Fachhandelsumfrage Tapete 2019
Die führenden Lieferanten liegen fast gleichauf
Die Marburger Tapetenfabrik ist wieder der sympathischste Lieferant im deutschen Fachhandel. Sie landet im Gesamtranking auf dem ersten Platz, mit geringem Abstand gefolgt von Gebr. Rasch und A.S. Création. Damit verteidigte das erfolgreiche Trio seine Führungsposition.Die deutschen Facheinzelhändler und Raumausstatter stehen treu zu ihren Tapetenlieferanten. Das drücken sie im Kundenbarometer deutlich aus, das jährlich vom Hamburger Marktforschungsinstitut Research for Future im Auftrag von BTH Heimtex erstellt wird. Die führenden deutschen Anbieter erhielten jeweils die Gesamtnote 2 und damit ein "gut" für ihre Leistungen über 13 Kriterien hinweg. Ihnen werden trotz der schwierigen Marktlage gute Zukunftsperspektiven eingeräumt.
Marginale Unterschiede im Gesamtranking zeigen sich erst beim Betrachten der Noten zwei Stellen nach dem Komma. Demnach liegt die Marburger Tapetenfabrik mit der Note 2,01 mit hauchdünnem Vorsprung vorn, gefolgt von Gebr. Rasch (2,02) und A.S. Création (2,06). Ein Unterschied ist also kaum auszumachen.
Unverzichtbar
im Sortiment
Die drei Unternehmen verfügen entsprechend über die meisten Marktanteile im Fachhandel - zusammen mit der Rasch-Tochter Rasch Textil. Ihre Präsenz liegt zwischen 72 und 80 %. Damit haben die Produkte von Marburger, Rasch, Rasch Textil und A.S. Création einen stabilen Platz im deutschen Fachhandel. Sie werden über alle Kriterien hinweg geschätzt, ihre Wandbekleidungen sind im Sortiment der befragten Händler unverzichtbar.
Die Marktdurchdringung weiterer in diesem Vertriebskanal dominierender Anbieter, zu denen auch Eijffinger sowie BN International aus den Niederlanden und Grandeco Wallfashion aus Belgien gehören, pendelt zwischen 33 und 55 %. Darüber hinaus haben die befragten Händler und Raumausstatter Tapeten unter anderem von Graham & Brown, Hohenberger, Pro Ambiente, Arte, Designers Guild, Design ID oder Masureel im Sortiment. Diese spielen im deutschen Fachhandel aber derzeit eine untergeordnete Rolle.
Alle Tapetenanbieter tummeln sich in einem von drastischen Rückgängen geprägten Markt und kämpfen teils ums Überleben. Allerdings ist der Kreis der Lieferanten durch die Insolvenz von Pickhart + Seibert ein wenig kleiner geworden. Davon profitiert vor allem Erismann: Das Breisacher Unternehmen hat die Markenrechte von P+S übernommen und produziert einen Teil der Kollektionen sowie die Karte des Modedesigners Guido Maria Kretschmer weiter.
Der Fachhandel ist ein wichtiger Vertriebskanal für die Tapetenlieferanten. Zwar handelt es sich dabei mehrheitlich um kleinere Betriebe mit weniger als zehn Mitarbeitern. Sie zeichnen sich jedoch durch hohe Beratungsqualität und ein anspruchsvolles Sortiment aus. Das Kundenbarometer befragt ausschließlich diese Unternehmen, die Großfläche geht nicht mit in die Untersuchung ein.
Bestnoten in
sechs Kriterien
Bei den hoch professionellen Händlern und Raumausstattern stehen die Marburger Tapetenfabrik, Rasch aus Bramsche und A.S. Création aus Gummersbach im Gesamtranking dicht gedrängt ganz vorn, wobei die Kirchhainer auch als sympathischster Lieferant wahrgenommen werden. Diese Titel hat die Marburger Tapetenfabrik erfolgreich verteidigt. Sie erhielt in insgesamt sechs Kriterien die Bestnote. Außer dem Sympathiewert sind es die Produktqualität, die Vertriebspolitik, die Reklamationsbearbeitung, die Qualität des Außendienstes und die Produktinnovation.
Das Unternehmen liegt darüber hinaus in den übergeordneten Kriterien Mensch, Service und Produkt an erster Stelle. Inhaber Ullrich Eitel und Geschäftsführer Wolf Kappen können also die Sektkorken knallen lassen. In wirtschaftlich schwierigem Fahrwasser verfügen sie im Fachhandel über nahezu uneingeschränkte Zustimmung.
Kaum weniger zufrieden sind die Befragten mit der von den Cousins Dr. Frederik und Dario Rasch geführten Tapetenfabrik Gebr. Rasch (Note 2,02), die im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Marburger Tapetenfabrik Platz eins (Note jeweils 1,97) belegte. Rasch führt 2019 die fünf Leistungskriterien Markenstärke, Marketing, Preis-Leistungs-Verhältnis, Qualität Innendienst und Zukunftsperspektiven an. Aufgrund der Markenstärke liegt der Lieferant auch im Bereich Image auf dem ersten Platz wie auch im übergeordneten Kriterium Management.
Alle Lieferanten
als "gut" bewertet
Mit der Note 2,06 wartet das börsennotierte Unternehmen A.S. Création auf, das im vergangenen Jahr mit einer glatten 2 ebenfalls den dritten Platz belegte. Seine besonderen Stärken sind Lieferschnelligkeit und Lieferzuverlässigkeit. Gleich dahinter konnte sich Rasch Textil mit der Note 2,11 platzieren. Die Fachhändler finden die Rasch-Tochter sehr sympathisch, in diesem Kriterium liegt sie mit kleinstem Abstand hinter der Marburger Tapetenfabrik.
Auch Erismann sowie die beiden Verlage Schmitz Tapeten und Essener Tapeten von Christian Schmitz erhalten vom Fachhandel Top-Noten. Im Grunde genommen haben alle sieben untersuchten Lieferanten keinen Grund, ihre Leistungen in diesem Vertriebsweg massiv zu verändern. Denn fast alle werden in allen Leistungskriterien mit Noten beurteilt, die besser sind als befriedigend. Das ist ein erfreulicher Ausgangspunkt in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.
Die bewerten Lieferanten in alphabetischer Reihenfolge:
A.S. Création ist Marktführer in Deutschland. Der von Franz Jürgen Schneider 1974 gegründete Tapetenhersteller hat deshalb einen festen Platz in den Regalen der Fachhändler und Raumausstatter. Die schätzen das Unternehmen, das mit seiner umtriebigen Führungsmannschaft nicht nur stets neue Tapeten auf den Markt bringt, sondern auch Trends setzt und mit erheblichem Investitionsaufwand für die Tapete trommelt. Metropolitan Stories ist bereits die zweite Kollektion, die eine eigene Endverbraucher-Werbekampagne mit einschließt.
Die Händler geben den Gummersbachern auch in diesem Jahr wieder gute Noten für ihr Engagement. Insgesamt landen sie nach der Marburger Tapetenfabrik und Rasch mit einer 2,06 (Vorjahr: 2,00) auf dem dritten Platz. Wobei hervorzuheben ist, dass das Ergebnis für die Marburger Tapetenfabrik als Siegerin lediglich um 0,05 Punkte besser ausfiel. Der Abstand ist kaum groß genug, um eine klare Rangfolge herauszulesen. Punkten kann A.S. Création vor allem mit Lieferschnelligkeit und Lieferzuverlässigkeit. Beim Marketing und der Marktenstärke liegt das Unternehmen vor der Marburger Tapetenfabrik auf Rang zwei. Möglichkeiten, dem Kunden im Fachhandel noch weiter entgegenzukommen ergeben sich in der Vertriebspolitik und im Außendienst.
Erismann ist im vergangenen Jahr ein Coup gelungen. Der Breisacher Hersteller übernahm die Markenrechte für die Kollektion des insolventen Unternehmens P+S. Dazu gehört auch die erfolgreiche Karte des Modedesigners Guido Maria Kretschmer, dessen neue Kollektion in diesem Herbst auf dem Markt eingeführt wird. Mit dem ehemaligen P+S-Vertriebschef Dietmar Everding wurde das Leitungsteam von Maximilian Bercher und Martin Slotty zudem um einen weiteren Geschäftsführer verstärkt. Er verantwortet auch hier den Bereich Vertrieb.
Der Fachhandel honoriert die Leistungen von Erismann mit der Note 2,17 (Vorjahr: 2,10). Damit rangiert der Hersteller wie 2018 geringfügig hinter der Marburger Tapetenbrik, Rasch, A.S. Création und Rasch Textil. Hoch im Kurs stehen Vertriebspolitik und Lieferschnelligkeit. Für die Reklamationsbearbeitung erhielt Erismann nach dem ersten Platz im vergangenen Jahr aktuell nur die zweitbeste Note, rutschte in diesem Kriterium aber lediglich von 1,89 auf 2,02. Ein wenig deutlicher ist der Rückgang beim Preis-Leistungs-Verhältnis von 1,98 auf 2,35.
Die Essener Tapeten Import Gesellschaft und die Schmitz Tapeten Import Gesellschaft (Smita) sind zwei Verlage von Christian Schmitz, der mit Tescoha zudem im Objekt vertreten ist. Sowohl die Essener als auch Smita erfreuen sich aufgrund ihrer Produktqualität im Fachhandel großer Wertschätzung und heben sich mit ihrem ausgesuchten Sortiment deutlich vom Wettbewerb ab. Die beiden Verlage spielen zwar nicht im Konzert der großen Drei mit, sind dennoch mit ihren Tapeten stark vertreten in der beratungsintensiven Vertriebsform. Sie liegen im Gesamtranking an sechster (Essener) sowie siebter Stelle und werden mit Noten von 2,27 und 2,41 bewertet, was eindeutig gut bedeutet. Essener überzeugt vor allem durch Produktqualität (Platz drei) und die Qualität des Außendienstes (Platz zwei). Smita macht sich einen Namen als Lieferant von Armani Casa und Missoni Home Produkten.
Die Marburger Tapetenfabrik ist die Kreativschmiede im Tapetensegment. Das Team um Inhaber Ullrich Eitel begeistert immer wieder mit Design-Tapeten und technischen Finessen. Kreativchef Dieter Langer überraschte die Kunden 15 Jahre lang mit innovativen Einfällen; Anfang des Jahres übergab er den Stab an Designer Felix Diener und zog sich in den Ruhestand zurück. Man darf also gespannt sein auf die künftigen Kollektionen.
Zumindest was die Wertschätzung im Fachhandel betrifft, findet Diener eine ideale Ausgangsposition vor. Der Vertriebskanal positioniert die Marburger Tapetenfabrik im Kundenbarometer mit der Note 2,01 auf Platz eins, den das Unternehmen sich im vergangenen Jahr noch mit Rasch teilen musste. Auch siegte es wieder in dem wichtigen Kriterium Sympathiewert. Die Kirchhainer bekamen insgesamt in sechs Kriterien Bestnoten. Sie sind nämlich nicht nur sympathisch, sondern auch top in Produktqualität, Vertriebspolitik, Reklamationsbearbeitung, Qualität Außendienst und Produktinnovation, was ihnen gute Zukunftsperspektiven beschert. Ihre besonderen Stärken liegen im Service und im menschlichen Bereich. Gleichwohl hapert es noch ein wenig im Innendienst.
Gebr. Rasch gehören Jahr für Jahr zu den Tapetenlieferanten, die von ihren Kunden im Fachhandel super Zeugnisse ausgestellt bekommen. Das 1861 gegründete Familienunternehmen aus Bramsche nimmt im Gesamtranking mit der Note 2,02 den zweiten Platz nach der Marburger Tapetenfabrik ein, die lediglich 0,02 Punkte davor liegt.
Rasch ist in der Tapetenwelt die bekannteste Marke. Kein Wunder, schon die von Rasch aufgelegte Bauhaus-Tapete erobert schnell die Zimmer der Deutschen. Aber auch das Preis-Leistungs-Verhältnis sowie die Qualität des Innen- und Außendiensts werden gelobt, so dass der Hersteller die besten Zukunftsaussichten unter den untersuchten Lieferanten hat. Bei Image und Marketing führt das traditionsreiche Unternehmen. Viel mehr kann es dem Fachhandel kaum bieten.
Rasch Textil ist die erfolgreiche Tochter von Gebr. Rasch, die unter Leitung von Joachim Stock hochwertige Tapeten vor allem auf Textilbasis auf den Markt bringt. Im Gesamtranking stehen die großen drei Hersteller nur minimal vor ihr. Rasch Textil belegt wie 2018 den vierten Platz mit der guten Note 2,11 und ist nach der Marburger Tapetenfabrik mit äußerst knappem Abstand zweitsympathischster Hersteller. Auch Produktqualität und -innovation werden geschätzt. Lieferschnelligkeit und -zuverlässigkeit sowie Reklamationsbearbeitung könnten aus Sicht der Fachhändler noch ein wenig besser werden.
| cornelia.kuesel@snfachpresse.deBTH Heimtex Fachhandelsbarometer - Panel und Methodik
Das BTH Heimtex/Research for Future-Kundenbarometer wird in zwei Etappen durchgeführt: In der ersten wird abgefragt, bei welchen Anbietern der Fachhandel ordert, woraus sich der Verbreitungsgrad der einzelnen Lieferanten ergibt. Diese Befragung erfolgt gestützt, aber offen. Die Befragten können zusätzliche Bezugsquellen zu den von BTH Heimtex vorgegebenen nennen.
Im zweiten Schritt bewerten die Händler detailliert einzelne Anbieter mit (Schul-)Noten: 1 für sehr gut, 2 für gut, 3 für mittel bzw. normal, 4 für ausreichend, 5 für mangelhaft bis schlecht. Für jedes Unternehmen werden dabei 13 Benchmarks abgefragt, darunter objektiv messbare, aber auch subjektiv empfundene.
150 Fachhändler wurden im September 2019 befragt: klassischer Facheinzelhandel, Handwerksbetriebe mit Ladengeschäft und entsprechenden Handelsaktivitäten sowie Fachmärkte in ganz Deutschland, regional verteilt im Norden und Süden, Osten und Westen. Nicht in diese Befragung eingeschlossen sind Filialisten, der Großhandel und Kooperationszentralen sowie Großflächenanbieter wie Discounter oder C+C-Betriebe.
aus
BTH Heimtex 12/19
(Wirtschaft)