Downpass:

Tierschutz vom Ei bis zum Fertigprodukt


Mainz. Orientierung im Qualitätsdschungel: Der Downpass fördert durch strikte einheitliche Auditierungsvorgaben Tierwohl und Tierschutz in 54 Ländern der Erde. "Wir kommen unserem Ziel, weltweit den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu propagieren und Transparenz in der Lieferkette zu vergrößern, Schritt für Schritt näher", erklärte Dr. Juliane Hedderich, Geschäftsführerin des Downpass e.V., auf der Heimtextil. "Tierschutz in Verbindung mit gesicherter Produktqualität zeichnen uns aus."

Gemeinsam mit Bardo Hildmann, Geschäftsführer von Betten Zellekens aus Frankfurt, referierte Hedderich im Sleep-Forum in Halle 11 über die Marktbedeutung des Zero-Tolerance-Standards. Beide gaben ihre Erfahrungen weiter, wie man dieses Argumentationsbündel dem Endkunden überzeugend präsentiert.

Der Downpass startet 2020 in sein viertes Jahr. "Wir sind auf viele engagierte Unternehmen in Landwirtschaft, Industrie und Handel getroffen, die sich sehr für Rückverfolgbarkeit und ethisch korrektes Sourcing von Daunen und Federn einsetzen", erklärte Hedderich. "Im Vergleich zu 2017 stieg die Zahl der auditierten Farmen 2018 um 15 Prozent, die der Produktionsstätten um 61 Prozent." Die große Akzeptanz belege nicht nur die kontinuierlich wachsende Zahl dieser Auditierungen, sondern auch die Tatsache, dass die Anzahl der 2017 in Verkehr gebrachten Siegel (rund 1,3 Mio.) bis zum Anfang diesen Jahres auf mehr als 3,9 Mio. gewachsen ist.

Aus Handelssicht würden die Themen Tierschutz, Qualität und Herkunft der Daunen die Kaufentscheidung der Verbraucher aktuell zwar mehr beeinflussen als Argumente des Klimawandels, erläuterte Bardo Hildmann. Der für Einkauf- und Sortimentspolitik verantwortliche Geschäftsführer von Hessens größtem Bettenhaus bewertet den Downpass als Profilierungs-Tool für den stationären Handel und betonte: "Die Einstellung des Konsumenten zum Klimawandel ändert sich gerade und wird in Zukunft immer wichtiger werden."

Dass hier noch Optimierungsmöglichkeiten und Wachstumspotential bestehen und der Handel dabei eine entscheidende Rolle in seiner Beratungskompetenz spielt, erläuterte im zweiten Downpass-Vortrag Ines Chucholowius (IConsulting Unternehmensberatung). Das Verkaufsgespräch am Point of Sale müsse zunehmend auf Rückverfolgbarkeit, Tierschutz, Nachhaltigkeit und Klimawandel einzahlen. Dabei sind anerkannte Siegel, die eine ebensolche Sortimentspolitik für Daunen und Federn des Händlers belegen, von wachsender Bedeutung, indem sie am Point of Sale aussagekräftig Argumente bündeln und Engagement und Glaubwürdigkeit in Sachen Qualität, Tierschutz und Nachhaltigkeit abbilden.

Als Füllmaterial verwendete Daunen und Federn sind Nebenprodukte der Geflügelfleischproduktion auf den verschiedensten Kontinenten - ein Großteil wird aus Asien eingeführt. Nicht überall sind die Tierschutzanforderungen ebenso hoch wie in Europa - Anlass genug für die Industrie, ihre globalen Lieferketten von der Farm bis zum Endprodukt kontrollieren und überwachen zu lassen. Mitarbeiter unabhängiger Kontrollinstitutionen besuchen weltweit - von Asien, über Nordamerika bis Europa - Gänse- und Entenfarmen und inspizieren vor Ort die Haltung der Tiere. Sie kontrollieren deren Aufzucht und prüfen auch unangekündigt, ob alles den strengen, über das gesetzliche Maß hinausgehenden Vorgaben entspricht. Erst dann dürfen die Daunen und Federn für Downpass-Produkte verwendet werden.

Die Einnähpflicht für mit dem Downpass gesiegelte Bettwaren in Verbindung mit einer produktindividuellen Nummer auf jedem einzelnen Etikett bedeuten Klarheit und Transparenz: Jedes Produkt ist anhand der Ziffernkombination rückverfolgbar - Produzent und Füllmaterial sind identifizierbar und ihre Auditierung überprüfbar. Im stationären wie im Onlinehandel werden Bettwaren und Kissen übrigens verdeckt aufgekauft (Mystery Shopping), um zunächst die gültige Auditierung zu prüfen und anschließend durch unabhängige Labore testen zu lassen, ob wirklich die geforderte Top-Qualität in das Produkt verfüllt wurde.

Seit 2019 bietet die Downpass-Website einen direkten Online-Check an, so dass jeder Händler oder Verbraucher durch Eingabe der Prüfziffern sofort abfragen kann, ob mit dem gesiegelten Produkt ein gültiges Audit verknüpft ist. An der Entstehung des Rückverfolgbarkeits- und Qualitätsstandards waren Agrarwissenschaftler, Veterinäre, Bettwarenproduzenten und Tierschutz- und Zertifizierungsorganisationen gemeinschaftlich beteiligt.

Der Downpass gilt als Best Practice für eine artgerechte Tierhaltung und Tierschutz vom Ei bis zum Fertigprodukt und schließt durch die Beschränkung auf die beiden Top-Qualitäten nach der europäischen Norm EN 12934, die für die Füllung verwendet werden dürfen, eine Qualitätskontrolle mit ein. 2019 hat zur Weiterentwicklung des Standards eine breit angelegte Testphase begonnen, die sich auf die Kontrolle von Gänsefarmen mit einem Besatz von 100% Elterntieren konzentriert, um ein eventuelles Lebendrupfrisiko auszuschließen. Gemischter Besatz (Küken, Jung- und Elterntiere) wird bereits obligatorisch kontrolliert.
aus Haustex 02/20 (Wirtschaft)