Belétage Hamburg
Belétage Hamburg kann auf Anhieb überzeugen
Die Belétage, 2011 als "Zwischen-Veranstaltung" zur Casa in Salzburg ins Leben gerufen, hat bei ihrer Auslandspremiere in Hamburg aus dem Stand heraus überzeugt. Aussteller und Veranstalter waren gleichermaßen zufrieden mit dem Event für Stoffe und Design. Nach einem mit Messen prall gefüllten Januar fand die erste Belétage Hamburg am 4. und 5. Februar 2020 in der Kuppel statt, einer Location an der Trabrennbahn, die mit ihrem Zirkuszelt-Charme so rein gar nichts mit den herkömmlichen Messeplätzen gemein hat. Die 37 Aussteller aus acht Ländern (Italien, Schweiz, Frankreich, Belgien, Großbritannien, Niederlande, Deutschland und Österreich) verwandelten sie jedoch in einen stimmungsvollen Ort der schönen Wohntextilien und Accessoires und präsentierten gut 900 Fachbesuchern ihre aktuellen Kollektionen. Dabei setzte sich die Ausstellerschaft bunt zusammen aus Textilverlagen, Anbietern von Gardinen, Deko- und Möbelstoffen, Sicht- und Sonnenschutz, Accessoires sowie Importeuren und Großhändlern.
Die ungewöhnliche, weil runde Kuppelarchitektur sorgte im Zusammenspiel mit der farbig unterlegten Beleuchtung für eine besondere Stimmung. Über das gesamte Ausstellungsgelände verteilte Snack- und Getränke-Inseln - die Jedermann kostenlos zur Verfügung standen - schufen eine entspannte Atmosphäre, in der sich in Ruhe vertiefende Gespräche führen ließen. Es herrschte im positivsten Sinne Arbeitsstimmung.
Aufbruchsstimmung lag in der Luft
Zufriedene Gesichter und das geschäftiges Treiben an beiden Tagen hatten sogar etwas von Aufbruchsstimmung. Nach eher ernüchternden zurückliegenden Monaten war das ohne Zweifel genau das Signal, auf das die Branche so dringend gewartet hat. Hier in Hamburg war es klar zu vernehmen.
Reed-Exhibitions Österreich betrat als Veranstalter mit dem Engagement in Deutschland Neuland, allerdings mit eingeschränktem Risiko. Denn der Impuls, eine Veranstaltung in Norddeutschland zu etablieren, kam aus Ausstellerkreisen der Salzburger Belétage. Hier war die Idee entstanden, nach dem Prinzip "Hin zum Kunden" eine regionale Veranstaltung zu realisieren, bei der Aufwand und Nutzen in einem wirtschaftlich vernünftigen Verhältnis für Aussteller und Besucher stehen. Hamburg als Einzugsgebiet mit Potenzial, engagierte Aussteller, ein stimmiges Veranstaltungskonzept, eine unkonventionelle Location, das Ganze koordiniert von einem professionellen Veranstalter mit Branchen-Know-how - so fasst es Paul Hammerl von der Reed Messe Salzburg zusammen (siehe Interview). Die Rahmenbedingungen waren in der Tat günstig.
Einer der Mitinitiatoren der Belétage Hamburg ist Andreas Klenk. Im Gespräch mit BTH Heimtex betonte der Geschäftsführer von Saum & Viebahn und Heco die Bedeutung von regionalen Messen für die Branche: "Wir freuen uns darüber, das Erfolgskonzept aus Salzburg in den hohen Norden gebracht zu haben. Ich glaube fest daran, dass es richtig ist, kurze und kleine Events zu machen, wo wir als Lieferanten eine Plattform schaffen, um mit Kunden in Kontakt zu kommen und unsere Produkte zu präsentieren. Denn es ist einfach so, dass wir unsere klassischen Kunden auf den großen internationalen Messen leider nicht mehr abholen. Daher hoffen wir, die Belétage Hamburg die nächsten Jahre als optimale Plattform ausbauen und als jährlich wiederkehrendes Event nach vorne bringen zu können."
"Große Messen können
Regionalität nicht spielen"
Auch wenn eine regionale Veranstaltung wie die Belétage nicht mit einer internationalen Messe wie der Heimtextil vergleichbar ist, war genau das vielerorts Gesprächsthema. Peter J. Schoeder, Leiter MZE/2 HK, brachte es auf den Punkt: "Die Belétage in Hamburg ist ein interessantes Messeformat mit regionalem Bezug. Das ist ihr USP, denn große Messen können Regionalität nicht spielen. Die Belétage hat den typischen Charakter einer Ordermesse, so wie früher einmal die Raumausstattung in Dortmund, und dieses Konzept passt gut nach Deutschland. Dessen ungeachtet bleibt die Heimtextil als die internationale Veranstaltung die Leitmesse unserer Branche."
Heinz Wymetal-Fleischmann, Geschäftsführer Englisch Dekor, zählt ebenfalls zu den Mitinitiatoren des Hamburger Messe-Ablegers und zog ein positives Resümee: "Die Belétage Hamburg ist für uns ein ganz wesentliches Event, da wir bis jetzt noch keine Möglichkeit hatten, in Norddeutschland auszustellen und unsere Produkte zu zeigen. Den Rahmen, den Reed Exhibitions hier in Hamburg geschaffen hat, ist genial und gefällt mir sehr gut. Wir sind bei einer nächsten Ausgabe und die kommenden Jahre fix mit dabei."
Thomas Schmölz, Verkaufsleiter bei Kobe Interior Design, bezeichnete die Belétage Hamburg als "gelungenen Auftakt". Schmölz wörtlich: "Ich war schon vom neuen Casa-Konzept in Salzburg sehr angetan, aber die Belétage in Hamburg hat das für mich noch einmal getoppt. Gute Location, gute Stimmung, gut organisiert, unkompliziert - so wie wir es von Reed Exhibitions gewohnt sind. Ich könnte mir zukünftig auch eine Belétage in Düsseldorf vorstellen, auf jeden Fall einen Termin zu Beginn des Jahres im einjährigen Turnus im Norden Deutschlands. Die Region braucht eine solche Messe, das war deutlich zu spüren. Diese Stimmung müssen wir jetzt ausnützen".
Es bleibt abzuwarten, ob und mit welchem Konzept die Macher auf den Wunsch zahlreicher Aussteller in Hamburg reagieren werden, die Belétage im Jahres-Turnus in Deutschland zu organisieren. Fest steht indes, dass sich die Zufriedenheit von Besuchern und Ausstellern - und damit an Messeveranstaltungen insgesamt - nicht länger nur an abstrakten Zahlen bemessen lässt, sondern immer stärker an soften Wohlfühl-Faktoren.
| michaela.fischer@snfachpresse.de
aus
BTH Heimtex 03/20
(Wirtschaft)