DAW SE
DAW seit 125 Jahren mit Innovationen auf der Erfolgsspur
Die DAW feierte mit rund 200 Gästen ihr 125-jähriges Bestehen bei einem Festakt am Stammsitz in Ober-Ramstadt. Geboten wurden Geschichte, Wissenswertes, Neuheiten und Musik. Für die Mitarbeiter ist ein Sommerfest geplant. Innovationen und Umweltschutz ziehen sich wie ein roter Faden durch die 125-jährige Geschichte der DAW. Darauf verwies der geschäftsführende Direktor Dr. Ralf Murjahn beim Festakt, mit dem das Familienunternehmen exakt 125 Jahre nach der Gründung in Ober-Ramstadt in das Jubiläumsjahr startete. Daran nahmen rund 200 Gäste aus Politik und Wirtschaft teil -
darunter Kunden, Lieferanten, lokale Honoratioren sowie ehemalige Mitarbeiter. Für festliche Musik sorgte das Da-Ponte-Streichquartett mit Werken, die wie die DAW 1895 ihre Geburtsstunde hatten.
"Bei aller Bescheidenheit lässt sich feststellen, dass die DAW die Entwicklung unserer Branche in den vergangenen 125 Jahren mit zahlreichen innovativen Pionierleistungen mit geprägt hat - von der ersten kaltwasserlöslichen Pulverfarbe Alpinaweiß 1909 und dem neuartigen Bindemittel 1927, aus dem von Dr. Robert Murjahn die erste Dispersionsfarbe weltweit rezeptiert wurde, über die erste Wärmedämmung 1957, die erste E.L.F.-Farbe 1985 oder die erste konservierungsmittelfreie Farbe 2001", zeichnete CEO Dr. Ralf Murjahn den Weg des deutschen Marktführers für Bautenanstrichmittel auf. Das Unternehmen sei ein Pionier umweltfreundlicher wässriger Anstriche. Dieser Ausrichtung bleibe man treu und blicke optimistisch in die Zukunft, was durch das Logo "125+" unterstrichen wird. Führende Profi-Marke der DAW ist Caparol.
Zukunftsweisende Projekte
Die Basis des Erfolgs bilden außer Innovationen hohe Investitionen, die von unternehmerischem Mut zeugen. So wird in diesem Frühjahr am Stammsitz mit dem Bau eines modernen Logistikzentrums begonnen. Zudem werden zahlreiche Neuheiten entwickelt, die dem Handwerk Mehrwert bieten und Umweltschutzaspekte berücksichtigen. Beim Festakt präsentierten DAW-Wissenschaftler unter dem Titel "Abenteuer Forschung" zukunftsweisende Projekte. Dabei lag der Fokus auf den gesellschaftlichen Trends Nachhaltigkeit, Gesundheit, Effizienz und Design.
Maßgebliches Ziel der DAW ist es, fossile Rohstoffe durch nachwachsende zu ersetzen. Dies ist dem Unternehmen beispielsweise mit Lasuren und Holzölen zum nachhaltigen Schutz von Holzoberflächen gelungen, bei deren Herstellung Leindotteröl als Bindemittel genutzt wird. Leindotter wächst mit Erbsen auf einem Feld. Damit gehen keine zusätzlichen Flächen für die Nahrungsmittelproduktion verloren.
Für die Moosfassade Aerocare kombinierten die DAW und Green City Solutions natürliche Materialien und sogar Organismen mit High-Tech. Das Produkt dient dazu, die Luftqualität in Städten platzsparend zu verbessern. Die Moosfassade filtert organischen Feinstaub aus der Luft. Zugleich ist Moos ein gestalterisches Designelement.
Auch mit dem seriellen Bauen beschäftigt sich die DAW. Durch die maschinelle Applikation, geringen Reinigungsaufwand und schnelle Trocknung werden neue Anforderungen an die Produkte gestellt. Deshalb wird an einer neuen Klebermasse gearbeitet, die auf der Hybrid-Technologie basiert. Sie verbindet die Vorteile pastöser und mineralischer Produkte in einem Material und erlaubt es deshalb, bei der Vorfertigung in der gleichen Zeit mehr Module für die Fassadendämmung zu bauen.
Beim Thema Farbberatung beim Kunden verwiesen die Wissenschaftler auf das mobile Farbmessgerät Color Reader und die Spectrum-Gestaltungssoftware. Im Rahmen des i-Tint-Projektes arbeiten sie daran, die Digitalisierung für zusätzlichen Service beim Beratungsgespräch zu nutzen. Die DAW-Experten haben die Software so programmiert, dass für die jeweils vorgesehenen Gestaltungsvarianten echte Farbtonmuster für die Erstellung von Probeflächen im eigenen Heim bestellt werden können.
Erfolg und Verantwortung
"CO
2-neutrale Produktion, regionale Verhaftung, hohe Innovationskraft und damit internationale Wettbewerbsfähigkeit - die DAW verdeutlicht beispielhaft, wie sich wirtschaftlicher Erfolg und unternehmerische Verantwortung, Ökonomie und Ökologie verbinden", hob der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hervor. "Und damit zeigen sie auch, welchen Beitrag die Chemiebranche auf dem Weg in eine nachhaltige Wirtschaftsweise leisten kann."
Offiziell begann die Erfolgsgeschichte des in fünfter Generation geführten Familienunternehmens zwar am 15. Januar 1895 mit der Eintragung der Deutschen Amphibolin-Werke von Robert Murjahn im Handelsregister in Hamburg. Doch eigentlich war dies nur ein Neustart. Denn schon sechs Jahre zuvor hatte der Vater von Robert Murjahn, der Hamburger Kaufmann Eduard Murjahn, die Deutschen Amphibolin-Werke von Eduard Murjahn gegründet, nachdem er im Odenwald beim Schürfen statt auf Mangan auf Amphibol gestoßen war.
Der Fund weckte Murjahns Erfindergeist. Nach vielen Experimenten gelang es ihm, aus dem Mineral ein pulverartiges Fabrikat herzustellen, das er fortan in Ernsthofen im Odenwald zur Produktion von Verputz- und Anstrichmitteln sowie Rostschutzfarben und Feuerschutzmitteln nutzte. Doch 1894 meldete die Firma Konkurs an. Sohn Robert wagte ein Jahr später mit den Deutschen Amphibolin-Werken von Robert Murjahn eine Neugründung und entwickelte mit Amphibolin ein Verputzpulver, das ohne Amphibol auskommt. Dessen Vorkommen war nämlich schnell erschöpft.
Caparol kommt auf den Markt
Fünf Jahre nach offizieller Gründung zog das Unternehmen nach Ober-Ramstadt um, wo es zunächst Murjahns Anstrich-Pulver Amphibolin herstellte. Im Jahr 1901 kam die in kaltem Wasser lösliche geleimte Kreide unter der Marke Alpina-Weiß auf den Markt. Chemiker und Gründer-Sohn Dr. Robert Murjahn, der 1927 in das Unternehmen eintrat, entwickelte 1928 das wässrige Emulsionsbindemittel Caparol, dessen Bezeichnung sich aus den Anfangsbuchstaben der drei Bestanteile Casein, Paraffin und Holzöl zusammensetzt. 1936 setzte Dr. Robert Murjahn erstmals eine Acryldispersion anstelle von Öl in seinem Caparol-Binder ein. Die Caparol-Paste Ölfrei markierte weltweit den Beginn der modernen Dispersionsfarbentechnologie.
Dr. Klaus Murjahn, inzwischen Firmenchef, stellte 1985 die weltweit erste emissionsminimierte und lösemittelfreie (E.L.F.) Innenfarbe Indeko-plus vor. Anfang der 1990er Jahre investierte er kräftig in das Werk und ließ es zum 100-jährigen Bestehen im Jahr 1995 für 100 Mio. DEM (rund 51 Mio. EUR) renovieren. Zudem übernahm er 1992 von der Treuhandanstalt die Lacufa AG Lacke und Farben in Berlin. Mit diesem neuen Schwerpunkt in Ostdeutschland gelang die Expansion in die osteuropäischen Märkte. Aufgrund der historischen Nähe zum Handwerk initiierte Dr. Klaus Murjahn zu seinem 75. Geburtstag den Dr. Murjahn-Förderpreis, der jedes Jahr an herausragende Arbeiten und Projekte im Maler- und Lackiererhandwerk vergeben wird.
Sohn Dr. Ralf Murjahn ist seit 2001 in der DAW-Geschäftsführung tätig und übernahm 2008 den Vorsitz. Er firmierte das Unternehmen 2013 in eine Europäische Aktiengesellschaft (Societas Europaea, SE) um. Seither wurden 15 Fabriken neu gebaut oder erweitert, die Hälfte davon in Osteuropa. Die Gruppe zählt heute 33 Werke, verteilt in ganz Europa, China und seit 2013 auch in Dubai. Eine der modernsten Lackfabriken Europas eröffnete die DAW im vergangenen Jahr in Polen.
Wie Murjahn betonte, wird das Unternehmen als Innovationsführer der Branche auch in Zukunft den Ehrgeiz haben, seinen Wissensvorsprung auszubauen und Kunden nachweisbare Produktvorteile zu bieten. "Daher senken wir auch in konjunkturschwachen Zeiten den Forschungsetat nicht", sagte er und verwies darauf, dass der Schwerpunkt der Forschung auf Produkten aus der Natur und der Entwicklung von Farben auf Basis nachwachsender Rohstoffe liegt.
Aber auch die gestalterische Seite kommt nicht zu kurz. Dr. Ralf Murjahn initiierte 2017 die Kollektion Caparol Icons, die unter Leitung seiner Schwester, der Kunsthistorikerin Annika Murjahn, von einem Team aus Farbdesigern, Trendforschern und Innenarchitekten konzipiert wurde.
Die Innovationen waren und sind der Motor des Wachstums bei der DAW. Ralf Murjahn betonte darüber hinaus zwei weitere Werte. Nach seinen Worten ist es der Anspruch des Unternehmens, in hanseatischer Tradition stets ein fairer und zuverlässiger Partner für Kunden, Geschäftspartner und Mitarbeiter zu sein. Der dritte Wert sei für ein Familienunternehmen essenziell, nämlich "die Möglichkeit, weitgehend unabhängig von äußeren Einflüssen und externen Finanziers langfristig denken und entscheiden zu dürfen".
Dieser Familiengedanke findet sich auch im Slogan des Jubiläumsjahres "We are family" wieder, mit dem 2020 viele Aktionen verknüpft sein werden, darunter ein Sommerfest für die Mitarbeiter. |
cornelia.kuesel@snfachpresse.de
aus
BTH Heimtex 03/20
(Wirtschaft)