Interview mit Sönke Stoltenberg, Parkettlegermeister und Sachverständiger

"Parkett im Bad ist doch kein neues Ding"


Sönke Stoltenberg führt einen Parkettlegerbetrieb in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt Kiel und war lange Jahre Ausbilder und Obmann für das Sachverständigenwesen im Bundesverband Parkett und Fußbodentechnik. Parkett Magazin sprach mit ihm über den zunehmenden Kundenwunsch nach Parkettverlegung in Küche und Bad.

Parkett Magazin: Wie stehen Sie grundsätzlich zur Parkettverlegung in Küche und Bad?
Sönke Stoltenberg: Die ersten Bäder haben wir bereits vor Jahrzehnten mit massiven Teak-Holzdielen ausgestattet. Auf Schiffsdecks gibt es ja kaum ein besseres Material. In Küchen und Bädern ist der richtige Parkettboden beim richtigen Kunden noch viel weniger ein Problem.

Wer ist denn der richtige Kunde?
Die richtigen Kunden sind zum Beispiel "Best -Ager", die sogenannte Generation Gold. Also nicht gerade die Familie mit zwei und mehr kleinen Kindern, bei denen das Badezimmer in Dauernutzung ist. Und bei Parkett in der Küche muss der Kunde als Empfänger dieser speziellen Leistung mit den normalen Spuren des Lebens, wie z.B. spritzendem Fett, leben können.

Holz ist ja auch nicht gerade die günstigste Variante im Feuchtraum...
Im Vergleich mit Kunststoff-Decks ist das Holz-Deck das teurere und wartungsintensivere Material. Aber aus technischer Sicht kann niemand etwas Negatives gegen Holz in diesen Bereichen sagen - vorausgesetzt der Kunde wird aufgeklärt und hat das Wissen bezüglich der speziellen Eigenschaften dieses tollen Materials auch vermittelt bekommen. Eine intensive Beratung mit vollständiger Aufklärung des Kunden ist wie immer der Schlüssel zum Erfolg.

Sind Ihrer Erfahrung nach Reklamationsschäden an Parkett in Küche/Bad häufiger als bei Verlegung in anderen Räumen?
Nein, das kann ich nicht bestätigen. Sicher auch weil die Verlegung in diesen Bereichen seltener vorkommt als in den übrigen Wohnbereichen. Zudem ist es glücklicherweise so, dass diese Arbeiten technisch anspruchsvoller sind und daher nicht von jedem "Carport-Aufsteller", ohne diesen Berufszweig diffamieren zu wollen, mitgemacht werden.

Geht es bei Schäden immer um Wasser als Ursache?
Nein nicht nur. Im Küchenbereich ist zum Beispiel eher das Problem, dass den Kunden nicht erzählt wurde, dass auch spritzendes Fett vom Braten auf dem Holzboden deutliche Spuren hinterlassen kann. Fehlende Pflege von geölten Oberflächen ist ein weiteres Problem.

Sind Schadensbilder Ihrer Erfahrung nach also eher auf Nutzungsfehler oder doch auf Verlegefehler zurückzuführen?
Da sich im Regelfall vielmehr die "wissenden" Kollegen an diese Arbeiten trauen, ist häufiger von Nutzungsfehlern auszugehen. Die Fehler reichen von falscher Pflege, falschen Reinigungs- und Pflegemitteln bis zu Versehen, wie z.B. stehendes Wasser, das nicht entfernt wurde, nasse Handtücher, die man liegen lässt und ähnliches mehr. Elementar wichtig ist regelmäßiges Lüften nach den Duschvorgängen und die Vermeidung hoher Luftfeuchten über einen längeren Zeitraum. Das Raumklima aus Temperatur und Luftfeuchte muss dauerhaft stimmen.

Welche Kenntnisse sollte ein Parkettleger mitbringen? Ist z. B. eine besondere Untergrundvorbereitung in Küche/Bad nötig?
In der Küche sind keine besonderen Anforderungen an den Unterboden zu stellen. Anders ist es im Badezimmer. Dem nicht so kundigen oder unsicheren Kollegen empfehle ich, sich mit seinem Hilfsstofflieferanten abzustimmen und sich Aufbauempfehlungen geben zu lassen.

Macht es aus Ihrer Sicht Sinn, Parkett in Bädern zu verlegen, wo kein Spritzwasserschutz besteht, etwa, wenn Badewannen frei im Raum stehen?
Auch mit diesen Badezimmern haben wir in unserer täglichen Arbeit gute Erfahrung gemacht. In diesen Fällen gilt, was ich schon hinsichtlich Sorgfalt in der Ausführung und Aufklärung des Kunden gesagt habe.

In Küche/Bad immer kleben! Gibt es eigentlich ungeeignete Klebstoffe?
Ich empfehle grundsätzlich bei diesen speziellen Anforderungen den Hilfsstofflieferanten um eine Aufbauempfehlung zu bitten. Das schafft Sicherheit für alle Beteiligten.

Was muss ein Parkett grundsätzlich für die Eignung in Küche/Bad mitbringen?
Man sollte in erster Linie träge, man kann auch sagen gutmütige, kleinporige Hartholzarten wählen. Nicht nur aus Tradition empfehlen wir lieber Massivholzdielen für solche speziellen Ausführungen und Anforderungen. Gleichwohl gibt es auch gute Mehrschichtprodukte. Die Dimension der Hölzer ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium: nicht zu klein und nicht zu groß!

Welche Holzarten sind am ehesten geeignet?
Als gut geeignet möchte ich die Holzarten Teak, Jatoba, Walnuss, Merbau nennen. Bedingt auch die Kirsche. Diese Holzarten sind ölhaltiger und harzreicher als andere Spezies. Allerdings haben wir auch schon gute Erfahrungen mit einer Eichendiele/Räuchereiche und Nussbaum machen können. Hier ist die Oberflächenbehandlung entsprechend anzupassen.

Halten Sie thermisch modifiziertes oder imprägniertes Holz für geeignet?
Als traditionell ausgerichteter Handwerker stehe ich persönlich mehr auf das unverfälschte, natürliche Material. Gleichwohl räume ich ein, dass es dabei um meine persönliche Meinung geht. Es gibt durchaus auch alternative, geeignete Produkte am Markt.

Was ist besser: massive oder mehrschichtige Parkettarten bzw. Konstruktionen?
Ich habe ja schon ausgeführt, in dieser Sache mehr oder weniger ein Traditionalist zu sein. Das bedeutet nicht die Ablehnung von moderner Technik oder anderer neuer Materialien, sondern ist meine persönliche Meinung und Lebenseinstellung. Das natürlich gewachsene Stück Holz ist für mich immer noch das Lieblingsmaterial und daher erste Wahl in meinen Beratungen. Natürlich gibt es im Mehrschichtbereich adäquate Alternativen. Die breite Angebotspalette ist doch schön für den Kunden. Grundsätzlich kommt es darauf an, welches Material beim jeweiligen Verleger das größte Vertrauen genießt und womit er die meiste Erfahrung hat.

Wie steht es um die Dichtigkeit der Fugen? Sind besondere Maßnahmen nötig?
Auf die Abmessungen der Verlegewerkstoffe habe ich bereits hingewiesen. Das bedeutet bei kleinen Abmessungen mehr Fugen, bei zu großen Abmessungen aufgrund der holztypischen, hygroskopischen Eigenschaften zwar weniger aber dafür möglicherweise größere Fugen. Klassisch bei Schiffsdeck-Verlegungen sind die typischen Neoprenfugen. Dieses Fugenmaterial kann farblich in Kontrasten oder farbähnlich eingebaut werden. Alternativ gibt es weitere Möglichkeiten die Fugen auszubilden.

Kopffugen oder Längsfugen - welche sind stärker gefährdet?
Vorteilhaft ist es, wenn man bei der Verlegung in Bädern auf eine Kopffuge verzichten kann. Ansonsten sollte immer auf die "richtige Lage" dieser möglicherweise notwendigen Fuge geachtet werden, also möglichst weg von zeitweise stehenden Wasserbereichen. Das reduziert Risiken.

Wie steht es um den "Abdichtungswahn", z.B. beim Wandabschluss? Welche Probleme kann das Abdichten erzeugen?
Schutz vor Wasser ja, aber man kann alles übertreiben! Auch hier gilt die richtige Aufklärung des Kunden. Es gibt die Möglichkeit, mit schicken Edelstahl-Profilen und darunter montierten Neoprenstreifen eine "ausreichende" Sicherheit einzubauen. Wer dann immer noch Bedenken und Ängste hat, der kann ja einen entsprechenden Bodeneinlauf planen.

Wie kann ein Parkettleger sein Gewährleistungsrisiko verringern? Was muss er seinem Auftraggeber mitteilen?
Die gesamte Ausführung von der Beratung über die Planung und die Verlegung bis hin zur Übergabe des Werkes mit entsprechenden Pflegehinweisen erfordert, den Kunden "mitzunehmen". Ein Beispiel sind unsere Fahrzeuge: die werden mit dickem Handbuch ausgeliefert, Ölwechsel werden zusätzlich auf der Armatur angezeigt. Das empfinden wir als normal. Damit vergleichbar ist die Aufgabe des Parkettlegers, mit den entsprechenden Hinweisen guten Kontakt zu den Kunden herzustellen. Warum sollen wir diese Kunden ohne wirklichen Grund zur Fliese schicken?
aus Parkett Magazin 01/20 (Wirtschaft)