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Interview des Monats: Best Wool
Als White-Label-Hersteller für Teppichböden aus Wolle hat sich Best Wool Carpets bisher meist im Hintergrund gehalten. Jetzt gehen die Niederländer mit einer eigenen Marke und gleichzeitig einem neuen Produkt an die Öffentlichkeit: Monasch by Best Wool, einer Kollektion für abgepasste Teppiche. Mit den hochwertigen Tufting-Qualitäten will man sich vor allem an Händler im gehobenen Bereich wenden. Carpet! sprach mit Marc Hegger (Sales & Marketing Director), Matthijs Stevens (Sales & Development Director), Glenn Fulton und Michael Liemann (Agentur Glenn Fulton Flooring, Vertriebspartner für Deutschland).
Carpet!: Best Wool ist in erster Linie als White-Label-Hersteller im Teppichbodenbereich bekannt, der mit reiner Schurwolle arbeitet. Jetzt gehen Sie mit einer eigenen Marke an die Öffentlichkeit: einer Kollektion, in der es ausschließlich um abgepasste Teppiche geht. Wie kam es dazu?
Marc Hegger: Bereits vor einigen Jahren hatte unser Geschäftsführer Yvar Monasch die Idee, nicht mehr ausschließlich als White-Label-Produzent zu agieren, sondern mit der Marke Best Wool Carpets auch direkt an den Einzelhandel zu gehen. Dabei sind die Reihen Nature Pure und Rugs entstanden; letztere wurden aus der Nature-Pure-Bahnenware gefertigt.
Da Parkett, Laminat und Designbeläge immer beliebter werden, besteht inzwischen ein deutlich größerer Bedarf an abgepassten Teppichen als an Teppichboden. Also machen wir es jetzt anders herum: Wir bieten eine Kollektion nur mit abgepassten Teppichen an, und wenn ein Kunde einen ganzen Teppichboden in dem Stil haben will, sagen wir auch nicht Nein. Allerdings haben wir die Qualitäten mit dem Fokus auf den abgepassten Teppich entwickelt.
Carpet!: Worin unterscheiden sich denn abgepasste Teppiche und Teppichböden in der Entwicklung?
Matthijs Stevens: Erstens gibt es farbliche Unterschiede: Während sich bei Teppichböden viel im Grau-Braun-Beige-Bereich abspielt, kann man mit abgepassten Teppichen farbiger arbeiten. Zweitens sind abgepasste Teppiche in der Regel griffiger, luxuriöser, hochfloriger. Wichtig ist uns hier aber auch, dass die Teppiche aus 100 % Wolle gefertigt werden, das ist unsere Spezialität.
Stevens und Hegger: zwei junge Verkaufsleiter bei Best Wool
Carpet!: Nun sind Sie beide, Marc Hegger und Matthijs Stevens, ja relativ neu bei Best Wool, bringen entsprechend auch neue Ideen ins Unternehmen.
Marc Hegger: Wir haben hier letztes Jahr als Verkaufsleiter angefangen, Matthijs Stevens mit Schwerpunkt Entwicklung, ich mit Schwerpunkt Marketing. Wir sind ganz neu im Teppichbereich, und wir haben schnell festgestellt, dass die Teppichindustrie etwas anders tickt als andere Branchen: etwas vorsichtiger und zurückhaltender. Darauf stellen wir uns natürlich ein, gleichzeitig wollen wir unseren Partnern offen begegnen, intensiver zusammenarbeiten, einen neuen Ton anschlagen. Was unsere neue Teppich-Kollektion angeht: Da haben wir uns erst mal auf dem Markt umgeschaut, um herauszufinden, ob es schon ähnliche Produkte gibt - die gab es nicht, obwohl grundsätzlich Interesse an solchen Teppichen bestand. Da haben wir uns natürlich gefragt, woran das liegt: ob das schon einmal jemand gemacht hat und gescheitert ist? Oder ob das wirklich eine Lücke ist, die wir füllen können.
Maschinengetuftetes
im Handmade-Look
Matthijs Stevens: Im Handtuftbereich wird zwar mit Wolle gearbeitet, aber in einer viel höheren Preiskategorie. Wir tuften maschinell; gleichzeitig haben viele unserer Teppiche einen sehr schönen Handtuft-Charakter. Diesen Look streben wir bei unserer Teppichkollektion bewusst an.
Carpet!: In Deutschland sind handgetuftete Wollteppiche meist nur im ausgesprochen hochwertigen Bereich verkäuflich - wahrscheinlich weil der Ruf des Produktes vor einigen Jahren durch minderwertige Wollqualitäten beschädigt wurde. Da kann ich mir vorstellen, dass ein maschinell gefertigter Wollteppich besser angenommen wird.
Marc Hegger: Das ist auch unsere Einschätzung. Bei uns kauft der Kunde etwas spürbar Hochwertiges, bezahlt diese Qualität auch, muss aber nicht sein letztes Hemd dafür geben.
Glenn Fulton: In unserem Preissegment bekommt man keine handgetuftete Ware aus Europa. Da müsste man auf Indien zurückgreifen und kann sich nicht sicher sein, dass keine Kinderarbeit im Spiel ist, dass in den Teppichen auch wirklich keine Schadstoffe enthalten sind. Die Best-Wool-Teppiche werden zu 100 % in den Niederlanden gefertigt; hier hat man alles im Blick und kann auch besonders schnell liefern - was gerade im Objekt wichtig ist.
Vier Kernargumente -
von der Wohngesundheit
bis hin zur Nachhaltigkeit
Marc Hegger: Wir haben vier schlagkräftige Kernargumente, die für unsere Wollteppich-Kollektion sprechen. An erster Stelle steht die Wohngesundheit: Das Material, Schurwolle, ist antiallergisch, bindet Staub und leicht flüchtige Lösemittel. Das zweite Argument ist der Komfort: Wolle kann 30 bis 40 % seines Eigengewichtes an Feuchtigkeit speichern, also die Luftfeuchtigkeit regulieren, außerdem wirkt das Material temperaturausgleichend und verbessert die Akustik.
Matthijs Stevens: Ein weiteres Argument lautet Craftsmanship: Das ist die Handwerkskunst, die wir hier vor Ort in den Niederlanden bieten können; die Teppiche werden direkt vor Ort produziert. Unser viertes Argument besteht in der Nachhaltigkeit der Produktion: Wir haben 1.000 Solarpaneele auf dem Dach, die die Energie für die gesamte Produktion liefern. Dabei halten wir unsere CO2-Bilanz so gering wie möglich.
Marc Hegger: Beim Thema Nachhaltigkeit kommt auch der recyclingfähige Polyesterrücken "Niaga" ins Spiel, "Again" rückwärts geschrieben. Der Rücken ist das Ergebnis eines Joint Venture, das unser Geschäftsführer Yvar Monasch vor einigen Jahren mit dem niederländischen Chemiekonzern DSM eingegangen ist. Der Rücken wird mit einem polyesterbasierten Klebstoff aufgebracht, ebenfalls aus der DSM-Entwicklung. Am Ende des Teppich-Lebenszyklus’ wird der Klebstoff erhitzt, und der Rücken lässt sich wieder ablösen. Man hat also ein hundertprozentig zirkuläres Produkt.
Die Teppich-Kollektion
Monasch by Best Wool
Carpet!: Dann sind wir jetzt gespannt, was es im Detail mit der Kollektion Monasch by Best Wool auf sich hat. Wie viele Qualitäten gibt es, und wie sehen sie aus?
Marc Hegger: Grundsätzlich bieten wir zwei Looks an: einmal einen Handtuft-Look mit Schlingen- oder Veloursflor und einmal Teppiche, die so flach getuftet sind, dass sie aussehen wie gewebt. Die Kollektion umfasst 12 Qualitäten in insgesamt 42 Farben, und jede Qualität ist mit Niaga-Rücken ausgestattet. Die meisten Ausführungen sind Schlingenqualitäten, außerdem gibt es drei Veloursqualitäten. Das Poleinsatzgewicht liegt zwischen rund 950 g und 2.500 g.
Matthijs Stevens: Besonders stolz sind wir auf die sehr flachflorigen Ausführungen, etwa die Qualität "Sweater", die an einen Strickpullover erinnert. "Let it Rib" zeigt eine deutliche Rippenstruktur. "Spaced Out" wird mit mehrfarbigem space-dyed Garn gefertigt, und "Bad Hair Day" wirkt sympathisch-zerzaust. Wir wollten diesmal auch mit den Namen kreativer sein.
Marc Hegger: Unser Anspruch besteht auch darin, neue Optiken entstehen zu lassen und Dinge zu tuften, die man eigentlich gar nicht tuften kann. Etwas herzustellen, das sich nicht einfach nachmachen lässt. Und wir sind noch mitten in der Designentwicklung.
Carpet!: Das Programm wird also weiter ausgebaut.
Matthijs Stevens: Definitiv; jedes Jahr sollen ein oder zwei neue Qualitäten hinzukommen, außerdem wollen wir Limited Editions einführen. Jetzt zu Beginn unserer Kollektionsentwicklung sind wir dabei noch etwas zurückhaltend, vor allem bei der Farbauswahl. Wir wollen den Markt erst mal antesten.
Carpet!: Und die Entwicklung findet hier im Haus statt, mit einem eigenen Designteam?
Matthijs Stevens: Unser Produktionsdirektor Frank Conrad ist das technische und kreative Mastermind - weil er mit unseren acht Tufting-Maschinen die tollsten Dinge anstellt. Er baut sie dafür selbst um und ist das kreative Herz des Unternehmens.
Carpet!: Wir beobachten, dass es bei den Neuentwicklungen im Teppichbereich immer stärker auch um die Struktur, also letztlich um die Herstellungstechnik geht und schon lange nicht mehr allein ums Design.
Marc Hegger: Ja, die Tuftingmaschinen müssen bestimmte Dinge können. Aber auch das Garn muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Wir machen keine Preiskämpfe mit, das wollen wir auch gar nicht. Unser Fokus liegt auf unserem technischen Know-how und auf der hohen Qualität unserer Produkte.
Carpet!: Woher beziehen Sie das Wollgarn für die Teppiche?
Marc Hegger: Wir arbeiten mit verschiedenen Spinnereien zusammen: in England, Spanien, Italien und Dänemark. Dabei ist jede Spinnerei auf ihre Weise kreativ, und wir können uns jeweils die Rosinen herauspicken. Ein Teil der Wolle für die Garne kommt aus Neuseeland; mit dieser sehr weißen Wolle lassen sich besonders brillante, klare Farben erzielen. Für melierte Garne eignet sich eher die europäische Wolle. Yvar Monasch reist jedes Jahr persönlich nach Neuseeland und kauft dort direkt bei den Schaffarmern ein, prüft dabei auch die Qualität der Wolle und die Lebensbedingungen der Schafe.
Matthijs Stevens: Das fertig getuftete Grundmaterial für die Teppiche haben wir hier in Best immer vorrätig, das ist Lagerware. Geht ein Auftrag ein, brauchen wir drei Wochen, dann ist das Produkt lieferbereit, in jedem Maß.
Große Investitionen, neue Webseite
Carpet!: Wenn jemand, der sich als White-Label-Hersteller bisher im Hintergrund gehalten hat, eine ganz neue Marke in einem neuen Bereich ins Leben ruft, ist das auch mit großen Investitionen verbunden und insofern äußerst mutig.
Marc Hegger: Allerdings, das ist uns bewusst. Deswegen haben wir unsere Hausaufgaben sehr gut gemacht, uns so gut wie möglich auf den Launch von Monasch by Best Wool vorbereitet. Zurzeit arbeiten wir an einem Prospekt, auch die Webseite überarbeiten wir - zur Domotex soll alles fertig sein.
Präsentationsboxen für den POS
Carpet!: Für den POS bereiten Sie Verkaufshilfen mit Teppichmustern vor.
Marc Hegger: Ja, da haben wir zwei Präsentationsboxen entwickelt. Bei insgesamt zwölf Qualitäten sind das sechs Qualitäten pro Box. Jede Qualität wird auf einer Karte gezeigt, in verschiedenen Farbtönen. Dazu gibt es pro Qualität ein großes Teppichmuster mit einer Beispiel-Einfassung. Wir bieten Blindeinfassungen aus Mikrofaser an, Leinen, Leder und Wollfilz in verschiedenen Breiten: 5 und 10 cm. Insgesamt stehen 92 Farben zur Wahl.
Glenn Fulton: In Deutschland sind die schmalen Einfassungen sehr begehrt, die Standardbreite von 5 cm wird nicht mehr so gern genommen. Immer beliebter werden dafür die besonders breiten Wollfilz-Einfassungen, gerade Ton-in-Ton auf den Teppich abgestimmt, weil sie den Look ganz neu und besonders hochwertig interpretieren.
Michael Liemann: Die rechteckigen Teppiche liefert Best Wool mit allen Einfassungen, zusätzlich bieten wir runde Teppiche mit Blindeinfassung an. Trapezförmige Teppiche oder sonstige freie Formen sind grundsätzlich auch möglich, nur bei Qualitäten ohne erkennbare Tuftrichtung sinnvoll allerdings. Tatsächlich bekommen wir sehr viele Anfragen wegen Sonderformen. Darauf gehen wir gern ein, achten aber natürlich stark darauf, dass das Ergebnis auch gut aussieht.
Messeauftritte in Hannover,
Köln, Mailand und Paris
Carpet!: Dass Sie mit Monasch by Best Wool verstärkt Kunden im High-End-Bereich ansprechen wollen, macht sich sicher auch durch Ihre Messeauftritte bemerkbar.
Marc Hegger: Wir haben beschlossen, zusätzlich zu unserem Domotex-Auftritt wieder auf der Imm Cologne auszustellen: Die Messe wird ja vor allem durch den hochwertigen Möbelhandel besucht; auch viele Architekten und Designer sind vor Ort. Entsprechend präsentieren wir uns dort zu 100 % mit Monasch by Best Wool in Halle 10.1, auf der Domotex wiederum fifty-fifty mit unseren Teppichböden, und zwar an einem Stand in der Teppichbodenhalle 11.
Matthijs Stevens: Übrigens wurden wir auch für die Mailänder Messe Salone del Mobile zugelassen, die Trendmesse der internationalen Einrichtungsbranche. Darauf sind wir sehr stolz; die Mailänder Messe ist gerade für Kunden aus Nordwesteuropa sehr wichtig. Auf der Salone haben wir einen Platz bei den "Masterly Dutch" bekommen: 15 bis 20 niederländische Möbel- und Teppichanbieter, die in einem Palast aus dem 17. Jahrhundert ihr Angebot zeigen. Darüber hinaus sind wir auf der Maison & Objet in Paris; auf diesem Weg wollen wir weitere Kunden in Europa erreichen.•
Best Wool - das Unternehmen
Der niederländische Tufting-Anbieter Best Wool ist als White-Label-Hersteller im Teppichbodenbereich groß geworden; in den letzten 20 Jahren hat sich Best Wool auf die Nische Schurwolle spezialisiert. Auch heute noch generiert das 1982 gegründete Unternehmen den größten Teil seines Umsatzes im Bereich Teppichboden (ca. 90 %). Die Bahnenware wird hauptsächlich ins Vereinigte Königreich, nach Nordamerika, Neuseeland und Australien verkauft. An den Tuftingmaschinen des Unternehmens entstehen jährlich rund 100 neue Entwicklungen.
Best Wool Carpets BV
Kanaaldijk 3, NL-5683 CR BEST
Tel: +31 (0)499 / 39 91 00
Fax: +31 (0)499 / 39 13 35
E-Mail:info@bestwoolcarpets.nl
Internet: www.bestwoolcarpets.nl
Geschäftsführender Gesellschafter: Yvar Monasch
Leiter Sales & Marketing: Marc Hegger
Leiter Sales & Development: Matthijs Stevens
Produktmanagement: Frank Conrad
Verkauf Deutschland Best Wool Carpets: Thomas Schüttler,
Glenn Fulton Interiors, Bernhard Hagdorn
Verkauf Deutschland Monasch by Best Wool: Glenn Fulton
Interiors aus Carpet Magazin 01/19 (Wirtschaft)
Monasch by Best Wool: neue Kollektion für abgepasste Teppiche
Als White-Label-Hersteller für Teppichböden aus Wolle hat sich Best Wool Carpets bisher meist im Hintergrund gehalten. Jetzt gehen die Niederländer mit einer eigenen Marke und gleichzeitig einem neuen Produkt an die Öffentlichkeit: Monasch by Best Wool, einer Kollektion für abgepasste Teppiche. Mit den hochwertigen Tufting-Qualitäten will man sich vor allem an Händler im gehobenen Bereich wenden. Carpet! sprach mit Marc Hegger (Sales & Marketing Director), Matthijs Stevens (Sales & Development Director), Glenn Fulton und Michael Liemann (Agentur Glenn Fulton Flooring, Vertriebspartner für Deutschland).
Carpet!: Best Wool ist in erster Linie als White-Label-Hersteller im Teppichbodenbereich bekannt, der mit reiner Schurwolle arbeitet. Jetzt gehen Sie mit einer eigenen Marke an die Öffentlichkeit: einer Kollektion, in der es ausschließlich um abgepasste Teppiche geht. Wie kam es dazu?
Marc Hegger: Bereits vor einigen Jahren hatte unser Geschäftsführer Yvar Monasch die Idee, nicht mehr ausschließlich als White-Label-Produzent zu agieren, sondern mit der Marke Best Wool Carpets auch direkt an den Einzelhandel zu gehen. Dabei sind die Reihen Nature Pure und Rugs entstanden; letztere wurden aus der Nature-Pure-Bahnenware gefertigt.
Da Parkett, Laminat und Designbeläge immer beliebter werden, besteht inzwischen ein deutlich größerer Bedarf an abgepassten Teppichen als an Teppichboden. Also machen wir es jetzt anders herum: Wir bieten eine Kollektion nur mit abgepassten Teppichen an, und wenn ein Kunde einen ganzen Teppichboden in dem Stil haben will, sagen wir auch nicht Nein. Allerdings haben wir die Qualitäten mit dem Fokus auf den abgepassten Teppich entwickelt.
Carpet!: Worin unterscheiden sich denn abgepasste Teppiche und Teppichböden in der Entwicklung?
Matthijs Stevens: Erstens gibt es farbliche Unterschiede: Während sich bei Teppichböden viel im Grau-Braun-Beige-Bereich abspielt, kann man mit abgepassten Teppichen farbiger arbeiten. Zweitens sind abgepasste Teppiche in der Regel griffiger, luxuriöser, hochfloriger. Wichtig ist uns hier aber auch, dass die Teppiche aus 100 % Wolle gefertigt werden, das ist unsere Spezialität.
Stevens und Hegger: zwei junge Verkaufsleiter bei Best Wool
Carpet!: Nun sind Sie beide, Marc Hegger und Matthijs Stevens, ja relativ neu bei Best Wool, bringen entsprechend auch neue Ideen ins Unternehmen.
Marc Hegger: Wir haben hier letztes Jahr als Verkaufsleiter angefangen, Matthijs Stevens mit Schwerpunkt Entwicklung, ich mit Schwerpunkt Marketing. Wir sind ganz neu im Teppichbereich, und wir haben schnell festgestellt, dass die Teppichindustrie etwas anders tickt als andere Branchen: etwas vorsichtiger und zurückhaltender. Darauf stellen wir uns natürlich ein, gleichzeitig wollen wir unseren Partnern offen begegnen, intensiver zusammenarbeiten, einen neuen Ton anschlagen. Was unsere neue Teppich-Kollektion angeht: Da haben wir uns erst mal auf dem Markt umgeschaut, um herauszufinden, ob es schon ähnliche Produkte gibt - die gab es nicht, obwohl grundsätzlich Interesse an solchen Teppichen bestand. Da haben wir uns natürlich gefragt, woran das liegt: ob das schon einmal jemand gemacht hat und gescheitert ist? Oder ob das wirklich eine Lücke ist, die wir füllen können.
Maschinengetuftetes
im Handmade-Look
Matthijs Stevens: Im Handtuftbereich wird zwar mit Wolle gearbeitet, aber in einer viel höheren Preiskategorie. Wir tuften maschinell; gleichzeitig haben viele unserer Teppiche einen sehr schönen Handtuft-Charakter. Diesen Look streben wir bei unserer Teppichkollektion bewusst an.
Carpet!: In Deutschland sind handgetuftete Wollteppiche meist nur im ausgesprochen hochwertigen Bereich verkäuflich - wahrscheinlich weil der Ruf des Produktes vor einigen Jahren durch minderwertige Wollqualitäten beschädigt wurde. Da kann ich mir vorstellen, dass ein maschinell gefertigter Wollteppich besser angenommen wird.
Marc Hegger: Das ist auch unsere Einschätzung. Bei uns kauft der Kunde etwas spürbar Hochwertiges, bezahlt diese Qualität auch, muss aber nicht sein letztes Hemd dafür geben.
Glenn Fulton: In unserem Preissegment bekommt man keine handgetuftete Ware aus Europa. Da müsste man auf Indien zurückgreifen und kann sich nicht sicher sein, dass keine Kinderarbeit im Spiel ist, dass in den Teppichen auch wirklich keine Schadstoffe enthalten sind. Die Best-Wool-Teppiche werden zu 100 % in den Niederlanden gefertigt; hier hat man alles im Blick und kann auch besonders schnell liefern - was gerade im Objekt wichtig ist.
Vier Kernargumente -
von der Wohngesundheit
bis hin zur Nachhaltigkeit
Marc Hegger: Wir haben vier schlagkräftige Kernargumente, die für unsere Wollteppich-Kollektion sprechen. An erster Stelle steht die Wohngesundheit: Das Material, Schurwolle, ist antiallergisch, bindet Staub und leicht flüchtige Lösemittel. Das zweite Argument ist der Komfort: Wolle kann 30 bis 40 % seines Eigengewichtes an Feuchtigkeit speichern, also die Luftfeuchtigkeit regulieren, außerdem wirkt das Material temperaturausgleichend und verbessert die Akustik.
Matthijs Stevens: Ein weiteres Argument lautet Craftsmanship: Das ist die Handwerkskunst, die wir hier vor Ort in den Niederlanden bieten können; die Teppiche werden direkt vor Ort produziert. Unser viertes Argument besteht in der Nachhaltigkeit der Produktion: Wir haben 1.000 Solarpaneele auf dem Dach, die die Energie für die gesamte Produktion liefern. Dabei halten wir unsere CO2-Bilanz so gering wie möglich.
Marc Hegger: Beim Thema Nachhaltigkeit kommt auch der recyclingfähige Polyesterrücken "Niaga" ins Spiel, "Again" rückwärts geschrieben. Der Rücken ist das Ergebnis eines Joint Venture, das unser Geschäftsführer Yvar Monasch vor einigen Jahren mit dem niederländischen Chemiekonzern DSM eingegangen ist. Der Rücken wird mit einem polyesterbasierten Klebstoff aufgebracht, ebenfalls aus der DSM-Entwicklung. Am Ende des Teppich-Lebenszyklus’ wird der Klebstoff erhitzt, und der Rücken lässt sich wieder ablösen. Man hat also ein hundertprozentig zirkuläres Produkt.
Die Teppich-Kollektion
Monasch by Best Wool
Carpet!: Dann sind wir jetzt gespannt, was es im Detail mit der Kollektion Monasch by Best Wool auf sich hat. Wie viele Qualitäten gibt es, und wie sehen sie aus?
Marc Hegger: Grundsätzlich bieten wir zwei Looks an: einmal einen Handtuft-Look mit Schlingen- oder Veloursflor und einmal Teppiche, die so flach getuftet sind, dass sie aussehen wie gewebt. Die Kollektion umfasst 12 Qualitäten in insgesamt 42 Farben, und jede Qualität ist mit Niaga-Rücken ausgestattet. Die meisten Ausführungen sind Schlingenqualitäten, außerdem gibt es drei Veloursqualitäten. Das Poleinsatzgewicht liegt zwischen rund 950 g und 2.500 g.
Matthijs Stevens: Besonders stolz sind wir auf die sehr flachflorigen Ausführungen, etwa die Qualität "Sweater", die an einen Strickpullover erinnert. "Let it Rib" zeigt eine deutliche Rippenstruktur. "Spaced Out" wird mit mehrfarbigem space-dyed Garn gefertigt, und "Bad Hair Day" wirkt sympathisch-zerzaust. Wir wollten diesmal auch mit den Namen kreativer sein.
Marc Hegger: Unser Anspruch besteht auch darin, neue Optiken entstehen zu lassen und Dinge zu tuften, die man eigentlich gar nicht tuften kann. Etwas herzustellen, das sich nicht einfach nachmachen lässt. Und wir sind noch mitten in der Designentwicklung.
Carpet!: Das Programm wird also weiter ausgebaut.
Matthijs Stevens: Definitiv; jedes Jahr sollen ein oder zwei neue Qualitäten hinzukommen, außerdem wollen wir Limited Editions einführen. Jetzt zu Beginn unserer Kollektionsentwicklung sind wir dabei noch etwas zurückhaltend, vor allem bei der Farbauswahl. Wir wollen den Markt erst mal antesten.
Carpet!: Und die Entwicklung findet hier im Haus statt, mit einem eigenen Designteam?
Matthijs Stevens: Unser Produktionsdirektor Frank Conrad ist das technische und kreative Mastermind - weil er mit unseren acht Tufting-Maschinen die tollsten Dinge anstellt. Er baut sie dafür selbst um und ist das kreative Herz des Unternehmens.
Carpet!: Wir beobachten, dass es bei den Neuentwicklungen im Teppichbereich immer stärker auch um die Struktur, also letztlich um die Herstellungstechnik geht und schon lange nicht mehr allein ums Design.
Marc Hegger: Ja, die Tuftingmaschinen müssen bestimmte Dinge können. Aber auch das Garn muss bestimmte Voraussetzungen erfüllen. Wir machen keine Preiskämpfe mit, das wollen wir auch gar nicht. Unser Fokus liegt auf unserem technischen Know-how und auf der hohen Qualität unserer Produkte.
Carpet!: Woher beziehen Sie das Wollgarn für die Teppiche?
Marc Hegger: Wir arbeiten mit verschiedenen Spinnereien zusammen: in England, Spanien, Italien und Dänemark. Dabei ist jede Spinnerei auf ihre Weise kreativ, und wir können uns jeweils die Rosinen herauspicken. Ein Teil der Wolle für die Garne kommt aus Neuseeland; mit dieser sehr weißen Wolle lassen sich besonders brillante, klare Farben erzielen. Für melierte Garne eignet sich eher die europäische Wolle. Yvar Monasch reist jedes Jahr persönlich nach Neuseeland und kauft dort direkt bei den Schaffarmern ein, prüft dabei auch die Qualität der Wolle und die Lebensbedingungen der Schafe.
Matthijs Stevens: Das fertig getuftete Grundmaterial für die Teppiche haben wir hier in Best immer vorrätig, das ist Lagerware. Geht ein Auftrag ein, brauchen wir drei Wochen, dann ist das Produkt lieferbereit, in jedem Maß.
Große Investitionen, neue Webseite
Carpet!: Wenn jemand, der sich als White-Label-Hersteller bisher im Hintergrund gehalten hat, eine ganz neue Marke in einem neuen Bereich ins Leben ruft, ist das auch mit großen Investitionen verbunden und insofern äußerst mutig.
Marc Hegger: Allerdings, das ist uns bewusst. Deswegen haben wir unsere Hausaufgaben sehr gut gemacht, uns so gut wie möglich auf den Launch von Monasch by Best Wool vorbereitet. Zurzeit arbeiten wir an einem Prospekt, auch die Webseite überarbeiten wir - zur Domotex soll alles fertig sein.
Präsentationsboxen für den POS
Carpet!: Für den POS bereiten Sie Verkaufshilfen mit Teppichmustern vor.
Marc Hegger: Ja, da haben wir zwei Präsentationsboxen entwickelt. Bei insgesamt zwölf Qualitäten sind das sechs Qualitäten pro Box. Jede Qualität wird auf einer Karte gezeigt, in verschiedenen Farbtönen. Dazu gibt es pro Qualität ein großes Teppichmuster mit einer Beispiel-Einfassung. Wir bieten Blindeinfassungen aus Mikrofaser an, Leinen, Leder und Wollfilz in verschiedenen Breiten: 5 und 10 cm. Insgesamt stehen 92 Farben zur Wahl.
Glenn Fulton: In Deutschland sind die schmalen Einfassungen sehr begehrt, die Standardbreite von 5 cm wird nicht mehr so gern genommen. Immer beliebter werden dafür die besonders breiten Wollfilz-Einfassungen, gerade Ton-in-Ton auf den Teppich abgestimmt, weil sie den Look ganz neu und besonders hochwertig interpretieren.
Michael Liemann: Die rechteckigen Teppiche liefert Best Wool mit allen Einfassungen, zusätzlich bieten wir runde Teppiche mit Blindeinfassung an. Trapezförmige Teppiche oder sonstige freie Formen sind grundsätzlich auch möglich, nur bei Qualitäten ohne erkennbare Tuftrichtung sinnvoll allerdings. Tatsächlich bekommen wir sehr viele Anfragen wegen Sonderformen. Darauf gehen wir gern ein, achten aber natürlich stark darauf, dass das Ergebnis auch gut aussieht.
Messeauftritte in Hannover,
Köln, Mailand und Paris
Carpet!: Dass Sie mit Monasch by Best Wool verstärkt Kunden im High-End-Bereich ansprechen wollen, macht sich sicher auch durch Ihre Messeauftritte bemerkbar.
Marc Hegger: Wir haben beschlossen, zusätzlich zu unserem Domotex-Auftritt wieder auf der Imm Cologne auszustellen: Die Messe wird ja vor allem durch den hochwertigen Möbelhandel besucht; auch viele Architekten und Designer sind vor Ort. Entsprechend präsentieren wir uns dort zu 100 % mit Monasch by Best Wool in Halle 10.1, auf der Domotex wiederum fifty-fifty mit unseren Teppichböden, und zwar an einem Stand in der Teppichbodenhalle 11.
Matthijs Stevens: Übrigens wurden wir auch für die Mailänder Messe Salone del Mobile zugelassen, die Trendmesse der internationalen Einrichtungsbranche. Darauf sind wir sehr stolz; die Mailänder Messe ist gerade für Kunden aus Nordwesteuropa sehr wichtig. Auf der Salone haben wir einen Platz bei den "Masterly Dutch" bekommen: 15 bis 20 niederländische Möbel- und Teppichanbieter, die in einem Palast aus dem 17. Jahrhundert ihr Angebot zeigen. Darüber hinaus sind wir auf der Maison & Objet in Paris; auf diesem Weg wollen wir weitere Kunden in Europa erreichen.•
Best Wool - das Unternehmen
Der niederländische Tufting-Anbieter Best Wool ist als White-Label-Hersteller im Teppichbodenbereich groß geworden; in den letzten 20 Jahren hat sich Best Wool auf die Nische Schurwolle spezialisiert. Auch heute noch generiert das 1982 gegründete Unternehmen den größten Teil seines Umsatzes im Bereich Teppichboden (ca. 90 %). Die Bahnenware wird hauptsächlich ins Vereinigte Königreich, nach Nordamerika, Neuseeland und Australien verkauft. An den Tuftingmaschinen des Unternehmens entstehen jährlich rund 100 neue Entwicklungen.
Best Wool Carpets BV
Kanaaldijk 3, NL-5683 CR BEST
Tel: +31 (0)499 / 39 91 00
Fax: +31 (0)499 / 39 13 35
E-Mail:info@bestwoolcarpets.nl
Internet: www.bestwoolcarpets.nl
Geschäftsführender Gesellschafter: Yvar Monasch
Leiter Sales & Marketing: Marc Hegger
Leiter Sales & Development: Matthijs Stevens
Produktmanagement: Frank Conrad
Verkauf Deutschland Best Wool Carpets: Thomas Schüttler,
Glenn Fulton Interiors, Bernhard Hagdorn
Verkauf Deutschland Monasch by Best Wool: Glenn Fulton
Interiors aus Carpet Magazin 01/19 (Wirtschaft)