VDHI Verband der Deutschen Heimtextilien-Industrie e.V.
Komepetenzzentrum Textil+Sonnenschutz: Drei Verbände bündeln ihre Kräfte
Wuppertal. Seit Jahresbeginn befindet sich der Matratzenverband gemeinsam mit dem Heimtextilverband und dem Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz unter einem Dach. Das soll Energie bündeln und Mehrwert bieten. Der neue Name unterstreicht das Selbstbewusstsein der drei Partner: Kompetenzzentrum Textil+Sonnenschutz.
Für Thomas Bußkamp ist das Ganze ein Glücksfall: "Ich bin wirklich froh, dass wir die Eingliederung geschafft haben", erklärte der Vorsitzende des Matratzenverbandes bei einer Fachpresseveranstaltung in Wuppertal, bei der den Journalisten die Räume und das Konzept des neuen Kompetenzzentrums Textil +Sonnenschutz vorgestellt wurden. "Der Matratzenverband steht besser und stärker da als jemals zuvor", so Bußkamp, dessen Doppelrolle sinnbildlich für den Zusammenschluss steht. Denn der CEO der EuroComfort Group sprach dabei nicht nur als Matratzenunternehmer, sondern auch als Hersteller von Bettwaren - und die repräsentiert er als Fachgruppensprecher im Heimtextilverband (Heimtex) ebenfalls.
"Wir wollen Ressourcen bündeln und Kompetenzen zusammenführen", unterstrich Heimtex-Geschäftsführer Martin Auerbach die Zielsetzung. "Wir alle bringen unterschiedliche Kompetenzen mit, auch bei den Mitarbeitern." Juristen, Kaufleute, Medienprofis - die Expertise soll verbandsübergreifend genutzt werden.
Durch die strategische Partnerschaft sollen künftig unter anderem gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt oder branchenübergreifende Themen gemeinsam bearbeitet werden. "Beispielhaft ist hier das Thema Nachhaltigkeit zu nennen, das als globale Herausforderung für alle Branchen und Industrien unausweichlich ist und bei dem die kooperierenden Verbände von den jeweiligen Erfahrungen der anderen lernen", betont Auerbach. Hier mache sich die räumliche Nähe zum renommierten Wuppertal Institut bezahlt: "Da hatte der Heimtex-Verband keinen Kontakt, aber der Matratzenverband hatte bereits zwei Projekte am laufen." Auch hier gibt es jetzt Synergien - Auerbach führt seit Anfang des Jahres die Geschäfte beider Verbände.
Ingo Fahl als Vorsitzender des ViS und Otmar Ihling als Vorsitzender des Heimtex-Verbandes lobten den Zusammenschluss ebenfalls. Sie gingen in der Veranstaltung, so wie Thomas Bußkamp, auch auf die generelle Marktlage ein. "Die Zahlen für das erste Halbjahr waren etwas enttäuschend", sagte Ihling, der sich vor allem auf das Thema Dekostoffe bezog und Zurückhaltung beim Endverbraucher konstatiert: "Es braucht eine gewisse Lust, sich schön einzurichten. Und diese Lust muss man fördern." Ingo Fahl konnte beim Thema Sonnenschutz zwar von stabilen Umsätzen mit einem einstelligen Wachstum berichten. "Aber die Renditen werden geringer. In den letzten Jahren ist deutlich weniger zu verdienen."
Im Bereich der Matratzen ist der Trend laut Thomas Bußkamp eindeutig: "Die ganze Marktentwicklung geht in Richtung Einheitsmatratze. Bei der Matratze sind die Stückzahlen okay, aber die Abgabepreise gehen zurück." Das erste Quartal 2019 ist aus Sicht des Matratzenverbandes sehr negativ verlaufen, das zweite bereits etwas besser. "Der Wind weht von vorne", so Bußkamp.
"Der Wettbewerb im Handel, ob im Möbelhandel oder im Discount und überall, wo große Mengen verkauft werden, ist schon sehr intensiv", betonte der Vorsitzende des Matratzenverbandes. Man müsse sich fragen, was für den Endverbraucher noch zumutbar sei. "Auch Ikea sagt: Guter Schlaf muss nicht teuer sein. Dem kann ich zustimmen, aber man muss schon fragen: Wo ist die Grenze?", so Bußkamp, der trotz der zahlreichen Herausforderungen optimistisch bleibt: "Aufgeben ist keine Lösung."
Diese sich wandelnden Rahmenbedingungen verändern auch die Anforderungen an die Fachverbände, die mit ihren jeweiligen Themen die aktuelle gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation widerspiegeln. Das zeigt sich auch in der langen Historie der drei nun in Wuppertal ansässigen Verbände - der älteste von ihnen ist der Heimtex, dessen Gründung auf das Jahr 1916 zurückgeht. Stand anfangs noch der Austausch der Mitgliedsunternehmen untereinander im Vordergrund, so kamen nach und nach, etwa mit der Entwicklung einheitlicher Branchenstandards und zunehmend auch und Individualleistungen, immer neue Aufgaben hinzu. Heute ist nach Wahrnehmung aller drei Verbände die Bedienung des gesamten Spektrums gefragt: Netzwerk, Interessensvertretung und Unterstützung im Tagesgeschäft.
Die besondere Herausforderung besteht laut Martin Auerbach darin, dieses breite Leistungsspektrum aufrechtzuerhalten und darüber hinaus die vorhandenen Kompetenzen auszubauen, wobei Modernität und Flexibilität immer bedeutsamer werden. Das soll mit Hilfe des neuen Zentrums in Wuppertal gelingen. "Gerade für kleinere bis mittelgroße Fachverbände, die aktuell noch in kein Netzwerk eingebunden sind, bietet dieses Modell interessante Möglichkeiten der Zukunftssicherung", betonte Auerbach. "Wir haben in unseren Räumen noch Platz." Und Thomas Bußkamp ergänzte mit Blick auf die Matratzenhersteller: "Wir müssen eine gewisse Einigkeit in der Branche erzielen, das ist auch mein Ziel. Wir appellieren an die Hersteller, die noch nicht Mitglied bei uns sind, bei uns einzusteigen. Das ist uns im letzten Jahr gut gelungen. Wenn wir zusammenhalten und gemeinsam unsere Ziele verfolgen, dann sind wir einfach stärker."
aus
Haustex 10/19
(Wirtschaft)