Export in die USA:

Chancen und Herausforderungen für die europäische Parkettindustrie


Der US-amerikanische Markt für Parkett und Holzböden

Der US-amerikanische Markt erholt sich von der Finanzkrise, der Absatz von Bodenbelägen aller Art entwickelt sich gut und spiegelt das aktuelle wirtschaftliche Umfeld wider. Wie in Europa zeigen die amerikanischen Konsumenten eine wachsende Vorliebe für Hartbeläge aus Holz oder mit Holzoptik - angefangen bei Massivholzböden und Fertigparkett über Laminat, Designböden und WPC bis zu keramischen Fliesen. Folglich erhöhen die lokalen Hersteller ihre Produktionskapazitäten, womit sie zugleich auf steigende Lohn- und Transportkosten für Produkte aus Asien sowie den Einfluss der "America First"-Politik reagieren.

Die positive Entwicklung des US-amerikanischen Bodenbelagsmarktes wird voraussichtlich anhalten. Allerdings könnten sich steigende Zinsen und der relativ geringe Ersatzbedarf von Hartbelägen etwas schwächend auswirken.

Eine Chance für EU-Exporte?

Nach Norwegen und der Schweiz sind die USA für die europäischen Parketthersteller Ziel Nr. 3 für Exporte außerhalb von EU-Ländern. Leider erschweren einige Hindernisse den EU-Handelsfluss von Parkett in die USA, beispielsweise die US-Einfuhrbestimmungen für Holzwerkstoffe und daraus hergestellte Produkte. Die Interpretation dieser Richtlinien durch das Technical Committee der FEP wurde von der US-amerikanischen Umweltschutzbehörde (Environmental Protection Agency, EPA) bestätigt. Mehrschichtparkett gilt demnach als laminiertes Produkt. Hersteller von Mehrschichtparkett müssen nachweisen, dass Produktbestandteile wie Hartholz-Sperrholz oder HDF die Anforderungen der TSCA Title VI erfüllen.

Ab März 2024 muss Mehrschichtparkett getestet und zertifiziert werden - es sei denn, dass es mit No-Added Formaldehyd- (NAF) oder Ultra-Low Emitting Formaldehyd (Ulef)-Harzen hergestellt werden. Die FEP hat die Europäische Kommission darauf aufmerksam gemacht, die nun prüft, ob diese Regeln als technisches Handelshemmnis (Technical Barrier to Trade, TBT) betrachtet werden könnten.

Eine weiteres Hemmnis für die EU-Parkettexporte in die USA sind Zölle. Während die EU ein freier Markt für US-Exporte sind, verhängen die USA bis zu 8 % Zoll auf die verschiedenen Parkettprodukte aus der EU. Dieses Problem konnte bislang nicht im Rahmen der Transatlantic Trade & Investment Partnership (TTIP) gelöst werden, die ohnehin eingefroren wurde. Im Juli 2018 wurde jedoch ein neues politisches Abkommen zwischen der EU und den USA unterzeichnet, um auf Nulltarife, Null-nichttarifliche Barrieren und Nullsubventionen für automotive Industriegüter hinzuarbeiten und einen Dialog über Normen in Gang zu setzen. Das könnte eine Gelegenheit sein, um die handelspolitischen Probleme der Parkettbranche ins Licht zu rücken.

Nach der Unterzeichnung der Vereinbarung hat die Europäische Kommission im Januar ihre Entwürfe für konkrete Verhandlungen vorgelegt: einen zur Konformitätsbewertung, um nichttarifäre Hemmnisse abzubauen und Unternehmen den Nachweis zu erleichtern, dass ihre Produkte den technischen Anforderungen bzw. Normen auf beiden Seiten des Atlantiks entsprechen und einen weiteren zur Eliminierung von Zöllen für Industriegüter - abgesehen von landwirtschaftlichen Produkten und unter Berücksichtigung einiger US-amerikanischer Sensibilitäten für bestimmte automotive Produkte.

Ziel ist, gegenseitig die Zölle zu senken oder gar ganz zu beseitigen. Die EU-Mitgliedsstaaten müssen grünes Licht für diese Verhandlungsgrundlagen geben.

Einflüsse des sogenannten Handelskriegs zwischen den USA und China

Die Beziehungen zwischen den USA und ihren außereuropäischen Handelspartnern wirken sich auch auf den EU-Markt aus. So erheben die USA bereits beträchtliche Zölle auf chinesische Parkettimporte; der derzeitige "Handelskrieg" mit China verschärft die Situation und der EU-Markt könnte unter Druck geraten, weil die Chinesen Produkte, die in den USA nicht zugelassen sind, nicht wettbewerbsfähig sind oder die sich durch die Zölle zu sehr verteuern, in die EU umlenken.

Glücklicherweise scheint sich die Situation derzeit etwas zu entspannen. Zum einen wurden die Importzölle auf chinesische Produkte zum 1. November 2018 für über 1.500 Artikel wieder gesenkt, zum anderen erwägen die USA, die zweite Zollerhöhung zu verschieben.
aus Parkett Magazin 03/19 (Wirtschaft)