Uzin Utz AG
Uzin Utz setzt den Fokus auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung
Uzin Utz bestätigt auch unter dem neu formierten Vorstand den Wachstumskurs. Künftig soll der Schwerpunkt verstärkt auf den Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung liegen, hieß es auf der Jahrespressekonferenz.
Mit Julian und Philipp Utz (Interview auf Seite 112) sind im Januar 2018 die Urenkel des Gründers Georg Utz in den Vorstand der Uzin Utz-Gruppe gewechselt und bilden zusammen mit Heinz Leibundgut das Führungsgremium. Die Integration der vierten Generation in die Firmenspitze ist erfolgreich verlaufen, betrachtet man die Entwicklung des Familienunternehmens in den letzten Monaten: Nachdem Uzin Utz 2017 das Umsatzziel von 300 Mio. EUR noch knapp verpasste, hat die Gruppe in diesem Jahr wieder Fahrt aufgenommen und erzielte nach drei Quartalen einen Konzernumsatz von 260,2 Mio. EUR, 15,9 % mehr als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit konnte nicht ganz mithalten und blieb mit 21,2 Mio. EUR knapp unter Vorjahresniveau. "Wir sind sicher, dass wir Ende 2019 unser definiertes Umsatzziel von 400 Mio. EUR gemäß unserer Gold-Strategie erreichen werden", sagte Philipp Utz optimistisch auf der Jahrespressekonferenz.
Ein Wachstumstrieber war erneut das Auslandsgeschäft, vor allem die USA und die Benelux-Länder entwickelten sich "sehr positiv". In den Niederlanden will man sich tiefer verankern und hat deshalb Anfang 2018 eine Holding gegründet. Aktuell beträgt der Exportanteil 60 %, in den nächsten Jahren soll er auf 65 bis 70 % steigen. Um sich Marktanteile und Segmente zu sichern, investiert die Gruppe gezielt in Akquisitionen: Jüngster Zukauf war Werkzeuganbieter Pajarito im August 2018. Damit hat sich Uzin Utz Zugang zum Malerhandwerk verschafft, denn Maler würden hierzulande um die 14 % der Flächen verlegen. "Das ist für uns ein wichtiger Markt."
Kompletter Warenkreislauf
für mehr Nachhaltigkeit
Neben der wirtschaftlichen Weiterentwicklung werden künftig zwei weitere Themen in den Fokus gerückt: Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Nachhaltigkeit wird dabei in Ulm unter den drei Aspekten Infralogistik, Verpackungslogistik und Warenkreislauf betrachtet. So will das Unternehmen einen Mehrwert in Hinblick auf eine positive Ökobilanz schaffen. "Ein praktisches Beispiel ist unser Transportfahrzeug auf dem Werksgelände, das autonom und emissionsfrei arbeitet. Es wird mit grünem Strom betrieben und spart im Jahr 16.000 l und damit 42 t CO ein."
900 t Kunststoffverpackungen bringt Uzin weltweit in den Verkehr. Ein Fünftel der Gebinde sind auf bis zu 50 % recycelbares Plastik umgestellt. Bis Ende 2019 sollen 700 t aus 100 % recycelbarem Plastik bestehen. Philipp Utz: "Die recycelbaren Gebinde werden den Handwerker nicht dazu bringen, mehr von unseren Produkten zu kaufen. Trotzdem wissen wir, dass dieses Thema beim Endverbraucher einen deutlichen Stellenwert hat."
Künftig will Uzin die Wertschöpfungskette schließen und für einen nachhaltigen Warenkreislauf sorgen. So sollen Restprodukte und Gebinde kostenlos von der Baustelle abgeholt, in den Kreislauf zurückgeführt und recycelt werden, um so wenige Rohstoffe wie möglich zu verbrauchen. "Das Thema sortenreines Entsorgen wird immer wichtiger."
Big Data, BIM
und Infotainment am PoS
In Sachen Digitalisierung will Uzin Utz das Bestellwesen und die Logistik optimieren. Dazu sollen Kundendaten und Ausschreibungen genauer ausgewertet werden. Mit Hilfe von Einkäufen, Anfragen und weiteren Daten sollen Systeme entwickelt werden, um Warenprozesse zu verbessern. "In Zeiten von Big Data wollen wir auch Strukturen schaffen, die Bedürfnisse der Kunden benennen können, bevor diese sie selbst kennen. So können wir Bedarfsspitzen besser begegnen."
Auch das Thema Building Information Modelling (BIM) wird angegangen. Mitte 2019 soll Planern und Architekten eine Datenbank zur Verfügung stehen mit Informationen zu allen verkauften Bodensystemen.
Für den PoS wurde Uzin U-Sign entwickelt, ein Infotainment-System. Auf einem Monitor erscheinen Neuigkeiten, Produktinformationen und Verlegehinweise, die online direkt aus der Zentrale aufgespielt werden. Die Idee entstand in einem Mitarbeiterwettbewerb zum Thema Digitalisierung.
Auf Kunden und
deren Wünsche reagieren
Julian Utz sprach über die Innovationskultur im Haus Uzin. "Entwicklungen werden durch das Kundeninteresse vorangetrieben", sagte er. Und dies gelinge nur über Netzwerke wie zum Beispiel bei Veranstaltungen der Konzernmarken oder von Netzwerk Boden. Als Beispiele nannte er die Dienstleistung Servo 360 Grad, die Verarbeiter in Finanzfragen unterstützt, sowie das Wasserdosiergerät von Wolff. "Der Markt hat dieses Produkt gefordert und wir haben reagiert. Seit März konnten wir hierzulande bereits über 1.300 Stück verkaufen."
Im Konzern sind rund 10 % der Mitarbeiter in Forschung und Entwicklung beschäftigt. 2017 flossen fast 11 Mio. EUR in diese Abteilung. In internationalen Teams wurden an zehn Entwicklungsstandorten 157 Projekte bearbeitet, aus denen sich 21 neue Produkte ergaben. Aktuell basieren 50 % der Umsätze auf Neuheiten.
aus
BTH Heimtex 01/19
(Wirtschaft)