Interview des Monats: Röwa, Mössingen
"Andere reden von Nachhaltigkeit, wir praktizieren sie
Es war in letzter Zeit etwas ruhiger geworden um das Unternehmen Rössle & Wanner. Aber hinter den Kulissen arbeitete das Team mit seinem Chef Manfred Greiner intensiv daran, den Hersteller hochwertiger Bettsysteme mit seinen beiden Marken Röwa und Selecta auf die Zukunft auszurichten. Inzwischen ist auch nach außen deutlich erkennbar, dass man in Mössingen erheblich investiert. "Wir agieren bewusst antizyklisch", erklärt Greiner im Interview mit der Haustex, das er gemeinsam mit Daniel Zenker führt, Geschäftsführer der Kommunikationsagentur Loft48°. Haustex: Röwa hat in den letzten Jahren eher im Stillen agiert. Wenn man etwas mitteilte, dann waren es eher Personalien. War das für ein Unternehmen mit einer solch großen Bedeutung für den qualitativ hochwertigen Bettenfachhandel die richtige Strategie?
Greiner: Jetzt ist für uns tatsächlich mal der Zeitpunkt gekommen, in aller gebotenen Sachlichkeit über die Entwicklungen im Unternehmen zu sprechen. Denn aktuell investieren wir enorme Summen ins Unternehmen und damit in die zukünftige Ausrichtung. Mit unseren Investitionen werden wir vor allem die Produktion, die IT und die Marke weiterentwickeln. Das können wir, weil wir erfolgreich waren und sind. Bei Röwa läuft es eben immer ein bisschen anders. Wir hatten schon in 2008/2009 in wirtschaftlich schwierigen Zeiten antizyklisch investiert, und wir investieren auch jetzt wieder bewusst antizyklisch. Unser Motto dabei ist: "Jetzt erst recht".
Haustex: Sie sprechen damit die Situation im Matratzenmarkt an?
Greiner: Ich bedauere zutiefst, was gerade im Markt läuft, beziehungsweise eben nicht läuft. Der Wettbewerb mit innovativen Unternehmen ist immer ein Gewinn für eine Branche oder einen Markt. Durch die dynamischen Veränderungen im Markt bekommen einige Unternehmen Probleme. Röwa kann sich in diesem Umfeld seit Jahren etwas besser behaupten.
Haustex: Was prägt Ihrer Meinung nach aktuell den Matratzenmarkt?
Greiner: In der Industrie schließen Firmen, weil sie nicht einmal einen Käufer finden. Das muss man sich mal vorstellen. Andersherum gefragt: Wie viele Matratzen-Unternehmen gibt es noch, denen es gut geht?
Haustex: Der eine oder andere würde mir schon einfallen.
Greiner: Es sind tatsächlich wenige. Auch Röwa geht es vergleichsweise gut. Wir haben uns auf die sich verändernde Handelsstruktur eingestellt. Positiv ist für uns, dass wir seit Jahren zwar kein quantitatives, dafür aber ein qualitatives Wachstum haben. Ein relatives Wachstum in verschiedenen Märkten und Marktsegmenten, mit völlig unterschiedlichen Produktlinien.
Haustex: Worauf führen Sie die vergleichsweise überdurchschnittliche Entwicklung zurück?
Greiner: Das haben wir unter anderem der Tatsache zu verdanken, dass wir sehr breit aufgestellt sind. Wir liefern Private-Label-Produkte für Verbandsmarken. Wir haben ein gewisses OEM-Geschäft für andere Industrie-Marken. Wir haben die Selecta Matratzen GmbH, die etwas konsumiger und breiter aufgestellt ist. Wir haben die Marke Röwa. Damit sind wir in verschiedenen Ländern und in unterschiedlichen Marktsegmenten aktiv.
Ich führe die recht gute Entwicklung auf den Fleiß meines Teams zurück, auf die gesamte Kreativität des Unternehmens und natürlich auf die hohe Loyalität des Fachhandels zu unserem Unternehmen. So sind wir zum Beispiel Anfang des Jahres in Österreich gestartet, mit einem eigenen Büro und einem angestellten Area Sales Manager. Wir investieren in diesen für uns neuen Markt und waren im Sommer erstmals in Salzburg auf der Messe Möbel Austria. Und in der Schweiz bauen wir unser Geschäft kontinuierlich aus, haben im Zuge eines Generationswechsels von Handelsvertreter auf einen fest angestellten Reisenden umgestellt.
Haustex: Warum gehen Sie ausgerechnet jetzt nach Österreich?
Greiner: Die Österreicher entdecken gerade das gute Schlafen und das Thema Nachhaltigkeit. Wir sehen dort für uns einen Markt. Da tut sich etwas und die Österreicher lieben Holz. Das passt zu unseren Produkten, die wir aus massivem regionalem Buchenholz fertigen.
Bestätigung für uns ist auch, dass die Verbände, die wir in Deutschland und im übrigen Europa kennen, ebenfalls in Österreich aktiv sind. Röwa und österreichische Entscheidungsparameter passen einfach gut zusammen. Insofern bin ich sehr optimistisch. Wir sehen die nachhaltige Erschließung des Marktes als Investition in die Zukunft. Und wir handeln auch hier antizyklisch.
Haustex: Das muss man sich trauen.
Greiner: Wir machen eigentlich immer alles anders als die anderen. Röwa steht geradezu für den anderen Weg. Deshalb nehmen wir jetzt im schwierigeren Markt-umfeld immenses Geld in die Hand für Kommunikation in Zusammenarbeit mit einer guten Agentur. Ohne Abteilungshierarchien und Kompetenzgerangel. Marketing ist wieder Chefsache, wie in den Jahren 2007 bis 2010. Die Briefings laufen direkt mit der Agentur, und wir haben unterstützende Mitarbeiter in der Abteilung Marketing-Services. Die Triebfeder müssen die Unternehmenswerte und deren Darstellung sein. Dies gehen wir nun wieder offensiver an, darum auch dieses Interview.
Haustex: Worum geht es bei Ihren Kommunikationsbestrebungen konkret?
Greiner: Es geht um Produkte, Kompetenz, Image, Marke und Nachhaltigkeit. Wir stellen jeden Tag fest, wie viele positive Aspekte und Parameter unser Unternehmen aufweist, von denen im Markt in dieser Form gar nichts bekannt ist. Die aber für den Verkauf und Erfolg im Handel die entscheidenden Argumente darstellen. Bisher war Röwa, mit Betonung auf bisher, eher zu verschlossen. Fachhändler sagten mir: "Ihr tut so viel Gutes und verschweigt es." In Zukunft werden wir damit vermehrt in die Öffentlichkeit und Kommunikation gehen. Es bleibt aber dabei, dass es wahre Geschichten sind und keine Märchen.
Haustex: Und was wäre so eine Geschichte?
Greiner: Dazu gehört unter anderem, dass Röwa seit September dieses Jahres massiv in das Sportsponsoring eingestiegen ist, das es in dieser Branche in dieser Ausprägung noch nie gab.
Haustex: Das klingt spannend.
Greiner: Wir sind Premium-Partner der Rhein-Neckar-Löwen, einer der Top-Mannschaften der Handball Bundesliga. Als Premium-Partner bewegen wir uns auf einer Ebene mit Sponsoren wie Rewe, Puma, Duracell, SAP und anderen. Mit diesem Sportsponsoring für einen deutschen Top-Club sichert sich Röwa einen wichtigen Baustein für konsumentenwirksame Werbung auf unterschiedlichen Kanälen. Gleichzeitig ist es für uns der Startschuss ins Social Media Marketing.
Haustex: Was erwarten Sie sich von der Zusammenarbeit mit den Löwen?
Greiner: Röwa nimmt mit den Löwen den Popularitätsaufschwung des Handballsports mit, der seit der WM im Januar in Deutschland und Dänemark spürbar gewachsen ist. Dynamik, Teamgeist, Respekt, aber auch eine sympathische Bodenständigkeit zeichnen die Atmosphäre in diesem Sport aus. Das passt sehr gut zur Ausrichtung und zu den Werten unseres Unternehmens. Zudem ist schnelle Regeneration ein entscheidender Erfolgsfaktor im Sport. Gesunder Schlaf ist ein zentraler Bestandteil davon. Röwa und die Löwen verbindet der hohe Anspruch an die Qualität und technische Perfektion. Wir sind überzeugt, dass sich hier zwei Top-Teams gefunden haben, die bestens zueinander passen.
Haustex: Wie wollen Sie das Sponsoring werblich nutzen?
Daniel Zenker: Die Vereinbarung ist sehr weitreichend und beflügelt die Phantasie zu Werbekampagnen im Handel und im Umfeld des Sports, auch weil die Rhein-Neckar-Löwen in der Bundesliga zurzeit die meisten Nationalspieler internationaler Mannschaften im Team haben, zum Beispiel den Schweizer Nationalspieler Andy Schmid, den wir für die Schweiz auch gleich unter Vertrag genommen haben.
Zusätzlich haben wir uns die Rent-a-Friend Partnerschaft der Löwenakteure Steffen Fäth und Tim Ganz gesichert. Das Röwa-Logo ziert damit auch den Trikotärmel des Rückraumspielers und des Rechtsaußen. Als Traditionsunternehmen freuen wir uns, mit Steffen und Tim gleich zwei Akteure begleiten zu dürfen. Im harten Geschäft der Bundesliga überzeugen beide durch konstante Leistung und Qualität - Dinge, mit denen wir uns identifizieren können.
Über Oliver Roggisch, den sportlichen Leiter der Löwen haben wir auch Verbindung zur deutschen Nationalmannschaft, da er sie in Personalunion als Teammanager führt. Wir wollen mit dieser Mannschaft in der schönsten Handball-Halle der Liga, der SAP-Arena Meister werden, das ist unsere Idealvorstellung für das Marketing.
Haustex: Röwa arbeitet außerdem mit einem neuen Claim: Es heißt jetzt nicht mehr "Röwa - Faszination Bett", sondern "Röwa - die Bettenmacher". Warum?
Greiner: Der Slogan ist für uns nicht komplett neu, denn mit diesem arbeiten wir schon seit Jahren in der Schweiz. Für den deutschen Markt ist er tatsächlich neu. Auf der ABK Open sind wir erstmals mit diesem Claim aufgetreten. Wir bauen den Marktauftritt einschließlich Logo komplett neu auf und sagen jetzt, was wir sind, nämlich die Bettenmacher. Damit positionieren wir uns in der Kommunikation als handwerklich im Sinne einer Manufaktur. Damit verbindet man Nähe zu den Menschen, die hinter der Marke stehen; Hochwertigkeit und Produktion nach Kundenwunsch, einen nachhaltigen Standort; Verantwortungsbewusstsein und eine gewisse Exklusivität. Das alles sind Faktoren, die perfekt zur Marke Röwa passen.
Haustex: Und "Faszination Bett" hat ausgedient.
Zenker: "Faszination Bett" passt nicht mehr so gut zur Entwicklung des Unternehmens und zu der Marke. Die Aussage ist dafür zu sehr produktbezogen. Mittlerweile ist in der Werbung ja fast alles faszinierend.
Greiner: "Die Bettenmacher" habe ich vor einigen Jahren für die Schweiz erfunden und damit haben wir große Sympathie und tolles Feedback bekommen.
Haustex: Röwa hat in der Branche bereits einen hervorragenden Ruf, investiert dennoch kräftig in Unternehmen und Marke. Warum?
Greiner: Der Handel benötigt massive Unterstützung hinsichtlich Kommunikation und Frequenzerzeugung. Außerdem greift der Handel manche Dinge aus der Industrie erst spät oder gar nicht auf und bei manchen Produktentwicklungen waren wir als Unternehmen vielleicht sogar zu früh dran.
Haustex: Worauf spielen Sie an?
Greiner: Auf Unicata, unser Boxframe-Bett. Aus unserer Sicht ein intelligentes Bettsystem und für den beratenden Bettenfachhandel das perfekte Produkt gegen den Boom des Boxspring-Betts. Wir sind damit schon 2011 auf den Markt gekommen. Damals konnten wir dem Handel die Chance, die im Produkt steckt, offenbar nicht ausreichend vermitteln. Wir glauben dennoch sehr stark an unsere Boxframe-Technologie und haben diese nun komplett überarbeitet und werblich neu aufgestellt.
Der Vorteil dieses Konzepts ist ein Mehr an individuellem Schlafkomfort, denn im Boxframe-Bett ist der Mensch das Maß der Dinge. Man kann sich nicht nur die Matratzenart nach Liegeempfinden und Körperbau aussuchen. Auch der integrierte Lattenrost ist einstellbar und verstellbar. Also deutlich anders als in einem Boxspringbett. Das Boxframe-Bett Unicata sieht ähnlich aus wie ein Boxspring-Bett, bietet aber viel mehr.
Zenker: Der Name Unicata verrät, was die patentierte Boxframe Bettenserie auszeichnet. Durch diverse Personalisierungsmöglichkeiten wird das Bett zur persönlichen Wohlfühloase. Äußerlich wird die Box nach Kundenwunsch gestaltet, inspiriert von der Röwa Stoffkollektion. In der Box integriert ist der Röwa Lattenrost, der qualitativ zur Oberklasse gehört und für den maßgeschneiderten Komfort verantwortlich ist, anpassbar an Körpergröße, Gewicht und Liegeempfinden.
Die vielfältige Verstellbarkeit des Lattenrostes übernehmen bis zu vier Verstellmotoren, die mit der Fernbedienung gesteuert werden. Dank neuartigem Akkubetrieb schützt der Röwa dabei zuverlässig vor elektromagnetischen Störfeldern. Diese Wireless-Technologie hat noch einen weiteren Vorteil: Das Bett ist kabellos frei im Raum platzierbar.
Passend zum Lattenrost wählt man im Bettenstudio die Matratze aus - ganz nach Liegeempfinden und Gefühl. Das darf gerne eine Röwa-Matratze sein, muss es aber nicht zwingend sein. Eine Dormabell-Matratze tut es auch. Die Auswahl umfasst unterschiedliche Aufbauten und Materialien, Kaltschaum, Naturlatex, Federkern - Maßstab ist der Wohlfühlfaktor, was passt und gefällt. Mit den Unicata Betten kann man sich also Komfort und Optik nach eigenen Vorstellungen aussuchen und genießt damit die typische Boxframe-Schlafkultur.
Im Übrigen ist es auch kein Problem, wenn die Endverbraucher bereits ein schönes Bettgestell haben und nicht darauf verzichten möchten. Dann kaufen sie sich einfach den Röwa unter den Lattenrosten als Einlegesystem und legen ihn in ihr Bett. Das ist aber nur der Beginn. Es werden weitere Unicata-Betten in anderen Optiken folgen.
Haustex: Warum kommen Sie jetzt mit einer Neuauflage von Unicata?
Greiner: Die Boxspring-Zeit flacht im Fachhandel inzwischen ab. Der Endverbraucher möchte einfach ein schönes Bett haben, in dem er gut schlafen kann. Er möchte eine gute Durchlüftung. Er möchte es verstellen und einstellen können. All diesen Anforderungen kann man mit dem Boxframe-Bett Unicata gerecht werden. Beim Boxspring-Bett geht das eher nicht so gut.
Zenker: Ein weiteres Zukunftsthema, das Röwa seit zwei Jahren bedient, ist das Thema Luft, Luftreinigung, Feinstaub, Schadstoffe. Röwas Antwort darauf ist der FreciousCare Innenraum-Luftreiniger, den Röwa in Zusammenarbeit mit Mann+Hummel als Hersteller anbietet, dem Marktführer für Filtersysteme. Alle, die dieses Gerät einsetzen, loben es. Es ist prädestiniert für Allergiker, die empfindlich auf Pollen oder andere allergene Luftbestandteile reagieren.
Haustex: Wie funktioniert das Gerät?
Zenker: Das Gerät filtert hocheffizient Feinstaub, Gerüche, Schimmelpilzsporen, Hausstaubmilben, Bakterien, Formaldehyd, Schadstoffe, Ozon sowie Allergene und Pollen aus der Luft. Leise, energieeffizient und mit einem dreistufigen Filtrationsprozess sorgt er auf diese Weise für ein spürbar sauberes Raumklima.
Haustex: Wo ist die Klammer zum Bettenhändler beziehungsweise zum Schlafzimmer?
Zenker: In der Nacht regeneriert der Körper. Dabei atmet der Mensch in einer 8-Stunden-Nacht rund 4000 Liter Luft. Gute Luftqualität ist heute aber keine Selbstverständlichkeit. In Innenräumen ist die Belastung durch verunreinigte Luft oft um ein Vielfaches höher als im Freien. Der hocheffiziente Röwa FreciousCare Innenraum-Luftreiniger hat die fortschrittlichste dreistufige Filtertechnik am Markt und entfernt 99,99 Prozent aller Feinstaubpartikel (Pm
2,5) und Bakterien. Ist die Luftqualität jedoch mit Schadstoffen verunreinigt oder beinhaltet sie zu wenig Sauerstoff, wirkt sich das negativ auf unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit aus.
Greiner: Das Tolle ist doch: Das Gerät kann dem Handel zusätzliche Kundenfrequenz bringen. Es gibt einige Händler, die dieses Gerät und Thema sehr erfolgreich verkaufen. Im Handel läuft derzeit eine völlig heterogene Entwicklung, die einen gewinnen an Frequenz und Umsatz, die anderen verlieren. Diejenigen, die aktiv sind, das richtige Konzept für sich gefunden haben, mit ihrem lokalen Markt gut kommunizieren und eng mit ihren Industriepartnern zusammenarbeiten, werden immer erfolgreicher.
Haustex: So einfach ist das?
Greiner: Wir analysieren natürlich auch, wie und warum sich die Umsätze mit unseren Fachhändlern so heterogen entwickeln und schauen uns dabei verschiedene Faktoren an. Dabei kam unter anderem heraus, dass in der Tendenz diejenigen besonders erfolgreich sind, die sich um das Thema Individualisierung kümmern, das maßgeschneiderte Bett für den Kunden. Sie nutzen dafür Anmesssysteme, sei es das unsrige oder andere. Sie kümmern sich übrigens auch definitiv weniger um das Thema Boxspring-Betten oder Online-Handel.
Boxspring ist ein Möbel, braucht Fläche, wird aus optischen Gründen gekauft und auch in Billigstpreislagen. Über die sich im Übrigen keiner so aufregt wie über eine Bodyguard-Matratze.
Haustex: Ein anderes Thema, das die Branche zunehmend beschäftigt, ist die Nachhaltigkeit. Wie steht es damit bei Röwa?
Greiner: Das Thema ist traditionell zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Ich erinnere nur daran, dass das Holz, das wir verarbeiten, schon immer aus nachhaltiger lokaler Forstwirtschaft stammt. Wir sind vermutlich das einzige Unternehmen unserer Branche in Europa, das bei Cradle-to-Cradle über die Gold-Zertifizierung von der EPEA Schweiz verfügt. Wir bieten mit Röwa Pure Nature eine Matratze, die unter anderem komplett thermisch kompostierbar ist. Das gilt auch für den Bezug. Röwa Pure Nature wird mit allen Einzelbestandteilen in biologische und technische Kreisläufe rückgeführt. Es entsteht also kein Abfall. Unser Programm Pure Nature wird in Zukunft weiter ausgebaut und an Bedeutung gewinnen.
Haustex: Alles ist abfallfrei, außer dem Reißverschluss, vermutlich?
Greiner: Selbst der Reißverschluss ist kompostierbar, nur beim Schließer sind wir noch nicht so weit. Wenn sich Entwicklungen abzeichnen, dann habe ich für unser Unternehmen lieber frühzeitig eine Lösung parat. Wir sind beispielsweise Gründungsmitglied der WIN-Charta Baden-Württemberg, die sich für nachhaltiges Wirtschaften einsetzt. Dort sind wir seit vielen Jahren aktiv.
Haustex: Ist Röwa also ein grünes Unternehmen?
Greiner: Ich halte von solchen Schlagworten nichts. Ich halte auch nicht so viel von den unterschiedlichen Labels. Nicht selten geht es dabei um das sogenannte "Greenwashing". Man hängt sich ein grünes Mäntelchen um, weil es gerade schick ist. Cradle-to-Cradle und Nachhaltigkeit, nicht nur im Produkt, sondern auch am Produktionsstandort insgesamt, machen wir, um ständig zu lernen. Wir wollen es einfach können, auch wenn es wirtschaftlich im Moment noch nichts bringt.
Der Konsument ist in einer Beobachterrolle. Und wenn wir ihm sagen, dass unsere Holzkomponenten reinstes, massives Buchenholz sind, das wir selbst aus dem Wald holen. Dass unsere Stoffe geprüft und zertifiziert sind und die Arbeit bei uns in Mössingen stattfindet, und wir für all das mit unserer Marke stehen. Dann sind das glaubhafte und nachhaltige Unternehmenswerte. Wir setzen weiterhin ganz stark auf Nachhaltigkeit und nicht auf irgendwelche Ökolabel. Andere reden von Nachhaltigkeit, wir praktizieren sie - seit vielen Jahren.
Haustex: Gibt es neben Unicata weitere Veränderungen im Produktprogramm?
Greiner: Wir werden das Genio-Bett aus dem Programm nehmen, das de facto schon nicht mehr im Markt ist. Das Bett hat zwar sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, aber nicht den durchschlagenden Erfolg gebracht. Ich streiche es schweren Herzens, weil es optisch einfach schön ist. Aber dafür werden wir spätestens Anfang nächsten Jahres ein neues, schönes, nachhaltiges und individualisierbares Genio vorstellen.
Haustex: Also nicht mehr vor den beiden großen Messen im Januar. Wie wollen Sie dabei vorgehen?
Greiner: Wir werden zielgerichtete Events veranstalten, zum BeispielRöwa Newsweeks oder individuelle Präsentationen. Auf den Messen in Frankfurt oder Köln hätten wir vielleicht eine Trefferquote von zwei Prozent. Das reicht uns nicht und rechtfertigt den Aufwand auch nicht.
Unicata und das neue Genio sind allerdings nur der Anfang einer umfangreichen Produktoffensive. Unsere Kunden können von uns auch auf der Produktseite noch einiges erwarten.
Haustex: Kommen wir nun noch einmal auf das bereits angeschnittene Thema Vertrieb zu sprechen. Ist dort nun wieder Kontinuität eingezogen?
Greiner: Allerdings. Seit Anfang September haben wir mit Oliver Schwarz einen neuen, sehr erfahrenen Verkaufsleiter im Team. Wir sprechen bewusst von Verkauf, denn darum geht es. Ich denke, wir sind insgesamt mit unserem Verkaufsteam auf einem guten Weg. Ein schönes Beispiel: Gerade haben die Außendienstmitarbeiter neue Firmenwagen bekommen. Früher war es üblich, sie neutral zu belassen, weil die Mitarbeiter die Wagen auch privat nutzen. Bei uns haben die Außendienstmitarbeiter diesmal aber darum gebeten, ja, fast darauf bestanden, dass ihre neuen Fahrzeuge mit dem Markenlogo beklebt werden. Sie wollen zeigen, dass sie Röwa die Bettenmacher sind. Das finde ich bemerkenswert und es zeugt von Motivation. Mehr braucht man dazu nicht zu sagen.
Haustex: Wie ist der Vertrieb jetzt aufgestellt?
Greiner: Einschließlich Oliver Schwarz haben wir in Deutschland acht Kollegen im Außendienst, dazu kommt noch der komplette Innendienst. Wir befinden uns gerade in einem Generationswechsel. Dafür haben wir einige junge Kolleginnen und Kollegen in der Personalentwicklung, die für frei werdende Stellen infrage kommen. Das ist Chefsache. Die Verkaufsorganisation ist aber nur ein Aspekt, denn wir stellen gerade im gesamten Unternehmen Personal ein und suchen auch weiterhin neue Mitarbeiter.
Haustex: Personal stellt man meist ein, wenn man expandiert.
Greiner: Wir expandieren nicht, wir investieren, und zwar einen hohen einstelligen Millionenbetrag, einen sehr hohen: in IT und Digitalisierung für eine noch transparentere Produktion, sowie in höhere Fertigungstiefe. Deshalb entstehen gerade zwei neue Gebäude für Produktion, Entwicklung und Logistik auf unserem Gelände. Unser Standort ist leider flächenmäßig limitiert, so dass wir gezwungen sind, in die Höhe zu bauen. Das eine Gebäude wird knapp 20 Meter hoch.
Haustex: Warum investieren Sie?
Greiner: Wir verfahren auch in diesem Aspekt nach dem Motto "jetzt erst recht". Wir erhöhen unsere Fertigungstiefe, um noch mehr Kompetenz zu gewinnen. Das ist ein ständiger Prozess. Früher hatten wir keine Näherei, heute haben wir eine der kompetentesten Nähereien. Demnächst haben wir auch bei den Matratzen die volle Fertigungstiefe und Komponentenbearbeitung erreicht. Wenn wir investieren, dann immer mit dem Ansatz, Innovationen zu entwickeln und in diesem Fall auch in der Matratzenfertigung.
Nur mal zum Vergleich: Wir haben in den letzten rund zwölf Jahren, in denen ich im Unternehmen tätig bin, durchschnittlich jährlich bis zu zwei Millionen Euro investiert, ohne dass es groß aufgefallen wäre. Wir haben zum Beispiel eine neue Holzbearbeitungsmaschine stehen, die alleine rund zwei Millionen Euro gekostet hat. Das ist aber nichts im Vergleich zur aktuellen Investitionsphase.
Haustex: Finanzieren Sie die Kosten alleine oder nehmen Sie Investitionsdarlehen in Anspruch?
Greiner: Röwa ist gesund. Wir stemmen das Meiste selbst. Ich mache nur sehr ungern Schulden, diesmal brauchen wir aber auch etwas Fremdkapital. Das tut nicht weh, weil es der nachhaltigen Unternehmensentwicklung dient.
aus
Haustex 10/19
(Wirtschaft)