TKB-Branchengespräch in Düsseldorf

Teilnehmer begrüßen Rückkehr zur Meisterpflicht

Die Technische Kommission Bauklebstoffe (TKB) im Industrieverband Klebstoffe (IVK) veranstaltete im Herbst 2019 ihr jährliches Branchengespräch in Düsseldorf. Der TKB-Vorsitzende Dr. Norbert Arnold leitete die Veranstaltung, zu der 14 Teilnehmer aus Handwerk und Industrie angereist waren. Unter anderem diskutiert wurde die Wiedereinführung der Meisterpflicht.

Dr. Norbert Arnold (Uzin), der das TKB-Branchengespräch moderierte, sagte: "Der Kabinettsbeschluss zur Wiedereinführung der Meisterpflicht steht. Für die Parkettleger ist das eine tolle Sache, bei den Estrichlegern habe ich meine Zweifel, da es bei ihnen jetzt schon zu wenig Meister gibt. Wir brauchen gute Leute, die ausbilden." Der Bundesinnungsmeister des Bundesverbands Parkett und Fußbodentechnik (BVPF), Peter Fendt, gab den Anwesenden einen Einblick in die damit verbundenen Verhandlungen mit dem Bundeswirtschaftsministerium: "Es war eine Menge Arbeit. Ich war nicht besonders optimistisch. Seit Monaten hieß es: Zehn Gewerke kommen mit der ,Rückvermeisterung’ durch. Dank der Lobbyarbeit des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes sind die Parkett- und Estrichleger berücksichtigt worden." Fendt weiter: "Wirtschaftsminister Peter Altmaier hat das entschieden, das war einfach Glück." Er berichtete zudem, dass die Mittelstandsvereinigung der CDU eine Wiedereinführung der Meisterpflicht für alle Gewerke, die dies wünschen, anstrebe.

Weniger Schadensfälle erwartet

Wird die Meisterpflicht für die betreffenden Gewerke wieder eingeführt, soll in fünf Jahren eine Evaluation erfolgen. "Wir müssen etwas tun. Wie entwickeln sich die Ausbildungszahlen? Wir müssen die Leute wieder einfangen. Wir brauchen die Ausbildung. Bei den Meisterzahlen sieht es ganz gut aus", sagte Fendt. Er gehe davon aus, dass es dank Meisterpflicht künftig zu weniger Schadensfällen auf den Baustellen kommen werde. "Die ,Rückvermeisterung’ ist eine Verbesserung und Zukunftsaussicht für unser Handwerk. Wir hoffen auf einen Mitgliederzuwachs. Ein Umdenken wird zu mehr Fachkräften führen", fügte er an. Die Branche müsse sich jedoch darauf einstellen, dass Betriebe künftig anders geführt werden als bisher - teilweise stehen nun oftmals Kaufleute an der Spitze solcher Unternehmen. Problematisch bewertete Fendt das "grottenschlechte Image" des Handwerks im Allgemeinen.

Dr. Arnold warf ein, dass laut Statistiken Betriebe, die nicht von Meistern geführt werden, im Schnitt nur fünf Jahre lang existieren. Der Sachverständige Richard Kille aus Köln meinte sogar, dass neu gegründete Betriebe nicht überlebensfähig Sein Sachverständigen-Kollege Norbert Strehle aus Koblenz war gespannt, was künftig auf europäischer Ebene geschehen werde. Er berichtete aus der Praxis, dass früher viele Meisterschüler eher unmotiviert in die Kurse gekommen seien, eben weil es für viele eine lästige Pflicht war, den Meister zu machen, um später den elterlichen Betrieb übernehmen zu können. "Durch den Wegfall der Meisterpflicht kommen heute nur noch die jungen Leute in die Meisterschulen, die das von sich aus seien."

Dr. Jörg Sieksmeier, Leiter Forschung und Entwicklung bei Ardex, sprach sich für Qualität am Bau aus - doch: "In den vergangenen Jahren ist ohne die Meisterpflicht die Welt auch nicht zusammengebrochen. Es gibt auch Nicht-Meisterbetriebe, die hochwertig arbeiten." Viele Industrieunternehmen würden bereits Schulungen anbieten und die Handwerker gezielt für ihre Produkte und Anforderungen ausbilden.

Handwerk braucht
besseres Marketing

Richard Kille sprach sich für ein besseres Marketing für das Handwerk aus: "Unser Image ist nicht up-to-date. Wir müssen Gas geben und zeigen: Handwerk ist schick, es lohnt sich." Er schlug vor, bereits an Auszubildende Visitenkarten auszugeben, damit diese damit für ihre Betriebe und Gewerke werben können. Dr. Arnold verwies dabei auf die Erfolge der Initiative "Das ist Bodenhandwerk", durch die rund 2.000 Ausbildungsstellen besetzt werden konnten: "Da tut sich richtig was." Die Teilnehmer stimmten darüber überein, dass die Betriebe sich immer stärker dem Thema Marketing widmen müssen.

Die Anwesenden sprachen auch über Fußbodenkonstruktionen, die von der Norm abweichen, und damit Sonderkonstruktionen sind. "Das ist mit gewissen Risiken verbunden, weil es von der Norm abweicht und gefährlich klingt. Man spricht dabei von einem Abweichen von den allgemein anerkannten Regeln der Technik. Weiß das der Verleger?", sagte Dr. Arnold und leitete in das Thema ein.

Die TKB informiere mit entsprechenden Merkblättern die Branche über die Feinheiten, die es beispielsweise beim Verlegen auf beschleunigten Estrichen zu beachten gebe. Die Runde sprach sich für einen besseren Austausch zwischen Estrichlegern und Parkett- und Bodenlegern aus, um Schadensfälle zu vermeiden. "Miteinander reden ist nicht im Trend. Smartphones schaffen Verbindungen aber keine Beziehungen. Die Beziehung zum Objekt stirbt mit der Digitalisierung. Im Augenblick wird es schlimmer", sagte der Sachverständige Richard Kille. Er schlug eine App vor, die per Push-Funktion dem Handwerker die neuesten Informationen wie Merkblätter und Normänderungen bereitstelle. "Wir müssen unsere Community besser erreichen", sagte auch Bundesinnungsmeister Peter Fendt.

KRL-Methode auf dem Prüfstand

Bona-Geschäftsführer Dr. Thomas Brokamp stellte den Anwesenden den aktuellen Sachstand zur KRL-Methode (korrespondierende relative Luftfeuchtigkeit) zur Messung der Feuchtigkeit von Estrichen vor. Er prognostizierte, dass die KRL-Methode künftig Einzug in die Normung halten werde. Ziel sei es, global vergleichbare Messmethoden zu erlangen. Problematisch seien unterschiedliche Grenzwerte. Dr. Arnold sagte, dass die TKB die CM-Methode empfehle, die KRL-Methode könne zusätzlich für mehr Sicherheit angewendet werden.

Dr. Sieksmeier von Ardex warf ein: "Die CM-Methode ist gut für Deutschland, im Ausland gibt es andere Methoden." Und der Sachverständige Norbert Strehle sagte: "Die KRL-Methode ist meiner Meinung nach die sicherere Methode." Dr. Brokamp hoffe auf eine stärkere Verbreitung der KRL-Methode im Handwerk, was zu mehr Sicherheit führen werde. Er schlug vor, den im entsprechenden TKB-Merkblatt vermerkten KRL-Grenzwert von 75 auf 80 % anzuheben. Dem erteilte Dr. Arnold eine Absage.


Wer war dieses Jahr dabei?
- TKB-Vorsitzender Dr. Norbert Arnold, Uzin Utz
- Jörg Baumann, Vizepräsident des Bundesverbands Farbe Gestaltung Bautenschutz
- Dr. Thomas Brokamp, Geschäftsführer Bona Deutschland
- Peter Fendt, Bundes-innungsmeister BVPF
- Michael Illing, Leiter Produktmanagement Forbo Eurocol Deutschland
- Volker Kettler, Leiter Produktmanagement und Produktentwicklung Meisterwerke
- Richard Kille, Sachverständiger
- Dr. Maximilian Rüllmann, Technisches Marketing Polymerdispersionen für Bauchemie BASF
- Michael Schmid, Geschäftsführer Trumpf, VDP-Vorstandvorsitzender
- Eberhard Schübel, Fachbereichsleiter Bodenbeläge im Bundesverband der vereidigten Sachverständigen für Raum und Ausstattung (BSR)
- Dr. Jörg Sieksmeier, Leiter Forschung und Entwicklung Ardex
- Norbert Strehle, Sachverständiger und Vorstandsmitglied des BVPF
- Ansgar van Halteren, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Klebstoffe (IVK)
- Dr. Steffen Wunderlich, Laborleiter Entwicklung flüssige 1K/2K Systeme Kleiberit Klebstoffe
aus Parkett Magazin 01/20 (Wirtschaft)