Im Interview: Jochen Michalik, Dieter Humm und Thorsten Barth
"Wir wollen federführend am Stand der Technik feilen"
Jochen Michalik bleibt Vorsitzender der Restauratoren-Fachgruppe. Sein bisheriger Stellvertreter, Dieter Humm, hat seinen Posten aber jüngst an Thorsten Barth abgegeben. Parkett Magazin sprach mit den Dreien über die Aufgaben der Fachgruppe.
Parkett Magazin: Welche Aufgaben und Ziele verfolgt die Fachgruppe der Restauratoren?
Jochen Michalik: Uns geht es um permanenten fachlichen Wissensaustausch und den Erhalt des Handwerks mit seinen Ursprüngen.
Dieter Humm: Im Gegensatz zum Alltagsjob des Parkettlegers fördern wir spezielle Techniken, etwa den Umgang mit der Ziehklinge, der in der Gesellenprüfung heute nicht mehr gefordert ist. Es gab schon im Barock eine holzverarbeitende Elite, deren besonderes Wissen von uns aufrechterhalten wird.
Geht es dabei nur um historisches Wissen?
Humm: Ganz und gar nicht. Wir wollen federführend am Stand der Technik feilen. Dabei handelt es sich um hochwertige Lösungen im nicht standardisierten Bereich, also spezielle Vorgehensweisen, die sich im allgemeinen Handwerksbrauch noch nicht niedergeschlagen haben, etwa das automatische Nivellieren von Schüttungen mit dem Granubot.
Wer kann den Restauratorenkurs machen und dann in der Gruppe Mitglied werden?
Michalik: Mit der neuen Ausbildungsverordnung können in Zukunft nur noch Meister des Parkettlegerhandwerks die Restauratorenausbildung beginnen. Das war zwischenzeitlich nicht so. Laut Handwerksordnung gibt es aber Ausnahmen, wenn jemand besondere Fähigkeiten vor einem Ausschuss nachweisen kann.
Wie sieht die Auftragslage für
Parkettrestauratoren aus?
Thorsten Barth: Restauratoren haben oft keine Chance, sich gegen billige, fachlich unqualifizierte Konkurrenz durchzusetzen.
Humm: Im deutschen Westen gehen die Aufträge seit den 1990er Jahren rapide zurück, weil viele Objekte dort schon vor 30 Jahren einmal restauriert wurden. Im Osten stehen noch mehr Fördermittel zur Verfügung, und zum Glück wurde zu DDR-Zeiten nicht so viel kaputtrestauriert.
Michalik: Restauratoren müssen auch in der Lage sein, Parkett selber herzustellen. Es gibt nicht viele Betriebe, die dafür ausgerüstet sind.
Was bringt dem Parkettleger
die Ausbildung zum Restaurator?
Michalik: Man sollte das durchaus als eine Weiterbildung betrachten, die man auch bei anderen Einsätzen nutzen kann. Dazu gehören das Wissen um Holzarten, die Holzerkennung und mehr, was sich in das Tagesgeschäft einbringen lässt. Außerdem können Restauratoren bei potenten Kunden ihre Kompetenz nachweisen und Vertrauen für hochwertige Arbeit aufbauen.
Der Ausbildungsgang wird in Zukunft
länger und im Abschluss aufgewertet...
Humm: Unsere handwerklich orientierte Ausbildung wird der akademischen Restauratorenausbildung mit Bachelor und Master gleichgestellt. Man kann also über zwei Züge zum gleichen Ergebnis gelangen. Der eine beginnt mit der Theorie, unserer mit der Praxis. Ein Handwerksmeister, der diesen Weg geht, könnte sogar noch seinen Doktor machen. Man braucht allerdings die Energie und den Anspruch, in seinem Job besser werden zu wollen.
Wann wird die neue Ausbildungs-
verordnung in Kraft treten?
Michalik: Wir brauchen dazu einen neuen Rahmenlehrplan, der auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse einbezieht. Deswegen gibt es noch keinen Termin für den nächsten Kurs. Wir möchten die Ausbildungsdauer auf rund 700 Stunden begrenzen. Fachübergreifende Teile werden von anderen Institutionen übernommen. Bisher hatte ein Kandidat nach der Prüfung sechs Monate Zeit zur schriftlichen Ausarbeitung eines selbst gewählten Prüfungsthemas. Wie das in Zukunft aussieht, wird von der Handwerkskammer Mittelfranken mitbestimmt, weil wir mit dem Fachverband dort ansässig sind.
Wie sieht die Zusammenarbeit der
Fachgruppe mit dem Bundesverband aus?
Michalik: Uns geht es um einen kollegialen Umgang. Der Bundesverband bezieht die Fachgruppenleiter in seine Sitzungen mit ein, allerdings ohne Stimmberechtigung. Zuletzt waren wir in der Frage um die Rückvermeisterung eingebunden, weil wir das Argument der Erhaltung von Kulturgut liefern können.
Humm: Teilweise haben wir einen Wissensvorsprung, und deshalb trifft man Restauratoren an manchen Schnittstellen. Weil es zum Beispiel in der DIN 18356 keine Regelung des Tafelparketts gibt, kann man bei Fragen dazu eigentlich nur einen ausgebildeten Restaurator zu Rate ziehen.
Gibt es unter den aktiven Restauratoren
regelmäßigen Austausch?
Michalik: Da wir uns gut kennen, manche die Ausbildung miteinander gemacht haben, geben sich Kollegen untereinander die Gelegenheit, auf Baustellen mitzuhelfen. Manchmal werden Aufträge auch weitergereicht an Leute, die näher vor Ort sind.
Humm: Von wem soll man sonst etwas lernen, wenn nicht innerhalb dieser Gruppe. Jeder hat andere Fähigkeiten, man unterhält sich, partizipiert voneinander - und so wächst über die Jahre eine Gemeinschaft.
Wie steht es um den Nachwuchs
in der Verbandsarbeit?
Michalik: Nachfolger werden in der Regel intern ausgesucht und aufgebaut. Wir möchten junge Leute mit dem Virus anstecken und sie in die Gruppenarbeit einbinden. Bekanntlich ist das nicht immer einfach.
Barth: Ich bin in dieser Sache ja familiär vorbelastet. Da wächst man in die Aufgaben hinein und ist gern bereit, zeitliche Opfer zu bringen. Man muss aber auch bedenken, dass fast alle von uns Zuhause einen Betrieb am Laufen halten müssen.
aus
Parkett Magazin 01/20
(Wirtschaft)