Großhandelsumfrage Nadelvlies 2019
Findeisen ist erneut der Sieger
Der deutschsprachige Großhandel kürt Findeisen zum besten Lieferanten von Nadelvliesbodenbelägen für das Objekt. Forbo Flooring und die Filzfabrik Fulda erreichen die Plätze 2 und 3. Die vorliegende exklusive Großhandelsumfrage Nadelvliesbodenbeläge ist erst die zweite ihrer Art. Vor drei Jahren haben wir den genadelten textilen Bodenbelag aus der Teppichbodenbefragung (siehe Seite 54) herausgelöst und von den Einkäufern separat beurteilen lassen. Jetzt gibt es erstmals einen Vergleich zu den damaligen Ergebnissen.
Die Befragung ist aus einem weiteren Grund spannend. Die Turbulenzen um die am Ende zerschlagene, teils stillgelegte und teils an Gerflor verkaufte DLW Flooring haben das Segment hochwertiger Objekt-Nadelvliesbeläge in den vergangenen drei Jahren beherrscht - und die Nachwirkungen tun es bis heute. Denn der Klassiker DLW Strong gehörte zu den verbreitetsten Nadelvlies-Objektbelägen der Branche. Bei unserer Befragung 2016, anderthalb Jahre nach der ersten Insolvenz unter Armstrong, hatte DLW mit Strong noch eine Verbreitung von 68 %. 2019, drei Jahre später, ist die Marke mit nur noch 15 % abgestürzt.
Nicht nur die niederländische Vebe, die das Strong-Geschäft vor rund einem Jahr von Gerflor übernahm, hat zugelegt. Auch Wettbewerber haben vom Niedergang des DLW Strong-Nadelvlies und der damit verbundenen Verunsicherung der Entscheider und ausschreibenden Stellen profitiert. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse deutlich.
Sieger der Befragung 2019 ist - wie auch schon vor drei Jahren - Findeisen mit der Note 2,3. Forbo Flooring (2,4) und Filzfabrik Fulda (2,5) folgen auf den Plätzen 2 und 3.
Im Detail ausgewertet haben wir die besten sechs Lieferanten, die einen Verbreitungsgrad von mehr als 50 % in Deutschland, Österreich und der Schweiz haben. Das sind neben Findeisen, Forbo Flooring und Filzfabrik Fulda die Lieferanten Vebe (Condor, Platz 4), Textimex (Dura, 5) sowie Fabromont (6).
Im Folgenden lesen Sie die Detailauswertung dieser sechs Unternehmen:
Findeisen
Der Sieger lässt etwas nach
Der Ettlinger Hersteller Findeisen hat für sich gerne mit dem Slogan "Wir sind Nadelvlies" geworben. Aus Sicht der Großhändler in der D/A/CH-Region, die an dieser Umfrage teilgenommen haben, kann das Unternehmen dies mit Fug und Recht für sich reklamieren. Und das liegt nicht allein daran, dass der Hersteller unter der Führung von Stephan Naacke und Helmut Wenzel ein Spezialist ist auf dem Gebiet des genadelten textilen Bodenbelags für den Objektbereich: So wie bei der Umfrage 2016 und früheren Bewertungen schnüren die Ettlinger das beste Gesamtpaket, wenn es um hochwertige Nadelvliesbeläge geht.
Die Mannschaft hat aber seitdem insgesamt leicht nachgelassen und schneidet aktuell mit der Gesamtnote 2,3 schwächer ab als vor drei Jahren (2,1). Die Dominanz schwindet. Das ist auch abzulesen an der Anzahl der ersten Plätze, die von neun auf sechs gesunken ist. Der Außendienst erhält beispielsweise ein mit 2,6 (2,3) schlechteres Feedback aus den Großhandelshäusern als vor drei Jahren. Noch deutlicher sinken die Noten in den beiden zentralen Kategorien Schnelligkeit sowie Zuverlässigkeit der Belieferung von jeweils 1,5 auf 1,9. Auch die Marke Findeisen wird mit 2,4 (2,1) als weniger stark wahrgenommen.
Es verwundert ein wenig, dass es Findeisen aus Sicht der Grossisten nicht geschafft hat, auf dem Feld Produktinnovation stärker zu punkten. Die Ettlinger hatten bereits Ende 2016 die neue Fliesenentwicklung Finett Dimension vorgestellt. Sie ist die erste Textilfliese im Segment Nadelvlies mit einer Nutzschicht aus 100 % Polyamid, kombiniert mit einem Textilrücken ohne Schwerbeschichtung. Sie ist nicht einmal halb so schwer wie Konkurrenzprodukte, aber dennoch formstabil. Weiterer Pluspunkt: Die Farbwirkung stimmt mit jener der Bahnenware von Findeisen überein, so dass sich beides miteinander kombinieren lässt - was in der Vergangenheit nicht möglich war.
Forbo Flooring
Zweitplatzierter mit
größter Verbesserung
Forbo Flooring ist Weltmarktführer bei Linoleum, hat ein umfangreiches PVC- und Designbelagssortiment, führt Teppichfliesen, Sauberlaufbeläge und CV sowie weitere Spezial- und Nischenprodukte. Dazu gehören auch Nadelvliesbodenbeläge, mit denen Forbo allerdings nur bei 53 % der befragten Großhändler gelistet ist.
Die D/A/CH-Vertriebsgesellschaft unter der Leitung von Geschäftsführer Martin Thewes schafft es trotz des umfassenden Sortiments, sich im Vergleich zum Wettbewerb um die meisten Plätze zu verbessern. Die Gesamtbeurteilung steigt auf 2,4 (2,5). Die Paderborner klettern von Rang 4 auf Position 2 und werden zum schärfsten Konkurrenten von Sieger Findeisen.
Forbo gelingt es, in zwölf der 13 Einzelkriterien das Niveau zu halten oder besser abzuschneiden. Die Mannschaft hat sich die Kritik der Grossisten aus dem Jahr 2016 zu Herzen genommen. Die bemängelten Bereiche Preis-Leistungs-Verhältnis, Reklamationsbearbeitung und Vertriebspolitik haben die Paderborner zur Zufriedenheit der Großhändler verbessert.
Während der Hersteller vor drei Jahren keine Kategorie gewinnen konnte, steht das Unternehmen 2019 gleich viermal ganz oben: Kein Außendienst ist besser, niemand ist nach Auffassung der Großhändler innovativer, kein Lieferant betreibt besseres Marketing und keinem Konkurrenten werden bessere Zukunftsaussichten bescheinigt.
Der Aufwärtstrend von Forbo im Nadelvlies hat sicherlich auch mit den Insolvenzen von DLW Armstrong bzw. DLW Flooring zu tun. Bis zur endgültigen Übernahme durch Gerflor hatten die Pleiten für Verunsicherung im Markt gesorgt. Forbo und DLW Flooring waren direkte Konkurrenten bei vielen Objekten, für die Linoleum oder Nadelvliesbeläge beziehungsweise beides ausgeschrieben waren. Und Forbo hat sich dem Anschein nach als eine stabile und zuverlässige Alternative präsentieren können.
Filzfabrik Fulda
Stark im Service
Die Filzfabrik Fulda (FFF) der Familie Schäfer produziert neben Nadelvliesbodenbelägen verschiedene Vliese für die Industrie sowie für technische und gestalterische Produkte. Der Hersteller unter der Leitung von Geschäftsführer Martin Schäfer beliefert weltweit mehr als 100 unterschiedliche Branchen. Eine wichtige unter ihnen ist die Bodenbelagsbranche und dort der dreistufige Vertrieb über den Großhandel, in dem die Fuldaer über einen soliden Verbreitungsgrad von 59 % (61 %) verfügen.
Die Stärken der Filzfabrik liegen neben der Produktqualität vor allem in der Dienstleistung. In der aggregierten Kategorie Service müssen sich die Fuldaer lediglich Findeisen geschlagen geben. Die schnelle und zuverlässige Warenversorgung der FFF zählt zu den besten; bei der Bearbeitung von Reklamationen macht der Mannschaft niemand etwas vor: Platz 1 in dieser Kategorie. Da ist es nur folgerichtig, dass die Großhändler die Arbeit des Innendienstes insgesamt schätzen und mit 2,1 (2,0) weiterhin gut bewerten.
Schlechter fällt das Urteil für andere Handlungsfelder aus: Der Außendienst muss sich verbessern, die Innovationskraft ist vergleichsweise schwach ausgeprägt, Marketing und Markenstärke haben Luft nach oben und die Vertriebspolitik könnte aus Sicht der Kunden besser sein.
Die Großhändler kennen die Stärken und Schwächen der Filzfabrik und geben dem Lieferanten deswegen als Gesamtnote eine 2,5 (2,4). Der Hersteller landet damit auf Rang 3 (2).
Vebe (Condor-Gruppe)
Beste Zukunftsaussichten
Die deutschsprachigen Großhändeler attestieren Vebe die besten Zukunftsaussichten im Feld der Nadelvlieslieferanten - gemeinsam mit Forbo Flooring. Und das, obwohl die Mannschaft von Geschäftsführer Vincent Vermoere mit der Note 2,6 (2,6) bei der Befragung erneut nur ein durchschnittliches Ergebnis erreicht.
Die Gründe liegen auf der Hand: Vebe liefert Ware in einer ordentlichen Qualität (2,4) zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis (2,0), das Einkäufer momentan bekommen können. Die Vertriebspolitik wird verstanden und ist die zweitbeste (2,6) im Markt. Die Betreuung durch die Innendienstmitarbeiter der deutschen Vertriebsgesellschaft in Krefeld klappt gut (2,3) und auch der Sympathiewert stimmt (2,6). Vebe ist außerdem eine Tochter der Condor-Gruppe, die trotz der anhaltenden Absatzschwäche von textilen Bodenbelägen von Jahr zu Jahr wächst und zuletzt einen Gesamtumsatz von 440 Mio. EUR verbuchen konnte.
In Anbetracht dieser Vorteile ficht es die Vebe-Kunden nicht an, dass der Außendienst noch Luft nach oben hat (2,7), die Schnelligkeit (2,8) und Zuverlässigkeit (2,6) der Belieferung ausgebaut werden könnte und die Bearbeitung von Reklamationen kulanter geregelt werden sollte.
Die Stärken von Vebe wiegen höher. Das ist vor allem am Verbreitungsgrad der Nadelvliesbeläge der Niederländer abzulesen: Er ist innerhalb der vergangenen drei Jahren von 59 % auf aktuell 74 % angestiegen. So viele neue Kunden hat kein anderer Lieferant gewonnen. Im Gegenteil: Neben Fabromont sind alle restlichen im Detail benoteten Hersteller 2019 weniger verbreitet als 2016.
Vebe vertreibt zudem seit mehr als einem Jahr Nadelvlies unter der Marke Strong. Anfang 2018 hatten die Niederländer das Geschäft vom neuen DLW-Eigentümer Gerflor übernommen. Strong ist bis heute die wohl bekannteste Marke für Objekt-Nadelvliesbeläge und gilt als Klassiker. Diese Sortimentserweiterung wird der Hauptgrund sein für die tiefere Marktdurchdringung von Vebe im deutschsprachigen Großhandel.
Textimex (Dura)
Da ist Luft nach oben
Textimex-Nadelvlies wird seit mehr als viereinhalb Jahren von der Dura vertrieben. Mittlerweile heißt das am Markt aktive Unternehmen auch Dura Textimex. Das Image des Anbieters ist seitdem unverändert auf einem mittleren Niveau. Die Mannschaft von Gesamtvertriebsleiter Markus von Keitz erreicht wie auch schon vor drei Jahren Rang 5, wird mit der Note 2,7 (2,6) aber etwas schlechter beurteilt als 2016. Gleichwohl lässt sich wie zuletzt jeder zweite Großhändler von Dura Textimex beliefern (51 %).
Dabei macht man unter der Marke Textimex einiges richtig: Innendienst (2,3), Reklamationsbearbeitung (2,4) und Produktqualität (2,4) stimmen. Unzufriedener als zuletzt sind die Einkäufer aber mit der Lieferschnelligkeit (2,6) und der Lieferzuverlässigkeit (2,5). In beiden Parametern verliert Textimex deutlich. Gleiches gilt für das Preis-Leistungs-Verhältnis (2,6). Alle drei zentralen Parameter müssen aus Sicht der Großhändler wieder verbessert werden. Dann schätzen die Kunden die vergleichsweise trüben Zukunftsaussichten (3,0) vielleicht auch wieder besser ein.
Fabromont
Stark auf dem letzten Platz
Fabromont produziert mit seinem Kugelgarn eine richtungsfreie, spezielle Art von Nadelvlies-Bodenbelägen, die so kein anderer Hersteller liefern kann. Die Schweizer haben ihre ohnehin schon hohe Verbreitung in der Vergangenheit (80 %) noch einmal steigern können auf jetzt 85 %. Kugelgarn wird zudem von den Einkäufern traditionell die beste Qualität (1,8) bescheinigt. Auch die Markenstärke (1,8) ist unerreicht - vor allem bei den Architekten. Bei 60 % von ihnen sei die Marke erste Wahl, wenn ein textiler Funktionsbelag für das Objekt gefunden werden soll, heißt es bei Fabromont selbst. Die Schweizer schaffen es zudem, konstant schnell (2,2) und zuverlässig (2,0) zu liefern.
In allen anderen Bereichen der Geschäftsbeziehung muss der Großhandel einiges hinnehmen, um das begehrte Kugelgarn für seine Kunden zu erhalten: schlechtester Außen- und Innendienst, schlechteste Reklamationsbearbeitung, schlechtestes Preis-Leistungs-Verhältnis, am wenigsten innovativ, der niedrigste Sympathiewert, die geringsten Marketingaktivitäten und die schlechteste Vertriebspolitik. Dafür fallen die Zukunftsaussichten mit der Note 2,6 vergleichsweise rosig aus. Die Gründe: Siehe oben. |
jochen.lange@snfachpresse.deBTH Heimtex Großhandels-Umfrage Nadelvlies - Panel und Methodik
Die Exklusiv-Umfrage von BTH Heimtex zur Qualität der Anbieter von Nadelvliesbodenbelägen auf dem deutschen, österreichischen und schweizerischen Markt wurde zwischen Dezember 2018 und Januar 2019 schriftlich durchgeführt. Der Bodenbelags-, Heimtextilien- und Malergroßhandel bewertet seine Lieferanten mit Schulnoten zwischen 1 (= sehr gut) und 5 (= mangelhaft). Für jeden Hersteller wurden 13 Kriterien abgefragt, darunter objektiv messbare wie Lieferschnelligkeit genauso wie subjektiv empfundene wie Sympathiewert. Anschließend wurden sämtliche Noten pro Kriterium zusammengezählt und durch die Anzahl der Nennungen geteilt. Heraus kommen vergleichbare Durchschnittsnoten, die die einzelnen Rankings bilden.
aus
BTH Heimtex 04/19
(Wirtschaft)