ViS Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz e.V.
Sonnenschützer verspüren Aufwind
Der Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz verkündete auf seiner Jahresversammlung in Braunschweig ein Umsatzplus. Nach Rückgängen im Vorjahr sind die Hersteller und Lieferanten nun wieder zuversichtlich gestimmt. Mit Braunschweig hatte der Verband innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (ViS) einen spannenden Tagungsort für die Jahreshauptversammlung 2019 gewählt. Die Löwenstadt blickt auf tausend Jahre Geschichte zurück, von Heinrich dem Löwen bis hin zum ersten Volkswagenwerk. "Ein tolles Pflaster", begrüßte der ViS-Vorsitzende Ingo Fahl (Ifasol) die rund 100 Teilnehmer froh gestimmt. Denn er hatte für die Industrievereinigung mit ihren 50 Mitgliedsfirmen gute Nachrichten: Der innenliegende Sonnenschutz ist wieder im Aufwärtstrend.
Die Verbandsstatistik verzeichnet für das erste Halbjahr 2019 einen Umsatzanstieg von 3,7 % im Bereich der Maßkonfektion. "Doch Umsatz ist nicht alles. Wir müssen auch auf die Margen aufpassen", mahnte Fahl während der Tagung mehrfach.
Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum meldeten die Hersteller beim maßgefertigten Innensonnenschutz noch einen Umsatzrückgang von 5,5 %. Das Gesamtjahr schlossen sie schließlich mit einem Minus von 3,2 % ab. "Nun gibt es zumindest umsatzseitig eine Steigerung", beschrieb ViS-Geschäftsführer Martin Auerbach die aktuelle Entwicklung der Branche. Ob sich der Umsatz auch "ertragsseitig" niederschlage, dahinter stehe "ein Fragezeichen", verwies er auf die mahnenden Worte des Vorsitzenden.
Insektenschutz und Wabenplissee vorne
Die Statistik für das erste Halbjahr 2019 enthält erstmals Zahlen für Insektenschutz. Dieses Sortiment entwickelte sich am dynamischsten von allen und kann ein Umsatzplus von 19,7 % vorweisen. Durch den Neuzugang haben sich auch die Umsatzanteile der einzelnen Produkgruppen am Gesamtvolumen in der Maßkonfektion verschoben. Insektenschutz liegt hier bei 14,4 %. Dem Produkt wird ein "kontinuierliches und hohes Wachstum" prognostiziert.
Der umsatzstärkste Artikel bleibt das Plissee mit einem Marktanteil von 37,4 % (alte Statistik: 42,5 %). Die negative Umsatzentwicklung des Vorjahres (-2,5 %) wurde gestoppt. Aktuell gibt es ein leichtes Plus von 0,8 %. Die Hersteller setzen weiterhin auf einen textilen Look und die Vielfalt der Digitaldrucktechnik mit individuellen Gestaltungskonzepten.
Maßgeblich zur insgesamt positiven Entwicklung der Branche beigetragen hat das Wabenplissee (+12,9 %). Sein Umsatzanteil wird nun mit 10,6 % (alt: 10,7 %) ausgewiesen. Die Unternehmen gehen von einer weiter steigenden Nachfrage aus, denn der energieeffiziente Wabenbehang biete einen nachhaltigen Mehrwert, der dem Zeitgeist entspreche.
Eine beachtliche Trendumkehr hat das Rollo vollzogen: Nach -11,6 % im Vorjahreszeitraum steht nun ein Umsatzplus von 6,1 % zu Buche - ein "überraschend positives Ergebnis", kommentiert der Verband. Mit einem Umsatzanteil von 14,3 % (alt: 16,9 %) liegt das Rollo in der neuen Statistik fast gleichauf mit dem Insektenschutz.
Auf die Vertikallamelle entfallen 9,4 % (alt: 11,6 %) vom Gesamtvolumen. Sie stemmte sich gegen den Abwärtstrend des Vorjahres (-8,6 %) und schrieb in den ersten sechs Monaten 2019 eine schwarze Null (+0,2 %).
Die Horizontaljalousie steht nun mit einem Marktanteil von 7,9 % (alt: 10,0 %) in der Statistik. Sie entwickelt sich weiterhin rückläufig (-5,4 %, Vorjahr: -5,2 %). Das Defizit resultiere vornehmlich aus einem schwachen ersten Quartal.
Wie bereits in den letzten Jahren ging die Nachfrage nach Doppelrollos auch zwischen Januar und Juni 2019 zurück (-13,1 %, Vorjahr: -10,9 %). Das "Nischenprodukt" mache indes nur 1,7 % des Marktes aus, relativiert der Verband den Abwärtstrend.
Bleibt der Flächenvorhang: Sein Marktanteil wird mit 4,3 % (alt: 5,9 %) ausgewiesen. Der kontinuierliche Rückgang (Vorjahr: -9,9 %) hat sich im ersten Halbjahr 2019 fortgesetzt (-9,2 %). Wie beim Doppelrollo werde der Markt von billiger Importware und vielen Discountaktionen dominiert, heißt es.
Eine positive Entwicklung verzeichnet der ViS beim Thema Smart Home, das mit innovativen Lösungen unter anderem zur Elektrifizierung und kabellosem Antrieb "gutes" Wachstumspotenzial biete.
Erwartung für 2019 verhalten positiv
Der Verband hat unter den Mitgliedern wieder eine Umfrage zur wirtschaftlichen Situation durchgeführt. Ihre Umsatzentwicklung 2018 bewerteten 37,5 % der Hersteller als "positiv", 50 % als "zufriedenstellend" und 12,5 % waren "unzufrieden". Deutlich positiver fielen die Bewertungen für das erste Halbjahr 2019 aus: 56,3 % sagten "gut", 37,5 % "zufriedenstellend" und nur 6,3 % äußerten sich "negativ". Der Exportanteil der Hersteller wird mit durchschnittlich 12 % angegeben. Hier hätten in den ersten sechs Monaten des Jahres die positiven Bewertungen zugenommen.
Die Lieferanten zeigten sich ebenfalls mit der Umsatzentwicklung im ersten Halbjahr "zufriedener" als im Vorjahreszeitraum. So habe sich die Anzahl "guter" Bewertungen von 42,9 % auf 57,1 % verbessert, während "zufriedenstellend" nur noch 28,6 % sagten. Im Exportgeschäft blieb der Anteil der positiven Bewertungen mit knapp 54 % stabil. Die anderen waren "zufrieden", nur vereinzelte äußerten sich "negativ". Die Zulieferindustrie generiere einen Großteil ihres Umsatzes im Ausland, mit Exportquoten, die bei zirka 30 % beginnen und verstärkt auch im oberen zweistelligen Prozentbereich liegen.
Dass sich der innenliegende Sicht- und Sonnenschutz 2019 "verhalten positiv" entwickelt, darüber sind sich Hersteller und Lieferanten einig. Man blicke "mit Zuversicht" auf die zweite Jahreshälfte. Für das Gesamtjahr erwarte die Mehrzahl der Unternehmen Umsatzwachstum beziehungsweise -stabilität.
Die Konjunkturentwicklung 2020 im Innensonnenschutz wird "vorsichtig zuversichtlich" eingeschätzt. "Kein Hersteller sagt, dass es im kommenden Jahr schlecht läuft", schickt Martin Auerbach voraus. Die Lieferanten seien etwas weniger positiv gestimmt. So gehen jeweils knapp 60 % beider Gruppen von einer "zufriedenstellenden" Entwicklung aus, 44 % der Hersteller und 29 % der Zulieferer rechnen mit einer positiven Konjunktur, 14 % der Lieferanten mit einer schlechten. "Die Zukunft wird von den Unternehmen in der Vorschau zurückhaltender eingeschätzt", ergänzt der ViS-Geschäftsführer. Aber nachher laufe es "doch immer etwas besser".
Für Nachschub im Verband sorgt als Neumitglied die Firma Vogtländische Heimtextilien in Tirpersdorf.
Produkteigenschaften
einfach erklärt
Einen breiten Raum im offiziellen Tagungsteil nahm die Arbeit der Projektgruppe Produkteigenschaften ein, referiert von den Lieferantensprechern Heiko Ziffer (Teba) und Josef Schulze Bäing (Van Clewe). Für die Norm DIN EN 14500/14501 wurde ein Kennzeichnungssystem entwickelt und verbraucherfreundlich aufbereitet. Die funktionalen Eigenschaften von Sonnenschutztextilien - Durchsicht, Sichtschutz, Blendschutz, Verdunkelung und sommerlicher Wärmeschutz - sind nun mit Symbolen gekennzeichnet. Diese sind mit Klassifizierungen verbunden und sollen den Endkunden Orientierung geben. Eine Broschüre bereitet das Thema verständlich auf. Es gibt einen neuen Internetauftritt unter ââ www.komfort-mit-sonnenschutz.de. Ein Erklär-Video vermittelt hier kurz und prägnant, für welche Eigenschaften die Symbole stehen.
Laut Geschäftsführer Martin Auerbach ist noch ein offener Punkt, dass für die Umsetzung der überarbeiteten Norm Lizenzverträge angedacht seien. "Wir wollen die Hersteller und Nutzer damit nicht gängeln, sondern sicherstellen, dass die Qualität und Aussage der Richtlinie bis zum Ende erhalten bleibt."
Der ViS unterstützt seine Mitglieder in der Endverbraucheransprache wieder mit einem Supplement, das sich dem Innensonnenschutz widmet. Es wird Bau- und Wohnzeitschriften beigelegt und ist Bestandteil der E-Paper Ausgaben der Trägertitel.
Im Rahmen eines Wettbewerbes vergibt der Verband jährlich drei Stipendien an Raumausstattergesellen für den Besuch einer Meisterschule. Diesmal gab es eine Kooperation mit den Berufsschulen. Zwei Arbeiten wurden mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Diesen erhielten Ida Giese (Bauhauskonzept) und Lukas Ciui (Echtholz-Konzept), dotiert mit jeweils 4.000 EUR. Anne Binder (Boho Chic) wurde mit dem dritten Preis und 2.000 EUR belohnt. Begleitet und unterstützt wird das Projekt durch den Jungmeisterkreis der Raumausstatter.
| Petra Lepp-Arnold
aus
BTH Heimtex 11/19
(Wirtschaft)