Homag-Treff: Digitale Lösungen auch für Handwerksbetriebe
Flexible Konzepte für jede Fertigungsgröße
Digitalisierte Produktionen sollen nicht großen Industriekunden vorbehalten bleiben - wie Homag seine Lösungen gezielt für Handwerksbetriebe adaptiert, setzte der Maschinenhersteller auf seiner Hausmesse anhand flexibler Fertigungskonzepte eindrucksvoll in Szene.
Anlässlich seiner Hausmesse empfing Homag an vier Tagen Kunden aus aller Welt. Erstmals wurde der Homag-Treff dabei parallel an vier Standorten ausgerichtet - in Schopfloch, Holzbronn, Herrenberg (IVM Chemicals) und Horb (Möbelfertigung). Am Stammsitz in Schopfloch ebenso wie in Holzbronn stand das Mega-Thema "Digitalisierung in der Holzbearbeitung in Handwerk und Industrie" im Mittelpunkt. "Flexibilität und Variantenreichtum sind ein Trend in allen Regionen", betonte Homag-CEO Pekka Paasivaara während einer Pressekonferenz in Schopfloch. Für die flexible Kombination der Maschinen zu Konzepten in allen Leistungsklassen stünden jüngst vereinbarte Partnerschaften wie die mit dem Roboterhersteller Kuka oder dem Plattenaufteilspezialisten Anthon. "Wir werden natürlich weiterhin Maschinen produzieren und vermarkten", erklärte Paasivaara, "aber die gesamte Konzeption der Anwendungen und Datenverfügbarkeiten ändert die Produktionen komplett - und das wollen wir vorantreiben."
Während Automatisierungen in großen Industrieunternehmen längst die Regel sind, will Homag jetzt verstärkt auch kleineren Unternehmen digitalisierte Produktionen ermöglichen. Flexibel zugeschnittene Konzepte sollen ihnen den bedarfsgerechten Einstieg ermöglichen. "Wir wollen zeigen, dass wir alle Kunden mitnehmen. Digitale Lösungen, die für Industriegroßkunden entwickelt wurden, skalieren wir jetzt für kleinere Einheiten herunter", lautete die Botschaft von Andreas Denker (ECP Global Sales and Marketing), "es gibt keinen Grund, kleine Werkstätten nicht auch miteinander zu vernetzten". Achim Homeier (Director Global Product Management) ergänzte: "Unser Ziel ist, Berührungsängste und Investitionsschwellen kleiner und mittlerer Unternehmen so weit wir möglich auszuräumen. Selbst der kleinste Schreiner kann unsere digitalen Produkte nutzen."
Gezeigt wurden auf der Hausmesse exemplarisch fünf flexible Fertigungskonzepte, die je nach Betriebsgröße unterschiedliche Vernetzungs- und Automatisierungsstufen enthalten können. Highlight in Holzbronn war in diesem Kontext ein neues Zuschnittkonzept, bei dem zwei robotergesteuerte Sägen die flexible, bedienerlose Losgröße-Eins-Fertigung demonstrierten. Die beiden Robotersägen Sawteq B-300 Flex-Tec und B-400 Flex-Tec stehen für eine neue, flexibel einsetzbare Maschinengeneration: Neben dem automatisierten Betrieb bleibt auch die manuelle Nutzung der Säge möglich. Die Grundmaschinen sind weitgehend identisch mit den bewährten Einzelsägen Sawteq B-300 und B-400; mit Zusatzausstattungen lassen sie sich auf individuelle Anforderungen ausrichten.
Während der Messe wurde die Säge über einen seitlichen Tisch beschickt - der Roboter holte sich von dort die benötigten Platten ab. Alternativ konnte die Säge über einen Hubtisch beschickt werden - diese Variante eignet sich für den Paketzuschnitt im manuellen Betrieb. Kunden können neben den auf der Messe gezeigten Lösungen weitere Beschickungsvarianten wählen: eine einfache Beschickung über das Einachs-Portal HBX 150 oder die durchsatzstarke Anbindung an ein Flächenlager. Für das Abstapeln auf Paletten standen zwei große Hubtische zur Verfügung, die der Roboter für die Stapelbildung nutzte. Erhältlich sind bis zu fünf Hubtische in unterschiedlichen Aufstellvarianten.
Programme zur Schnittplanoptimierung
und Datenauswertung
Für die Schnittplanoptimierung nach Bedarf bietet Homag die "Software as a Service"-Lösung Intelli-Divide an. Kunden können Teilelisten via Internet-Browser in die Homag Tapio-Cloud hochladen und erhalten optimierte Schnittpläne sowie ganze Läufe zur Auswahl. Je nach Bedarf mit Fokus auf den anfallenden Verschnitt, die kürzeste Maschinenlaufzeit oder das einfachste Handling.
Für die Analyse und Auswertung von Maschinendaten ist die Software MMR Office erhältlich. Neu vorgestellt wurde zur Hausmesse die Einstiegslösung MMR Office Lite. Mit MMR (Machine Monitoring and Reporting) werden Maschinendaten und -zustände automatisch erfasst und daraus standardisierte Kennzahlen erzeugt. Zusätzlich können Informationen zur Begründung von Stillstandszeiten mittels MMR Professional ergänzt werden. Die Historisierung der Daten über bis zu zwei Jahre ermöglicht zudem nachträgliche Analysen, um Engpässe zu erkennen und die Performance des Maschinenparks weiter zu verbessern. Durch die Anbindung von Schuler MDE an MMR Office lassen sich jetzt auch Produktionsdaten älterer Homag-Maschinen (2002 bis 2011) auswerten.
Fahrerlose Transportfahrzeuge
verbinden Fertigungszellen
In Schopfloch live zu sehen war eine "autonome Zelle" - bestehend aus zwei Bearbeitungszellen, die in sich bereits vollautomatisiert arbeiten. Den Teiletransport zwischen beiden Zellen übernahm das fahrerlose Transportfahrzeug Transbot. Bearbeitungsschritte in einer Produktion - von der manuell bedienten Einzelmaschine bis zu automatisiert produzierenden Bearbeitungszentren - lassen sich so zu einem Gesamtkonzept verketten. Homag adressiert auch hier sowohl Industrie- als auch Handwerkskunden.
Die akkubetriebenen Fahrzeuge benötigen weder Schienen noch Bodenmarkierungen - sie fahren frei beweglich im Raum auf einem virtuellen Streckennetz. Dabei orientieren sie sich an fixen Hallengegebenheiten wie Pfosten, Maschinen oder Wänden. Fahrwege können je nach Bedarf festgelegt und ohne großen Aufwand geändert werden. Dies gilt ebenso für die Positionierung von Puffer-, Beschickungs- und Stapelplätzen. Ändert sich der Produktionsablauf, das Produktsortiment oder wird der Maschinenpark erweitert, kann das System an die neuen Gegebenheiten angepasst werden.
Gesteuert werden die Fahrzeuge durch ein sogenanntes Controller-MES in Verbindung mit einer Zellensteuerung. Während Controller-MES mit den verschiedenen Bearbeitungsmaschinen in der Fertigung kommuniziert, um Aufträge und spezifische Fertigungsvorgaben weiterzugeben, bestimmt die Zellensteuerung die Reihenfolge der zu transportierenden Aufträge und gibt diese weiter an den Flottenmanager, der die Fahrzeuge koordiniert.
Werkstattkonzept für kleine Betriebe
Mit dem Konzept einer Werkstatt für kleinere Betriebe präsentierte Homag eine weitere Einstiegslösung. Mit ihr können Innenausbauer nahezu alle Produktionsschritte abdecken. Die Lösung umfasst eine kleine Zuschnittsäge (Sawteq B-130), eine Kantenanleimmaschine (Edgeteq S-240) mit erster Automatisierung der Aggregate sowie ein CMC-Bearbeitungszentrum (Centateq P-110) zum Fräsen und Bohren mit allseitig freiem Zugang.
Oberflächen-Expertise im neuen Technikum bei IVM
Um die richtige Technik für die hochwertige Bearbeitung von Holzoberflächen zu bestimmen, bedarf es meist umfangreicher Testläufe. Homag kooperiert in diesem Bereich seit kurzem mit IVM Chemicals. In dem neu eingerichteten Technikum des Lackanbieters in Herrenberg stehen Maschinen das ganze Jahr über zu Testzwecken zur Verfügung. Zur derzeitigen Ausstattung gehören eine Spritzanlage des Typs Sprayteq S-100, eine Breitbandschleifmaschine Sandteq W-200 sowie Düsentrockner, UV-Trockner, Walzenauftragsmaschinen und eine Spachtelwalzmaschine - allesamt von Lackieranlagenbau-Partner Makor.
| Imke Laurinat
aus
Parkett Magazin 01/19
(Marketing)