zu den beschriebenen Eigenschaften mit der Schmutzschutz-Ausrüstung noch einen so zentralen Zusatznutzen bietet. Zumal Invista der einzige Anbieter dieser Technologie ist und sie auch zum Patent angemeldet hat.

Ein weiteres Argument für die Teppichbodenhersteller, sich für die neue Faser zu entscheiden, ist laut Invista, dass Antron Lumena DNA spinndüsengefärbt bzw. solution-dyed (SD) ist. Die jeweiligen Farbpigmente werden ebenfalls bereits beim Spinnen in die Fasern eingebracht. Das erhöhe die Lichtechtheit, verbessere das Reinigungsverhalten und verleihe den Teppichböden noch einmal mehr Robustheit.

"Der Markt für SD-Fasern wächst; in den USA noch schneller als in Europa und besonders stark im dynamischen Teppichfliesen-Segment. Auf den SD-Markt legen wir unseren Fokus", sagt Hanke. Invista hat dafür im vergangenen Jahr rund 40 Mio. USD (35 Mio. EUR) in neue Anlagen investiert. Sie sind auf kürzere Farbläufe und kleinere Métragen ausgelegt. Der große Vorteil: Invista kann SD-Fasern in individuellen Sonderfarben jetzt schon ab 300 kg anbieten. Bisher mussten Teppichbodenhersteller mindestens 3.000 kg Garn von einer Farbe abnehmen. Das habe es Kunden in der Vergangenheit erschwert, sich für spinndüsengefärbte Polyamid 6.6-Produkte zu entscheiden.

Es gibt zahlreiche Teppichbodenhersteller, die sich in ihrem Objektvertrieb auf Polyamid 6-Fasern beschränken, weil ihnen deren Qualität ausreicht. "Für Standardanwendungen, wenn die Entscheider nicht lange in den Objekten drin sind oder nur ein begrenztes Budget zur Verfügung steht, ist das nachzuvollziehen", sagt Hanke. Wenn die Beteiligten aber darauf Wert legten, dass der Teppichboden bis zu 50 % länger gut aussehe, dann sei eine etwas höhere Anfangsinvestition für Polyamid 6.6-Fasern von Invista die bessere Entscheidung. "Eine Vollkostenanalyse ist immer sinnvoll und nicht der Blick auf den Quadratmeterpreis."

Markteinführung im Juni

In den USA startet der Vertrieb von Antron Lumena DNA im ersten Quartal 2019; in Deutschland und Europa geht die offizielle Markteinführung im Juni los. Bis dahin will Invista hier lieferfähig sein. Die Vorgängergeneration Antron Lumena läuft nach dem Abverkauf aus und wird nicht weiter produziert. "Was sich ändert ist eben, dass die Kunden dann den Zusatznutzen haben durch den Schmutzschutz sowie die Möglichkeit, kleinere Mengen abnehmen zu können", sagt Schmidt. Sonst bleibt alles gleich, etwa die 300 Standadfarben, die auch mit Lumena DNA verfügbar sind.

Schmidt und Hanke haben bereits mit wichtigen Herstellern in Deutschland und Europa ausführliche Entwicklungsgespräche geführt. "Hier bieten wir als Invista zusätzlich zur besonderen neuen Faser unseren ebenso besonderen Service für unsere Kunden aus der Teppichbodenindustrie an", betont Entwicklerin Schmidt.

Invista produziert in 20 Ländern, verfügt über 70Standorte und beschäftigt mehr als 13.000 Mitarbeiter. Weltweit verfolgen Designer, Entwickler und Produktmanager die Farb-, Design- und Materialtrends. Sie fließen aber nicht nur in die Entwicklung der Fasern ein, sagt Schmidt: "Wir gehen einen Schritt weiter und präsentieren unsere Produkt- und Farbpalette auch gleich in Form von Teppichböden, die wir den Trends konkret zuordnen. Damit bieten wir unseren Kunden eine großes Paket an, was viel Inspiration schafft. Das gibt es in dieser Form in Europa eigentlich nur bei Invista."

Das Unternehmen ist dazu in der Lage, weil es in Michelau bei Bamberg in Oberfranken ein Veredelungswerk betreibt. Dort arbeiten auch zwei kleinere Tuftingmaschinen, mit denen schnell und individuell auf Kundenwünsche während der gemeinsamen Entwicklungsarbeit eingegangen werden kann. | jochen.lange@snfachpresse.de aus BTH Heimtex 01/19 (Wirtschaft)