Gerflor
Drei Marken mit großem Potenzial
Mit der Übernahme des Linoleum-Traditionsunternehmens DLW im Februar 2018 hat bei Gerflorein neues Zeitalter begonnen. Nachdem im ersten Schritt das Vertrauen in die Marke und die Lieferfähigkeit der Linoleumbeläge wieder hergestellt wurde, präsentieren sich die Troisdorfer auf der Messe BAU mit drei starken Marken: DLW für Linoleum, Mipolam für homogene PVC-Beläge und Creation für LVT. FussbodenTechnik sprach mit Michael Stein,
Geschäftsführer Vertrieb und Marketing und Frank Selbeck, Marketingleiter Objekt, über die Pläne des Bodenbelagsherstellers, der in Frankreich gerade eine neue Produktionslinie für Klick-LVT in Betrieb genommen hat.
Ursprünglich wollte Gerflor-Geschäftsführer Michael Stein die neue DLW-Linoleum-Kollektion bereits auf der BAU 2019 präsentieren (FussbodenTechnik berichtete). Diese Pläne sind mittlerweile auf das dritte oder vierte Quartal 2019 verschoben worden. Stattdessen wird auf der Messe in München mit der Lino Art Urban eine moderne Kollektion in Grau- und Beige-Tönen präsentiert, die an aktuelle Wohntrends angelehnt ist. "Nach der Übernahme haben wir analysiert, welche Farben vorhanden waren, und welche besonders gefragt sind", berichtete Michael Stein. Man entschied sich bei Lino Art Urban dafür, fünf bestehende Farben zu übernehmen und sieben neue hinzuzufügen. Das Ergebnis ist eine ausgewogene Linoleum-Kollektion in Betonoptik.
"Der Markt verlangt Unidekore, weil Architekten beim Kreieren von Räumen gerne Kontraste einsetzen", ist Marketingleiter Objekt Frank Selbeck überzeugt. 75 % der besonders nachgefragten Farben im Linoleummarkt sind Beige und Grau, sodass die Kunden künftig bei den Schnelldrehern eine größere Range vorfinden werden. Stein bringt es auf den Punkt: "Lino Art Urban ist ein Statement. Wir stellen unter Beweis, dass wir nach der DLW-Übernahme in der Lage sind, sehr schnell eine neue Kollektion in den Markt zu bringen."
Neue Lino-Beschichtung
in der Pipeline
Die Produktdaten der Linoleumbeläge lauten ganz klassisch: 2,5 mm dick, auf Juteträger, in 2 m breiter Bahnenware, Länge zwischen 20 und 31 m und mit einer LPX-Oberflächenvergütung ausgestattet. Gerflor arbeitet derzeit intensiv an einer neuen Linoleumbeschichtung, die ebenfalls im Laufe des Jahres 2019 vorgestellt werden wird. DLW hatte länger als zehn Jahre zwei Beschichtungen parallel im Programm: LPX und PUR. Das hat dazu geführt, dass bei 80 % der Kollektionen eine aufwendige, doppelte Lagerhaltung notwendig war. "Wir werden künftig eine leistungsstarke Beschichtung führen, die alle Anwendungsmöglichkeiten abdeckt", kündigt Stein an. Dabei will er nicht andere Anbieter kopieren, sondern einen eigenen Weg einschlagen: "Wir arbeiten seit vielen Jahren bei Gerflor erfolgreich mit den unterschiedlichsten Belagsbeschichtungen." Bekannte Beispiele aus dem Hause Gerflor sind Evercare und Protectsol2. Der eigene Anspruch ist es, eine einheitliche Beschichtung zu entwickeln, die sowohl bei Renovierungen in Schulen als auch im Krankenhaus, wo es auf Chemikalienresistenz ankommt, geeignet ist.
Dieses Beispiel zeigt sehr anschaulich, dass die Gerflor-Gruppe ein Bodenbelagshersteller ist, der eine große Produktionstiefe aufweist. 90 % der Beläge werden selbst produziert - entweder in eigenen Werken oder in Schwesterwerken im Rahmen von Joint-Ventures. "Wir wollen unser Know-how und unsere In-House-Produktion in der Kommunikation stärker herausstellen", kündigt Selbeck an. Das Beispiel Rigid-Core-Beläge (auf stabilem Träger) zeigt, dass neue Produktgattungen nur am Anfang fremdproduziert werden. Zu den Erfolgsaussichten von Rigid lautet Steins Einschätzung: "Die Frage ist allein, ob der Nutzer das Produkt akzeptieren wird."
Innovationen im stetigen Fokus
Produkt-Neuentwicklungen sind bei Gerflor ein beherrschendes Thema. Es gibt eine große Anzahl neuer Produkte, die bereits anlaufen, aber noch nicht spruchreif sind. Selbeck ist besonders angetan von den Designentwicklern der Muttergesellschaft in Frankreich, die Designtrends aufspüren und weltweit in die Bodenbeläge des Konzerns einfließen lassen.
Entwickeln sich neue Produktgattungen so positiv wie die Klickbeläge mit 0,3 mm Nutzschicht, so werden sie in die eigene Produktion integriert. Vor wenigen Wochen startete die neue französische Produktionsanlage in der Nähe von St. Paul, wo ab sofort die gesamte Klickbelagsrange von 0,3 bis 0,7 mm Nutzschicht hergestellt wird. Der Clou: Die Fertigung erfolgt sehr schnell und komplett in einem Prozess. Bislang war die Produktion zweigeteilt, sodass das Material im zweiten Schritt erneut angeheizt werden musste. Die Folge der neuen Produktion ist große Energieeinsparung, aber auch ein Qualitätsvorteil, weil der Belag nicht zusätzlich durch Wärme "gestresst", sprich angewärmt, werden muss.
DLW-Integration
auf einem guten Weg
Nach einem knappen Jahr der Übernahme von DLW durch Gerflor fällt das Zwischenfazit der Verantwortlichen positiv aus: "Der Markt freut sich darüber, dass die Marke DLW weiter zur Verfügung steht, und zudem von einem Bodenbelagshersteller übernommen wurde", hat Selbeck festgestellt. Gerflor profitiert davon, neben PVC-Belägen auch eine PVC-freie Alternative anbieten zu können. "Das rundet unser Produktportfolio komplett in Richtung eines nachhaltigen, natürlichen Rohstoffs ab", findet Stein, der weiter von den Vorteilen von PVC-Belägen überzeugt ist, aber sich auch mit PVC-freien beschäftigt. Stein weiter: "Ich kenne Lino aus der Vergangenheit sehr gut. Das ist keine Raketentechnik, aber es ist ein gutes Produkt, mit dem wir uns schnell bei Gerflor angefreundet haben und mit dem wir keine Berührungsängste haben." Man wisse, wie die Produktionsprozesse funktionieren, nun wollen die Troisdorfer die Produktionsstandorte effizient machen und die Produktion optimieren.
Ganz sicher ist, dass die Marke DLW erhalten bleibt, weil jeder Architekt in Deutschland sie kennt. Gerflor ist traditionell ein großhandelstreuer Bodenbelagshersteller, der mit fast jedem Großhändler Listungen vereinbart hat. Dank des DLW-Linoleums steigt die Zahl der Listungen weiter und die enge Zusammenarbeit wird zusätzlich gestärkt.
Vertriebsmannschaft: aus 2 mach 1
Zum 01.01.2019 wird Gerflor seine bisherige Außendienstmannschaft und die der DLW-Kollegen zusammenführen. Das gesamte Jahr 2018 hat man die beiden Teams ganz bewusst parallel laufen lassen, weil der Fokus auf Linoleum erhalten werden sollte. Eine Ausnahme gab es in Baden-Württemberg, wo die Integration bereits erfolgte. Tatsächlich hätte Michael Stein gerne sämtliche Vertriebsmitarbeiter übernommen. Das gesamte Außendienst-Team umfasst aktuell 75 Mitarbeiter, 20 davon stammen ursprünglich von DLW.
Beide Teams haben bereits Trainings im jeweils anderen Portfolio absolviert. Neben den regionalen Außendienstlern gibt es Key-Accounter für Helathcare, Wohnbau, Industrie, Sport, Retail und Wandschutz SPM. Die Gefahr, dass Linoleum einen schweren Stand gegenüber LVT haben könnte, sieht Stein nicht: "Alle Verkaufsleiter weisen eine berufliche Erfahrung bei Armstrong DLW auf, sodass dort eine große Linoleum-Erfahrung und -Sympathie vorhanden ist." Mit 75 Vertriebsmitarbeitern ist Gerflor besonders nah am Kunden und möchte diese in allen Prozessen unterstützen. "Der Kunde kann künftig noch mehr Nähe erwarten, als er es bisher kannte", so Stein.
LVT: Creation 30 und 55 erweitert
Neben Neuheiten beim Linoleum, zeigt Gerflor auf der BAU noch zweite weitere Standbeine: Creation heißt die etablierte Marke für LVT, die auf für den Profiverleger abzielt. Gerflor launcht die beiden neuen Kollektionen Creation 55 und 30, deren Zahlen die Nutzschichtdicke anzeigen. Beide weisen ganz bewusst eine Menge Überschneidungen auf, um Objekte - je nach Nutzungsfläche - mit der gleichen Optik ausstatten zu können. Enthalten sind außerdem drei verschiedene Verlegetechniken: In der 30er-Kollektion gibt es Dryback und Klick, in der 55er kommt noch Looselay dazu. Es sind mehr als 250 Artikel in dem Creation-Kollektionsbuch enthalten, weil Gerflor zehn verschiedene Formate auflegt. Es gibt 74 verschiedene Farbgebungen, viele Farbe in verschiedenen Formaten und in verschiedenen Verlegetechniken.
Die Creation-Beläge erhalten eine noch mattere Oberflächenvergütung, weil sich dies als Qualitätsmerkmal etabliert hat. Alle Beläge verfügen werkseitig über eine leichte Minifase (Schrägung der Belagskante), weil diese zu einer authentischen Darstellung beiträgt. "Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, wirklich alle Beläge - auch die Klickbeläge - mit einer Minifase anzubieten, damit man Planken oder Fliesen auch wahrnehmen kann", erklärt Selbeck. Weitere Kennzeichen sind: Eine kristallklare Nutzschicht sowie eine besondere Farbtiefe bei den Dekorfilmen, um mit der Oberflächenprägung eine realistische Darstellung zu erzeugen.
Symbioz-Relaunch mit neuen Farben
Auf der BAU zeigt Gerflor auch einen Relaunch der Kollektion Symbioz. Den homogenen, richtungsfreien PVC-Belag zeichnet eine sehr dezente Dessinierung aus. Er wird mit einem 100 %-biologischen Weichmacher aus Getreidereststoffen produziert und 75 % seiner Rohstoffe sind nachhaltige oder erneuerbare Bestandteile. Die Symbioz-Kollektion startet im März 2019, die Farben werden bereits im Januar vorgestellt.
Alle Neuheiten können Interessierte auf der BAU auf dem 270 m
2 großen Messestand kennenlernen. Dort will Gerflor erstmals die neue Dachmarken-Struktur mit den drei Säulen vorstellen: "Wir werden der Branche und den Messebesuchern in sehr prominenter Form zeigen, dass DLW zum Gerflor-Konzern gehört", freut sich Selbeck, der von dem Potenzial der drei Marken überzeugt ist: Gerflor Creation für LVT, Mipolam für heterogene PVC-Beläge und DLW für Linoleum.
aus
FussbodenTechnik 01/19
(Wirtschaft)