Modulyss NV
"Modulyss ist bereits jetzt die Nummer drei in Deutschland"
Einstieg in den deutschen Markt, Trading-up und erstmals Gewinner des German Design Awards 2019. Bei Teppichfliesenspezialist Modulyss, Teil des Balta-Konzerns, stehen die Zeichen auf Wachstum. Im Interview skizzieren die Verantwortlichen ihre weiteren Pläne für Deutschland.
BTH Heimtex: Modulyss vertreibt seit Anfang 2018 auf dem deutschen Markt erstmals in Eigenregie Teppichfliesen. Wie fällt Ihre erste Bilanz aus?
Tomás Sánchez: Wir sind sehr zufrieden. Vertriebsleiter Jochen Bömeke ist mit zwei Vertriebsmitarbeitern am 1. Januar 2018 gestartet. Heute besteht seine Mannschaft aus insgesamt sechs Personen. Und das sind alles gestandene, erfahrene Vertriebsleute, die ihr Netzwerk mitbringen. Das war auch unsere Strategie. Wir wollten direkt starten können. Das hat sehr gut funktioniert.
Jochen Bömeke: Wir haben mittlerweile alle wichtigen Großstädte und Regionen besetzt. Damit haben wir unser erstes Ziel erreicht.
Filiep Holvoet: Wir von Modulyss fühlen uns in unserer strategischen Entscheidung bestätigt, den deutschen Markt mit einer eigenen Objektmannschaft zu bearbeiten. Sich in die Ausschreibungen hineinzuarbeiten kostet zwar Zeit und Geld; die Ergebnisse liegen aber voll im Plan. Es läuft sehr gut, und wir sind zufrieden. Das gilt auch für die Verantwortlichen der Balta-Gruppe, unserer Mutter-Gesellschaft.
BTH Heimtex: Sie hätten Ihre Mannschaft nicht derart erweitert, wenn dem keine Umsätze und gute Prognosen für zukünftiges Marktpotenzial in Deutschland gegenüberstehen würden. Nur haben Sie Anfang 2018 bei null Umsatz angefangen. Und heute, nur 15 Monate später, verfügen Sie bereits über sechs fest angestellte Mitarbeiter. Ein rasanter Start: Wie ist Ihnen das gelungen?
Sánchez: Wir von Modulyss sind erfahrene Teppichfliesenspezialisten. Das Unternehmen ist schon seit rund 30 Jahren weltweit im Objektgeschäft tätig und wir wissen, wie sich der deutsche Markt für Teppichfliesen entwickelt hat. Wir haben das Budget deswegen durchaus selbstbewusst aber trotzdem realistisch planen können. Es zeigt sich jetzt, dass wir im Großen und Ganzen richtig lagen. Die Situation ist so, dass wir auch in diesem und im kommenden Jahr zusätzliche Mitarbeiter im Außendienst einstellen werden. Das ist bereits beschlossen.
BTH Heimtex: Wie schätzen Sie Ihre Marktposition in Deutschland im Hinblick auf andere Anbieter von Teppichfliesen ein?
Bömeke: Ich sehe uns bereits auf Rang drei.
Sánchez: Wir waren allerdings auch schon vor dem offiziellen Markteintritt unter den fünf, sechs Herstellern, die am meisten Quadratmeter in Deutschland abgesetzt haben, weil wir seit vielen Jahren erfolgreiche Vertriebspartnerschaften hierzulande unterhalten. Und diese möchten wir auch weiterführen.
Uns kommt auch zugute, dass der deutsche Markt im Umbruch ist. Es findet eine Verlagerung von der textilen Bahnenware zur Fliese statt, alles ist deswegen sehr dynamisch. Die Teppichfliese erreicht neue Marktvolumina, die nicht automatisch an die Anbieter gehen, die schon länger da sind.
Ein dritter Punkt ist, dass wir zwar in Deutschland neu sind, aber nicht in Europa und anderswo auf der Welt. Wir können deswegen Referenzen vorweisen, die jeder kennt. Wir beliefern schon viele Jahre unter anderem deutsche Unternehmen, die weltweit präsent sind: Deutsche Bank, Bayer, Siemens oder SAP gehören zu unseren Kunden - aber bisher eben nicht in Deutschland.
Bömeke: Und gerade in den Großstädten und wichtigen Regionen in Deutschland wird die Mieterstruktur immer internationaler. Ein Beispiel ist Frankfurt. Dort gibt es viele internationale Mieter, die uns schon aus ihren Heimatländern kennen und gute Erfahrungen gemacht haben mit der Marke, unseren Produkten und der Modulyss-Organisation insgesamt. Auf diesem Netzwerk können wir aufbauen.
Es hilft uns auch, dass Modulyss Teil der Balta-Gruppe ist. Der Name ist bekannt in Europa und steht für den größten Hersteller textiler Bodenbeläge auf dem Kontinent.
Sánchez: Unsere Ansprechpartner in der Innenarchitekten- und Architektenszene werden ebenfalls immer internationaler. Es gibt bei der Planung zahlreiche internationale Projekte und Kooperationen. Kürzlich sind wir beispielsweise in London für ein Amazon-Büro in Berlin ausgeschrieben worden. Dann fragt auch schon mal der deutsche Verleger bei uns nach, der hierzulande bisher noch nicht mit Modulyss zusammengearbeitet hat.
Bömeke: Und generell muss man sagen, dass die Teppichfliese auf dem deutschen Markt populär geworden und richtig angekommen ist.
BTH Heimtex: Es gab einige Marktbeobachter, die mit dem Schritt, in den deutschen Markt direkt einzusteigen, früher gerechnet haben. Die Teppichfliese ist ja bereits seit drei, vier Jahren ein absolutes Wachstumsprodukt. Warum also erst jetzt?
Sánchez: Modulyss verfolgt eine globale Strategie: Wir sind Anfang 2017 in Großbritannien gestartet und haben einen eigenen Vertrieb aufgebaut. Im April des selben Jahres folgte die USA und Anfang 2018 schließlich Deutschland.
BTH Heimtex: Wie ist ihre Vertriebsstrategie in Deutschland? Positionieren Sie sich als quasi Neuling im Preiseinstieg?
Sánchez: Modulyss deckt heute alle Preisbereiche ab. Neben dem Einstiegssortiment, das wir von Anfang an hatten, haben wir das mittlere Segment in den vergangenen Jahren erheblich ausgebaut. Und im Hochwert- und Designsortiment bieten wir heute Produkte, die höchsten Ansprüchen gerecht werden. Wir produzieren deswegen für den deutschen Markt ausschließlich mit Polyamid 6- und 6.6-Garnen und sind u.a. Mitglied im DGNB und bei Raumprobe.
Für unsere Kollektion Velvet& wurden wir jetzt mit dem renommierten German Design Award 2019 ausgezeichnet. Das hat uns sehr gefreut - vor allem unsere Designer und Produktentwickler sowie die ganze Mannschaft in unserem Werk im flämischen Zele. Besonders schön dabei ist, dass die Scouts dieses Wettbewerbs uns angesprochen haben - wir hatten uns nicht selbst beworben.
Holvoet: Dieser Preis steht stellvertretend für den Weg, den die gesamte Modulyss-Mannschaft in den letzten Jahren in Richtung Trading-up gegangen ist.
BTH Heimtex: Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit dem deutschen Großhandel aus?
Bömeke: Wir suchen den Kontakt und haben mit den Verantwortlichen schon gute Gespräche geführt. Da wir in diesem Vertriebskanal in Deutschland ein Newcomer sind, sind unsere Produkt- und Kollektionszyklen noch nicht deckungsgleich mit den Listungslaufzeiten der Grossisten. In Zukunft werden wir aber einige Teile unseres Sortimentes erneuern, wie z.B. unsere Einstiegskollektion First. Dann kann die Zusammenarbeit mit deutschen Großhandelshäusern konkreter werden, weil wir die geforderten Laufzeiten auch einhalten können.
BTH Heimtex: Wie steht es um Ihre Lieferfähigkeit?
Sánchez: Die ist generell hoch. Wir haben in der Regel mehrere 100.000 m
2 Teppichfliesen im Lager hier in Zele. Zudem haben wir in den vergangenen Jahren unseren gesamten Produktionsprozess optimiert. Wir arbeiten jetzt beispielsweise mit einer hoch modernen Schneide-, Konfektionierungs- und Verpackungsstraße und sind in der Lage, flexibel und schnell zu produzieren.
BTH Heimtex: Modulyss ist Teil der Balta-Gruppe, die mit den Marken Balta, ITC und Arc Edition traditionell gut und viel in den deutschen Markt liefert - auch Teppichfliesen. Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Modulyss und Balta in Deutschland aus? Kommen Sie sich nicht in die Quere?
Bömeke: Wir grenzen Balta und ITC einerseits sowie Modulyss andererseits über die Produkte sowie die Vertriebswege klar von einander ab. Balta und ITC sind im Großhandel aktiv. Wir machen das Ausschreibungsgeschäft. Es gibt wenig Überschneidungen.
BTH Heimtex: Gilt das auch für die Produkt-
entwicklung?
Sánchez: Vanessa Van Overmeeren, unsere Leiterin Design- und Produktentwicklung, ist mittlerweile auch für die modularen textilen Bodenbeläge aus Polyamid unter den Marken ITC und Arc Edition zuständig. Das macht absolut Sinn, denn Teppichfliesen - egal ob für den Wohn- oder den Objektbereich bestimmt - müssen als solche entwickelt werden und sind nicht bloß zugeschnittene Bahnenware. Im fertigen Sortiment gibt es aber kaum Überschneidungen zwischen Modulyss und ITC bzw. Arc Edition. Das trennen wir weitestgehend, weil sich die Vertriebsstrategien, wie bereits erwähnt, unterscheiden.
Bömeke: Die Balta-Gruppe verfügt über einen vertikal voll integrierten Herstellungsprozess für Teppichfliesen. Modulyss profitiert an dieser Stelle vom Schwesterunternehmen ITC im eine drei Viertel Stunde Autofahrt entfernten Tuftingwerk in Tielt. Dort wird unsere Ware je nach Qualität stückgefärbt oder mit Chromojet bedruckt. Das kommt aber nicht häufig vor, weil wir zum größten Teil mit solution-dyed Polyamid produzieren. Wir achten aber darauf, dass wir in allen Produktkategorien wie Schlinge oder Verlours immer auch einen Stückfärber haben, um eine breitere und individuellere Farbpalette anbieten zu können. Das kommt bei Objektentscheidern gut an. Digitaldruck bieten wir auch an - momentan über einen Dienstleister.
BTH Heimtex: Wie schätzen Sie das Potenzial von Teppichfliesen im Planken- beziehungsweise Dielenformat ein?
Sánchez: International ist das sehr unterschiedlich zu bewerten. In Deutschland und Europa ist das Thema noch nicht richtig angekommen. In Nordamerika und Asien hingegen ist die Nachfrage bereits ausgeprägter.
BTH Heimtex: Einige Ihrer Wettbewerber, die sich in der Vergangenheit als Spezialisten für Teppichfliesen positioniert hatten, vertreiben heute auch LVT/Designbeläge als Ergänzungsprodukt, um den Entscheidern beispielsweise im Segment Hotel und Gastronomie ein attraktiveres Sortiment bieten zu können. Planen Sie diesen Schritt auch?
Holvoed: Grundsätzlich hätten wir schon jetzt Zugriff auf ein LVT-Sortiment - nämlich das unserer US-amerikanischen Schwestergesellschaft Bentley. Wir nutzen diese Möglichkeit aber noch nicht, weil wir uns erst einmal darauf konzentrieren, unseren Anteil am europäischen Gesamtmarkt für Teppichfliesen mit einem geschätzten Volumen von derzeit mehr als 40 Mio. m
2 auf bis zu 20 % auszuweiten. Das werden wir erreichen, wenn wir ein glaubwürdiger Spezialist für Teppichfliesen bleiben.
Das Gespräch führte Jochen Lange.
jochen.lange@snfachpresse.de
aus
BTH Heimtex 05/19
(Wirtschaft)