Domotex + Bau 2019: Trends Oberflächen

Jenseits der Rohholzoptik


In den aktuellen Sortimenten der Öl- und Lackhersteller sind ultramatte, natürlich wirkende Oberflächenbehandlungen ein Muss, Farben setzen Akzente. Der Mega-Trend Individualisierung ist flächendeckend das große Leitthema.

Keine Frage: Zum Dauerrenner Eiche-Landhausdiele gesellt sich im vierten Jahr in Folge die beliebte Oberflächenveredlung Rohholzoptik. Öl- und Lack-Produkte, die das Holz optisch und haptisch wie unbehandelt erscheinen lassen, und den Boden dennoch optimal schützen, dürfen bis auf weiteres in keinem Sortiment fehlen. Wer aber glaubt, ultramatt sei Mainstream, der irrt. Denn auch wenn die Tendenz zu matten Oberflächen bleibt, ist die Masse dennoch seidenmatt, nicht ultramatt, bestätigte das Gros der Anbieter an den Ständen auf Domotex und Bau. Das dürfte mitunter auch damit zu tun, dass viele Kunden sich mit einem "sichtbar" geschützten Holzboden - bis hin zur gesättigten Lackoptik - in punkto Strapazierfähigkeit und Pflegeaufwand auf der sichereren Seite fühlen.

Mit starken Auftritten auf Domotex und Bau präsentierte sich in diesem Segment jenseits seiner angestammten Öl-Kompetenz etwa Woca mit einem gänzlich neuen Lack-Sortiment als Komplettanbieter für das Handwerk. Und Berger-Seidle machte mit weiteren Zertifizierungen für das kennzeichnungsfreie 2K-Siegel Aqua-Seal Green-Star auf sich aufmerksam, das auf der Bau unter dem Aspekt des Gesundheitsschutzes zudem mit dem Baka-Award ausgezeichnet wurde. Ein Novum präsentierte einmal mehr der für seine innovativen Entwicklungen bekannte Oberflächenschutzanbieter Glimtrex: Das neue Non Stop-Hartwachsölsystem kann an einem Tag in zwei Schichten satt aufgebracht werden, so dass der Parkettleger die Baustelle nur einmal anfahren muss.

Farben setzen Akzente

Abseits der beliebten Rohholzoptik setzt die Industrie spannende Akzente mit neuen Farbtönen, raffinierten Farbkombinationen und ungewöhnlichen Effekten. Im Zusammenspiel mit Tiefenwirkungen bzw. Schattierungen wirken die Oberflächen authentisch dreidimensional. Beispielsweise propagiert Rubio Monocoat zurzeit partiell eingesetzte Farben; besondere Akzente auf der Fläche setzen etwa einzelne Stäbe in helleren Nuancen oder aber auch die Kombination verschiedener neutraler Töne. Eine interessante Neuvorstellung der Belgier ist eine nicht reaktive Vorbehandlung, mit der ein Räucher- und ein Vergrauungseffekt neuem Holz einen alten Look verleihen. Auffällig auch: In den Farbpaletten etlicher Oberflächenschutzanbieter erleben frische Pastelltöne derzeit wieder eine Renaissance.

Individualisierung ist das Leitthema

Der Mega-Trend Individualisierung ist flächendeckend das große Leitthema der Anbieter von Oberflächenveredelungen. Für individuelle Kolorierungen in der Parkettproduktion werden den Kunden aus der Industrie vermehrt einfache Farbsysteme angeboten, mit denen sich mit nur wenigen Basisprodukten ohne viel Aufwand beliebige Farbnuancen flexibel mischen lassen. Das Angebot zielt auf kleinere Manufakturen, die damit Holzböden in Wunschfarbe schon für kleinere Fläche realisieren können. Analog funktionierende Farbsysteme für Parkettfachbetriebe gibt es schon länger - im Trend liegende Nuancen und Effekte, aber vor allem stark professionalisierte Vermarktungsmaterialien und Musterkoffer erweitern aktuell das Angebot.

Im verlegenden Handwerk sind den Möglichkeiten der kreativen Gestaltung von Holzböden in Struktur und Färbung kaum Grenzen gesetzt. An den Messeständen auf Domotex und Bau zogen Live-Demonstrationen verschiedenster Anwendungen die Aufmerksamkeit der Parkettleger auf sich. Dass dies keine Frage großer Auftritte ist, bewiesen die Besuchertrauben bei Woca, wenn Standpartner Andreas Colleté (FG Floortec) Eiche-Bretter mit Werkzeugen rustikal bearbeitete und mittels Laugen, Beizen und Ornament-Folien kleine Kunstwerke schuf. Hier wie auch auf den Aktionsbühnen von Faxe, Loba oder Pallmann wurde deutlich: Die individuelle Oberflächengestaltung mit Strukturierungen und Kolorierungen ist ein anspruchsvolles Angebot mit Mehrwert für den Parkettleger. | Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 02/19 (Wirtschaft)