Gerflor Mipolam GmbH
"Gerflor investiert in alle drei Boden-Marken"
Gerflor ist mit dem neuen Marken-Dreiklang DLW, Mipolam und Creation ein breit aufgestellter Hersteller elastischer Bodenbeläge. Geschäftsführer Michael Stein und Frank Selbeck, Marketingleiter Objekt, berichten von Investitionen in die Sortimente Linoleum, PVC und Designbeläge.
BTH Heimtex: Der Auftritt Ihres Unternehmens auf der BAU wurde mit Spannung erwartet. War es doch das erste Mal nach der Übernahme von DLW Flooring, dass sich Gerflor mit der Fokussierung auf drei Marken - DLW, Mipolam und Creation - der Branche präsentiert hat. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Michael Stein: Wir haben auf der BAU zwei Dinge gemacht: Mit DLW-Linoleum ein klares Zeichen für die Produktgattung gesetzt und gezeigt, dass wir als jetzt noch breiter aufgestellter Hersteller von elastischen Bodenbelägen nicht nur in unsere drei Kernmarken viel investieren, sondern in unser umfangreiches Gesamtsortiment.
Frank Selbeck: Das haben wir in unserer Kommunikation herausgearbeitet. Gerflor ist Komplettanbieter, weil wir auch über ein großes Sortiment an heterogenen Bodenbelägen sowie speziellen Produkten verfügen, beispielsweise für Industrie, Sport oder Wandschutz.
BTH Heimtex: Fangen wir mit Linoleum an. Seit rund einem Jahr gehören Produktion und Vertrieb von DLW-Linoleum zu Gerflor. Sie haben seitdem die Produktionsmenge und in der Folge die Lieferfähigkeit des Werks in Delmenhorst wieder hochgefahren. Konnten Sie das in den vergangenen Jahren teilweise verloren gegangene Vertrauen in die traditionsreiche Marke zurückgewinnen?
Selbeck: Jeder Architekt in Deutschland kennt noch immer die Marke. Der Markt freut sich darüber, dass DLW weiter zur Verfügung steht und zudem von einem Bodenbelagshersteller übernommen worden ist.
BTH Heimtex: Die Produktgattung Linoleum verliert an Marktbedeutung. Der Absatz geht langsam aber stetig zurück. Und DLW-Linoleum muss sich zudem innerhalb des Gerflor-Konzerns gegen starke PVC-Konkurrenz behaupten.
Stein: Die Gefahr, dass Linoleum intern einen schweren Stand gegenüber LVT und PVC-Bahnenware haben könnte, sehe ich nicht. Ganz im Gegenteil: Gerflor profitiert davon, neben PVC-Belägen auch eine PVC-freie Alternative anbieten zu können. Das komplettiert unser Produktportfolio und rundet es in Richtung eines nachhaltigen, natürlichen Rohstoffs ab.
Zudem hat ein großer Teil der Verkaufsleiter berufliche Erfahrung bei Armstrong DLW gesammelt, so dass in unserer Mannschaft ausgeprägte Linoleum-Erfahrung und -Sympathie vorhanden ist.
Und um zu Ihrer Frage nach dem Vertrauen zurückzukommen: Ja. Wir glauben, uns ist es gelungen, das Vertrauen in die Marke DLW zurückzugewinnen. Neben Produktionsvolumen, Lieferfähigkeit und Vertriebsstärke sind wir als grundsätzlich großhandelstreuer Hersteller mit dem um Linoleum erweiterten Sortiment als Lieferant noch interessanter geworden. Dank des DLW-Linoleums steigt die Zahl der Listungen weiter und die enge Zusammenarbeit mit den Grossisten wird zusätzlich gestärkt.
BTH Heimtex: Stichwort Vertriebsstärke: Seit Anfang des Jahres hat Gerflor seine bisherige Außendienstmannschaft und die der neuen DLW-Kollegen zusammengeführt. Kommt diese Entscheidung nicht sehr früh?
Stein: 2018 haben wir die beiden Teams ganz bewusst parallel laufen lassen, weil der Fokus auf Linoleum gehalten werden sollte. Eine Ausnahme gab es in Baden-Württemberg; dort erfolgte die Integration bereits früher. Das gesamte Außendienst-Team umfasst aktuell 75 Mitarbeiter, 20 davon stammen ursprünglich von DLW. Beide Mannschaften haben bereits Trainings im jeweils anderen Portfolio absolviert. Neben den regionalen Außendienstlern gibt es Key Accounter für Healthcare, Wohnbau, Industrie, Sport, Retail und Wandschutz SPM.
BTH Heimtex: Die ursprünglich für die BAU geplante Präsentation der komplett neuen DLW-Kollektion haben Sie auf die zweite Jahreshälfte 2019 verschoben. Stattdessen hat Gerflor mit Lino Art Urban eine kompakte Kollektion vorgestellt. Was hat es damit auf sich?
Selbeck: Lino Art Urban ist eine moderne Kollektion in Grau- und Beigetönen. Nach der Übernahme haben wir analysiert, welche Farben vorhanden waren und welche besonders gefragt sind. Ein großer Teil der besonders nachgefragten Farben im Linoleummarkt sind eben Beige und Grau. Wir haben uns bei Lino Art Urban deswegen entschieden, fünf bestehende Farben zu übernehmen und sieben neue hinzuzufügen. Das Ergebnis ist unserer Meinung nach eine ausgewogene Linoleum-Kollektion mit Unis in Betonoptik. Unseren DLW-Kunden steht damit zukünftig bei den Schnelldrehern eine größere Range zur Verfügung.
Stein: Lino Art Urban ist auch ein Statement. Wir stellen unter Beweis, dass wir nach der DLW-Übernahme vor zwölf Monaten in der Lage sind, nicht nur Produktion und Vertrieb zu stärken, sondern auch sehr schnell eine neue Kollektion zu entwickeln und in den Markt zu bringen. Ich kenne Linoleum aus der Vergangenheit sehr gut. Es ist ein gutes Produkt, mit dem wir uns schnell bei Gerflor angefreundet haben und mit dem wir keine Berührungsängste haben. Wir wissen, wie die Produktionsprozesse funktionieren, nun wollen wir den Produktionsstandort effizient machen und die Produktion optimieren.
BTH Heimtex: Halten Sie denn noch an der DLW-Strategie fest, mit LPX und PUR zwei Beschichtungsarten vorzuhalten?
Stein: Wir arbeiten derzeit an einer neuen Linoleumbeschichtung, die ebenfalls 2019 kommen wird. DLW hatte mehr als zehn Jahre beide Beschichtungen parallel im Programm. Das hat dazu geführt, dass bei 80 % der Kollektionen eine aufwendige, doppelte Lagerhaltung notwendig war. Wir werden künftig eine leistungsstarke Beschichtung führen, die alle Anwendungsbereiche abdeckt. Gerflor arbeitet seit vielen Jahren erfolgreich mit den unterschiedlichsten Belagsbeschichtungen wie beispielsweise Evercare und Protectsol 2 für PVC-Bodenbeläge.
BTH Heimtex: Bleiben wir bei PVC. Bereits auf der BAU konnten Ihre Kunden die aktualisierte und erweiterte Kollektion Mipolam Symbioz in Augenschein nehmen. Sie geht im März in den Markt. Was macht die Serie aus Ihrer Sicht aus?
Selbeck: Mipolam steht bei Gerflor für die Produktsparte der homogenen PVC-Bahnenware. Symbioz ist innerhalb dieses Sortiments eines der beliebtesten Produkte. Mit dem Relaunch geben wir Planern mehr Gestaltungsmöglichkeiten an die Hand - von farblich-frisch bis wohnlich-dezent. Unser Designteam hat 21 neue Farben bzw. Designs entworfen. Darunter befinden sich 14 neue Kolorits im gewohnten Unidesign. Sieben bereits vorhandene, stark nachgefragte Farben haben ein ganz neues Design erhalten. Diese neue Sortierung heißt Symbioz Nova und setzt mit ihren kontrastreichen Oberflächen klare Akzente und ist perfekt auf die bisherigen Uni-Dekore abgestimmt. Das eröffnet viele zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Büros und Verwaltungen. Die dazugehörige neue Musterkarte ist über Farbwelten aufgebaut und erleichtert die Auswahl der insgesamt 38 Farben.
Stein: Die neue Symbioz punktet auch in Sachen Nachhaltigkeit und Wohngesundheit. Die verwendeten Weichmacher sind zu 100 % aus Getreidereststoffen von Mais und Weizen hergestellt. 30 % der eingesetzten Materialien sind recycelt und nach Gebrauch können die Symbioz-Qualitäten selber komplett recycelt werden. Alle Produkte der Kollektion sind mit dem Eurofins Indoor Air Comfort-Zertifikat in Gold ausgezeichnet und verfügen über die Floorscore-Zertifizierung. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist der vergleichsweise geringe Füllstoffanteil der Symbioz-Bodenbeläge.
BTH Heimtex: Mipolam Symbioz und DLW Lino Art Urban produzieren Sie in Deutschland. Wie sieht es mit dem dritten Sortimentsteil aus, den PVC-Designbelägen unter der Profi-Marke Creation?
Selbeck: Die Gerflor-Gruppe weist eine große Produktionstiefe auf. 90 % der Beläge werden selbst produziert - entweder in eigenen Werken oder in Produktionen im Rahmen von Joint-Ventures. Neuentwicklungen sind bei Gerflor ein beherrschendes Thema. Es gibt eine große Anzahl neuer Produkte, die bereits anlaufen, aber noch nicht spruchreif sind. Wir wollen unsere Produktionskompetenz in der Kommunikation stärker herausstellen. Denn es hat viele Vorteile für unsere Kunden, dass wir als Lieferant die große Mehrheit unserer Produkte auch selbst herstellen.
Stein: Wir produzieren alle unsere Klick-LVT in Frankreich in eigenen Werken. Das gilt auch für die Designbeläge mit 0,3 mm-Nutzschicht. Sie haben sich derart positiv entwickelt, dass es Sinn gemacht hat, die Serie in die eigene Produktion zu integrieren. Ende 2018 ist unsere neue Produktionsanlage in der Nähe von St. Paul, 140 km nördlich von Marseilles, angelaufen. Dort läuft unsere gesamte Range an Designbelägen zum Klicken mit Nutzschichtstärken von 0,3 bis 0,7 mm vom Band.
BTH Heimtex: In welchem Produktionsverfahren fertigen Sie dort?
Stein: Die Herstellung erfolgt nun in einem durchgängigem Prozess. Bisher war sie zweigeteilt, so dass das Material im zweiten Schritt erneut angeheizt werden musste. Das müssen wir jetzt nicht mehr machen und erzielen neben einer großen Energieeinsparung auch eine höhere Produktqualität, weil die Ware spannungsfreier und dimensionsstabiler ist.
aus
BTH Heimtex 03/19
(Wirtschaft)