Tapetenfabrik Gebr. Rasch GmbH & Co. KG

"Die Tapete ist heute ein dekoratives Nischenprodukt"

Dr. Frederik Rasch leitet zusammen mit seinem Cousin Dario Rasch die Tapetenfabrik Gebr. Rasch. Er begrüßt die Initiative "Deutschland tapeziert" und erwartet für 2020 steigende Absatzzahlen - auch wenn die Tapete kein Massenphänomen mehr sei.


BTH Heimtex: Die Tapete leidet unter Rückgängen, wenngleich der eine oder andere Hersteller mittlerweile ein wenig Licht am Horizont sieht. Wie schätzen Sie die Zukunft der Branche ein?

Dr. Frederik Rasch: Wir bewegen uns nach wie vor in einem schwierigen Marktumfeld, aber für 2020 bin ich optimistischer. Dies liegt vor allem an der Kooperation von Industrie und Handel im Rahmen der Werbekampagne unter dem Slogan "Deutschland tapeziert". Das ist eine sehr gute Aktion. Mich freut besonders, dass viele Kunden der Industrie mitmachen, aber auch Hersteller, die aus dem Verband der deutschen Tapetenindustrie ausgetreten sind. Zudem hat der eingesetzte Lenkungskreis bereits gute Ansätze für eine wirksame Kampagne entwickelt.

Wir als Rasch werden uns inhaltlich sowie finanziell daran beteiligen und auch unsere Kommunikation unter dem gewählten Slogan anpassen. Der Kampagnenstart zur Heimtextil stellt somit einen vielversprechenden Beginn ins neue Jahr dar.

BTH Heimtex: Alles in allem sehen also auch Sie eine wieder leicht steigende Nachfrage?

Rasch: Die Tapete hat sich von einem Massenphänomen zum dekorativen Nischenprodukt entwickelt. In Zeiten guter Konjunktur verlagern sich die Konsumausgaben in andere Bereiche wie Elektronik oder Reisen. Mit der sich jetzt verlangsamenden Konjunktur besinnt sich der Verbraucher offenbar wieder auf traditionelle Konsumthemen wie Inneneinrichtung. Damit dürfte auch die Nachfrage nach dem dekorativen Nischenprodukt wieder etwas steigen.

BTH Heimtex: Wie steht die Tapetenfabrik Gebr. Rasch da?

Rasch: Wir haben unsere Hausaufgaben für das erste Halbjahr 2020 gemacht und präsentieren auf der Heimtextil die Nachfolgekarte der sehr erfolgreichen ersten Barbara Schöneberger Kollektion. Weiter bringen wir eine neue Lizenzkollektion Freundin der gleichnamigen Frauenzeitschrift. Die neue Promotion trägt den Namen Rock’n Rolle. Erzählt wird dazu die Story einer jungen Frau mit einer Affinität zu Musik, die gleichzeitig Wert auf eine schöne Wohnung legt. Darüber wurde auch ein Film gedreht, der zeigt, dass Jugend, Festival-Lifestyle und ein schönes Zuhause zusammenpassen. Den verbreiten wir über die sozialen Medien unter dem Dachslogan "Deutschland tapeziert". Unseren Handelspartnern stellen wir hierzu unterschiedliche PoS-Pakete zur Verfügung.

BTH Heimtex: Sie erwähnten, dass die Heimtextil einen guten Start für die Tapete ins neue Jahr bedeutet. Doch Marktführer A.S. Création wird erstmals nicht dabei sein. Verliert die Messe an Bedeutung?

Rasch: Die Heimtextil hat es aufgrund vieler Konkurrenzveranstaltungen schwer. Auf der anderen Seite ist sie die unbestrittene Leitmesse für den Home-Interior-Bereich. So lange dies so ist, ist es wichtig, dass sich die Hersteller dort präsentieren und die Welt des Interiors zusammenbringen. Wir meinen, in der aktuellen Phase ist es wichtig für Rasch, auf der Heimtexil auszustellen und dies auch möglichst weiterhin zu tun.

BTH Heimtex: Der Einzelhandel bezieht Tapeten immer stärker direkt vom Hersteller. Welche Rolle spielt der Großhandel noch für die Tapete?

Rasch: Der Großhandel spielt für Rasch nach wie vor eine sehr große Rolle. Auch im vergangenen Jahr ist der interne Umsatzanteil des Großhandels zu Ungunsten anderer Vertriebskanäle gewachsen. Dies liegt daran, dass der Großhandel tendenziell einen super Job macht. Hier kommen Sortimentskompetenz und enge Kundenbeziehungen zusammen. Die heute aktiven Großhändler in der Branche sind in der Tapete erfolgreich, weil sie somit einen Mehrwert schaffen, den die Industrie nicht leisten kann.

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aus BTH Heimtex 01/20 (Wirtschaft)