Fachverband der Matratzen-Industrie
Die Stiftung Warentest ist vorhersehbar geworden
Essen. Zum Jahreswechsel vollzieht sich der Wechsel in der Geschäftsführung des Matratzenverbandes: Der bisherige Geschäftsführer, Dr. Ulrich Leifeld, verlässt nach 13 Jahren den Verband und übergibt seinen Job an Martin Auerbach, Hauptgeschäftsführer des Heimtex-Verbands. Der Matratzenverband bleibt eigenständig, die Geschäftsstelle wechselt aber an den Heimtex-Sitz nach Wuppertal. Dr. Ulrich Leifeld blickt noch einmal auf ein Jahr zurück, in dem der Verband viele große Themen bewegt hat.
Als Fachverband der Matratzen-Industrie haben wir nicht nur innerhalb der Branche eine wichtige Funktion, vielmehr kümmern sich Verbände auch um Themen, die sowohl wirtschaftlich und für das Produkt selbst, aber auch gesellschaftspolitisch relevant sind. Als Non-Profit-Organisation verstehen wir uns dabei als Interessensvertretung von Teilen unserer Branche und keinesfalls als Vertretung von Einzelinteressen bestimmter Mitglieder. Als Fachverband möchten wir an öffentlichen Debatten im Rahmen der Meinungsfreiheit und Meinungsvielfalt teilnehmen. Daher zielt unser Engagement darauf ab, auch im Interesse von Verbrauchern die Bedeutung der Arbeit industrieller Hersteller von Matratzen in der Öffentlichkeit zu betonen und auf Missstände aufmerksam zu machen.
Dass gerade in schwierigen Zeiten die Rolle eines gut funktionierenden Verbands gestärkt wird, an Bedeutung gewinnt und unsere Aufgaben umfangreicher und vielfältiger werden, ist insofern kein Wunder. Deshalb freuen wir uns sehr, dass wir in diesem Jahr f.a.n. Frankenstolz Schlafkomfort als neues Mitglied gewinnen konnten. Dies verstehen wir als Ansporn, die Verbandsarbeit auch im nächsten Jahr mit viel Energie voranzubringen und dabei die wichtigen Themen der Branche aufzugreifen.
Der Beginn des Jahres stand noch unter dem Einfluss des BASF-Störfalls, durch den mit DCB belastete Schäume auch in die Matratzenproduktion gelangt sind. Die Wichtigkeit einer zügigen, sachlichen und verantwortungsvollen Kommunikation auf Basis rechtlicher Zusammenhänge ist in dieser schweren Krise besonders deutlich geworden. Hier konnten wir als Verband eine wichtige Rolle übernehmen, indem wir sowohl vom Verursacher des Störfalls, aber auch von den zuständigen Behörden eine umgehende und lückenlose Aufklärung eingefordert und darüber öffentlich informiert haben. Der Fall macht auch deutlich, dass Verbände eine wichtige koordinierende Funktion in relevanten gesellschaftspolitischen Debatten einnehmen können und Gegenmeinungen vertreten sollten.
Im Rahmen unserer Verbandstagung im April in Bad Arolsen hat die Aufarbeitung der Krise, insbesondere im Hinblick auf die juristische Beleuchtung von Produktrückrufen, nochmals eine wichtige Rolle gespielt. Wir alle hoffen, dass die Branche nicht noch einmal von einem derartigen Zwischenfall erschüttert wird. Dennoch hat der Jurist Prof. Dr. Thomas Klindt unsere Mitglieder in einem sehr engagierten Vortrag mit vielen wertwollen Informationen zum Umgang mit solchen Situationen und insbesondere Produktrückrufen versorgt.
Ansonsten hat uns im Jahr 2018 vor allem auch die Arbeit zu vergleichenden Produkttests der Stiftung Warentest erschüttert, und hier sind wir aufgerufen, auch im Interesse der Verbraucher, mehr Transparenz und Neutralität einzufordern.
Zusammenarbeit mit dem
Wuppertal Institut
Für ein anderes Projekt stellte die Jahrestagung im April den Startschuss dar: Es wurde die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie beschlossen. Nach der erfolgreichen Durchführung eines Pilotprojekts im Jahr 2016 ist das zweite Projekt inzwischen angelaufen, das an die bisherigen Erkenntnisse anknüpft. Unser mittelfristiges Ziel ist es, belastbare Aussagen zum ökologischen Fußabdruck von Matratzen machen zu können. Nur so gelingt es, bereits in der Produktentwicklung für eine ressourcenschonende Herstellung und spätere Verwertung zu sorgen. Zugleich kann der Verbraucher nur auf diese Weise in die Lage versetzt werden, die ökologischen Kriterien von Matratzen künftig in seine Kaufentscheidung einzubeziehen.
Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten wir in dem aktuellen Projekt daran, die erforderliche Datengrundlage zur Bewertung von Matratzen von der Herstellung bis zur Verwertung zu schaffen. Dabei gilt es, auch die große Vielfalt an Matratzenmaterialien und Material-Kombinationen zu berücksichtigen. Für diese Vielfalt stehen wir als Verband ein, weil wir davon überzeugt sind, dass sie erforderlich ist, damit jeder Mensch in seiner Individualität die zu ihm passende Matratze auswählen kann.
Auf der anderen Seite macht gerade diese Vielfalt es zu einer sehr anspruchsvollen Aufgabe, solide Aussagen über die ökologische Bedeutung von Matratzen zu treffen. Dieser Herausforderung möchten wir uns als Verband aber stellen, denn es geht darum, als Branche proaktiv Lösungsansätze zu entwickeln und anzubieten, bevor auf europäischer oder Bundesebene Verordnungen oder Gesetze erlassen werden, auf die wir dann nur noch reagieren können und die den besonderen Gegebenheiten des Produkts Matratze nicht gerecht werden.
StiWa-Testungen
wenig transparent
Keine große Überraschung war für Branchenkenner die Ausgabe des "test" 10/2018. Hier wurden die "Besten der Besten" Matratzen getestet, und dieser Test zeigte, wie vorhersagbar die Stiftung Warentest geworden ist. Schon lange kritisieren der Matratzenverband, aber auch andere Branchenexperten, zum Beispiel Vorlieferanten und Handel, dass diese Testungen wenig transparent und neutral sind.
Der allgemeine Anspruch an die Stiftung Warentest - auch von Seiten der Verbraucher - ist es, dass nach wissenschaftlichen Kriterien getestet wird. Denn nur dann kann für den Verbraucher, unabhängig von einzelnen Interessen, deutlich werden, welche Matratzen im Vergleich zueinander wie abschneiden. Auch die Industrie und der Handel könnten nachvollziehen, welche Testverfahren zu welchen Ergebnissen führen und wie bestimmte Ergebnisse zustande kommen.
Im offiziellen Leitbild der Stiftung Warentest heißt es dazu: "Wir testen Produkte und Dienstleistungen mit wissenschaftlichen Methoden - ohne Einfluss von Herstellern, Anbietern und Anzeigenkunden." Dass sich die Stiftung, wenn sie neutral und unabhängig von Interessen Dritter testen möchte, deren Einflüssen verwehrt, ist sicherlich richtig und auch im Verbraucherinteresse zu begrüßen. Allerdings ist nicht hinzunehmen, dass die Stiftung reklamiert, sie teste nach wissenschaftlichen Methoden, wenn die Tests weder hinreichend viele Personen erfassen, um wissenschaftlich legitim allgemeine Empfehlungen abzugeben, noch die Ergebnisse für jeden nachvollziehbar ermittelt und veröffentlicht werden. Wenn zum Beispiel die sogenannten "HEIA-Typen" nur zwei Drittel der Bevölkerung erfassen, ist der Test aus einer wissenschaftlichen Perspektive nicht ohne weiteres zu verallgemeinern.
Aus der gesamten Branche haben sich nun Organisationen und Unternehmen zusammengetan, um konstruktiv, sachlich und deutlich zu kritisieren, was sich verbessern müsste, damit diese Testungen auch für weite Teile der Branche zumindest akzeptabel erscheinen.
aus
Haustex 01/19
(Wirtschaft)