Schienen, Bürostühle und textile Beläge
Eine schadensträchtige Kombination
Gerade bei Gewerken in Bürogebäuden ist eine Absprache zwischen den einzelnen Planern entscheidend. Denn nur so lassen sich spätere Schäden vermeiden, wie das Beispiel aus der Praxis des Sachverständigen Peter Schwarzmann zeigt. Hier haben die kleinen Rollen von Bürostühlen eine große Auswirkung auf den Bodenbelag. Dies hätte vermieden werden können.
Der Hintergrund
Bürostuhl bleibt am Rahmen
des Revisionsdeckels hängen
In einem neu gebauten Bürogebäude wurden Großraumbüros mit Teppichboden ausgestattet - aufgrund der guten Schallabsorptionswerte. Hohlbodenflächen sollten die Flexibilität in dem Großraumbüro erhalten. Für die Nachverkabelung waren Revisionsdeckel vorgesehen. Dies gewährleistete eine hohe Flexibilität bei der Verkabelung von EDV & Co.
Die Büromöbelplanung sah vor, dass die Bodenflächen möglichst optimal bestellt und ausgenutzt werden sollten. Aufgrund dieser Planung erfolgten fristgerecht der Einzug und die Übergabe an den Nutzer. Bereits nach einigen Tagen häuften sich Beschwerden von Mitarbeitern, bei denen im unmittelbaren Fahrbereich der Bürostühle Revisionsdeckel vorhanden waren. Bei den üblichen Fahrbewegungen am Schreibtisch bildete der Rahmen des Revisionsdeckels stets einen erheblichen Widerstand. Ein ungehindertes Berollen der Bodenfläche war nicht möglich.
Die Arbeitnehmer, die mit dem Bürostuhl am Arbeitsplatz hin- und herfuhren, blieben ständig an den Schienen hängen. Sie konnten diesen Widerstand nur durch erhöhten Kraftaufwand überwinden. Dies hing damit zusammen, dass der Teppichboden wie üblich leicht elastisch und die Winkelschiene, die am Revisionsrahmen anschloss, starr war. Demzufolge war die Schiene nur mit erhöhtem Kraftaufwand zu überrollen.
Schäden an den Stuhlrollen
bereits nach wenigen Wochen
Bereits nach kurzer Zeit war es zu Veränderungen und Schäden an den Rollen der Bürostühle gekommen. Die Stuhlrollen aus Hartkunststoff bekamen Kerben, Ausbrüche und scharfkantige Veränderungen.
Durch die Schäden an den Stuhlrollen wurde der textile Bodenbelag übermäßig stark beansprucht, sodass bereits nach kurzer Zeit beginnende Schäden am Fasermaterial zu erkennen waren.
Mein Tipp
Gebäudeplanung eng mit
Möblierungsplanung verzahnen
Es stellte sich die Frage, wer wann hätte eingreifen können, um diese Situation zu vermeiden? Grundsätzlich ist anzumerken, dass die Gebäudeplanung sowie die spätere Nutzung und die Einrichtungsplanung sehr eng verzahnt abgestimmt werden müssen. Eine einseitige Betrachtung der Gebäude- sowie der gesonderten Möblierungsplanung führten offensichtlich zu den geschilderten Problemen in dem Großraumbüro. Hier wäre bereits im Vorfeld eine Abstimmung zwingend notwendig gewesen.
In der Vergangenheit fiel immer häufiger auf, dass die Detailplanung dank umfassender Planungstools oft sehr ausgefeilt ist. Die Probleme treten immer dort auf, wo die Detailplanung eines Gewerks endet und die des Folgegewerks beginnt. Diese Schnittstellen werden oft vernachlässigt. Dies führt zum Teil zu erheblichen Störungen des Bauablaufs und zu Schäden.
Vonseiten der Verwaltungsberufsgenossenschaften gibt es diesbezüglich keine Vorgaben oder Einschränkungen. Im vorliegenden Fall wurde auf Druck der Mitarbeiter die Möblierung so verändert, dass die Rollbereiche der Bürostühle nicht mehr unmittelbar neben den Revisionsdeckeln liegen. Es bleibt daher nur der Appell, die Gebäudeplanung enger mit der Möblierungsplanung zu verzahnen, um einen störungsfreien Ablauf zu gewährleisten.
Sachverständiger Peter Schwarzmann
Peter Schwarzmann ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger der IHK Bielefeld für Bodenbeläge und Fußbodentechnik.
SPS Sachverständiger Peter Schwarzmann
Fritz-Griebel-Str. 19
90562 Heroldsberg
Tel.: 09 11 / 93 29 79 17
Mobil: 01 52 / 23 07 75 23
www.sps-
sachverstaendiger.de
aus
FussbodenTechnik 06/19
(Wirtschaft)