Who is who in der Anwendungstechnik - Wolfram Schreiner, PCI Augsburg
Fußboden-Heiz- und Kühlsysteme – Achtung bei Planung und Ausführung
In den vergangenen Jahren häufen sich Anfragen zu nachträglich einzubauenden Fußbodentemperierungssystemen. Einerseits aus Designgründen, andererseits häufig im Zuge energetischer Sanierung in Verbindung mit Wärmepumpen. So ist inzwischen eine Vielzahl verschiedener Konzepte im Markt erhältlich. Grob lassen sich die Produkte in elektrische und Warmwasservarianten unterscheiden.
Alles unter Strom
Elektro-Fußbodenheizungen
Allen Varianten gemeinsam ist die Ausrüstung mit einem elektrischen Leiter. Entweder in Kabelform oder als Folie. Kabelversionen wiederum sind als separat und direkt auf dem Untergrund zu befestigenden Leitungen verfügbar. Daneben sind geordnete Verlege-Einheiten auf textilem Gittergewebe üblich. Heizfolien gibt es ebenso in bestimmten Einheiten und Abmessungen. Teilweise beflockt - was vorteilhaft für die Anbindung der Verlegewerkstoffe ist - aber auch als reine Kunststofffolie.
Ursprünglich waren Elektro-Heizungen primär unter keramischen Fliesen vorgesehen. Mit dem Hype der Vinyl-Designbeläge entstand fast automatisch die Nachfrage, elektrische Flächenheizungen auch darunter einzusetzen. Was aber unter starren, überbrückend wirkenden Keramikbelägen ohne Weiteres möglich ist, erfordert bei elastischen Bodenbelägen mit thermoplastischen Eigenschaften eine deutlich andere Vorgehensweise. Schon aufgrund von Höhenunterschieden zwischen einzelnen Folien muss im Gegensatz zum Fliesenbelag eine Ausgleichsspachtelung unter LVT-Belägen erfolgen, andernfalls sind die Hoch-Tief-Strukturen im Bodenbelag sichtbar.
Alles unter Wasser
Warmwasser-Fußbodenheizungen
Nachträglich installierbare Schlauchheizungen arbeiten im Prinzip wie ihre großen Brüder, die herkömmlichen Heizestriche. Durch ein meist meanderförmig angelegtes Schlauchsystem wird warmes Wasser geleitet und so der Fußboden flächig erwärmt. Der eklatante Unterschied: Während die Verschlauchung im normalen Heizestrich innerhalb oder unter der Estrichscheibe angeordnet ist und somit für die Belagsverlegung ein relativ ebener Untergrund zur Verfügung steht, muss über allen nachträglich installierten Rohrsystemen ein Höhenausgleich erfolgen. Wie bei den Elektroheizungen gibt es auch im Umfeld der Warmwasserheizungen eine große Zahl an unterschiedlichen Systemvarianten.
Im einfachsten Fall werden Heizschläuche mit Schellen auf dem jeweiligen Untergrund befestigt. In der etwas ausgereifteren Version sind Schläuche auf textilen Gittern befestigt und lassen sich als Verlege-Einheit installieren. Darüber hinaus bieten die Hersteller Fertigestrichelemente mit speziellen Ausfräsungen an, in denen sich Schlauchleitungen hineindrücken lassen. Neben der Fertigestrichversion sind auch mit stabilisierenden Schichten beschichtete Dämmplatten mit ähnlichen Aussparungen erhältlich, die teilweise mit Blechabdeckungen zur Wärmeverteilung ausgestattet sind.
Eine besondere Form der nachträglichen Bodenverschlauchung wird mit neueren Fräsverfahren realisiert. Mit Hilfe einer speziellen Bodenfräse werden - auch in Altuntergründen - meanderförmige Fugen von ca. 3 x 2 cm eingeschnitten, die zur Aufnahme des Heizschlauchs dienen. Aufgrund der dabei auftretenden hohen mechanischen Belastung ist die Eignung des jeweiligen Untergrunds sicherzustellen.
Herstellerempfehlungen beachten
Die meisten Heizungshersteller-Empfehlungen für den Einbau von Bodenbelägen beziehen sich auf keramische Fliesen. Parkett - sofern benannt - soll demnach in der Regel schwimmend verlegt werden. Für andere Bodenbeläge sind die Verlegwerkstoffhersteller zu befragen. Eine echte Hürde also für den Boden- und Parkettleger. Und Fragen über Fragen: Kann auf einer glatten Heizfolie gespachtelt werden? Was eignet sich zum Einbetten von Schläuchen? Wie lässt sich der Altuntergrund vorbereiten, wenn der Heizungsbauer bereits die Heizleitungen verlegt hat?
Vorweg: Von der Methode "einfach drauf los" ist abzuraten, weil sie erhebliche Risiken zur Bildung von Mängeln oder Schäden birgt. Die Kommunikation zwischen Gewerken ist in diesen Fällen von besonderer Bedeutung. Vor allem bei Altuntergründen ist die mechanische Untergrundvorbereitung entscheidend für die Haftung aller nachfolgenden Schichten. Dieser Arbeitsgang muss somit logischerweise vor allen anderen durchgeführt werden. Extrem ungünstig wird es, wenn der oben beschriebene Fräsvorgang vor der mechanischen Vorbereitung erfolgt und dabei der Schlauch auch noch aus den Vertiefungen herausragt.
Generelle Empfehlungen lassen sich aufgrund der Vielfalt an Systemvarianten nicht geben. Allenfalls sind allgemeine Hinweise zur Vorgehensweise möglich, die in jedem Fall eine fachgerechte Untergrundvorbereitung voraussetzen.
In der Regel ist im ersten Schritt eine herkömmliche Dispersionsgrundierung aufzutragen. Bei Heizsystemen auf Gittergewebe ist der Einsatz einer zweikomponentigen Füllgrundierung vorteilhafter. Für die Glättung der Flächen bzw. zur Auffüllung sind ausschließlich entsprechend ausgelobte, hoch kunststoffvergütete und schwindarme Spachtelmassen zu verwenden. Deren Dicke sollte stets 5 mm über den höchsten Punkt ausgelegt sein, um die geeignete Belastbarkeit sicherzustellen und die Heizleiter hinreichend zu schützen. Wie auch bei Estrichen ist immer die vollständige Trocknung der Ausgleichsschicht abzuwarten. Die Klebung des Bodenbelags kann danach wie gewohnt mit dem Klebstoff nach Herstellervorgabe erfolgen. Kein Problem also, wenn man nur weiß, wie es funktioniert.
AnwendungstechnikerWolfram Schreiner
Thomsit Anwendungstechniker
Dipl.-Ing (FH)
Wolfram Schreiner
PCI Augsburg GmbH
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86159 Augsburg
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Mobil: 01 73 / 30 97 662
E-Mail: wolfram.
schreiner@basf.com
Vita:
-Berufsausbildung zum Schreiner/Tischler
-Studium der Holztechnik an der Fachhochschule Rosenheim
-Anwendungstechniker bei einem Fertigparkett- und Laminathersteller
-Seit 19 Jahren Anwendungstechniker bei Thomsit
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FussbodenTechnik 02/20
(Wirtschaft)