Uzin Utz: Alternatives Absperren von zu hoher Restfeuchte
Weniger CO2 ist mehr
Uzin Utz will die CO2-Fußabdrücke seiner Produkte und Prozesse reduzieren - dafür setzen die Ulmer eine ganze Reihe von Maßnahmen um, wie sie auf der Jahrespressekonferenz ankündigten. Die Uzin-Verantwortlichen erläuterten dies am Beispiel der alternativen Restfeuchte-absperrung mit dem Hydro-Block-System, das Einsparpotenzial gegenüber klassischen Polyurethan- und Epoxy-Produkten bietet. Eine Erfolgsgeschichte schreibt der Verlegewerkstoffhersteller auch mit der Fortbildungveranstaltung Uzin Campus, die 2020 neu aufgelegt wird. Vorstand Philipp Utz stellte außerdem die neue Unternehmensstrategie "Passion" vor, die 2020 auf "Gold" folgt.Die Herangehensweise von Unternehmen aus der Fußbodenbranche an den Mega-Trend Nachhaltigkeit ist mannigfaltig. Der Vorstand der Uzin Utz AG hat bereits vor einem Jahr im Interview mit FussbodenTechnik angekündigt, dass Nachhaltigkeit und Digitalisierung Schwerpunkte der kommenden Jahre sein werden. In Ulm sei das Thema Nachhaltigkeit bereits seit vielen Jahren präsent. Zwei Beispiele: Bereits vor sechs Jahren brachte Uzin die Verlegewerkstoffrange Terraline auf den Markt, die die Wünsche nach nachhaltigen Produkten bediente. Langjährige Branchenteilnehmer dürften sich auch an die Uzin Ökoline (1996) erinnern, die emissionsarme Produkte umfasste.
Seit 2019 richtet die Uzin Utz Group nicht nur Produkte, sondern auch Prozesse ganz bewusst hinsichtlich der Reduktion des CO
2-Fußabdrucks aus. Wie die Marke Uzin mit Produktion, Produkten, Verpackungen und Recycling bisher und in Zukunft auf ökologische und internationale Anforderungen reagiert, erläuterte Jürgen Walter, Leiter der Business Unit Uzin, auf der Jahrespressekonferenz bei der niederländischen Tochtergesellschaft in Haaksbergen.
Ökologische Feuchtesperre
als Epoxy-Alternative
Bereits in den vergangenen Jahren rief Uzin jeweils einen Produkt-Schwerpunkt aus. Beispiele waren der Trockenkleber Sigan Elements und Elements Plus für Designbeläge (2016), das Parkettkleber-Sortiment um Uzin MK 85 Turbo (2015) und die Spachtelmassen Generation S (2017). Die 2019 vorgestellte ökologische Feuchtesperre mit dem Hydro-Block-System liegt den Ulmern so sehr am Herzen, dass sie sie über zwei Jahre auch im kommenden Jahr fokussieren.
Der Hintergrund ist plausibel: Ist die Restfeuchte eines Zementestrichs zum Verlegen des Belags zu hoch, muss sie abgesperrt werden. "Da das Treibhauspotenzial generell bei Epoxy-Systemen hoch ist, und deren Transportgebinde nur mit hohem Aufwand recycelbar sind, bieten wir eine vollwertige ökologische und verarbeitungsfreundliche Alternative zur konventionellen Feuchteabsperrung an", erläuterte Walter die Motivation. Alle drei Bestandteile des Systems, nämlich zwei Spezialgrundierungen und eine feuchtebeständige Systemspachtelmasse, sind mit Emicode EC1 Plus und dem Blauen Engel gekennzeichnet und werden in umweltfreundlichen Verpackungen angeboten.
as Uzin Hydro Block-System weist einen um 64 % geringeren Primärenergiebedarf auf und ein um 60 % niedrigeres Treibhauspotenzial als zur Feuchteabsperrung eingesetzte Epoxidharz- und Polyurethanprodukte. "Zukünftige CO
2-Einsparung möchten wir mit einem Online-Rechner auf unserer Homepage für die Kunden sichtbar machen und gleichzeitig dazu animieren, CO
2 einzusparen", kündigte Walter an. In Haaksbergen rechnete er für eine Beispielfläche von 1.000 m
2 vor, dass eine konventionelle Epoxy-Feuchteabsperrungssystem einen Fußabdruck von 5.500 kg CO
2 verursachen würde. Wer stattdessen zum Hydro-Block-System greift, spart 3.300 kg CO
2 ein. Zur Verdeutlichung der Größenordnung nannte Walter folgenden Vergleich: "Die gesparte CO
2-Menge entspricht ungefähr einer Autofahrt von 17.400 km bei einem Benzinverbrauch von 8 Litern pro 100 km."
Wie Nachhaltigkeit
mit Leben gefüllt wird
Der ganzheitliche Nachhaltigkeitsansatz prägt die Kernwerte der Uzin Utz Group nun schon in der vierten Generation. "Unsere Produkte sind inzwischen zu über 95% sehr emissionsarm und mit Emicode EC1 Plus gekennzeichnet. Die ersten umweltfreundlichen Klebstoffe führte mein Vater Dr. H. Werner Utz bereits Mitte der 1980er-Jahre ein, den kompletten Lösemittelaustieg bei Klebstoffen vollzog Uzin 2011, als Vorreiter in der Branche", erläuterte Philipp Utz.
In mehreren Gesellschaften wurden mit Cube-it-simple alternative umweltfreundliche Verpackungen eingeführt, die aus einem gut stapelbaren Umkarton aus Altpapier und einem Innenbeutel aus Kunststoff bestehen. Im Vergleich zum herkömmlichen Kunststoffkanister liegt die benötigte Kunststoffmenge bei der Cube-it-simple-Verpackung um 75 % niedriger. Aktuell wird der Einsatz von Kunststoffkanistern aus recyceltem Kunststoff (PCR) begonnen und nach und nach ausgeweitet. Bis Ende 2020 sollen rund 500 t recycelte Kanister-Verpackungsmaterialien verwendet werden.
"Passion"
folgt auf "Gold"
"Wir richten unsere Unternehmensaktivitäten seit jeher auf Nachhaltigkeit aus und wollen auch in Zukunft diesen Ansatz weiterverfolgen", betonte Philipp Utz. 2019 wurde eine Nachhaltigkeitsmatrix eingeführt, die relevante Themen bestimmten Handlungsfeldern zuordnet. Entstanden ist das 4-Säulen-Modell der Uzin Utz Group - Planet, People, Profit sowie Products und Services. "In der Strategie der kommenden Jahre sollen ein konzernweites Innovationsmanagement und eine stärkere internationale Ausrichtung vorangetrieben werden", verdeutlichte Philipp Utz die Zielrichtung der neuen Strategie "Passion", das auf das bisherige "Gold" folgt (vgl. nebenstehende Erklärung).
"Da der Markt sich strukturell national sowie international verändert, wollen wir neben unseren erfolgreichen Produkten im Premium-Segment individuell maßgeschneiderte Produkte im Standardsegment auch für das bodennahe Handwerk anbieten", so Utz. "Insgesamt wird nachhaltiges Denken in vielerlei Hinsicht unser Handeln prägen. Einen internen und externen Code of Conduct’, eine Roadmap, zum ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz gibt es bereits."
Uzin Campus: Teil 2 folgt 2020
Die Ulmer blickten anlässlich der Jahrespressekonferenz auch auf den ersten Uzin Campus 2018 zurück. Die erste Praxis-Veranstaltung mit individuellen Workshops war mit 620 Teilnehmern ausverkauft. "Das war für die Kunden und uns gleichermaßen ein einmaliges Erlebnis", freute sich Walter. Das positive Feedback hat die Ulmer bewogen, Teil zwei anzugehen. "Wir sind dabei, unter Einbezug unseres Kundenbeirats, aktuelle Themen und Seminarinhalte für die Workshops zusammenzustellen", blickte Walter ins kommende Jahr. Am 2. Oktober 2020 folgt die Neuauflage in der Donauhalle in Ulm, diesmal mit einer gesplitteten Tages- und die Abendveranstaltung. Ab der Domotex 2020 können sich Teilnehmer anmelden.
Auf Gold folgt Passion
Für die Jahre 2014 bis 2019 hatte der damalige Vorstandsvorsitzende Thomas Müllerschön Uzin Utz ein ambitioniertes Wachstumsprogramm aufgelegt, das eine jährliche Umsatzsteigerung von 10 % vorsah. Für Ende 2019 sollte das Umsatzvolumen auf 400 Mio. EUR und einen Marktanteil von 18 bis 28 % in den definierten Fokusregionen steigen. Mit 186,3 Mio. EUR für das erste Halbjahr 2019 sieht sich Uzin "voll im Soll", um das gesteckte Ziel zu erreichen.
Für 2020 bis 2025 lüftete Vorstand Philipp Utz das Geheimnis um das Nachfolgeprogramm. Es heißt Passion und steht auf vier Säulen: Planet, Profit, People sowie Products & Services. Der Umsatz der gesamten Gruppe soll danach in den kommenden fünf Jahren auf 550 Mio. EUR anwachsen.
aus
FussbodenTechnik 01/20
(Wirtschaft)