Roland Schleif zu 50 Jahre Hummel

"Wir haben einen Qualitätsmaßstab geschaffen"

Die Hummel schleift Parkett - seit 50 Jahren steht die legendäre Bandschleifmaschine synonym für die erfolgreiche Nischenausrichtung des schwäbischen Maschinenherstellers Lägler. Was die Traditionsmarke vom Maschinenbau bis zum Kundenservice in puncto Qualität bis heute auszeichnet, schildert Vertriebsleiter Roland Schleif im Gespräch mit Parkett Magazin.

Mit der Erfindung der Hummel hat Eugen Lägler Parkett-Geschichte geschrieben. 1969 eingeführt und seither technisch immer auf der Höhe der Zeit gehalten, steht die Bandschleifmaschine bis heute für Qualitätsmaschinenbau - mit einer Fertigungstiefe, wie man sie hierzulande kaum noch antrifft. Denn auf seinem 26.000 m2 großen Betriebsareal vereint das in zweiter Generation von Karleugen Lägler geführte Maschinenbauunternehmen sämtliche Produktionsprozesse unter einem Dach: Gießerei, Pulverbeschichtung, CNC-Fräsen, Walzenfertigung, Teil- und Endmontage, Maschinenkontrolle, Verpackung und Versand. 80 % aller Teile für eine Maschine produziert Lägler selbst, lediglich Komponenten wie Kugellager, Schrauben oder Kabel werden zugekauft. Nur so lässt sich in hoher Qualität produzieren, heißt es in dem Werk, in dem im Einschichtbetrieb an einem Tag bis zu 20 Hummeln gefertigt werden können.

In seinem Kerngeschäft, dem Schleifen von Holzböden, gilt Läger als marktführend - in Deutschland nimmt das Unternehmen einen Marktanteil von 70 % für sich in Anspruch. Die Exportquote beläuft sich auf 70 %. Geliefert wird hauptsächlich nach Nordamerika mit Schwerpunkt USA und in das benachbarte Europa. In vielen Märkten vertreibt Lägler ausschließlich an das Handwerk. Einen wesentlichen Anteil am Erfolg des Direktvertriebs dürfte das Konzept des Premium-Schleif-Trainings haben: 3.000 Handwerker haben bis dato bei Lägler ihrer Kompetenz um die perfekte Holzbodenbearbeitung den letzten Schliff gegeben.

Parkett Magazin: Der Markt für Parkettschleiftechnik ist begrenzt - tendenziell fehlen in der Renovierung Handwerker und in der Neuverlegung stagnieren die Absätze, zudem kommen oft endbehandelte Fertigprodukte auf den Boden. Wie entwickeln sich die Geschäfte für Marktführer Lägler in diesem Umfeld?

Roland Schleif: Wir sind mit unserer Umsatzentwicklung sehr zufrieden. Dank der breiten Aufstellung des Unternehmens und unserer internationalen Ausrichtung sind wir erfolgreich, selbst wenn in dem einen oder anderen Land mal eine Umsatzdelle auftreten sollte. Wir konzentrieren uns darauf, unsere Märkte gut zu durchdringen. Außerdem konzentrieren wir uns auf unseren Direktvertrieb, den wir immer mehr erweitern - in Deutschland und Österreich ebenso wie in Spanien, Italien, Frankreich sowie seit diesem Jahr auch in der Schweiz.

Welche sind die wichtigsten Exportmärkte?

Unser größter Exportmarkt, in dem wir auch das wesentliche Wachstum erzielen, sind die USA. Dort sind wir über unsere Schwestergesellschaft Palo Duro in Denver inzwischen mit 22 Mitarbeitern vertreten. Gefolgt von Kanada und europäischen Ländern wie Großbritannien, Italien, Frankreich, Spanien und der Schweiz.

In Deutschland vertreibt Lägler seine Maschinen bereits seit Anfang der 2000er Jahre ausschließlich direkt an das verlegende Handwerk. Inwiefern verändert sich mit dem Wandel im Handwerk die Kundenansprache?

Durch den Wegfall der Meisterpflicht hat sich der Markt viel breiter aufgestellt, es gibt deutlich mehr Unternehmen, die sich mit dem Fußbodensektor beschäftigen. Parkett- und Bodenleger sind unsere größte Zielgruppe. Darin investieren wir auch viel Zeit, zum Beispiel indem wir mit unseren Maschinen die Ausbildung in den Berufsschulen fördern. Unter unseren weiteren Handwerkskunden sind Schreiner, Raumausstatter, Maler und auch einige Gebäudereiniger vertreten.

Gut etabliert bei Lägler-Kunden sind die sogenannten Premium-Schleif-Trainings - seit 2008 wurden schon um die 3.000 Seminare abgehalten. Was macht dieses Konzept so erfolgreich?

Mit unserem Premium-Schleif-Training, kurz PST, ist es uns gelungen, ein besonderes Kundenbindungsinstrument zu etablieren. Wir haben dafür in Deutschland, Großbritannien und den USA identische Seminarbedingungen geschaffen. Kunden aus ganz Europa kommen nach Güglingen, wo wir mit Trainern in allen möglich Sprachen sehr gut aufgestellt sind - unter anderem französisch, spanisch, portugiesisch, kroatisch, russisch, türkisch, italienisch, deutsch, schwäbisch. Wir können das, weil wir die Zeit während der Finanzkrise ab 2008 intensiv genutzt haben, um unsere gesamte Belegschaft, inklusive unserer Produktionsmitarbeiter, professionell zu schulen.

Wie ist die Premium-Schleiftechnik konzipiert?

Seit 2008 lassen wir unsere eigenen Schleifmittel nach unseren Vorgaben herstellen. Das ist die Grundlage für unsere Premium-Schleiftechnik. Wir wissen, was in unseren Schleifmitteln enthalten ist - Aluminiumoxid, Siliciumcarbid oder Zirkonkorund, und deshalb können wir auch die Anwendung richtig vorgeben. Damit haben wir einen Qualitätsmaßstab geschaffen.

Was machen denn die Qualitätsunterschiede aus?

Jeder, der Zirkon in seinem Schleifmittel verwendet, darf es Zirkon-Schleifmittel nennen. Aber wenn der Zirkon-Anteil zu gering ist, funktioniert es in der Anwendung nicht optimal. Zirkon verwenden wir im Körnungsbereich 36 bis 80. Die Körner sind sehr zäh und spröde und bleiben daher während des gesamten Schleifvorgangs sehr scharf. Zirkonkorund-Schleifmittel sind teurer, aber pro geschliffenem Quadratmeter aufgrund ihrer hohen und kontinuierlichen Abtragsleistung und des gleichmäßigeren Schleifbilds dennoch wirtschaftlicher.

Welchen Schleifmitteleinsatz bzw. welche Schleifreihenfolge empfiehlt Lägler für die Hummel?

Um ein ebenes Schleifbild ohne tiefe Riefen zu erzielen, darf beim Arbeiten mit der Hummel maximal eine Körnung übersprungen werden. Wird falsch geschliffen, legt sich der Lack in unterschiedlicher Dicke auf die Oberfläche, oder es läuft mehr Öl in die Riefe und der Kratzer ist sofort sichtbar.

In welcher Kombination von Band-, Teller- und Randschleifmaschinen arbeiten Parkettleger am effizientesten?

Traditionell wird die Fläche abhängig von der Verlegerichtung mit der Hummel bearbeitet, der Rest dann mit dem Randschleifer. Der Zeitaufwand hierbei beträgt 75 % mit der Bandschleifmaschine und 25 % mit dem Randschleifer. Aber die körperliche Belastung liegt bei 60 % mit dem Bandschleifer, und wo der Handwerker sich auf Knien am Boden bewegen muss, beträgt sie 40 %.

Kommt zusätzlich unsere Dreitellerschleifmaschine Trio zum Einsatz, sinkt die körperliche Belastung signifikant: Das Schleifen der Fläche mit dem Bandschleifer reduziert sich auf 40 % , 45 % entfallen auf die Trio, und hier zeigt sich nun der körperliche Vorteil: Auf die Randschleifmaschine entfallen nur noch 15 %.

Das ist unser Grundprinzip beim Premium-Schleifen mit unseren drei Maschinen, unseren Schleifmitteln und unserer Schleiftechnik. Je nach Fall - Renovierung oder Neuverlegung - erfolgt der Vorschliff mit der Hummel maximal bis Körnung 60. Danach muss ich Randschleifen und dann kommt die Trio, je nachdem wie fein geschliffen werden soll, mit einem Schleifmittel mit der entsprechenden Körnung. Deshalb sinkt die körperliche Belastung mit der Hummel. Zudem kann mit der Trio sehr nah am Rand gearbeitet und vollkommen unabhängig von der Verlegerichtung in jede Richtung gefahren werden.

Um gute Ergebnisse zu erzielen, sollten die Maschinen auch gut in Schuss sein. Welche Wartungsintervalle empfiehlt Lägler?

Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung sieht für Lägler-Maschinen einmal jährlich eine elektrische Prüfung vor. Diese Vorschrift wird prozentual aber zu wenig umgesetzt. Es gibt Kunden, die ihre Maschinen regelmäßig prüfen lassen und damit auch sehr zufrieden sind. Aber der Wartungsdurchschnitt unserer Maschinen liegt eher bei sechs bis acht Jahren.

Mit einer Wartung spart der Handwerker zwar nicht unbedingt die Kosten für anstehende Reparaturen, aber er spart die Kosten, die auflaufen, wenn eine Maschine nicht richtig funktioniert. Denn der Aufwand auf der Baustelle ist mit einer ungewarteten Maschine viel größer. Jede zusätzliche Spur, die gefahren werden muss, kostet schließlich Zeit. Und jeder Fehler, sei es Vibration oder was auch immer, muss nachgearbeitet werden. Über mehrere Jahre betrachtet, kostet es den Kunden viel mehr Zeit, einen anständigen Boden zu erzeugen. Käme er regelmäßig zur Wartung, hätte er immer eine voll funktionsfähige Maschine und würde seine Ziele viel schneller erreichen. Jede zusätzlich anfallende Arbeitsstunde und jede Nacharbeit kostet unter dem Strich viel mehr Geld als eine Wartung.

Ein Thema der Arbeitssicherheit ist auch der Holzstaubschutz. Wie effektiv und sicher funktioniert die Staubabsaugung an Lägler-Schleifmaschinen?

Der Gesetzgeber hat für Holzstaub einen Emissionsgrenzwert von maximal 2 mg/m3 festgelegt. Alle Lägler-Maschinen bleiben in der Standardausrüstung unter 1 mg/m3. Das gilt für Hummel, Trio und Flip. Die Trio und die Flip sind momentan die einzigen Parkettschleifmaschinen auf dem Markt, die das Kennzeichen "Holzstaubgeprüft" tragen.

Eine werksneue Hummel erreicht den genannten Grenz-wert. Im Betrieb ohne Wartung werden jedoch nach und nach Dichtelemente undicht, der Staubsack verschmutzt von außen und auch der Seitendeckel ist möglicherweise nach unten abgeschliffen. Diese Dinge sehen wir täglich. Eine solche Maschine überschreitet den festgelegten Grenzwert deutlich. Der Handwerker ist für eine regelmäßige Maschinenwartung im eigenen Interesse zuständig. Im Zuge des PST-Trainings bieten wir gleichzeitig die Wartung an.

Anlässlich des Jubiläums "50 Jahre Hummel" bietet Lägler ein Jubiläumsmodell seiner Bandschleifmaschine an. Was ist das Besondere?

Die Sonderedition mit Jubiläumsplakette und schwarzem Deckel ist mit einem leistungsstarken LED-Strahler ausgestattet. Das Licht hatten sich viele Kunden gewünscht. Alle Hummel-Modelle ab Baujahr 1989 können damit nachgerüstet werden, einzige Voraussetzung ist der eckige Schaltkasten. Wenn ein Kunde sich die Lampe auf seine Maschine installieren lassen möchte, kann er die Hummel zu uns schicken und gleichzeitig warten lassen - bis Ende 2019 wird die Arbeitszeit nicht berechnet. Dieses Angebot kommt bei unseren Kunden super an.

In Kombination mit der Aktion "50 Jahre Hummel" haben wir außerdem für unseren Randschleifer Flip einen Frästeller mit acht PKD-Segmenten eingeführt. Parkettleger konnten die Hummel schon vorher mit der Fräswalze Igel verwenden und mussten den Rand dann bisher mit Schleifmitteln bearbeiten. Jetzt steht ihnen quasi als kleine Schwester für die Kombination Hummel und Igel auch ein Frästeller für die Flip zur Verfügung. Für die Anwendung auf Holz empfiehlt sich der Teller aber nicht nur zusammen mit dem Igel, er eignet sich generell zum Abfräsen hartnäckiger Lacke und Öle, die das Schleifmittel zu stark zusetzen würden. Die neuen Anwendungsmöglichkeiten zeigen wir übrigens auch auf unserem Youtube-Kanal.

Wie entwickelt sich das Angebot für die Unterbodenbearbeitung?

Wir haben uns aktuell stärker auf das Unterboden-Segment konzentriert. Nachdem wir 2018 den Diamant-Schleifteller für die Einscheibenmaschine Single eingeführt haben, sind jetzt zwei zusätzliche Scrabber-Elemente erhältlich: Scrabber Green schont den Unterboden und entfernt elastische Kleber-, Spachtelmassen- und Farbreste sowie Juterücken. Der aggressivere Scrabber Black eignet sich darüber hinaus zum Entfernen von Bitumenschichten. Beide Zusatzelemente lassen sich in wenigen Minuten auf dem Edelstahl-Schleifteller umrüsten, so dass der Verarbeiter auf der Baustelle flexibel auf das gerade benötigte Werkzeug wechseln kann. Außerdem ist die Single dank ihres neuen Fahrgestells, größerer Räder und einem neuen, ergonomisch geformten Tragbügel jetzt einfacher zu führen. | Das Gespräch führte Imke Laurinat
aus Parkett Magazin 04/19 (Wirtschaft)