Saint-Gobain Weber GmbH

Was müssen Bodenkonstruktionen im Passagier-Schiffbau leisten?


Die Belastungen, denen Schiffe auf hoher See ausgesetzt sind, sind enorm und mit denen im Hochbau nur bedingt zu vergleichen. Entsprechend vielfältig sind auch die Anforderungen an die verwendeten Materialien. Eine hohe Biegezugfestigkeit und ein geringes Gewicht gehören zu den Kerneigenschaften seetauglicher Bodenprodukte. Aber auch Schnelligkeit ist beim Schiffbau gefragt. Hinzu kommen strenge Auflagen beim Schall- und Brandschutz.

Anders als statische Bauwerke sind Schiffe durch Wellengang und Wetterlage stetig wechselnden Kräften ausgesetzt. Damit die starken Bewegungen des Schiffskörpers aufgefangen werden können und Bodenbeläge im Innenbereich keinen Schaden nehmen, bedarf es einer hohen Elastizität und Biegezugfestigkeit der verwendeten Materialien. In der Planungsphase werden Bodenkonstruktionen anhand der Art der späteren Nutzung definiert und selektiert. Während beispielsweise der Kabinenboden eines Kreuzfahrtschiffs eher geringe Lasten trägt, müssen die Böden von Versammlungssälen das Gewicht großer Menschenmassen aushalten.

Hinzu kommt, dass viele Schiffe heute in Leichtbauweise gefertigt werden, um so die Fahreigenschaften zu verbessern und gleichzeitig Treibstoff zu sparen. Entsprechend ist bei den verwendeten Produkten und Systemen ein möglichst geringes Gewicht gefragt. Saint-Gobain Weber bietet mit Weber.Floor 4685N Marine Ultra Light eine besonders leichte Spachtelmasse an. Während es herkömmliche Produkte bei einer Einbauhöhe von 1 mm auf ein Gewicht von rund 2 kg/m2 bringen, ist die speziell für den Schiffbau entwickelte Spachtelmasse mit nur ungefähr 0,65 kg auf der gleichen Fläche ein echtes Leichtgewicht.

Sonderlösungen
für Schall- und Brandschutz

Räume oberhalb von Maschinenräumen stellen besondere Anforderungen an den Schallschutz. Es werden oftmals Bodensysteme eingesetzt, die mithilfe einer viskoelastischen Schicht den Schall dämmen und so den Komfort für die Passagiere erhöhen. Hierfür wird zweikomponentiges Polyurethan 2 mm dick direkt auf das Stahldeck aufgebracht und mit einer Ausgleichsmasse überspachtelt.

In Teilflächen gelten zudem besonders hohe Brandschutzanforderungen. Die eingesetzten Produkte und Systeme müssen im Vorfeld auf ihr Brandverhalten getestet und gemäß den Richtlinien und Vorschriften der IMO (International Maritime Organisation) genehmigt sein. In manchen Flächen dürfen nur Konstruktionen der Klasse A-60 eingesetzt werden. Das bedeutet, dass der Bodenaufbau einem möglichen Feuer mindestens 60 Minuten standhält, ohne in Brand zu geraten. Das System Weber Marine A-60 Floor gewährleistet dies durch Mineralwollplatten, die mit einem schwer entflammbaren Glasfasernetz belegt und schließlich mit Ausgleichsmasse übergossen werden.

Logistische Herausforderungen

Wie beim Hochbau gilt auch beim Schiffbau: Zeit ist Geld. Oft sind die Vorlaufzeiten, speziell bei Reparaturen, sehr kurz. Und jeder Tag, den ein Kreuzfahrtschiff auf der Werft liegt, bedeutet für den Betreiber einen erheblichen Verdienstausfall. Entsprechend steht allen Gewerken während des kurzen Aufenthalts eines Schiffs im Dock nur ein kleines Zeitfenster für die zu erledigenden Arbeiten zur Verfügung. Daher sind Produkte mit kurzen Trocknungszeiten erforderlich. Sie gewährleisten eine rasche Begeh- und Belegbarkeit und ermöglichen so bei allen Gewerken einen reibungslosen Ablauf -egal ob es sich um einen Neubau, Wartungsarbeiten oder Reparaturen handelt. Mit der richtigen Maschinentechnik lassen sich problemlos 3 bis 4 t Material pro Stunde pumpen, was den Bodeneinbau zusätzlich beschleunigt.

Um sicherzustellen, dass das Material rechtzeitig und in ausreichenden Mengen vor Ort verfügbar ist, bedarf es einer reibungslosen Logistik. Enge Absprachen aller Beteiligten sind dabei zwingende Voraussetzung. Hier sind auch die Materiallieferanten gefragt. "Kommen bei einem Projekt Weber-Produkte zum Einsatz, so werden wir in der Regel in die Konstruktions-, Planungs- und Baustellenabläufe integriert", sagt Bennett Schulz, der als Key Account Manager Marine & Offshore die Weber-Sparte der Marineprodukte betreut. Im Rahmen einer technischen Beratung unterstützt er Planer und Konstrukteure der Werften bei der Auswahl von bedarfsgerechten Produktlösungen. Gleichzeitig ist er Bindeglied zwischen dem Generalunternehmer und dem beauftragten Verarbeiterbetrieb. Über die Jahre hat Saint-Gobain Weber in Norddeutschland ein zuverlässiges Netzwerk aufgebaut. Weber verfügt international über mehr als 25 Jahre Erfahrung mit Marineprodukten. Dieses Know-how geben wir an ausgewählte Verarbeiterbetriebe weiter."

Zertifikate geben Sicherheit

Im Schiffbau eingesetzte Produkte benötigen eine besondere Zertifizierung. Um größtmögliche Sicherheit zu gewährleisten, müssen die im Schiffbau verwendeten Produkt- und Systemlösungen von speziellen Klassifizierungsgesellschaften wie der DNV GL zertifiziert werden. Dabei werden die Materialien einer Reihe von Prüfungen unterzogen, beispielsweise zum Brand- oder Emissionsverhalten.
aus FussbodenTechnik 01/19 (Wirtschaft)