Mapei

Günther Hermann übergibt Staffelstab an Bernd Lesker

Nach 35 Jahren in der Bauchemie hatte der Leiter des Technischen Marketings bei Mapei, Günther Hermann, am 31. Oktober 2019 seinen letzten Arbeitstag und trat in den Ruhestand ein. 1983 startete Hermann seine berufliche Karriere bei PCI in Augsburg, war dort zuständig für die Entwicklung von Pulverprodukten. 1989 wechselte er als Manager für Forschung und Entwicklung zu Schönox. 2003 trat er seine Position bei Mapei an. Den Staffelstab übergab Hermann nun an Bernd Lesker. Im Interview mit FussbodenTechnik blickt der 65-Jährige auf eine bewegte Karriere zurück, während Bernd Lesker die kommenden Herausforderungen schildert.

FussbodenTechnik: Herr Hermann, was war in 35 Jahren Bauchemie besonders spannend?

Günther Hermann: Als ich 1983 angefangen habe, hatte die Bauchemie noch einen Schmuddelkind-Charakter. Privat wurde ich damals gefragt, wie ich es mit meinem Gewissen vereinbaren könnte, in der Bauchemie zu arbeiten. Ich habe geantwortet, dass jeder Atemzug Chemie ist. Wenn man die Chemie verdammt, müsste man umgehend alles einstellen. Das Image hat sich recht zügig gewandelt zu einer sauberen Chemie. Es war sehr spannend, diese Entwicklung zu beobachten.

FT: Was hat Ihnen an der Bauchemie besonders gefallen?

Hermann: Vor allem die dynamische Entwicklung durch das Anstoßen von Prozessen. Etwa die Entstehung des Emicodes als Gegenstück zum Blauen Engel. Anfangs haben nur zehn Unternehmen mitgemacht bei der Zertifizierung von emissionsarmen Produkten, heute sind es um die 150. Sogar im Ausland wird der Emicode mittlerweile nachgefragt. Das System hat überzeugt. Ähnlich zügige Prozesse erleben wir bei der Normierung.

FT: Sie waren unter anderem im BEB-Arbeitskreis Bodenbeläge und in der Technischen Kommission Bauklebstoffe (TKB) tätig. Was bedeutet die Verbandsarbeit für Sie?

Hermann: Wenn man etwas bewegen möchte, muss man sich in den Verbänden engagieren. Die TKB bildet einen Querschnitt unserer Branche ab. Spannend war dabei das Balancespiel zwischen Konkurrenzdenken und dem gemeinsamen Vorankommen. Bernd Lesker soll meine Funktionen in den Verbänden nach Möglichkeit vollständig übernehmen, Genaueres werden die Wahlen entscheiden. Mir ist wichtig, dass das Netzwerk, das ich in 35 Jahren aufgebaut habe, weiter genutzt wird.

FT: Was war Ihr persönliches Highlight bei Mapei?

Hermann: Das fantastische Verhältnis zum kürzlich verstorbenen Konzernchef Dr. Giorgio Squinzi. Er hatte ein großes persönliches Interesse an Deutschland, hat perfekt Deutsch gesprochen, da er früher bei Bayer gearbeitet hat. Aus eigener Kraft hat er die Gesellschaft Mapei USA aufgebaut. Jedes Jahr hat Mapei weltweit mindestens drei Werke zusätzlich errichtet. Als Eigentümer war Dr. Squinzi sehr aufs Detail fokussiert: Er wusste genau, was unsere Produkte konnten und was nicht.

FT: Was hat Ihnen in den 35 Jahren nicht gefallen?

Hermann: Ich habe erlebt, dass in bestimmten Arbeitskreisen versucht wurde, die Wettbewerber zu disziplinieren. Das finde ich schade. Dieses Unterbuttern der kleinen Unternehmen hat mir nicht gefallen.

FT: Worauf freuen Sie sich in Ihrem Ruhestand am meisten?

Hermann: Dass ich endlich Zeit habe für Dinge, die ich sonst immer geschoben habe, wie etwa drei Wochen an die Nordsee zu fahren und dort mit meinem Hund spazieren zu gehen. Oder mit dem Cabrio durch die Alpen zu fahren, oder drei Wochen Mallorca. Endlich Urlaub am Stück.

FT: Werden Sie sich ehrenamtlich engagieren?

Hermann: Ich werde beim Bergwald-Projekt mitarbeiten. Dabei werden vor allem in Deutschland Wälder aufgeforstet. Ich ziehe die Gummistiefel an und packe mit an.

FT: Herr Lesker, können Sie kurz Ihre bisherige Karriere skizzieren?

Bernd Lesker: Ich habe eine Ausbildung zum Maurer absolviert, habe anschließend das Fachabitur gemacht und ein Studium zum Bauingenieur abgeschlossen. Danach war ich in der Anwendungstechnik bei Botament tätig. Durch eine Anzeige bin ich schließlich auf die Stelle als Assistent in der Anwendungstechnik bei Mapei aufmerksam geworden.

FT: Was sind die kommenden Herausforderungen bei Mapei?

Lesker: Wir werden die bisherigen Aufgaben von Günther Hermann weiter aufspalten. Unser Geschäftsfeld ist seit 2003 bestimmt um das Fünf- bis Siebenfache gewachsen. So haben wir unter anderem Maik Evers für die Anwendungstechnik und Tobias Krüger für das Produktmanagement eingestellt. Ich werde mich schwerpunktmäßig um die Weiterentwicklung des Marktes kümmern und die Schnittstelle zwischen Deutschland und der Zentrale in Mailand sein. Für uns wird das Produktmanagement immer wichtiger, wir wollen näher an den Markt rücken - etwa durch unsere Kampagne "Freunde fürs Legen". Es gilt, zuzuhören und Informationen zu bündeln. Das Ziel ist, mehr Marktanteile zu gewinnen und zu wachsen.

FT: Wie laufen die Vorbereitungen auf die Domotex 2020?

Lesker: Wir wollen innovative Produkte präsentieren und damit den Markt prägen - etwa neun neue Produkte werden wir in Hannover zeigen. Darunter werden ein neuer Parkett-Leichtklebstoff und der Relaunch unserer Gipsspachtelmassen sein - so viel kann ich vorab verraten.
Günther Hermann übergibt Staffelstab an Bernd Lesker
Foto/Grafik: SN-Verlag
Bernd Lesker übernimmt den Staffelstab von Günther Hermann, der am 31. Oktober 2019 seinen letzten Arbeitstag als Leiter des Technischen Marketings bei Mapei gehabt hat.
Günther Hermann übergibt Staffelstab an Bernd Lesker
Foto/Grafik: SN-Verlag
Im Gespräch mit FussbodenTechnik-Chefredakteur Christian Harder (rechts) blickt Günther Hermann auf 35 Jahre in der Bauchemie zurück. Sein Nachfolger Bernd Lesker (links) gibt einen Ausblick auf künftige Herausforderungen.
aus FussbodenTechnik 01/20 (Wirtschaft)