Interview des Monats: Vertical Brand Concept, Frechen
"Wir liefern unseren Kunden das textile Rundum-sorglos-Paket
Das Unternehmen Vertical Brand Concept wurde in diesem Jahr gegründet. Und doch kann es auf jahrelange Erfahrung zurückgreifen, denn im Zuge der Neugründung wurden ihm die operativen Aufgaben von Vertical Services übertragen, einem Unternehmen das es seit 2003 gibt. Mit dem jungen Unternehmen plant die Geschäftsführung eine Erweiterung des ursprünglichen Geschäftskonzeptes. Darüber sprach die Haustex mit dem Geschäftsführer Volker Langheinrich sowie den geschäftsführenden Gesellschaftern Kathrin Langheinrich-Scholl und Mahmut Sahinoglu.
Haustex: Seit diesem Jahr gibt es die Vertical Brand Concept GmbH, ein Unternehmen, das Ihrer Tochter Kathrin Langheinrich-Scholl und Ihrem langjährigen kaufmännischen Leiter Mahmut Sahinoglu gehört. Warum wurde diese Gesellschaft in Ergänzung zu Vertical Services gegründet?
Volker Langheinrich: Ich habe in meinen mehr als 40 Jahren in der textilen Branche noch nie eine so dramatische Veränderung erlebt wie derzeit. Internet und E-Commerce mischen den stationären Handel in einer Art auf, wie ich es vorher noch nie erlebt habe. Vertical Brand Concept (VBC) ist im Zusammenspiel mit Vertical Services (VS) praktisch die Antwort darauf.
Haustex: Wie meinen Sie das?
Langheinrich: Ich habe das Gefühl, dass der stationäre Handel nicht adäquat auf die Veränderungen im Markt reagiert. Verschärfend kommt hinzu, dass heutzutage viele Entscheidungsträger zwar sehr versiert bei Themen wie Preisen und Konditionen sind, bei Themen, die direkt das Produkt und die Darstellung am POS betreffen, aber weniger ihren Schwerpunkt sehen. Das müssen wir erst einmal so als Fakt zur Kenntnis nehmen.
Das Ergebnis sind häufig Verkaufsflächen, die den Endverbrauchern durch das unklare Sortimentsbild keine Lust auf Konsum bereiten. In Extremfällen ist die eine oder andere Heimtextil-Abteilung geradezu eine Aufforderung an die Kunden, besser im Internet zu kaufen. Denn dort findet man das gewünschte Produkt in der gewünschten Ausführung auf Anhieb - ohne dass man sich in dem Wust der Ware groß orientieren müsste.
Haustex: Von welcher Vertriebsform reden wir jetzt? Der inhabergeführte Bettenfachhändler verfügt ja per se über eine eher übersichtliche, weil relativ klein dimensionierte Verkaufsfläche.
Langheinrich: Unsere Kunden sind in der Regel Anbieter mit großer Verkaufsfläche, wie SB-Warenhäuser mit angeschlossener Textilabteilung, Möbelhäuser und Kaufhäuser.
Haustex: Gerade bei SB-Häusern kann man sich durch die Annoncierung der Sortimente doch bestens orientieren?
Mahmut Sahinoglu: Im Food-Bereich schon, aber gehen Sie mal in den Heimtex-Bereich solch eines Hauses. Da herrscht nicht selten Kraut und Rüben: Bettwäsche-Garnituren wild gemischt in Schütten, keine Gliederung nach Herstellern, keine attraktive Dekoration. Frottier-Produkte, die farblich oder in der Größe nicht sortiert sind. Man muss schon Jäger oder Sammler sein, um sich mit solchen Angeboten länger befassen zu wollen. Auf mich und viele andere wirkt es eher abschreckend. Und entsprechend schlechte Zahlen liefert solch eine Abteilung.
Langheinrich: Ein Grundproblem ist doch, dass es auf der Fläche zu wenig Personal gibt.
Haustex: Das können auch Sie nicht ändern.
Langheinrich: Leider nicht, aber wir können dem Handel Konzepte anbieten, die dem negativen Trend entgegenwirken. VS unter meiner Leitung bietet dem Handel im Bereich Heimtextilien eine intensive Überarbeitung der derzeitigen Flächenkonzepte an. Die neue Vertical Brand Concept komplettiert dann die vertikale Linie durch verstärktes Engagement auf den Flächen angestammter und neuer Handelspartner.
Haustex: Für welche Warengruppen?
Langheinrich: Wie bieten runde Markenprogramme fürs Schlafzimmer, fürs Bad und fürs Wohnzimmer. Wir können schon alleine mit unseren Marken eine attraktive Abteilung mit Heim- und Haustextilien schaffen.
Haustex: Warum bedarf es dafür zusätzlich zu Vertical Services der neuen Gesellschaft VBC?
Langheinrich: VS wird seit diesem Jahr im Wesentlichen repräsentiert durch mich. Ich konzentriere mich mit diesem Unternehmen ausschließlich auf die Entwicklung rentabler Flächenkonzeptionen - vorrangig für die VBC. VS wird diese Dienstleistung aber auch anderen nationalen und internationalen Kunden anbieten. So befassen wir uns derzeit sehr intensiv mit mehreren nationalen Anfragen und auch mit Kontakten in China.
Die bisherige Struktur von VS wurde eins zu eins durch die VBC übernommen. Sie kümmert sich künftig um die Erstellung der Kollektionen, die Produktion im Ausland und die Logistik, also die schnelle und pünktliche Belieferung der Handelskunden. Wir gehen sogar noch einen Schritt weiter: Um es dem Verkauf möglichst einfach zu machen, legen wir jeder Lieferung Fotos bei die zeigen, wie die Ware am besten angeordnet und präsentiert werden sollte. Wir müssen vermeiden, dass die Ware einfach in einer Schütte verschwindet, wodurch die Artikel überhaupt nicht zu Geltung kommen.
Die übersichtliche Platzierung hat den zusätzlichen Vorteil, dass die Kunden, die nicht über EDI mit uns zusammenarbeiten, auf einen Blick erkennen, welche Artikel verkauft worden sind und nachbestellt werden müssen. Bei uns ist alles darauf ausgelegt, dem Handel Verkauf und Regalpflege so einfach wie möglich zu machen.
Haustex: Wie wird diese Handreichung angenommen?
Sahinoglu: Nicht immer werden unsere Präsentations-Vorschläge angenommen, leider. Denn unsere Zahlen zeigen ganz klar, dass der Abverkauf am höchsten ist, wenn unsere Ware so wie vorgeschlagen im Handel präsentiert wird. Langfristig soll VBC darum auch in der Lage sein, die Flächen selbst zu betreiben.
Die Frage ist doch, wo wir in Zukunft Heim- und Haustextilien überhaupt noch verkaufen wollen? Im hochwertigen Segment wird die Luft inzwischen sehr dünn. Das haben einige Markenanbieter deutlich zu spüren bekommen. Vor Weihnachten hat man in den Warenhäusern renommierte Bettwäschemarken zu stark reduzierten Preisen von 89 beziehungsweise 99 Euro gefunden. Für die Schweizer Anbieter gilt das noch nicht.
Viele Haus- und Heimtex-Abteilungen in Warenhäusern werden obendrein verkleinert, zum Teil drastisch. Oder sie werden in eine Aktionsfläche umgewidmet. An manchen Orten fragt sich der Verbraucher inzwischen, wo er noch seine Bettwäsche und Frottier-Artikel kaufen soll?
Unser Angebot lautet darum: Wenn Ihr vom Handel Euch nicht mehr um diese Sortimente kümmern möchtet, dann lasst uns den Job machen. Wir machen das gerne. Und Ihr verdient damit auch noch gutes Geld.
Langheinrich: Die weiterhin schwierige Absatzsituation und daraus resultierende restriktive Kostenpolitik - mit Auswirkung auf Personal, Fläche, Werbung und Wareneinsatz - erfordert neue Wege der Partnerschaft zwischen Industrie und Handel. Daher lautet die Zielsetzung von VBC, unter Beteiligung aller Mitarbeiter und Industriepartner auf effiziente Art und Weise einen überlegenen Kundennutzen zu schaffen, um überdurchschnittliche Gewinne zu erzielen.
Haustex: Die Gründung von VBC markiert auch einen anstehenden Generationswechsel.
Langheinrich: Zum einen denke ich, dass es gut ist, die Arbeit zwischen VS und VBC zu teilen. VS erarbeitet die Konzepte, VBC macht den Rest für die Kunden. Zum anderen übernimmt mit meiner Tochter Kathrin Langheinrich-Scholl und Mahmut Sahinoglu als Inhaber die nächste Generation die Verantwortung. Wir haben also den Generationswechsel eingeläutet, und den wollen wir konsequent durchziehen. Häufig kann sich der graue Minister doch nicht wirklich aus dem Unternehmen lösen, aber die Jugend soll definitiv ihren Weg gehen und ihren eigenen Weg finden. Indem die neuen Unternehmer die gesamte Palette des Handelns in Händen halten, schafft das auch Raum für kreative Neuerungen. Wenn ich aus dem Unternehmen ausscheide, sind alle entscheidenden Personen im Alter um die 40 Jahre.
Derzeit bin ich bei VBC noch Geschäftsführer. Aber diese Position werde ich voraussichtlich noch in diesem Jahr, spätestens Anfang nächsten Jahres, ebenfalls abgeben. An einen Handelsfachmann, der sich Sachkenntnis in unterschiedlichen Vertriebsformen erworben hat. Wir haben für diese Aufgabe schon jemanden ins Auge gefasst, es ist aber noch zu früh, konkreter zu werden. Mit Eintritt dieses Handelsexperten setzt sich die Geschäftsführung dann aus den drei erwähnten Personen zusammen und ich bin raus und nur noch für VS als Inhaber und Geschäftsführer tätig.
Kathrin Langheinrich-Scholl: Der neue Geschäftsführer bildet eine gute Ergänzung zu Mahmut und mir. Er komplettiert die Fähigkeiten der Geschäftsführung. Mahmut deckt derzeit Finanzen, Personal und Key Account Management ab, ich bin für Produktmanagement, Online-Geschäft und IT-Support zuständig. Wenn der neue Mann kommt, übernimmt er das Key Account Geschäft und zusätzlich das Marketing.
Haustex: Bleibt die Geschäftstätigkeit von VBC die gleiche wie bei VS, nur unter einem neuen Firmennamen?
Langheinrich: Nein, das Konzept der vertikalen Versorgung der Verkaufsfläche möchten wir bei VBC weiter treiben, indem wir bei unseren Partnern Fläche in eigener Regie übernehmen. Wir wissen durch unsere Gesprächspartner im Handel, dass das Sortiment für Heim- und Haustextilien weniger werbliche Unterstützung erhalten wird, denn die Prospektseiten mit aktueller Ware oder Aktionen werden in diesem Jahr zum Teil radikal zusammengestrichen. Es wäre also kein Wunder, wenn das Sortiment in den Häusern weiter an Bedeutung verlöre. Wir wissen aber aus eigener Erfahrung, dass man mit diesem Sortiment durchaus gutes Geld verdienen kann - man muss es nur richtig betreiben. Unser Angebot lautet daher: Stellt uns in Euren Heim- und Haustex-Abteilungen Fläche zur Verfügung, wir kümmern uns um den Rest und sorgen für Frequenz auf der Fläche und gute Umsätze.
Haustex: Was machen Sie denn anders, dass Sie überzeugt sind, das Sortiment erfolgreicher als Ihre Handelspartner verkaufen zu können?
Sahinoglu: Wir praktizieren ein seit Jahren erfolgreiches Konzept, das einen gesunden Mix aus modisch-aktuellen Artikeln und NOS-Produkten bietet. Und wir kümmern uns ausschließlich und permanent um die Pflege der Artikel auf der Fläche. Dazu sind die Händler schon allein aus Mangel an Mitarbeitern nicht in der Lage, worunter die Drehung der Produkte leidet. Voraussetzung für eine erfolgreiche Flächenbewirtschaftung ist allerdings die Vernetzung über EDI.
Über die registrierten Abverkäufe holen wir am Montagmorgen die Warenbestände der einzelnen Depots ein. Daraus ermitteln wir die Auftragsmenge, die direkt danach rausgeschickt wird. Wir liefern innerhalb von 48, maximal 72 Stunden, sodass zum Ende der Woche die Regale wieder attraktiv bestückt sind. Das ist ein Riesenvorteil gegenüber der umständlichen Bestandsaufnahme durch eine Verkaufskraft. Dauert zum einen länger, und wer weiß, ob die Kraft überhaupt regelmäßig und pünktlich dazu kommt?
Langheinrich-Scholl: Unser Konzept bietet im Zusammenspiel mit EDI eine Vielzahl von Vorteilen. Neben der Reduzierung der Warenbestände und der Steigerung der Lagerumdrehung erkennen wir anhand der Datenanalyse auf einen Blick, welche Artikel beziehungsweise Farbthemen sich gut verkaufen und welche länger liegen bleiben. Wir erstellen wöchentlich Abverkaufsanalysen. Diese Erfahrungswerte geben wir an die Kunden weiter und geben Hinweise, wie das Sortiment in der Gewichtung optimiert werden kann.
Haustex: Sprechen wir hier von der Lizenzmarke Schiesser, oder bezieht sich der schnelle Lieferservice auf sämtliche Marken von VBC?
Langheinrich: Das bezieht sich auf unser gesamtes Markenspektrum. Wir liefern unseren Kunden auch Privat Label nach diesem Prinzip, wenn sie es wünschen. Vor Jahren haben wir festgelegt, dass wir für geschlossenen Aufbaukonzepte stehen. Wir liefern also keine Einzelprodukte - mit der einzigen Ausnahme in der Anfangspreislage bei VS Home.
Haustex: Wie ist das Sortiment von VBC gegliedert?
Langheinrich: Wir fangen mit VS Home als Preiseinstieg im Private-Label-Bereich an - preislich hoch aggressiv und überwiegend mit Spannbetttüchern. Darüber liegen das Label Heinrich & Lang 1952, dass wir im Online-Sektor sehr erfolgreich etabliert haben und Sülllwold & Resch. Süllwold & Resch ist optisch etwas verspielter, während Heinrich & Lang die klarere Linie im Design hat. On top kommt die Marke Schiesser. Im Kindersektor, der in der Vermarktung genauso läuft wie die anderen Marken, sind wir mit Kuschelino und der Lizenzmarke Rabe Socke unterwegs. Für alle diese Marken haben wir Konzepte und Verkaufsdekos entwickelt, die den Abverkauf fördern.
Mit Schiesser gehen wir nicht zu Discountern, deshalb möchten denen gerne die Story von Süllwold & Resch näher bringen. Dort haben wir die gleichen Qualitätsansprüche wie bei Schiesser, aber zu anderen, günstigeren Preislagen. Die Discounter sind für uns ein sehr interessanter Markt, da sie gerade in den letzten Jahren große Mengen am Heim- und Haustextilien abgesetzt haben. Und das zu Preislagen, die wir auch ohne Probleme realisieren können. Ich erinnere nur ganz aktuell an einen Discounter, der mit einem prominenten Namen gearbeitet hat.
Haustex: Welche Preislagen bedienen Sie mit den verschiedenen Marken?
Sahinoglu: Spannbettlaken von VS Home beginnen mit einer Preislage 5,99 Euro. Bei Schiesser starten wir mit 20 Euro. Wir können unter VS Home aber auch Bettwäsche liefern, die im Handel für sieben Euro verkauft wird: dennoch wertig aufgemacht in der Verpackung und im Dessin. Sogar mit Reißverschluss. Das haben wir für einen Kunden gemacht, der auch mal Discounter-Preise anbieten wollte.
Wir bespielen also die gesamte für den Markt interessante Preis-Klaviatur. Denn oberhalb von Schiesser wird die Luft schon dünner. Mit unseren Preislagen lösen wir im Übrigen auch das Import-Problem vieler Händler, die für sich genommen zu klein sind, um Eigenimporte zu realisieren.
Haustex: VS beschränkt sich also künftig darauf, potenzielle Standorte für Ihre Flächenkonzepte zu analysieren und sie dann zu konzipieren?
Langheinrich: Richtig. Und das erledigen wir inzwischen auch für Produzenten aus Asien, die verstanden haben, dass es heute nicht mehr ausreicht, Ware containerweise nach Europa zu senden. Auch sie müssen bei ihren Kunden auf der Fläche aktiv und unterstützend tätig werden. Darum brauchen sie einen Partner in Deutschland, der die Lagerhaltung übernimmt, das Aufbaukonzept entwickelt und über einen Key Account die Themen vermarktet.
Haustex: Ist VBC somit für den Handel ein Logistik-Unternehmen?
Langheinrich-Scholl: Logistik ist ein wichtiger Bestandteil unserer Leistungen, aber wir sind weit mehr als das. Wir sind stolz, dass wir die Ersten und bislang auch die Einzigen sind, die in der Komplexität im Markt aktiv sind. Denn wir liefern alles für das textile Bad, alles für den textilen Schlafraum, alles für den textilen Wohnraum. Die meisten Lieferanten liefern einfach nur Ware, vielleicht bieten sie für den POS auch noch etwas Marketing-Material.
Haustex: Kurze Lieferzeit bedeutet aber auch, dass Sie bei VBC ausreichend Ware am Lager haben müssen. Das Warenrisiko tragen also Sie und nicht der Händler.
Langheinrich: Korrekt. Bei NOS-Ware hält sich das aber in Grenzen. Und bei Werbepaketen holen wir den Einkauf mit ins Boot. Zweimal im Jahr führen wir sogenannte Produkt-Klausuren durch, bei denen wir Erfahrungswerte früherer Kollektionen verstellen und aktuelle Ergebnisse unserer internationalen Store-Checks. Dieser Input fließt dann in die neuen Kollektionen ein. Auf der Heimtextil erhalten wir weitere Rückmeldungen zu den vorgestellten Programmen, sodass wir recht gut einschätzen können, in welchem Umfang sie produziert werden sollen.
Deshalb können wir auch mit Überzeugung sagen, dass unsere Partner bei Spannbetttüchern eine LUG von 10 erreichen können, also eine Lagerverweildauer von fünf Wochen, und im anderen Bereich eine LUG von 6. Also alle zwei Monate wird der Lagerbestand komplett umgeschlagen. Das sind für unsere Branche einmalige Drehzahlen. Und wenn der Kunde auch noch aus dieser Kapitaldienstgeschichte ausscheiden möchte, dann bieten wir ihm an, uns die Fläche zu unserer freien Verfügung bereit zu stellen.
Haustex: Dafür wird er sicherlich einen Gegenwert erwarten.
Langheinrich: Selbstverständlich. Dann müssen wir uns darüber unterhalten, ob wir ihn an der Marge beteiligen oder ob wir eine Flächenmiete zahlen.
Haustex: Und wie gehen sie konkret auf der Fläche vor?
Sahinoglu: Wir sind in der Lage, schon auf vier Quadratmetern eine repräsentable Lösung zu realisieren, ob mit Schiesser oder einer anderen Marke von uns. Dort gibt es ein NOS-Programm mit Bettwäsche, plus ein Thema, das sich alle drei Monate ändert. Dazu kommen noch 80 Spannbetttücher. Und das ganze in einer Präsentation, durch die der Endverbraucher die Ware auch wirklich wahrnimmt. Das A&O erfolgreichen Verkaufens ist doch, dass die Ware gesehen wird. Der Konsument braucht Halt und Orientierung, und die bekommt er nicht, wenn Bettwäsche wirr durcheinander in einer Schütte liegt, sondern wenn Marke und Dessin sofort zu erkennen sind.
Haustex: Wie muss man sich das vorstellen? Haben Sie eigenes Personal auf der Fläche?
Sahinoglu: Wir arbeiten mit einem Dienstleister zusammen, der die Ware bei der Lieferung ordnet. Das Problem ist nicht die Unordnung durch den Endverbraucher, sondern die Tatsache, dass die Mengen so hoch sind, dass der Verkauf nicht weiß, wo und wie er sie aufbauen soll. Das wird es auf unserer Fläche nicht geben.
Langheinrich: Jetzt mal ehrlich, welches Risiko geht der Händler denn ein, wenn er uns Fläche zur Verfügung stellt? Eigentlich kann ihm doch nichts besseres passieren, schließlich veranstalten auch wir das alles ja nur, um unter dem Strich Geld zu verdienen. Und wenn wir Geld verdienen, profitiert er automatisch auch davon. Einfacher geht es doch nicht. Leider hat noch nicht jeder verstanden, dass es irgendwann keine Heimtex-Abteilungen mehr geben wird, wenn wir nicht gemeinsam absolut professionell arbeiten. Das Sortiment gehört schließlich nicht zu den Top-Prioritäten bei den Konsumenten.
Im Übrigen werden wir auf unseren großen Flächen keine Inzucht nur mit unseren Marken betreiben. Ich werde mir dann auch erlauben, zu anderen passenden Markenlieferanten zu gehen. Der Kunde muss das Gefühl bekommen, dass er selbst auf kleinster Fläche shoppen gehen kann. Darum soll er bei uns ein Angebot von Marken mit ganz unterschiedlicher Design-Handschrift vorfinden.
Haustex: Wie gehen Sie bei der Akquise der Flächen vor?
Langheinrich: Erwägt jemand eine Zusammenarbeit mit uns, sehen wir uns den Standort an und erkundigen uns nach der Historie der Heimtex-Abteilung. Anschließend analysieren wir das Handelsumfeld. Auf der Basis errechnen wir, was wir uns an Umsatzvolumen zutrauen würden. Wo immer es geht, planen wir mit den vorhandenen Möbeln der Kunden, die wir gerne weiter verwenden. Damit gehen wir in die Verhandlung über eine Fläche. Dabei darf nicht vergessen werden, dass wir dem Händler mit einer kompetenten und attraktiven Heim- und Haustextil-Fläche Frequenz schaffen, von der er über die Abteilung hinaus profitieren kann.
Haustex: Wen möchten Sie mit Ihrem Flächenkonzept ansprechen?
Sahinoglu: Idealerweise sind das Häuser, die zwar immer noch ein Faible für Heim- und Haustextilien haben, aber aus welchen Gründen auch immer nicht in der Lage sind, eine attraktive Abteilung auf die Beine zu stellen. Wichtig ist auch, dass sie EDI haben sollten. Wir können das, weil wir wie schon erwähnt, Textilien fürs Schlafzimmer, fürs Bad und fürs Wohnzimmer aus einer Hand liefern können. Und das auf einem preislich sehr interessanten Level.
Haustex: Und von welchen Flächenmaßen reden wir bei diesem Konzept in Eigenregie?
Langheinrich: Wenn jemand nur Schiesser haben möchte, reichen 20 Quadratmeter völlig aus. Wir können aber auch eine schöne, kompetente Fachabteilung mit 200 Quadratmetern oder mehr auf die Beine stellen. Wir bieten unseren künftigen Partnern mit diesem Konzept ein textiles Rundum-sorglos-Paket an.
Haustex: Wie viele Standorte bedient VBC inzwischen?
Langheinrich: Es sind etwa 450 Verkaufspunkte, die von uns mit Ware beliefert werden. Mit ihnen erzielen wir einen deutlich zweistelligen Millionenumsatz.
Haustex: Arbeitet VBC ausschließlich stationär?
Langheinrich: Nein, ohne eine Beteiligung am E-Commerce würden wir auch verdursten. Deshalb haben wir mit der Marke Heinrich & Lang frühzeitig auf das Internet gesetzt. Seit 2017 erzielen wir mit der Marke respektable Umsätze. Geholfen hat uns das Engagement eines Beraters, der früher bei Amazon tätig war und diese Plattform in- und auswendig kennt. Aktuell kümmern sich fünf Mitarbeiter ausschließlich um diese Plattform. Unser eigener Online-Shop bringt leider nicht den gewünschten Erfolg. Mit ihm sind wir einer unter vielen. Allerdings befinden wir uns damit in bester Gesellschaft, denn viel größere stationäre Händler, wie etwas H&M, sind nicht in der Lage, einen eigenen Online-Shop profitabel zu betreiben.
Haustex: Um es auf den Punkt zu bringen: Was unterscheidet VBC von herkömmlichen Bettwäsche-Anbietern?
Langheinrich: Wir sind deutlich anders. Wir leben das vertikale System, das die komplette Lieferkette von der internationalen Produktion bis zum POS einschließt. Dabei stellen wir unseren Handelspartnern kontinuierlich Abverkauf-Analysen, LUG-Werte, Rentabilitätsdaten und Trendinformationen zur Verfügung. Schon bei der Gründung 2003 haben wir uns dieses Konzept bei der Konfektion abgeguckt. Die Modeanbieter waren die ersten die dieses Prinzip realisiert haben.
Sahinoglu: Wir sind der einzige Anbieter, der ein so breites Angebot im Bereich Heim- und Haustextilien anbietet. Nur Matratzen führen wir nicht. Spätestens seit der Bett1-Matratze ist dieser Markt weggebrochen. Man schaue sich nur an, welche Probleme Matratzen Concord und MFO mittlerweile haben.
Vertical Brand Concept - in Kürze
Vertical Brand Concept GmbH
Kölner Str. 72
50226 Frechen
Tel.: 02234/697056
Fax: 02234/697057
E-Mail: Info@vbc-gmbh.de
Geschäftsführende Gesellschafter:
Kathrin Langheinrich-Scholl, Mahmut Sahinoglu.
Geschäftsführer: Volker Langheinrich
Produkte: Bettwäsche, Betttücher, Frottierartikel, Bettwaren, Wohndecken, Wohnkissen.
Marken: Schiesser, Süllwold & Resch, Heinrich & Lang 1952, VS Home, Roadsign, Kuschelino, Balette, Rabe Socke.
Mitarbeiterzahl: 29
Absatzmärkte: Deutschland, Österreich, Schweiz
aus
Haustex 03/19
(Wirtschaft)