Dr. Gerhard Grüll und Dr. Andreas Fischer über strukturierte Parkettböden
Erst Oberfläche schützen, später dem Schmutz zu Leibe rücken
Surf-Parquet, dieser griffige Projektname, hat nichts mit Wellenreiten zu tun. Gemeint ist der Begriff Surface, zu Deutsch "Oberfläche". Dahinter steckt ein Gemeinschaftsvorhaben von Holzforschung Austria und des Instituts für Holztechnologie Dresden. Zwei Ziele werden angepeilt. Erstens die Entwicklung chemisch beständiger Oberflächenbeschichtungen für strukturierte Parkettböden. Zweitens Reinigungs- und Sanierungskonzepte für eben diese Holzböden. Einer der Hintergründe des Gemeinschaftsprojekts Surf-Parquet ist nicht überraschend: Holzböden stehen in Konkurrenz zu Vinyl- und Laminatböden und werden häufig als pflege- und reinigungsintensiver als diese eingeschätzt. Um im Wettbewerb nicht ins Hintertreffen zu geraten, sollen ihre Oberflächen gegenüber Bauchemikalien und Reinigungsmitteln beständiger werden. Gelingt es, die Eigenschaften von Parkett in diesem Sinne zu verbessern, könne, so die Projektvision, ein ansprechender und nachhaltiger Bodenbelag ohne Gesundheitsrisiken entwickelt werden.
Ob geölt, gewachst oder lackiert - grundsätzlich sind zwei Varianten der Oberflächenbeschichtung von strukturiertem Parkett praktikabel. Eine, bei der das Beschichtungsmaterial in die Tiefen der Strukturen reicht und als geschlossener Film auch die Wände der "Täler" benetzt, eine andere, bei der ein Walzenauftrag nur die "Berge", also die Spitzen der Strukturen erreicht. Was ist besser? Im mikroskopischen Bild eines Querschnittes durch einen Beschichtungsfilm auf gebürstetem Eichenholz lässt sich erkennen, dass dort durch Täler und Berge hindurch ein gleichmäßiger Auftrag entstanden ist. "Damit ist es bei einer geringen Schichtdicke gelungen, Schwachstellen für die Beständigkeit der Oberfläche zu vermeiden", lautet das Ergebnis. Gleichzeitig bleibt ein mattes, natürliches Erscheinungsbild des Holzes erhalten. Neu ist das eigentlich nicht. Die Forscher bekennen: "Viele Hersteller schaffen es, dünne oder dickere, gleichmäßige Filme über ihr strukturiertes Parkett zu ziehen."
Strukturierte Holzböden neigen
besonders dazu, Schmutz aufzunemen
Nun soll solch beschichtetes Strukturparkett aber auch gereinigt und sogar renoviert werden können. Auf der Baustelle womöglich schon in einer frühen Phase, weil nachfolgende Gewerke über das frisch gelegte Parkett getrampelt sind. Bedauerlicherweise neigen strukturierte Holzböden besonders dazu, Schmutz aufzunehmen - Nadelhölzer an der Wachstumsringgrenze und Harthölzer, wie Eiche, in ihren großen Poren. Diesen Schmutz zu entfernen, ist schwierig. Feuchtes Wischen drückt ihn noch tiefer in das Holz. Was also tun?
Abrasive Reinigung trägt die
Oberflächenbeschichtung ab
In den Untersuchungen wurden drei Reinigungsarten erprobt: manuell per Hand, mit der Einscheibenmaschine sowie mittels rotierender Walzen. "Je nach Beschichtung und Reinigungsvariante wurden schwache bis sehr starke Änderungen des Glanzgrades beobachtet", notierten die Forscher. "Besonders deutlich wurde der Einfluss der Reinigungsart bei den geölten Oberflächen, die durch den Einsatz von abrasiven Mitteln Glanzgradänderungen von bis zu 71 % aufwiesen. Es wurde dabei flächenweise die Oberflächenbeschichtung abgetragen. Die Verschmutzungen befanden sich in diesen Fällen deutlich unterhalb der Beschichtung."
Strukturiertes Parkett ist
mehrfach renovierbar
Kann ein strukturiertes Parkett also nun im wahrsten Sinne des Wortes renoviert werden? Ja, sagen die Vertreter von Holzforschung Austria und IHD. Mit rotierenden Bürsten könne man strukturierte Parkettböden von hartnäckigen Verschmutzungen auch nach langer Einwirkung noch sehr gut befreien. Dabei würden von der Decklagendicke nur 0,1 bis max. 0,5 mm entfernt. Unter diesem Gesichtspunkt sei ein strukturierter Holzboden im Laufe seines Lebens durchaus mehrfach renovierbar. Für die Praxis soll dazu ein Merkblatt herausgegeben werden.
| Henrik Stoldt
aus
Parkett Magazin 02/20
(Wirtschaft)