Domotex Asia / Chinafloor, Shanghai
Viel Frequenz auf dem Wachstumsmarkt
Auf der Domotex Asia drängen sich die (hauptsächlich südostasiatischen) Besucher: Die chinesische Mittelschicht wächst und entdeckt neben Holz, Laminat und LVT auch immer stärker den handgefertigten Teppich für sich. Wer als Anbieter den Markt bearbeiten will, sollte allerdings den Weg über einen landeskundigen Partner wählen.
Und wieder vermeldet die Domotex Asia/Chinafloor in Shanghai neue Rekorde: Mit über 66.800 Besuchern steht sie mehr als doppelt so stark frequentiert da wie die zurzeit etwas geschrumpfte Mutterveranstaltung in Hannover (rund 31.100 Besucher). Nun ist Südostasien die Wachstumsregion schlechthin in Sachen Wohnen und Einrichten, und China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde. Dabei wächst nicht nur die Einwohnerzahl, sondern auch die kaufkräftige Mittelschicht, die sich Parkett-, Laminat- und LVT-Böden leisten kann und will (der Wachstumsmarkt schlechthin!). Und dazu gehört natürlich der passende Teppich. Für viele, gerade auch europäische Teppichanbieter liegt die Zukunft also im Fernen Osten.
China entdeckt den
handgefertigten Teppich
Der abgepasste Teppich nimmt im Vergleich zur Domotex Hannover in Shanghai allerdings eine relativ kleine Fläche ein, und die Nachfrage wird laut Jens-Peter Höge (Geschäftsführer Jambros Europa) in erster Linie von (chinesischen) Maschinenteppich-Produzenten bedient. "Von diesen Anbietern kommen immer weniger auf die Messe; die freiwerdende Fläche wird durch Aussteller aus der Zuliefer-Industrie belegt." Darüber hinaus sind in China - wie auf der ganzen Welt - weiterhin Felle ein Thema: echt oder als synthetischer Webpelz und gern in ungewöhnlichen Tönen.
Gleichzeitig entdeckt der chinesische Markt nach und nach den handgefertigten Teppich für sich. Davon profitieren Anbieter wie Paulig: Die Hersteller von Handwebteppichen aus Schurwolle und Nepal-Designteppichen sind schon länger in Shanghai präsent. "Unser Markt in China hat sich beständig nach oben entwickelt, auch weil wir handgefertigte Teppiche aus Naturmaterialien anbieten", erklärt Thomas Graf, Managing Director der Paulig-Marke Makalu. "Ebenso spüren wir einen leichten Trend zu höherwertigen Teppichen." Da chinesische Kunden von den regionalen Maschinenweb-Anbietern aber niedrigere Preise gewöhnt sind, vollzieht sich die Entwicklung langsam.
"In China kennt man in erster Linie maschinengefertigte Teppiche; der moderne handgeknüpfte oder -gewebte Teppich ist den meisten noch nicht so vertraut", stimmt Reza Zollanvari zu. "Aber sie lernen ihn allmählich kennen und schätzen, und gerade jüngere Chinesen interessieren sich verstärkt für aktuelles Design." Dranbleiben lautet also die Devise. High-End-Teppiche standen im Luxury Brand Pavilion in Halle W5 im Fokus; hier stellten 15 internationale Anbieter ausgesuchte Designerstücke aus. Darunter Battilossi, Creative Matters, Oritop, Rug Star, Shahdad by Ashkiyoun und Zollanvari: hochwertige Nischenware, die sich von der Masse abhob. Am Umfeld des Auftritts darf laut Thomas Graf von Paulig/Makalu allerdings noch gearbeitet werden: "Die Halle W5 ist optisch nicht sehr interessant und repräsentiert nicht den Wert eines handgearbeiteten Teppichs."
Premiere der Chinese
Original Carpet Design Show
Das Selbstbewusstsein von Talenten aus der Region zu stärken und zu fördern: Dieses Ziel verfolgte die Domotex Asia mit dem Event "Chinese Original Carpet Design Show". Am zuvor ausgeschriebenen Online-Wettbewerb nahmen über 50 Designer aus der Region teil. Drei branchenführende internationale Publikationen, darunter das Carpet! Magazine, beurteilten die Designs nach Kriterien wie Stil, Muster und Abstimmung auf das Interieur. Die 25 ausgewählten Stücke wurden dann auf der Messe ausgestellt, wo eine Fachjury die 13 besten Teppiche prämierte.
Messe für den
südostasiatischen Raum
Über 20 % der Domotex-Asia-Besucher reisten den Veranstaltern zufolge von außerhalb Chinas an. Die am stärksten vertretenen Länder waren Südkorea, die USA, Japan, Indien, Malaysia, Australien, Singapur, Indonesien, Kanada und Deutschland. Aus Sicht von Jens-Peter Höge entwickelt sich die Veranstaltung jedoch immer stärker zur Messe für den südostasiatisch-pazifischen Raum. "Europäische Besucher sind weitestgehend weggeblieben, ebenso Einkäufer aus den USA - wegen der Zollstreitigkeiten", erklärt Höge. Als europäischer Repräsentant des chinesischen Anbieters Jambros konnte er sich insofern "viel Zeit nehmen für alle, die zu mir gekommen sind. Ich habe wenige Gespräche geführt, die waren aber gut."
Am Stand von Paulig waren laut Thomas Graf "fast ausschließlich Kunden aus China". Darüber hinaus seien noch einige Besucher aus Australien, Südkorea, Vietnam und Taiwan gekommen. "Hier handelte es sich aber in erster Linie um bereits bestehende Beziehungen."
Wer chinesische Geschäftskontakte aufbauen will, sollte die Sprache beherrschen, denn: "Nur sehr wenige Chinesen sprechen Englisch oder eine andere westliche Sprache", so Stephen Landrigan von Kabul Carpet Export Center (KCEC).
Den chinesischen Markt
über Partner bedienen
Während die Besucher in erster Linie aus dem asiatisch-pazifischen Raum kamen, war die Ausstellerliste hingegen "truly international". Einige Anbieter (deutsche und belgische etwa) fanden sich in entsprechenden Länderpavillons zusammen; türkische Maschinenweber hatten jeweils eigene Stände gebucht. "Für diese Anbietergruppe dürfte es allerdings schwer sein, auf dem chinesischen Markt Fuß zu fassen", vermutet Jens-Peter Höge. "Schließlich gibt es in China selbst viele Mitbewerber."
Der deutsche Handweber Paulig mit der Handknüpf-Designmarke Makalu nahm am deutschen Gemeinschaftsstand in der Halle W1 teil. "Die Halle W1 ist eine der hochwertigsten Hallen für abgepasste Teppiche", so Thomas Graf, Managing Director Makalu. "Hier stellen viele internationale Aussteller aus. Mehr Frequenz von chinesischen Besuchern ist jedoch in den Hallen W2 und W3. Chinesische Besucher assoziieren mit den Ausstellern in W1 auch höhere Preise."
Laut Jens-Peter Höge von Jambros können nicht-chinesische Anbieter den chinesischen Markt ohnehin nicht direkt bedienen; Geschäftskontakte liefen immer über einen entsprechenden Partner. Jambros mit Hauptsitz in Beijing ist als Hersteller, Importeur und Exporteur international aufgestellt, mit Niederlassungen in Hamburg, New Jersey, Vancouver und New Delhi. Auch bei Paulig wurden die Kunden dem Anbieter in erster Linie durch chinesische Partner zugeführt.
Gute Organisation, wenig Zeit
Eine mehr als gut besuchte Messe mit entscheidungskräftigen Besuchern - viele internationale Teppichaussteller zeigten sich zufrieden mit der Domotex Asia. Entsprechend überlegt Paulig, die Ausstellungsfläche in Shanghai zu vergrößern. "Allerdings würden wir es begrüßen, wenn die Messe mehr Interessenten aus Ländern außerhalb Chinas ansprechen würde", bemerkt Thomas Graf und äußert zusätzlich den Wunsch, dort auf "mehr Innenarchitekten und Kunden aus dem Objektbereich" zu treffen.
Jens-Peter Höge lobt die gute Organisation und die insgesamt wertige Optik der Stände. Ein Kritikpunkt? Die knappen Auf- und Abbauzeiten. Die Messedauer ist mit drei Tagen schon knapp bemessen; wenn dann alle Aussteller am dritten Tag bereits mittags mit dem Abbau beginnen, geraten interessierte Besucher schnell in Zeitnot.
Die nächste Domotex Asia/Chinafloor findet vom 20. bis 22. März 2020 statt.•
aus
Carpet! 03/19
(Wirtschaft)