35. TKB-Fachtagung Fussbodentechnik, Köln

Altuntergründe Komplett ausbauen oder drübergehen?


Das erste Mal seit zehn Jahren hatte die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) bei ihrer 35. Fachtagung Fussbodentechnik keinen Vortrag zur Feuchte im Programm, wie der Vorsitzende Dr. Norbert Arnold schmunzelnd ankündigte. Aufgrund des großen Erfolgs der ersten Podiums-diskussion zur KRL-Messmethode im Vorjahr, gab es zum Schwerpunktthema Altuntergründe eine Fortsetzung dieses Formats. Weitere Vorträge behandelten Estrichzusatzmittel, BIM, die Klebstoffentwicklung, das Verschweißen von elastischen Belägen sowie thermisch aktive Bauteile.

In diesem Jahr kamen rund 180 Teilnehmer zur 35.TKB-Fachtagung Fussbodentechnik nach Köln ins Maternushaus. Eine parallel stattfinde Messe sorgte für sportliche Hotelpreise, sodass der eine oder andere potenzielle Teilnehmer vielleicht abgeschreckt wurde. Im Vorjahr waren es noch knapp 200 Teilnehmer gewesen, am bunten Themenmix der Fachvorträge mangelte es hingegen nicht. In den kommenden Jahren will die TKB bei ihrer Terminplanung berücksichtigen, dass es zu keiner erneuten Terminkollision kommt.

In gewohnter Weise führte der TKB-Vorsitzende Dr.Norbert Arnold durch das Programm der Tagung. Er berichtete zunächst über die Verbandsaktivitäten (siehe folgende Seiten). Außerdem standen sechs Fachvorträge und die Podiumsdiskussion zu Altuntergründen auf der Tagesordnung. Letztere wurde von vielen Teilnehmern als belebendes Element empfunden. Es konnten gar nicht alle Wortmeldungen der Zuschauer berücksichtigt werden. Sie hatten allerdings die Möglichkeit, ihre Fragen per Handy-App aufs Podium zu senden, wovon reichlich Gebrauch gemacht wurde - eine gelungene Interaktion zwischen Zuhörern und Referenten.


Dr. Joachim Riedmiller, BASF
Wirkungsweise von Estrichzusatzmitteln

Dr. Joachim Riedmiller (BASF) berichtete, dass Estrichzusatzmittel (EZM) beim Estrichleger weit verbreitet sind. Die Dosierung der EZM wird auf der Baustelle vorgenommen und ist schlecht zu kontrollieren. Der klassische Zementestrich wird bekanntlich erdfeucht eingebaut. EZM sorgen für eine bessere Verarbeitung in Bezug auf Pumpbarkeit, leichteres Verteilen und Abziehen sowie Zureiben und Glätten. Im Gegensatz dazu wird der Calciumsulfatestrich überwiegend in einer fließfähigen Konsistenz eingebaut. Ihm werden Fließmittel zugesetzt, die den Estrich erst zum Fließen bringen, sodass er sich mehr oder minder selbst nivelliert. Zum Schluss wird er mit einer Schwabbelstange entlüftet, um der Oberfläche "den letzten Schliff zu geben", so der Referent.

Mit Additiven, die teilweise in sehr geringen Mengen zugesetzt werden, lassen sich laut Dr. Riedmillers Überzeugung gute technische Eigenschaften erzielen. Im Fall von zementären Estrichen stehen die Festigkeit, geringes Schwinden und schnelle Trocknung besonders im Mittelpunkt. Außerdem lässt sich die Verarbeitung deutlich verbessern, was sich auf das leichtere Verteilen und ein besseres Glätten positiv auswirkt. Genau wie bei Fließestrichen wären die selbstverlaufenden Eigenschaften bei Spachtelmassen ohne Fließmittel nicht denkbar. Außerdem ist ein Stabilisierer erforderlich, der die Produktmischung "robust" macht, um ein Absetzen von einzelnen Bestandteilen oder ein "Bluten" zu vermeiden. Bei den Spachtelmassen sei die ebene Oberfläche ein ganz entscheidendes Kriterium.

Der Sachverständige Heinz-Dieter Altmann merkte an, dass der nachträgliche Nachweis, ob Estrichzusatzmittel tatsächlich in die Estrichmischung gegeben wurden, im Schadensfall sehr aufwendig und teuer ist. Er bezifferte die Kosten in einem konkreten Gutachten auf 15.000 EUR.



Silvan Horand, Leister Technologies
Verschweißen von Fugen in elastischen Bodenbelägen

"Das Verschweißen von elastischen Bodenbelägen per Hand ist gut, aber der Verarbeiter braucht Routine" - das stellte Silvan Horand von Schweißgerätehersteller Leister in seinem Fachvortrag klar. Wenn Angelernte Einzug auf den Baustellen halten, könne es hilfreich sein, mit Schweißautomaten zu schweißen. "Schweißen mit einem Schweißautomaten ist zuverlässig und angenehmer für den Verarbeiter", findet Horand. Er könne sich völlig auf die Qualitätskontrolle beim Schweißen konzentrieren, weil er dem Automaten folgen und dabei das Schweißbild kontrollieren kann.

Leister bietet neuerdings eine App, durch die der Anwender besondere Toolbox-Funktionen erhalten kann. Horand kündigte an, "dass wir Schweißparameter von der Maschine aufs Handy senden können und wieder zurück." Leister beschäftigt sich derzeit mit dem Aufbau einer digitalen My-Leister-World. Mit deren Hilfe kann eine Datenaufzeichnung auf den Schweißgeräten erfolgen. Vorteil: Man kann bei Problemen von außen auf das Gerät zugreifen und im konkreten Fall Serviceinformationen anbieten. Es bleibe abzuwarten, ob diese Funktionen auch im Wohnbereich zum Tragen kommen werden, so der Referent abschließend.


Manfred Friedrich, Sika Deutschland
Untergründe in der Sanierung - Problemfall alte Verlegewerkstoffe?

Manfred Friedrich, Marktfeldmanager Boden und Wand bei Sika Deutschland, brachte es gleich zu Beginn auf den Punkt: "Die Norm-Aussagen bezüglich Altklebstoffen und -spachtelmassen sind eindeutig: Alles muss raus." Von den Verlegewerkstoffherstellern werden allerdings Grundierungen speziell für die Haftung auf alten Klebstoff- und Spachtelmassenschichten angeboten. "Man kann sagen, dass das den Normanforderungen zunächst einmal widerspricht", gab Friedrich zu. Es sei übliche Praxis, von der Norm abweichende Vereinbarungen mit Auftraggebern zu treffen.

Klebstoffreste lassen sich mit entsprechender Maschinentechnik problemlos entfernen. Der Aufwand sei vertretbar. Sicherlich gibt es Fälle, wo Spachtelmasse bereits beim Herausreißen eines Altbelags mit hoch kommt, allerdings können sie durchaus auch großen Wiederstand leisten. Deshalb ist Friedrich überzeugt: "Ich bin der Meinung, dass eine intakte Spachtelmasse noch als Verlegeuntergrund geeignet ist." Zur Vermeidung rechtlicher Konsequenzen sei es für den Verleger allerdings erforderlich, mit dem Auftraggeber eine schriftliche Vereinbarung zu treffen.

Friedrich hatte ein kleines Muster-Stück von 18 aneinanderhaftenden Spachtelmassen dabei. Sein Kommentar: "Damit Sie es mir auch glauben. Mit dem Kürzen der Türen wäre der Schichtaufbau irgendwann ein Problem", so der Referent grinsend. Allerdings stammte dieser Extremfall aus der Sika Deutschland-Anwendungstechnik und nicht von einer realen Baustelle. Mehr zum Thema Altuntergründe in der nebenstehenden Podiumsdiskussion.



Prof. Dr. Michael Günther, Uponor Academy
Thermisch aktive Bauteilsysteme

Im Neubau von Gebäuden geht der Trend weiterhin zu Wärmepumpen sowie zur Flächenheizung und -kühlung, berichtete Prof. Dr. Michael Günther. Im Neubau weist die Fußbodenheizung einen Marktanteil von 85 bis 90 % bei Ein- und Zweifamilienhäusern auf. Die neue Art, wie Gebäude beheizt werden, sei abzugleichen mit den bauphysikalischen Forderungen, findet der Leiter der Uponor Academy. Dabei helfe der Versuch über den Tellerrand zu schauen. Rein wärmetechnisch gesehen beobachtet der Referent Veränderungen weg von der Heizung, vielleicht etwas stärker hin zur Kühlung. Das funktioniere sehr gut über Deckenkonstruktionen, die früher verpönt gewesen seien. "Leider gehört auch dazu, dass der Behaglichkeitskomfort für die Füße nicht mehr so gut ist wie früher", gab er zu.

In Süddeutschland und in Österreich setzen Bauherren bereits thermisch aktive Bauteilsysteme (TABS) in Gebäuden ein. Entweder liegen die Heizrohre in der Mitte des Ortbetons oder unten im Betonfertigteil. Daraus ergeben sich unterschiedliche Leistungen und Betriebsführungen. Es gibt auch seltene Fälle, in denen die Rohre an der Außenwand platziert werden. Das führt allerdings zu "Verlusten" gegenüber der Variante, die Rohre im Gebäude zu platzieren.



Dr. Frank Gahlmann, Stauf
Wie sehen Verlegewerkstoffe von morgen aus?

Dr. Frank Gahlmann wagte einen Blick auf die künftige Entwicklung von Verlegewerkstoffen: "Neben den rein technischen Eigenschaften von Grundierungen, Spachtelmassen und Bodenbelags- und Parkettklebstoffen müssen die Auswirkungen auf Verarbeiter, Verbraucher und Umwelt bedacht werden", so der Referent. Es gäbe zahlreiche Vorstellungen und Wünsche, wie die Leistungsfähigkeit und Anwendungsbandbreite der Verlegewerkstoffe optimiert und ausgedehnt werden könne. Zu einigen Punkten lägen Lösungsansätze auf der Hand, bei anderen lohne sich der Blick auf verwandte chemische Technologien oder Anwendungsfelder.

Beginnend bei der Herstellung von Chemierohstoffen über die Formulierung und Produktion der Verlegewerkstoffe, deren Einsatzweisen bis zum Ende der Nutzung von Fußböden werden Fragen der Energieeffizienz, der Energiegewinnung, der Stoffströme und des Recyclings signifikant an Bedeutung gewinnen. Dieses in einem höheren Maß als es im Alltagsleben mit Mobilität, Energieeinsparung und Müllreduktion ohnehin zunehmend relevant wird, da der Bausektor ein Kernbereich bei Nachhaltigkeitsbetrachtungen ist und sein muss.

Das bedingt die Aufgabe, die heute dominierenden Verlegewerkstoffe hinsichtlich unterschiedlichster Parameter zu optimieren. Dr. Gahlmann ist überzeugt: "Es müssen vor allem ganzheitliche Lösungen erarbeitet werden, die die zu installierenden (und irgendwann wieder zu deinstallierenden und zu verwertenden) Bodenbeläge mit einschließt." Dieses lässt insbesondere auch die Option offen, dass sich Bodenbelagsarbeiten signifikant verändern und gänzlich andere als die heute dominierenden Verlegewerkstoffgruppen erfordern.


Bernd Lesker, Mapei
Building Information Modeling - Chancen und Risiken für das Handwerk

So wie in vielen Lebenswelten wird auch der Baubereich digital und verändert sich. Architekten stellen zukünftig keine Zeichnungen oder Modelle mehr vor, sondern führen Bauherrn in digitaler Form durch ihr zukünftiges Haus. BIM hält Einzug beim Bauen, aber was verbirgt sich hinter dieser Abkürzung? Bernd Lesker von Mapei erläutert: "Building Information Modelling bezeichnet eine kooperative Arbeitsmethodik, mit der auf der Grundlage digitaler Modelle eines Bauwerks die für seinen Lebenszyklus relevanten Informationen und Daten konsistent erfasst, verwaltet und in einer transparenten Kommunikation zwischen den Beteiligten ausgetauscht oder für die weitere Bearbeitung übergeben werden."

Fakt ist: In Deutschland hinkt BIM im Vergleich zu anderen Ländern hinterher. Der ehemalige Verkehrsminister Alexander Dobrindt veröffentlichte bereits 2015 einen Stufenplan für staatliche Maßnahmen, um den Vorsprung von USA, Großbritannien und Skandinavien aufzuholen. Bislang war die Kommunikation am Bau nicht transparent und in vielen Ebenen kompliziert. BIM hat den Vorteil, als Plattform für umfangreiche Informationen und reibungslose Bauablaufplanung zu sorgen. Es werden Daten und Informationen zu einem Bauwerk für den gesamten Lebenszyklus erfasst. Das sorgt für eine transparente Kommunikation zwischen allen am Bau Beteiligten.

Lesker betonte allerdings, dass BIM ein theoretisches Modell als Abgleich des physischen Bauwerks darstellt und eine vollständige Datengleichheit nie erreicht werden könne. Grundlage von BIM seien Daten und Informationen zu einem Bauteil, die sehr umfangreich sein können. Als Planungstool sorgt BIM für einen besseren und kostengünstigeren Bauablauf. BIM-Daten sind im Bodenhandwerk bereits teilweise verfügbar, wie Lesker am Beispiel Object Carpet und an Systemaufbauten von Mapei vorstellte.
aus FussbodenTechnik 03/19 (Wirtschaft)